Gott ist Liebe - Das Ende der Gnadenzeit - von G.E. Fifield

veröffentlicht Apr 27, 2018 von andere in Agape

Dies ist das 20. Kapitel aus dem Buch: Gott ist Liebe von G.E. Fifield, einer unserer Adventpioniere. Das Buch erschien im Jahr 1897. Wie wunderbar, wie tief das Verständnis über Gottes Liebe und seinen Charakter damals schon war. Hier ist das englische Original.

 

Gott ist Liebe – George E. Fifield

Kapitel 20. Das Ende der Gnadenzeit

 

Denn der HERR ist gut; seine Gnade währt ewiglich und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht. Psalm 100,5

Man hört oft die Aussage „solange Gnade währt“ oder „bis die Gnade endet“. Diese Ausdrücke sind nicht nur an sich unbiblisch, sondern auch die Vorstellung, die sie vermitteln, ist der ganzen Bibel fremd und vollkommen gegensätzlich zu Gottes Charakter. Der Gedanke, der ihnen oft zugrunde liegt, lautet ungefähr: Gott ist jetzt gnädig, aber es wird eine Zeit kommen, wo er aufhört, gnädig zu sein. Gott akzeptiert jetzt Buße, aber es wird eine Zeit kommen, wenn der Mensch noch so ernsthaft bereuen kann, doch dann wird es zu spät sein, Gott wird seine Reue nicht mehr annehmen. Gott liebt den Sünder jetzt, aber es kommt eine Zeit, wenn diese Liebe in verzehrende Wut und ungezügelten Zorn umschlagen wird.

Dies sind jedoch völlig falsche Vorstellungen. Aber, sagt jemand, glaubst du nicht, dass die Bibel eindeutig lehrt, dass es so etwas wie ein Ende der Gnadenzeit geben wird? Wir antworten: aber gewiss doch. Und wird der sündige Mensch dann eine andere Beziehung zu Gott haben als jetzt? Wenn er nicht vor dieser Zeit gerettet wird, wird seine Erlösung dann nicht unmöglich sein? Wiederum antworten wir mit Ja auf beide Fragen. Wo liegt dann der Fehler in diesen Aussagen? Er liegt in der Vorstellung, dass Gott sich ändert und dass es irgendeine Veränderung in seinen Gefühlen gegenüber dem sündigen Menschen ist, die das Ende der Gnadenzeit herbeiführt.

Es wird eine Veränderung geben, die diese schreckliche Stunde herbeiführen wird, wenn das Schicksal aller Menschen unveränderlich feststeht, wenn der, der unrein ist, auch unrein bleiben wird; aber diese Veränderung ist allein im Menschen, nicht in Gott.

Das Wort „Gott“ bedeutet „gut“. Der Psalmist sagt: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.“ Das heißt, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du das höchste, alles überstimmende, alles umarmende und unveränderliche Gute. Der Herr sagt: „Ich ändere mich nicht. Bei mir gibt es „keine Veränderung, noch Schatten infolge von Wechsel.“ „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“ Er ist selbst der „ewige Vater“ aller geschaffenen Wesen; er wohnt in der Ewigkeit. Auch wenn er die Zukunft kennt, mit dem schrecklichen Höhepunkt von Schuld und Rebellion, und auch die ganze Vergangenheit, mit der Geschichte wiederholter und ständiger Abkehr von ihm, ist er nicht beunruhigt oder ärgerlich überrascht von irgendeiner plötzlichen Entwicklung der Sünde. So wundervoll es auch scheinen mag, mit der gesamten dunklen Wahrheit der Sünde in Vergangenheit und Zukunft vor ihm ausgebreitet, liebt er uns immer noch mit „immerwährender Liebe“, und mit liebevoller Güte hat er immer versucht, uns zu sich zu ziehen. David sagt: Denn der HERR ist gut; seine Gnade währt ewiglich und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht.

All das reicht aus, um zu zeigen, dass jegliche Veränderung, die das Ende der Gnadenzeit herbeiführt, nicht eine Veränderung in Gott, sondern im Menschen ist. „Ich habe dich nicht verlassen, sagt der Herr, aber du hast mich verlassen.“

Gott ist Liebe, er ist ewige Liebe. Er hat nie und wird nie jemanden verlassen; aber die Menschen verlassen ihn, die Quelle des lebendigen Wassers, und sie hauen sich dann Zisternen, kaputte Zisternen, die kein Wasser halten können. Die Welt wird Gott schließlich vollkommen verlassen und sich selbst der letzten großen Täuschung vollständig hingeben. Das ist das Ende der Gnadenzeit. Das Studium über das Ende der Gnadenzeit ist das Studium über die unvergebbare Sünde.

Jesus Christus ist unendliche Liebe und mit der Kraft von Gottes Geist heilte er Krankheiten, vergab Sünden und trieb Dämonen aus. Da waren diejenigen, die zusahen und zugaben, dass nie ein Mensch solche Worte gesprochen hatte wie er, oder solche Werke getan hatte wie er; und doch waren sie von der Sünde so verblendet und verhärtet, dass sie nicht zwischen dem höchsten Geist des Guten und dem höchsten Geist des Bösen unterscheiden konnten. Sie sagten: „Durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen, treibt er die Dämonen aus!“ Jesus sagt, diese Sünde könne ihnen nicht vergeben werden, weder in dieser noch in der nächsten Welt. Warum war das so? Lag es daran, dass die Sünde so groß war und den Herrn so wütend machte, dass er nie darüber hinwegkommen könnte? Das würde Gott uns ähnlich machen, nur noch mehr, noch wütender, noch ausdauernder in seinem Zorn. Er erwartet von uns, dass wir dem Reumütigen immer wieder vergeben, wird er dann nicht dasselbe tun? Er verurteilt uns dafür, Wut in uns zu tragen, und selbst trägt er Hass in sich? Dann würde er von uns verlangen, heiliger zu sein als er. Whittier sagt:

„Wehe, wenn ich das Falsche, das meine Seele hier unten plagt, oben auf den Thron setze.“

Es muss einen anderen Grund geben, warum diese Sünde unvergebbar ist. Gott schuf den Menschen mit der Freiheit, zwischen richtig und falsch zu wählen. Wenn er das Richtige gewählt hätte und auf dem Weg geblieben wäre, dann wäre die Macht des Guten durch das Gesetz der Vererbung und das Gesetz der Umwelteinflüsse in seinem Leben bald so stark geworden und die Macht des Bösen so schwach, dass die Gefahr der Sünde für immer hinter ihm läge. Aber die Menschen wählten das Böse und setzten es fort. Somit wendeten sie diese wohlwollenden Gesetze gegen sich selbst. Durch das Wirken derselben Gesetze wurde die Macht des Guten über uns so schwach und die Macht der Sünde so gestärkt, dass die Menschen als Sklaven der Sünde geboren werden.

Gott gibt uns seinen Geist, um diese Freiheit wiederherzustellen, die durch die Sünde verlorengegangen ist. Weil der Geist des Herrn mit Jesus war, konnte er kommen und den Gefangenen die Freiheit verkünden. Jesus sagt: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass ihn der Vater zieht, der mich gesandt hat.“ Und wieder: „Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater gegeben!“ Es bedeutet nicht, dass Gott einige zieht und andere nicht und so die Erlösung nur einigen wenigen Auserwählten möglich macht, denn derselbe Jesus sagt: „Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ – nicht zwingen zu kommen, sondern sie ziehen, um ihnen das Kommen zu ermöglichen – um die Freiheit wiederherzustellen, die durch die Sünde verloren ging.

Der Geist Gottes hätte sich nie mit den Menschen gerungen, wenn es den Erlösungsplan nicht gegeben hätte, wo Christus im Mittelpunkt steht. Aber durch ihn wurden jetzt alle Menschen befreit. Er ist das Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der auf die Welt kommt. Dieser Geist erreicht uns, wo wir sind und berücksichtigt dabei alle Umstände der Geburt, der Vererbung und der Umwelt. Dadurch wird das geistige Gleichgewicht wiederhergestellt, sodass „wer da will, der komme.“ Das gibt dem Menschen eine zweite Chance; aber wenn der Mensch sich gegen den Geist wehrt und wieder das Böse wählt, macht er sich wieder zum Sklaven. Sünde, in der man verharrt, verhärtet das Herz gegen die Einflüsse von Gottes Geist und stärkt die Macht des Bösen über uns, bis ein Punkt erreicht ist, wo es absolut sicher ist, dass wir niemals umkehren und bereuen werden. Wann immer ein Mensch durch die Sünde so hart und blind geworden ist, dass er nicht mehr in der Lage ist, zwischen dem Wirken Gottes und dem Wirken Satans zu unterscheiden, ist der Punkt bei ihm erreicht und die Gnadenzeit zu Ende. Deshalb ist die Sünde gegen den Heiligen Geist unvergebbar.

Gott kann keine Sünde vergeben, bis man sie bekannt hat. Es ist die Güte Gottes, manifestiert durch seinen Geist, die uns zur Buße führt. Aber wie kann der Geist einen Menschen zur Buße vor Gott führen, wenn er das Wirken des Geistes an seinem Herzen dem Teufel und nicht Gott zuschreibt? Es geht einfach nicht. Die Gnadenzeit des Menschen ist damit zu Ende. Gott ist immer noch derselbe. Seine Gnade, seine Liebe und sein zärtliches Mitgefühl haben sich nicht geändert, aber der Mensch, indem er in Sünde verharrte, hat sich selbst von Gott abgeschnitten und sich außerhalb des Erlösungsplans gestellt. Die Sünde ist unvergebbar, weil sie unbereubar ist.

Das ist die furchtbare Gefahr der Sünde. Jeder Lichtstrahl, dem man widerstanden hat, jede absichtlich begangene Sünde bringt den Menschen näher an den Punkt, wo die Strömung so stark ist und die Kraft so gering, dass es keine Umkehr mehr gibt. Wir können es nicht sagen, aber Gott weiß, wann jemand diesen Punkt erreicht hat; und wenn es soweit ist, ist seine Gnadenzeit zu Ende.

Was ist nun das Ende der Gnadenzeit für die Welt? Eins ist sicher, es ist nicht das Ende von Gottes Liebe zur Welt. Gott hat eine großartige Wahrheit für die Erdenbewohner. Das ewige Evangelium in seiner Fülle soll allen Nationen, Stämmen, Völkern und Sprachen verkündet werden. Diese Botschaft ist eine kennzeichnende. Sie kennzeichnet diejenigen, die nicht gehorchen und versiegelt sie für das „Tier“. (Lies Kapitel 13 und 14 der Offenbarung).

Was bedeutet das? Ganz einfach: Einige nehmen das Licht an, Lichtstrahl für Lichtstrahl, so wie Gott es gibt. Sie werden Schritt für Schritt geführt, bis sie durch die Wahrheit geheiligt sind. Jeder Schritt macht ihr Herz weicher und empfänglicher und bringt sie immer vollständiger unter die Kontrolle der Kraft Gottes, bis schließlich kein Falsch mehr in ihrem Mund zu finden ist und sie dem Lamm folgen, wohin es auch geht. Gottes Gesetz wird durch seinen Geist in ihre Herzen geprägt und sie werden vor der Erde und dem Himmel als die Seinen gekennzeichnet. Andere lehnen das Licht ab, wenn es kommt, bis ihnen das Licht zur Finsternis wird. Ihre Herzen werden härter und härter und ihr geistliches Augenlicht getrübt. Gott wirkt mit mächtiger Kraft, die Botschaft erschallt mit „lautem Ruf“. Satan wirkt auch mit „aller Verführung der Ungerechtigkeit bei denen, die verlorengehen“.

Im Leben eines jeden Menschen kommt die Zeit, wo er seine letzte Entscheidung zwischen Richtig und Falsch treffen muss. Entscheidet er sich für das Falsche, nimmt er das Wirken Satans als die große Macht Gottes an und lehnt das Wirken von Gottes Geist als Satans Werk ab. Wenn er das schließlich tut, hat er die unbereubare, und damit unvergebbare, Sünde begangen. Er tut es nicht auf einmal, sondern Schritt für Schritt. Indem er sich gegen das Licht wehrt, verhärtet sich sein Herz und er wird zu dieser letzten Entscheidung geführt. Und wenn dieser Punkt erreicht, und dieser Standpunkt eingenommen ist, ist die Gnadenzeit des Menschen beendet. Er ist gekennzeichnet oder versiegelt für das „Tier“- Satan.

Die Botschaft geht mit zunehmender Kraft voran. Die Menschen wehren sich weiterhin dagegen. Ein weiterer Mensch trifft seine endgültige Entscheidung, dann ein anderer, immer mehr. Dann kommt die Zeit, wenn jeder, der die Wahrheit nicht angenommen hat und nicht für Gott versiegelt wurde, sie schließlich abgelehnt und ihre ganze Kraft Satan zugeschrieben hat. Sie haben alle die Sünde begangen, die nicht vergeben werden kann, weil sie den Menschen unerreichbar macht für den Geist, der zur Buße führt. Wenn dieser Punkt erreicht ist, gibt es keinen Grund mehr, das Werk fortzusetzen. Die schreckliche Stimme Gottes ertönt, die diese ernste Tatsache verkündet, dass alle Menschen ihre endgültige Entscheidung getroffen haben und dass wer unrein ist, unrein bleibt.

Gott sagt nicht: „Ich habe mich verändert.“, sondern er sagt zum sündigen Menschen: „Du hast dich verändert.“ Gott sagt nicht, dass Er keine Buße mehr annehmen und Sünde nicht mehr vergeben werde, sondern er sagt: „Der Mensch wird nicht mehr bereuen und somit gestattet er mir nicht, seine Sünden zu vergeben.“

Wenn der Dienst im himmlischen Heiligtum vorbei ist und das Tor des Tempels geschlossen wird, ist es nicht Gott, der es satthat, Vergebung und Gnade auszuteilen, sondern es sind keine Bewerber für Vergebung und Gnade mehr da. Gott ist derselbe; seine Gnade währt ewiglich; seine Liebe ist grenzenlos und ewig. Als Jesus zu den Juden sagte: „Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel sammelt, aber ihr habt nicht gewollt!“ „Wenn doch auch du erkannt hättest, wenigstens noch an diesem deinem Tag, was zu deinem Frieden dient! Nun aber ist es vor deinen Augen verborgen.“ Das war das Ende der Gnadenzeit für das jüdische Volk als Nation. Die nationalen Verheißungen, die Gott ihnen unter der Bedingung des Gehorsams gegeben hatte, entglitten nun für immer ihrem Zugriff. So wie die Zerstörung Jerusalems die letztendliche Zerstörung abbildet, so ist sie auch ein Bild für das Ende der Gnadenzeit.

Aber diese Worte kamen nicht von einem ärgerlichen, rachsüchtigen Gott; sie kamen aus dem großen Herzen von zärtlicher, erbarmender, sehnsüchtiger und doch im Stich gelassener Liebe. Jesus weinte. Das ist Gott, denn Gott ist Liebe. „So wahr ich lebe, spricht GOTT, der Herr: Ich habe kein Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern daran, dass der Gottlose umkehre von seinem Weg und lebe! Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen! Warum wollt ihr sterben, o Haus Israel?“ Es wird nie geschehen, dass jemand aufrichtig bereut und Gott ihn nicht annimmt. Wenn er sich weigern würde, den reumütigen Sünder anzunehmen, würde er sich selbst anfechten.

Einige mögen an die Textstelle in Amos denken, wo es von dem Hunger nach Gottes Wort spricht und es heißt, dass sie von Meer zu Meer wandern werden auf der Suche nach Gottes Wort und es nicht finden werden. Es stimmt, dass es sich auf diese Zeit bezieht, aber wer ist es, der so das Wort Gottes sucht und es nicht findet? Der nächste Vers sagt es uns: „sie, die jetzt bei der Schuld Samarias schwören und sagen: »So wahr dein Gott lebt, Dan!«.“ Die Sünde Samarias war, dass sie die Anbetung Gottes mit Sonnenanbetung vermischten. Der Gott Dans war der ägyptische Sonnengott. Dies bezieht sich auf die Zeit, wenn ihre falsche Theokratie darin versagt hat, ihre Bedürfnisse zu stillen und ihnen den Frieden zu geben, den sie suchten. Wie der Prophet sagt, anstatt ihre fanatischen Ideale zu erkennen, „werden sie bedrückt und hungrig [im Land] umherschleichen“ und werden ihren König und ihren Gott (Satan, der sie führt) verfluchen und sich nach oben wenden. Warum finden sie keine Vergebung und sehen das Licht nicht? – weil sie immer noch an ihrer Sonnenanbetung festhalten und schwören, dass sie von Gott ist. Wie Moore sagt:

„Glaube, fanatischer Glaube, einmal mit einer liebgewonnenen Unwahrheit vermählt, umarmt sie bis zuletzt.“

Gott kann sie nicht annehmen, weil sie ihn und seine Wahrheit nicht akzeptieren. Sie spüren ihr Bedürfnis nach etwas, aber blind und verhärtet von Sünde schreiben sie das Werk des Herrn Satan zu und suchen nach etwas anderem und wollen, dass der Herr sich auf ihre Bedingungen einlässt.

Wenn uns diese Gedanken auch einen Gott offenbaren, dessen Liebe grenzenlos und in der ganzen Ewigkeit unveränderlich ist, offenbaren sie auch die furchtbare verhärtende und blind machende Natur der Sünde, wo jeder Schritt in ihr uns näher zu dem Punkt bringt, wo es keine Umkehr mehr gibt – wo Umkehr unmöglich ist. Indem sie die furchtbare Natur der Sünde offenbaren, offenbaren sie tatsächlich die Liebe des Vaters, der über die Sünde sagte: „Du sollst nicht, mein Kind, du sollst nicht.“