Ist es wirklich so abwegig, dass Jesus der tatsächliche Sohn Gottes ist, der in der Ewigkeit vom Vater geboren wurde?

veröffentlicht Jan 26, 2020 von Jutta Deichsel in Sohn

Ist es wirklich so abwegig, dass Jesus wirklich der vom Vater geborene und hervorgebrachte Sohn Gottes ist? Warum wird dies sogar als ein so großes Vergehen angesehen, dass es weltweit immer wieder geschieht, dass Geschwister, die das glauben, aus der Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten ausgeschlossen wurden?

Niemand, der sich auch nur ein wenig auskennt in der Bibel, wird bestreiten, dass Jesus darin ausdrücklich der Sohn Gottes genannt wird, besonders im Neuen Testament.

Wo liegt also das Problem, solche, die an eine wirkliche wörtliche Sohnschaft Jesu glauben, als verführt zu bezeichnen und sogar zu erlauben oder zu befürworten, dass sie aus der Gemeinde der STA ausgeschlossen werden?

Im Allgemeinen wird anerkannt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, aber nur ein metaphorischer, ein symbolischer Sohn, oder ein Sohn, der die Rolle des Sohnes spielt, um uns Menschenkindern den Erlösungsplan begreiflich zu machen durch ein Rollenspiel der drei Personen der Gottheit. Aber eine wörtliche Interpretation des Begriffes „eingeborener Sohn Gottes“ als ein wirklich und wahrhaftig vom Vater geborener oder hervorgebrachter Sohn wird als eine zu verdammende Irrlehre angesehen.

Und doch wurde uns als dem Adventvolk eine Methode der Bibelauslegung gegeben durch unseren Glaubensvater William Miller, welche in Regel 11 ausdrücklich eine wörtliche Auslegung der Begriffe erfordert:

Wie kann man wissen, wann ein Wort symbolisch gebraucht wird? Wenn es so, wie es dort steht, einen vernünftigen Sinn ergibt, und den einfachen Naturgesetzen keine Gewalt antut, dann muss es wörtlich verstanden werden, andernfalls ist es symbolisch gemeint.1

Ellen White ist deutlich darüber, wie wichtig diese Regeln sind:

Diejenigen, die in dem Werk beteiligt sind, die dritte Engelsbotschaft zu verkündigen, studieren die Schrift nach demselben Plan, den Vater Miller angenommen hat. {RH November 25, 1884, par. 23}

Viele haben mit einer wörtlichen Auslegung auch meistens kein Problem, außer wenn diese auf den Begriff „eingeborener Sohn“ in Bezug auf Gott angewendet wird. Wenn Jesus wirklich und wörtlich der Sohn Gottes wäre, dann wäre Er ja zwangsläufig jünger als der Vater und hätte Seine Existenz Seinem Vater zu verdanken. Und das kann ja gar nicht sein, oder?

Warum können wir nicht zulassen, dass Jesus Christus der wahre geborene Sohn Gottes ist, der Seine Existenz Seinem Vater verdankt? Dieser kann ja dann nicht Gott sein, das eine schließt das andere aus, denken wir. Ein Gott hat immer alles aus seinen eigenen Ressourcen. Er hat nichts von jemand anderem empfangen. Er besitzt Allmacht, Allgegenwart und eine ewige Existenz, alles aus sich selbst heraus. Es ist alles innewohnend und schon immer so gewesen. Das ist unsere Vorstellung von einem Gott, und alles, was dem nicht entspricht, wird als minderwertig oder niedriger angesehen und qualifiziert ein Wesen nicht dazu, „Gott“ genannt zu werden – zumindest nicht in unseren Augen. Deshalb müssen wir mit allen Mitteln eine symbolische oder metaphorische oder zeitlich bedingte Bedeutung des Wortes „Sohn“ durchsetzen.

Ist es möglich, dass wir Menschen für den Begriff „Gott“ oder „göttlich“ eine falsche Messrute verwenden? Es ist offensichtlich, dass die Menschen auf dieser Welt Macht, Leistung und Erfolg anbeten. Der, der am schnellsten rennen, am höchsten springen, am besten Tennis spielen kann, die meisten Bälle ins Tor bekommt, die größte Karriere gemacht hat, die besten Noten bekommt, am schönsten aussieht, am besten Musik machen kann usw., gehört zu denjenigen, die in der Welt am meisten geehrt und bewundert werden.

Der Grund hierfür liegt sicher in unserer inneren Wertlosigkeit, die eine natürliche Folge der Sünde und unserer Trennung von Gott ist. Deshalb bewundern wir Leistung und Erfolg, alles, was unseren Wert in irgendeiner Weise erhöhen kann. Und das ist der Grund, warum uns ein „geborener“ Sohn, einer, der alles von Seinem Vater empfangen hat, nicht wertvoll genug, nicht qualifiziert genug erscheint, Gott genannt zu werden und unser Herr und Erlöser zu sein.

Wenn es uns gelingt, uns von diesem falschen Denkmuster zu lösen, dass ein Gott nur einer sein kann, der alles aus sich selbst besitzt (ein Maßstab, der in der Bibel nirgends aufgestellt wird), dann können wir anerkennen, was das Wort Gottes deutlich lehrt, nämlich dass Jesus wirklich der Sohn Gottes ist und alle Seine göttlichen Eigenschaften durch ERBSCHAFT vom Vater empfangen hat:

Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er zum Erben von allem eingesetzt, durch welchen er auch die Weltzeiten gemacht hat; (Hebräer 1,1-2)

...und um so viel mächtiger geworden ist als die Engel, als der Name, den er ererbt hat, ihn vor ihnen auszeichnet. (Hebräer 1,4) (Siehe auch Matthäus 28,18; Römer 8,17)

Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Das ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten und sein Erbgut behalten! (Matthäus 21,38)

Jesus selbst hat überhaupt kein Problem damit, zu bekennen, dass Er alles von Seinem Vater empfangen hat. Seine Wertmaßstäbe sind völlig anders als unsere. Er sieht es nicht als erniedrigend an, wenn Er sagt:

Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden. (Matthäus 11,27)

Der Vater hat den Sohn lieb und hat alles in seine Hand gegeben. (Johannes 3,35)

Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. (Matthäus 28,18)

wie auch ich solche Macht von meinem Vater empfangen habe. (Offenbarung 2,27)

Denn wie der Vater das Leben in sich selbst hat, also hat er auch dem Sohne verliehen, das Leben in sich selbst zu haben. (Johannes 5,26)

daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; (Johannes 17,26)

Gleichwie du ihm Macht hast gegeben über alles Fleisch, auf daß er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. (Johannes 17,2)

Ich aber habe ein größeres Zeugnis; denn des Johannes Zeugnis; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, daß ich sie vollende, eben diese Werke, die ich tue, zeugen von mir, daß mich der Vater gesandt habe. (Johannes 5,36)

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der Sohn kann nichts von sich selbst tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. (Johannes 5,19)

Wenn wir damit beginnen, die Bibel wörtlich und außerhalb unseres anerzogenen und geerbten Wertmaßstabs zu lesen, und wir erkennen, dass die Erbschaft, die Jesus vom Vater in der Sohnschaft empfangen hat, Ihn völlig dazu qualifiziert, „Gott“ genannt zu werden, dann machen auch diese Aussagen völlig Sinn:

Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, (Philipper 2,9)

und hat alle Dinge unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles, (Epheser 1,22)

Ich sah in den Nachtgesichten und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels, gleich einem Menschensohn; der gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn gebracht. Und ihm wurde Gewalt, Ehre und königliche Würde verliehen, daß ihm alle Völker, Stämme und Zungen dienen sollten; seine Gewalt ist eine ewige Gewalt, die nicht vergeht, und sein Königtum wird nie untergehen. (Daniel 7,13-14)

Ellen White bestätigt in dieser wunderschönen und grundlegenden Aussage im Leben Jesu, dass Jesus ALLES vom Vater empfangen hat. Er hat empfangen, um zu geben:

Doch wenden wir uns von all diesen geringeren bildlichen Darstellungen ab, dann schauen wir Gott in Jesus Christus. Sehen wir auf Jesus, dann erkennen wir, daß Schenken zur Herrlichkeit Gottes gehört. Jesus sagt von sich, „daß ich ... nichts von mir selber tue“. Johannes 8,28. „Der Vater, von dem alles Leben kommt, hat mich gesandt, und ich lebe durch ihn.“ Johannes 6,57 (GN). „Ich suche nicht meine Ehre“ (Johannes 8,50), sondern die Ehre dessen, der mich gesandt hat. Johannes 7,18. Diese Worte erläutern den erhabenen Grundsatz, auf dem das Leben des Alls beruht. Christus erhielt alles von Gott, er nahm aber lediglich, um seinerseits zu schenken. So wird auch in den himmlischen Vorhöfen verfahren, das gilt auch für Jesu Dienst für alle Geschöpfe: durch den geliebten Sohn wird das Leben des Vaters allem zuteil; über den Sohn kehrt es als Lobpreis und fröhlicher Dienst wieder zum Vater zurück, eine Flut der Liebe gleichsam, die zum erhabenen Ursprung aller Dinge zurückströmt. Durch Christus wird somit der Kreislauf des Segens geschlossen, das Wesen des Gebers aller Dinge und das Gesetz des Lebens enthüllt. {LJ 11.1}

Diese Aussage zeigt auch ganz deutlich, dass es nicht nur während Jesu Zeit hier auf Erden war, dass Er alles vom Vater empfing, sondern dass dies schon immer so war und das Gesetz des Lebens für das gesamte Universum ist.

Gott ist der Vater von Christus; Christus ist der Sohn Gottes. Christus wurde eine erhabene Position verliehenEr wurde dem Vater gleichgestellt. Alle Ratschlüsse Gottes sind für den Sohn geöffnet. {CCh 76.5)

Wir sehen, dass Christus diese erhabene Position vorher nicht innegehabt hat. Sie wurde Ihm verliehen, Ihm gegeben. Und das war noch vor der Schöpfung der Erde.

Jesu eigene Aussagen über Seinen Gott und Vater offenbaren uns, dass Er selbst Seinen Vater als den wahren Gott und die Quelle von allem anerkennt und ehrt.

Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich gesagt habe: "Ich gehe zum Vater"; denn der Vater ist größer als ich. (Johannes 14,28)

Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer denn alles; und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen. (Johannes 10,29)

Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen. (Johannes 17,3)

Nun erkennen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt; (Johannes 17,7)

Jesus ist auch klar darüber, wer der Gott der Juden, der Gott des Alten Testamentes war:

So ich mich selber ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehrt, von welchem ihr sprecht, er sei euer Gott; (Johannes 8,54)

Er belehrt uns auch, wen die wahrhaftigen Anbeter anbeten werden:

Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die ihn also anbeten. (Johannes 14,23)

Schon im Himmel war Jesus niemals jemand anders als der Sohn Gottes. Seine Position wurde bereits dort nicht verstanden und von Luzifer in Frage gestellt:

Es war ein Streit unter den Engeln. Satan und die, die mit ihm übereinstimmten, strebten danach, die Herrschaft Gottes zu reformieren. Sie wünschten, in seine unerforschliche Weisheit einzudringen und festzustellen, warum er Jesus so erhaben machte (engl.: erhöhte) und ihm solch unbegrenzte Macht und Herrschaft verlieh. Sie empörten sich gegen die Autorität des Sohnes.  (Frühe Schriften 131)

Auch hier wird erwähnt, dass Jesus vom Vater erhöht worden und Ihm Macht und Herrschaft verliehen worden war.

Für unsere Adventpioniere war es eine anerkannte Realität, dass Jesus der geborene Sohn des Vaters ist und alle Dinge von Ihm empfangen hat.

James White selbst schrieb sieben Monate vor seinem Tod:

Der Vater war größer als der Sohn in dem, dass Er der Erste war. Der Sohn war gleich mit dem Vater darin, dass Er alle Dinge vom Vater empfangen hat. (James White, The Review & Herald, January 4, 1881)

J.N. Andrews:

Und was den Sohn Gottes betrifft, so wäre er auch ausgeschlossen, denn Er hatte Gott als Seinen Vater, und hatte an irgendeinem Punkt in der Vergangenheit der Ewigkeit einen Anfang von Tagen. Wenn wir also die Sprache des Paulus in einem absoluten Sinn verwenden, wäre es unmöglich, ein Wesen im Universum zu finden mit Ausnahme des Vaters, der ohne Vater, ohne Mutter, ohne Abstammung und Anfang der Tage oder Ende des Lebens ist. (J. N. Andrews, The Review & Herald, September 7, 1869)

Uriah Smith:

Die Bibel spricht nirgends von Christus als von einem geschaffenen Wesen, sondern erklärt im Gegenteil dazu, dass er von dem Vater geboren wurde ..... Aber während er als Sohn keine gleich-ewige vergangene Existenz mit dem Vater besitztgeht der Anfang seiner Existenz dem gesamten Werk der Schöpfung voraus, zu der er als Mitschöpfer mit Gott in Beziehung steht (Johannes 1,3; Hebräer 1,2). Konnte der Vater nicht bestimmen, dass einem solchen Wesen gleiche Anbetung wie ihm selber erwiesen werden sollte, ohne dass es Götzendienst wäre von Seiten des Anbeters? Er hat ihn zu einer Stellung erhoben, die es angemessen macht, dass er angebetet werden soll, ja, er hat sogar geboten, ihm Anbetung zu erweisen, was ja nicht nötig gewesen wäre, wenn Christus mit dem Vater in Bezug auf die Ewigkeit seiner Existenz gleich gewesen wäre. Christus selbst erklärt, dass "wie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohn verliehen, das Leben in sich selbst zu haben" (Johannes 5,26). Der Vater "hat ihn auch über alle Maßen erhöht und ihm einen Namen verliehen, der über allen Namen ist" (Philipper 2,9). Und der Vater selbst sagt: "Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten" (Hebräer 1,6). Diese Aussagen beweisen, dass Christus nun ein Objekt der Anbetung ist, gleich wie der Vater, aber sie beweisen nicht, dass er in der Vergangenheit eine ewige Existenz hat wie der Vater. (Uriah Smith, Daniel und die Offenbarung, Seite 401 im Original von 1897, wurde mittlerweile leider verändert)

Stephen Haskell:

Der Regenbogen in den Wolken ist nur ein Symbol für den Regenbogen, der den Thron von Ewigkeit her umgibt. Weit zurück in den Zeitaltern, welche endliche Gemüter nicht begreifen können, waren der Vater und der Sohn allein im UniversumChristus war der Erstgeborene des Vaters, und Ihm machte Jehova den göttlichen Plan der Schöpfung bekannt. (Stephen Haskell, Story of the Seer of Patmos, pp. 93, 94)

E.J. Waggoner zur Zeit der Botschaft von 1888:

Dieser Name ist dem Heiland nicht als Folge großer Taten gegeben worden, sondern durch sein Erbe. Das bezeugt der Schreiber des Hebräerbriefes, indem er von der Macht Christi spricht und sagt, »er ist so viel höher geworden als die Engel, so viel erhabener der Name ist, den er vor ihnen ererbt hat.« Hebr. 1,4. Ein Sohn trägt stets rechtmäßig den Namen des Vaters. Ebenso trägt Christus, als der »eingeborene Sohn« Gottes, rechtmäßig den Namen des Vaters. …

Es ist wahr, dass es viele Söhne Gottes gibt, aber Christus ist der eingeborene Sohn Gottes, und zwar in einer Weise, wie ein anderes Wesen es nie war und niemals sein wird. Die Engel sind, ebenso wie Adam, Söhne Gottes durch die Schöpfung (Hiob 38,7; Luk. 3,38); Christen sind die Söhne Gottes durch Adoption (Röm. 8,14.15); aber Christus ist der Sohn Gottes durch Geburt. ...

Wir ehren den Vater, indem wir den Sohn ehren, und denken an die Worte, die Paulus sagt: »So haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von welchem alle Dinge sind und wir zu ihm; und einen Herrn, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind und wir durch ihn.« 1.Kor. 8,6. Das stimmt mit der von uns bereits betrachteten Wahrheit überein, dass Gott durch ihn die Welten erschaffen hat. Alle Dinge gehen ursprünglich vom Vater aus; sogar der Sohn kam von ihm. Es gefiel aber dem Vater, dass in seinem Sohne die ganze Fülle wohnen sollte und er der unmittelbar Wirkende in allen Werken der Schöpfung ist. Unsere Untersuchung soll Christi rechtmäßige Stellung der Gleichheit mit dem Vater klarmachen, um seine Macht als Erretter besser verstehen zu können. ….

Die Bibel erklärt, dass Christus der »eingeborene Sohn« Gottes ist. Er wurde geboren und nicht erschaffen. Aber wann und wie das geschehen ist, ziemt uns nicht zu fragen, noch würde es unser Verstand erfassen, wenn es uns gesagt würde. Was wir hierüber wissen können, sagt uns der Prophet Micha: »Und du, Bethlehem Ephratha, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist. « Micha 5,1. Es gab eine Zeit, in der Christus von Gott ausging und aus dem Schoß des Vaters hervorkam. Joh. 8,42: 1,18. Diese Zeit reicht jedoch so weit in die Ewigkeit zurück, dass sie für die begrenzte Fassungskraft wirklich ohne Anfang ist. (E.J. Waggoner, Auszüge aus „Christus und seine Gerechtigkeit“)

Das Wort Gottes selbst gibt uns Zeugnis:

welcher ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor allen Kreaturen. (Kolosser 1,15)

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit... niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt. (Johannes 1,14.18)

Der HERR besaß mich am Anfang seiner Wege, ehe er etwas machte, vor aller Zeit. Ich war eingesetzt von Ewigkeit her, vor dem Anfang, vor dem Ursprung der Erde. Als noch keine Fluten waren, ward ich geboren, als die wasserreichen Quellen noch nicht flossen. Ehe die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln ward ich geboren. Als er die Erde noch nicht gemacht hatte und was außerhalb derselben liegt , die ganze Summe des Weltenstaubs, als er den Himmel abzirkelte, war ich dabei; als er auf dem Meeresspiegel den Horizont abgrenzte, als er die Wolken droben befestigte und die Brunnen der Tiefe mauerte; als er dem Meer seine Schranke setzte, damit die Wasser seinen Befehl nicht überschritten, als er den Grund der Erde legte, da stand ich ihm als Werkmeister zur Seite und zu seinem Entzücken Tag für Tag und spielte vor seinem Angesicht allezeit; (Sprüche 8,22-30)

Wie einfach, wie natürlich wäre es, wenn wir einfach dem Zeugnis der Schrift glauben könnten, ohne uns von unseren vorgefassten Meinungen und Denkmustern beeinflussen zu lassen. Ohne unseren „menschlichen Zollstock“ an Christus zu legen und zu sagen: „Nein, zu kurz. Einen Anfang? Die Existenz Seinem Vater zu verdanken? Das kann nicht sein. Das reicht nicht aus, um von uns als göttlich oder als ein Gott anerkannt zu werden.“

Damit drücken wir eigentlich aus: Die Erbschaft, die der Vater dem Sohn gegeben hat, ist nicht ausreichend in unseren Augen.

Aber doch steht geschrieben:

Denn es gefiel Gott , daß in ihm alle Fülle wohnen sollte“ (Kolosser 1,19)

Welche Fülle?

Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; (Kolosser 2,9)

Ich glaube, dieser falsche Maßstab ist es auch, der die meisten glauben macht, dass diejenigen, die an einen tatsächlich vom Vater geborenen Sohn glauben, automatisch nicht an die Göttlichkeit Christi glauben. Es ist einfach die natürliche Schlussfolgerung einer vorgefassten Meinung.

Genauso wird uns oft vorgeworfen, von dem Heiligen Geist zu glauben, dass dieser einfach nur eine Art elektrische Kraft sei. Auch das ist ein Irrtum. Von dem Heiligen Geist glauben wir genau das, was das Wort Gottes uns sagt:

Ihr aber seid nicht im Fleische, sondern im Geiste, wenn anders Gottes Geist in euch wohnt; wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. (Römer 8,9)

Sie forschten, auf welche und welcherlei Zeit der Geist Christi in ihnen hindeute, der die für Christus bestimmten Leiden und die darauf folgende Herrlichkeit zuvor bezeugte. (1.Petrus 1,11)

Denn ich weiß, daß mir das zum Heil ausschlagen wird durch eure Fürbitte und die Handreichung des Geistes Jesu Christi, (Philipper 1,19)

Weil ihr denn Söhne seid, hat Gott den Geist Seines Sohnes in eure Herzen gesandt, der schreit: Abba, Vater! (Galater 4,6)

So steht auch geschrieben: Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele; der letzte Adam zu einem lebendigmachenden Geiste. 1.Korinther 15,45

Denn der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2.Korinther 3,17)

Die Frage, die ich stellen möchte, ist: Ist es wirklich so unbiblisch und ketzerisch, an einen tatsächlich vom Vater geborenen Sohn zu glauben? Ist dieser Glaube durch eine wörtliche Lesart des Wortes Gottes begründbar? Können wir dafür ein klares „Es steht geschrieben“ finden? Sicherlich weit mehr als eins, we wir oben gesehen haben!

Wie sieht es mit der Vorstellung aus, dass drei Personen der Gottheit die Rollen von Vater, Sohn und Heiligem Geist eingenommen haben, um uns einen Erlösungsplan vorzuspielen? Gibt es dafür greifbare Beweise oder Schriftstellen in der Bibel oder im Geist der Weissagung? Oder handelt es nur um eine These, eine Vermutung? Können wir für diese These ein klares „Es steht geschrieben“ finden? Wohl kaum, wenn wir ehrlich sind. Ich persönlich habe weder in der Bibel noch im Geist der Weissagung die kleinste Andeutung eines solchen Rollenspiels finden können.

Wir wissen auch, dass Adam und Eva nach dem Bilde Gottes geschaffen wurden:

Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; männlich und weiblich schuf er sie. (1.Mose 1,27)

Adam wurde zuerst erschaffen und dann, aus seiner Seite, aus seiner Substanz, wurde Eva geschaffen. War sie weniger menschlich, nur weil sie aus Adam hervorgegangen war? War sie weniger wertvoll, weil sie jünger war? Oder war es nur so, dass Adam ihr als eine Autorität, als ihr Haupt, gegeben worden war? Beide waren zum Bilde Gottes geschaffen, zwei Wesen, von dem das eine aus dem anderen hervorgegangen ist. Ist das nicht ein wunderbares Bild vom Vater und vom Sohn?

Jesus hat immer und wird auch in Zukunft immer den Vater als Sein Haupt und Seine Autorität anerkennen.

Denn «alles hat er unter seine Füße getan». Wenn er aber sagt, daß ihm alles unterworfen sei, so ist offenbar, daß der ausgenommen ist, welcher ihm alles unterworfen hat. Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott sei alles in allen. (1.Korinther 15,27.28)

Gerade das macht Jesus als den eingeborenen Sohn so einzigartig und so wertvoll: Er hat alles von Seinem Vater empfangen, und dafür ist Er dankbar und bleibt immer in einer vertrauensvollen und sich unterordnenden Haltung zu Seinem Vater. In dieser Seiner Haltung zum Vater und Seiner selbstaufopfernden Haltung zu Seinen Geschöpfen ist Er das vollkommen ausgelebte Gesetz! Er ist für das gesamte Universum das Beispiel, wie man sich zu Autorität verhalten soll. Er ist sanftmütig und demütig und tut nichts ohne Seinen Vater. Damit ist Er für uns ein vollkommenes Beispiel für vertrauensvollen Gehorsam und für Gerechtigkeit aus Glauben, weil Er nichts aus sich selbst tut. Und Er schauspielert das nicht nur, es ist Sein innerstes Wesen, Sein Charakter, den Er uns durch Seinen Geist mitteilen will, der in uns ruft: „Abba, Vater!“

Das Prinzip von Autorität und Unterordnung hat in dieser Welt oft einen schlechten Beigeschmack, aber im Reich Gottes besteht es nur aus Geben, Segnen, Beschützen, Empfangen, Weitergeben, Danken. Es ist ein Prinzip des Segensstroms. Dazu noch einmal diese Aussage aus dem Leben Jesu:

Doch wenden wir uns von all diesen geringeren bildlichen Darstellungen ab, dann schauen wir Gott in Jesus Christus. Sehen wir auf Jesus, dann erkennen wir, daß Schenken zur Herrlichkeit Gottes gehört. Jesus sagt von sich, „daß ich ... nichts von mir selber tue“. Johannes 8,28. „Der Vater, von dem alles Leben kommt, hat mich gesandt, und ich lebe durch ihn.“ Johannes 6,57 (GN). „Ich suche nicht meine Ehre“ (Johannes 8,50), sondern die Ehre dessen, der mich gesandt hat. Johannes 7,18. Diese Worte erläutern den erhabenen Grundsatz, auf dem das Leben des Alls beruht. Christus erhielt alles von Gotter nahm aber lediglich, um seinerseits zu schenken. So wird auch in den himmlischen Vorhöfen verfahren, das gilt auch für Jesu Dienst für alle Geschöpfe: durch den geliebten Sohn wird das Leben des Vaters allem zuteil; über den Sohn kehrt es als Lobpreis und fröhlicher Dienst wieder zum Vater zurück, eine Flut der Liebe gleichsam, die zum erhabenen Ursprung aller Dinge zurückströmt. Durch Christus wird somit der Kreislauf des Segens geschlossen, das Wesen des Gebers aller Dinge und das Gesetz des Lebens enthüllt. {LJ 11.1}

Luzifer hatte an einem gewissen Zeitpunkt vergessen, dass er alles vom Vater durch den Sohn empfangen hat, und das war der Anfang seines Abfalls. Christus vergisst niemals, dass dem Vater alles gehört und dass Er alles von Ihm empfangen hat. Noch im letzten Buch der Bibel, in den Sendschreiben der Offenbarung, erwähnt Er, dass Er die Macht über die Heiden vom Vater empfangen hat (Offb 2,27), dass die Engel Seinem Vater gehören (Offb 3,5), dass Sein Vater Sein Gott ist (Offb 3,12) und dass Er mit Seinem Vater auf dessen Thron sitzt (Offb 3,21).

Das Wunderbarste an unserem Herrn Jesus ist nicht, dass Er unbegrenzte innewohnende Macht besitzt, es ist Sein demütiger Charakter, Sein Wesen, das alle Aspekte der Agape-Liebe des Vaters offenbart, die der Vater uns selbst nicht hätte zeigen können. Deswegen werden alle vor dem Thron sagen:

Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Ruhm und Lobpreisung!“ (Offenbarung 5,27)

Der Schatz und der Segen, den wir in der Erkenntnis des geborenen Sohnes vom Vater finden, ist das vollkommene Vorbild von jemanden, der nichts aus sich selbst tut, sondern nur, was Er den Vater tun sieht. Der Sohn Gottes muss nichts beweisen (dazu wollte Satan Ihn ja unbedingt reizen bei der Versuchung in der Wüste) und muss nichts produzieren, um zu zeigen, dass Er der Sohn Gottes ist. Er glaubt dem Wort des Vaters, der zu Ihm sagt: „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Er bekennt sich zu Seiner Abhängigkeit zum Vater und vertraut darauf, dass der Vater Ihm alles geben wird, was Er braucht. Das ist unsere Erbschaft, in der wir Gerechtigkeit aus Glauben erfahren können. Wenn wir in Christus sind und mit demselben „Abba, Vater“ Geist zum Vater aufschauen und Ihm vertrauen, dass Er uns alles geben wird und uns „tüchtig machen wird zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht“, dann können wir frei werden von unseren eigenen Bemühungen, gerecht zu werden und Verdienst bei Gott zu erlangen durch unsere eigenen Werke.

Der Schlüssel zu dieser Erfahrung liegt in der Erkenntnis der wahren Beziehung zwischen dem, der der „einzig wahre Gott ist, und dem den Er gesandt hat.“ (Johannes 17,3). Wenn wir auf einen falschen Jesus aufsehen, der alles aus Seinen eigenen Ressourcen tut, werden wir in das gleiche Bild verwandelt werden. Es wird unbewusst geschehen, denn durch Anschauen werden wir verwandelt. Und wenn wir an ein Rollenspiel von drei Personen der Gottheit glauben, dann werden wir tief in uns Gott als unglaubwürdig empfinden, selbst wenn es uns gar nicht bewusst ist.

Der Vater und der Sohn haben eine wahre liebevolle Vater-Sohn-Beziehung. Jesus ist auch jetzt noch „im Schoß des Vaters.“ Die Bibel heißt Ihn den Agape Sohn. Ellen White nennt Ihn oft den „Darling-Sohn“. In der Erkenntnis dieser Beziehung liegt das Heil für uns, denn dann erkennen wir, was es für den Vater bedeutet hat, Seinen geliebten Sohn für unsere Erlösung hinzugeben, und wie sehr das Seine Liebe zu uns offenbart.

Darin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart wordendaß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. (1.Johannes 4,9)

denn Gott hat die Welt so geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. (Johannes 3,16)

und die Liebe Christi erkennet, die doch alle Erkenntnis übertrifft, auf daß ihr erfüllt werdet bis zur ganzen Fülle Gottes. (Epheser 3,19)

Die Erkenntnis der Liebe Gottes wird in uns all das bewirken, was wir aus eigenen Werken oder aus Furcht nie erreichen können. Sie wird uns frei machen von dem unbewussten Drang zu rebellieren und unseren Trost in den zeitweiligen Vergnügungen der Sünde zu suchen. Wir trinken dann von einer süßeren Quelle und haben kein Verlangen mehr nach den schalen Wassern dieser Welt.

Nur die Erkenntnis der Agape des Vaters wird das bewirken können. Mit einem falschen Gottesbild ist es unmöglich, von der Sünde frei zu werden. Deshalb steht geschrieben:

Und ich sah und siehe, das Lamm stand auf dem Berge Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben trugen.... und in ihrem Munde ist kein Betrug gefunden worden; sie sind unsträflich. (Offenbarung 14,1.5)

Wer nun bekennt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er in Gott. (1.Johannes 4,15)

Wer ist der Lügner, wenn nicht der, welcher leugnet, daß Jesus der Christus sei? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet! Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater. (1.Johannes 2,22.23)

Jesus Christus ist vollkommen göttlich, obwohl Er vom Vater geboren ist. Die Erbschaft, die Er vom Vater empfangen hat, ist völlig ausreichend, damit in Ihm die ganze Fülle der Gottheit wohnen kann. Seine Macht liegt nicht in einer ewigen Existenz, sondern in Seinem demütigen und hingebungsvollen Charakter, der die Verherrlichung Seines Vaters und das Wohl Seiner Geschöpfe über alles stellt. Wenn wir diesen Jesus betrachten, werden wir durch Anschauen in dasselbe Bild verwandelt. Mögen wir alle in diese gesegnete Erfahrung eintreten!

Jeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der aus Ihm geboren ist. (1.Johannes 5,1)

Darin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. (1.Johannes 4,9)

 

 

Zum weiterführenden Studium empfohlen:

Theos – Geboren und hervorgebracht

Englisches Original: Theos – The Begotten Belief

 

Die Rückkehr des Elia

Englisches Original: The Return of Elijah

 

Die Weisheit Gottes

Englisches Original: The Wisdom of God

 

Mein Geliebter

Englisches Original: My Beloved

 

My Beloved – The Midnight Cry

 

 

Fußnote:

1(Siehe Seite 338 in http://maranathamedia.de/downloads/B%c3%bccher/Die%20Frage%20des%20Lebens.pdf )