Die Rückkehr des Elia - Kapitel 12 - Der gemeinsame Nenner

veröffentlicht Jan 20, 2019 von Adrian Ebens in Die Rückkehr des Elia

Das deutsche Übersetzerteam ist dabei, das Buch "The Return of Elijah" - Die Rückkehr des Elia von Bruder Adrian Ebens zu übersetzen. Dies wird ein längerer Prozess sein, deshalb werden wir die einzelnen Kapitel als Artikel veröffentlichen, bis das ganze Buch fertig ist. Seid gesegnet beim Lesen!

Der Hauptteil dieses Buches wurde von Bruder Adrian Ebens in nur zwei Wochen im Juli 2007 geschrieben. Wir veröffentlichen hier die revidierte Version von 2019.

 

 

Kapitel 12. Der gemeinsame Nenner

Betrachten wir die zugrundeliegende Hypothese der ersten Grundannahme genauer:

Zugrundeliegende oder verborgene Hypothese: Jede Anstrengung ist Gesetzlichkeit.

Warum ist diese Hypothese verborgen? Etwas ist dem Blick verborgen, wenn man annimmt, dass es völlig offensichtlich ist. Wir brauchen es gar nicht zu erwähnen, weil es so selbstverständlich ist. Dieses Prinzip trifft auf Texte zu, die sich auf den Sabbat im Neuen Testament beziehen. Warum sollte man Menschen weiterhin dazu aufrufen, den Sabbat zu halten, wenn die Notwendigkeit, den Sabbat zu halten, doch von jedem klar verstanden wurde? Diese Tatsache lässt sich leicht durch die Begebenheit belegen, dass als Paulus zu lehren begann, dass Beschneidung nichts bedeutet (1. Korinther 7,19), es die Juden in Aufruhr versetzte. Wir können viele Bibelstellen finden, in denen Paulus die Beschneidung für unnötig erklärt, beispielsweise in Römer 2,28-31. Wenn Paulus nun gesagt hätte, dass der Sabbat fortan nicht mehr von Bedeutung wäre, wäre das Neue Testament mit hunderten von Texten zu diesem Thema übersät; wir finden jedoch keinen einzigen, der diese Ansicht unterstützt. Der Sabbat ist eine legitime, verborgene Grundannahme des Neuen Testaments, weil es völlig selbstverständlich war, dass er immer gehalten werden sollte.

Was veranlasst also die Menschen (hauptsächlich Protestanten) zu glauben, dass jegliche Anstrengung Gesetzlichkeit ist? All das geht zurück auf die universelle Lüge der Schlange in 1.Mose 3,4: „Keineswegs werdet ihr sterben!” Die Behauptung, der Mensch würde nicht sterben, legte den Grundstein für die Idee der Unsterblichkeit des Menschen und dass der Mensch Leben in sich selbst hat. Dieses Konzept wurde von Nimrod, dem Begründer Babylons, entwickelt und erweitert. Ein Zitat von Josephus:

Nun war es Nimrod, der sie zu einer solchen Beleidigung und Verachtung gegenüber Gott führte. Er war der Enkel von Ham, dem Sohn Noahs, ein verwegener und schlagkräftiger Mann. Er beredete sie, sie (die Stärke) nicht Gott zuzuschreiben, dass sie durch ihn glücklich seien, sondern zu glauben, dass die eigene Tüchtigkeit ihnen diese gewähre. Nach und nach verwandelte er die Regierung in eine Tyrannei, da er keinen anderen Weg sah, Menschen von der Furcht Gottes abzuwenden, und sie in eine ständige Abhängigkeit von seiner eigenen Macht zu bringen… (Josephus Antiquitates, Buch 1, Kap.4, Abs.2)

Das ist der Wein Babylons: Die Vorstellung, dass der Mensch eine Lebens- oder Kraftquelle in sich selbst hat - entweder getrennt von Gott oder von Gott gegeben, damit der Mensch leben, weben und sein kann, ohne die Notwendigkeit, in einer engen Beziehung mit Gott zu stehen.

Babel war ein goldener Becher in der Hand des HERRN, der die ganze Welt trunken machte; die Völker haben von seinem Wein getrunken, darum sind die Völker rasend geworden. Jeremia 51,7

Wir sehen, wie sich das Prinzip der „Kraft/Leistung aus mir selbst” in den Worten Nebukadnezars manifestiert:

Da begann der König und sprach: Ist das nicht das große Babel, das ich mir erbaut habe zur königlichen Residenz mit meiner gewaltigen Macht und zu Ehren meiner Majestät? Daniel 4,27

Der Wein von Babylon besteht in einer Trunkenheit durch das Schwelgen in den Werken deiner eigenen Hände, basierend auf dem Glauben, dass die Lebenskraft in dir selbst entspringt, oder zumindest, dass Gott sie dir gegeben hat und du diese Gabe dir selbst und für deine eigenen Absichten zuschreibst, so wie es auch Israel in Hesekiel 16,8-17 Gott antat.

Wir sehen, dass sowohl das geistliche Babylon als auch das geistliche Israel in den letzten Tagen das gleiche Problem haben werden. Babylon ist mächtig durch seinen Reichtum und Wohlstand (Offenbarung 18,7 + 12-13), und Laodizea vertraut auf ihren Reichtum und ihre Güter und schreibt diese sich selbst zu (Offenbarung 3,14-17). Das wirklich Traurige für das geistliche Israel ist, dass, obwohl sie eine Jungfrau ist und die Wahrheit der Sterblichkeit der Seele kennt, sie dennoch von dem Wein beeinflusst ist, sich ihrer eigenen Werke zu rühmen – das ist in der Tat ein Mysterium. Jemand muss ihr etwas ins Getränk gemischt haben! Und tatsächlich ist ihr Getränk mit einem Mysterium versetzt, wie wir später sehen werden. Ein hoher Preis für den Besuch in einer babylonischen Kneipe, in der sie sich sicher fühlte und nur ihren Traubensaft trinken wollte und niemals ahnte, dass ihr etwas hineingemischt wurde, sobald sie sich umgedreht hatte.

Wie nun bringt dieser logische Prozess Protestanten dazu, dass sie alle Werke für Gesetzlichkeit halten? Um diese Frage zu beantworten, betrachten wir zunächst die katholische Sicht auf die Werke. Lasst uns daran denken, dass diejenigen, die einen Glauben an Gott ausdrücken, ihre eingebaute Kraft naturgemäß dazu verwenden, Gottes Gunst zu gewinnen, anstatt ein atheistisches Leben zu wählen, in dem sie sich nur selbst erfreuen. Während sowohl Katholiken als auch Protestanten an die Unsterblichkeit der Seele glauben, unterscheiden sie sich jedoch in ihrer Ansicht über die Werke. Das folgende Diagramm gibt einen einfachen Überblick über ein katholisches Modell der Werke:

In diesem System gibt Gott den Menschen das Gesetz, das befolgt werden soll. Da der Mensch Unsterblichkeit in sich selbst hat, versucht er dieses Gesetz zu halten und zu befolgen. Die guten Werke fließen vom Menschen zu Gott und werden durch Christus und die Heiligen angenommen, die sie für Gott noch annehmbarer machen. Diese Annahme bei Gott bewirkt, dass Er uns noch mehr Kraft gibt, um noch mehr Werke zu verrichten, bis wir auch zu Heiligen werden oder zumindestens der Hölle entkommen. Da der Mensch eine Lebens- oder Kraftquelle in sich selbst hat, zirkuliert alle von Gott gegebene Kraft durch die Kraftquelle des Menschen und wird als seine eigene Kraft und Leistung angesehen. Das ist in einem katholischen Modell der Gnade vollkommen akzeptabel. Aus biblischer Sicht ist es tatsächlich Gesetzlichkeit (Gerechtigkeit durch Werke). Die Protestanten hingegen haben ihr Fundament allein auf dem Glauben gelegt, ganz ohne Werke. Beachte folgendes Diagramm:

Jeder Versuch des Menschen, auf das Gesetz zu reagieren, wird als ein Versuch angesehen, Verdienste zu erlangen. Da Nimrods System die Zurschaustellung von Macht und Leistung fördert, um Wert oder Verdienst zu erlangen, wird im protestantischen System jeglicher Versuch, das Gesetz zu befolgen, als ein Haschen nach Verdienst angesehen. Es gibt zwei Möglichkeiten, damit umzugehen:

  1. Ändere deine Auffassung über den Menschen.

  2. Ändere deine Auffassung über Gottes Forderungen.

Das sind die einzigen beiden Optionen. Da Protestanten ihren Glauben an die Unsterblichkeit der Seele nicht ändern wollten, veränderten sie die Forderungen Gottes. Für viele gilt das Gesetz als aufgehoben, so dass es keine Gesetzlichkeit geben kann. Andere sagen: „Christus hält das Gesetz für mich, das ist genug.” „Er bedeckt mich und wird es immer tun.” „Ich weiß, dass ich immer sündigen werde, aber weil Jesus mich liebt, spielt das keine Rolle.” „Er weiß, dass ich das Gesetz nicht halten kann, darum bittet Er mich einfach, jeden so zu lieben, wie Er uns geliebt hat.“

Anstatt den verwegenen Schritt zu tun, Gottes Forderungen zu verändern, können wir unsere Sicht auf den Menschen verändern und die Lüge der Schlange zurückweisen, dass der Mensch unsterblich sei. Das beseitigt die Idee von der innewohnenden Lebensquelle. Beachte Folgendes:

In diesem System sind Werke nicht die Werke des Menschen (Gesetzlichkeit), sondern Gottes Werke im Menschen offenbart. Gottes Kraft verbindet sich mit dem Willen des Menschen durch eine Beziehung, die sich wiederum in guten Werken manifestiert. In diesem Modell versteht der Mensch, dass er keine Kraft für irgendetwas hat, und daher wird jede Darstellung guter Werke automatisch als Gottes Werk verstanden und nicht als eigene gesetzliche Leistung.

Die verborgene Hypothese in der ersten Grundannahme, „Der Versuch, das Gesetz zu halten ist Gesetzlichkeit”, basiert auf der Lüge der Schlange: „Keineswegs werdet ihr sterben!”. Mit anderen Worten: Die Lehre der Gerechtigkeit aus Glauben wird durch den Glauben verzerrt, dass die Seele unsterblich sei und dass man mit guten Werken Verdienst gewinnen kann.

Das Problem bei der zweiten Grundannahme, „Das Gesetz zu halten ist Gehorsam gegenüber Gott”, besteht darin, dass wenn jemand beginnt, die Forderungen des Gesetzes als berechtigt zu erkennen, er natürlicherweise dazu neigt zu versuchen, es zu halten. Selbst wenn wir vom Kopf her verstehen, dass uns Werke keinen Vorteil bei Gott verschaffen (verborgene Hypothese in der zweiten Grundannahme), werden viele von uns, wenn uns Gottes Forderungen vorgelegt werden, natürlicherweise versuchen, diese Forderungen aus dem heraus zu befolgen, was wir fälschlicherweise als unsere eigene Stärke verstehen wegen des universellen Prinzips der innewohnenden Lebensquelle.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Gefahr beider Grundannahmen in dem Konzept besteht, dass das Leben dem Menschen innewohnt und der Seele Verdienste bringt, was auf der Lüge der Schlange basiert: „Keineswegs werdet ihr sterben!”