Göttlichkeit in Menschlichkeit

veröffentlicht Aug 03, 2017 von Ellen White in Das ewige Evangelium

Artikel von Ellen G. White in Sign of the Times, March 5, 1896

Denn also spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt und dessen Name heilig ist: In der Höhe und im Heiligtum wohne ich und bei dem, welcher eines zerschlagenen und gedemütigten Geistes ist, auf daß ich belebe den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen erquicke. Jesaja 57,15

Christus wohnt in dem, der Ihn im Glauben empfängt. Versuchungen werden über unsere Seele hereinbrechen, doch die Gegenwart des Herrn wird mit uns sein. Der brennende Busch, in dem die Gegenwart des Herrn war, wurde nicht verzehrt. Das Feuer verschlang nicht eine einzige Faser der Zweige. So wird es auch mit dem schwachen, menschlichen Werkzeug sein, das sein Vertrauen auf Christus setzt. Der Schmelzofen der Versuchung mag brennen und Verfolgung und Prüfungen an uns herantreten, aber nur die Schlacke wird verzehrt werden. Durch den Reinigungsprozess wird das Gold nur noch heller glänzen. Der in den Herzen der Getreuen wohnt ist größer als der, der die Herzen der Ungläubigen beherrscht. Klage nicht über die Prüfungen, die dir begegnen, sondern lass deine Augen auf Christus gerichtet sein, der Seine Göttlichkeit mit Menschlichkeit bekleidete, damit wir verstehen können, wie groß Sein Interesse an uns ist, denn Er identifiziert sich mit der leidenden Menschheit. Er schmeckte den Kelch des menschlichen Leidens, Er war bedrängt in all ihrer Bedrängnis, Er wurde durch Leiden vollkommen gemacht, versucht in allen Dingen wie die Menschheit versucht wird, damit Er denen helfen kann, die in Versuchung sind. Er sagt:

"dass ein Mann kostbarer sein soll als feinstes Gold und ein Mensch wertvoller als Goldstücke aus Ophir.“ Jesaja 13,12 (Luther 1984)

Er wird den Menschen dadurch kostbar und wertvoll machen, indem Er in ihm bleibt und ihm den Heiligen Geist gibt. Er sagt:

Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten! Lukas 11,13

Der Herr hat uns gelehrt, Gott unseren Vater zu nennen und Ihn als die Quelle elterlicher Zuneigung zu betrachten, als den Brunnen der Liebe, die seit Jahrhunderten durch den Kanal der menschlichen Herzen fließt. Jegliches Mitleid, Erbarmen und alle Liebe, die auf dieser Welt offenbart werden, gehen vom Throne Gottes aus und sind, verglichen mit der Liebe, die in Seinem Herzen wohnt, wie ein Bächlein im Vergleich zu einem Ozean. Seine Liebe strömt fortwährend aus, um die Schwachen stark zu machen, die Mutlosen standhaft, und den Unsicheren moralische Stärke zu geben. Gott wirkt durch Christus, und der Mensch kann zum Vater kommen im Namen des Sohnes. Unser Studium und unser Lied soll sein: „Höre was der Herr für meine Seele getan hat.

Wer kann die Gabe der unendlichen Liebe begreifen?

Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen. Galater 4,4

Für Jahrhunderte vor der Manifestation von Christus auf dieser Welt übte Gott Langmut gegenüber einer rebellischen Welt. Er sah Sein heiliges Gesetz in den Staub getreten und ließ Seine Gerichte auf die Welt kommen in der Sintflut, aber der Mensch lernte nicht aus dieser Erfahrung und wandte sich erneut seinen rebellischen Wegen zu.

Wieder vermehrten sich die Menschen auf der Erde, und wieder nahmen sie eine Haltung des Widerstands und der Rebellion gegen Gott an. Dem Gesetz Gottes treu zu sein wurde nicht nur verdammt, sondern sogar als Verbrechen bestraft. Der Mensch erklärte das Gesetz für ungültig und bürgerte dadurch das Prinzip der Sünde ein. Alle, die Gottes Gesetz nicht missachteten, wurden Opfer stärkster Feindseligkeit, denn jegliche Art von Sünde war gesetzlich erlaubt. Satan brüstete sich vor den himmlischen Engeln, dass er die Herrschaft über Gottes Schöpfung habe. Die Einheit der Gesellschaft basierte auf ihrer Feindschaft gegen Gott. Eine verdorbene Harmonie herrschte zwischen den Menschen in ihrer Abneigung gegen Gott, die sie wie eine riesige Armee zusammenhielt. Das Universum des Himmels und die Engel Gottes rechneten mit einer Bekundung von Gerechtigkeit, aber als die ungefallenen Welten erwarteten, dass Vergeltung vollzogen würde, siegte die Barmherzigkeit, und Gott beriet sich mit dem Prinz des Himmels. Er sollte das Projekt der Errettung entfalten und den Erlösungsplan offenbaren. Er, welcher Gott gleich war, groß von Rat und mächtig von Tat (Jeremia 32,19), war bereit für den Notfall, der der göttlichen Regierung oblag. Gott sandte Seinen Sohn in die Welt, nicht um der rebellischen Rasse das Verdammungsurteil zu bringen, sondern um Seine Liebe zu verkündigen und denen die Hoffnung auf ewiges Leben in Aussicht zu stellen, die an Seinen Sohn glauben würden.

Hier triumphierten Liebe und unvergleichliche Gnade über Gerechtigkeit. Die Vergeltung fiel auf keine geringere Person als den Sohn des unendlichen Gottes und das Universum jubelte über die Herrlichkeit von Gottes Güte und Selbstverleugnung in der Gabe des Himmelsfürsten für diese Welt. Eine solche Liebe war jenseits der Vorstellungskraft der himmlischen Engel. Christus kam in die Welt, um Seine verlorene Perle zu suchen, und Er musste durch die Pforten des Todes gehen, damit Er Sein verlorenes Juwel zurückgewinnen möge. Denn ...

wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. Johannes 3,14.15

Jeder, der im Glauben auf Ihn schaut, wird von seinen geistlichen Krankheiten geheilt. Er ist die Salbe in Gilead, Er ist der große Arzt. Christus war derjenige, der einwilligte, die Voraussetzungen für die Erlösung des Menschen zu erfüllen. Kein Engel, kein Mensch, war ausreichend für dieses große Werk, das getan werden musste. Der Menschensohn alleine musste erhöht werden, denn nur eine ewige Natur konnte den Prozess der Erlösung ausführen.Christus willigte ein, sich mit den Untreuen und Sündigen zu verbinden, der Natur des Menschen teilhaftig zu werden, Sein eigenes Blut zu geben und Seine Seele zu einem Opfer für die Sünden zu machen. Im himmlischen Rat wurde die Schuld des Menschen gemessen, der Zorn für die Sünde veranschlagt, und doch verkündigte Christus Seine Entscheidung, dass Er die Verantwortung übernehmen und die Bedingungen erfüllen würde, wodurch dem gefallenem Geschlecht Hoffnung gegeben werden sollte. Er verstand die Möglichkeiten der menschlichen Seele und vereinigte die Menschheit mit sich selbst, so wie der Wein sich mit den eingepfropften Zweigen verbindet, bis, Vene für Vene und Faser für Faser, die Zweige mit dem lebendigen Weinstock vereinigt sind.

Der Kaufmann verkaufte alles, um die Perle der verlorenen Menschheit zu kaufen. So soll auch der Sünder alles ablegen, damit er Teilhaber der göttlichen Natur werden und der Verderbtheit dieser Welt entfliehen kann. Wer mit Christus vereint ist, dessen Leben ist mit Christus in Gott verborgen. Christus und die gläubige Seele sind verbunden durch die Bande der Liebe, und der Herr nennt diese Vereinigung: In Seiner Liebe bleiben. Er sagt:

Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe geblieben bin. Johannes 15,10

Gleichwie mich der Vater liebt, so liebe ich euch; bleibt in meiner Liebe! Johannes 15,9

Jesus macht den Menschen zu Seinem Partner, und die Einheit und Liebe zwischen Christus und Seinem Vater zeugen vor der Welt von der Göttlichkeit Christi. Verändert in seinem Charakter, präsentiert der Gläubige die Tatsache, dass allein Christus die Seele umformen, reinigen und veredeln kann. Die Liebe, die Gott für den Menschen offenbart hat, ist ohne Parallele. Jesus sagt:

Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wieder nehme.Johannes 10,17

Mit dieser Aussage bewies Er dem Menschen, dass die Liebe des Vaters zu den Menschen so gewaltig, so unbegrenzt ist, dass Er den Sohn besonders für das Opfer liebt, das Er für die Wiederherstellung der Menschheit gebracht hat. Gott selbst litt in den Leiden Seines Sohnes. Während Jesus in menschlicher Gestalt auf Erden wandelte, konnte Er sagen: „Ich und mein Vater sind Eins“. Indem der Herr das Werk der Erlösung aufgenommen hat, hält Er nichts zurück, koste es, was es wolle, wenn es für die Vollendung Seines Werkes erforderlich ist. Selbst den Himmel hält Er nicht zurück, sondern umgibt den Menschen weiterhin mit Seinem Wohlwollen und häuft Gabe auf Gabe, bis die Welt mit grenzenloser Barmherzigkeit und Liebe durchflutet ist. Jesus sagt:

Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude völlig werde. Johannes 15,11