Das Spiegelprinzip - Kapitel 20 - Nicht hören wollen
veröffentlicht Nov 16, 2023 von Adrian Ebens in Der Charakter Gottes
Kapitel 20 - Nicht hören wollen
In Kapitel 18 haben wir uns mit Abrahams Unglauben befasst, als ihm das Land für seine Nachkommen versprochen wurde, die so zahlreich sein sollten wie die Sterne am Himmel. Das Zeichen der Beschneidung wurde eigentlich gegeben, um Abrahams Mangel an Glauben auszugleichen. Gott begegnet Abraham dort, wo sein Denken ist, und gibt ihm die Beschneidung als Zeichen des Glaubens - ein Zeichen dafür, dass Gott tun würde, was Er zugesagt hat. Für Gott ist es also ein Zeichen des Unglaubens, aber für die Menschen war es ein Zeichen des Glaubens.
Unglaube verletzt das Herz Gottes. Er ist ein offenkundiges Misstrauen in Ihn und Seine Liebe. Abrahams Unglaube ist ein Beweis dafür, dass das fleischliche Denken in Feindschaft mit Gott steht. Wir denken zwar nicht, dass wir mit Ihm in Feindschaft stehen, aber wir sind es tatsächlich.
Auch zur Zeit Moses zeigt sich dieser Unglaube:
»Darum geh nach Ägypten, Mose! Ich sende dich zum Pharao, denn du sollst Mein Volk Israel aus Ägypten herausführen!«
Aber Mose erwiderte: »Ich soll zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen? Wer bin ich schon?« (2.Mose 3,10.11 HFA)
Mose sagt: „Wer bin ich schon, dass ich vor dem Pharao erscheine?“, aber zwischen den Zeilen steht: „Du musst einen Fehler machen, denn Du hast den Falschen ausgewählt.“ Das war nicht Moses Absicht, aber es ist das Ergebnis. Der Herr gibt Mose eine Reihe von Zusicherungen, die darauf hindeuten, dass Gott ihm helfen würde. Aber Mose wird immer noch von Zweifeln geplagt.
Mose wandte ein: »Was ist, wenn die Israeliten mir nicht glauben und nicht auf mich hören? Bestimmt sagen sie: ›Der HERR ist dir gar nicht erschienen!‹« (2.Mose 4,1 HFA)
Nach diesem dritten Einwand von Mose gibt der Herr Mose ein Zeichen. Die Notwendigkeit eines Zeichens ist ein Beweis für Moses Unglauben. Wie wir bereits festgestellt haben, gibt der Herr Mose das Zeichen, dass sich der Stab in eine Schlange verwandelt, und danach verwandelt sich Moses Hand und wird aussätzig. Dann sagt der Herr folgendes:
Gott sagte: »Wenn die Israeliten dir nicht glauben und das erste Zeichen nicht beachten, werden sie sicher nach dem zweiten Zeichen auf dich hören.« (2.Mose 4,8 HFA)
Mose und Aaron kamen nach Ägypten und zeigten den Israeliten die Zeichen, und sie glaubten, so wie der Herr es gesagt hatte.
Aaron teilte ihnen Wort für Wort mit, was der HERR zu Mose gesagt hatte, und Mose tat die Wunder vor aller Augen. Die versammelten Israeliten glaubten ihnen. Als sie hörten, dass der HERR ihr Elend gesehen hatte und ihnen helfen wollte, warfen sie sich nieder und beteten Ihn an. (2.Mose 4,30.31 HFA)
Obwohl alles gut angefangen hatte, dauerte es nicht lange, bis Unglaube in den Israeliten aufstieg. Nachdem der Pharao sich geweigert hatte, das Volk ziehen zu lassen, bestrafte er es wegen der Sabbatreformen, die Mose dem Volk nahezubringen versuchte. Der Pharao verlangte, dass das Volk die Ziegel ohne Stroh herstellen sollte, aber im gleichen Tempo wie zuvor. Als die hebräischen Vorarbeiter das Tempo nicht halten konnten, wurden sie geschlagen. Das Volk wendete sich natürlich gegen Mose:
Da merkten die israelitischen Vorarbeiter, in welcher ausweglosen Lage sie sich befanden: Die Arbeit wurde ihnen nicht erleichtert, sie mussten Tag für Tag die frühere Menge an Ziegeln herstellen. Als sie den Königspalast verließen, trafen sie Mose und Aaron, die draußen auf sie warteten. »Das soll euch der HERR heimzahlen!«, schimpften die Vorarbeiter. »Ihr habt den Pharao und seine Beamten gegen uns aufgebracht. Ihr habt ihnen das Schwert in die Hand gegeben, mit dem sie uns töten werden!« (2.Mose 5,19-21 HFA)
Die Zuversicht der Israeliten schwand, und Mose wurde angesichts der Entwicklung verzweifelt. Wir lesen, dass Mose seinen privaten Austausch mit Gott demütig niederschreibt und uns den Kampf in seinem Herzen offenbart.
Da rief Mose zum HERRN: »Ach, Herr, warum hast Du Deinem Volk das angetan? Und warum hast Du mich überhaupt hierhergesandt? Denn seit ich in Deinem Auftrag mit dem Pharao geredet habe, unterdrückt er das Volk nur noch härter. Und Du unternimmst nichts, um uns zu helfen!« (2.Mose 5,22.23 HFA)
Wir wagen es nicht, Mose zu verurteilen, denn wir sind alle versucht, entmutigt zu werden, wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir es uns vorgestellt haben. Aber wir bemerken das Misstrauen gegenüber Gott, das in seinen Worten zum Ausdruck kommt, und dieses Misstrauen hat Auswirkungen.
Unser himmlischer Vater handelt zartfühlend mit Mose und erinnert ihn an den Bund mit Abraham, Isaak und Jakob. Dann gibt Er Mose sieben Verheißungen, in denen Er den Bund bekräftigt, ihn segnet und erneut erklärt, dass Er das Volk aus Ägypten befreien und es in das verheißene Land bringen und ihr Gott sein wird.
Als Mose den Israeliten diese Botschaft treu überbringt, reagieren sie abweisend:
Mose berichtete den Israeliten, was Gott zu ihm gesagt hatte, aber sie hörten nicht auf ihn. Sie waren erschöpft von der schweren Arbeit. Ihr Mut war gebrochen, ihre Hoffnung erloschen. (2.Mose 6,9 HFA)
Wenn du von einer Tyrannei befreit werden sollst, warum solltest du das in Unglauben ablehnen? Ein Grund könnte sein, dass sie Gott die Schuld an ihrer Sklaverei gaben. Die Wahrheit ist, dass viele Israeliten die Sitten und den Lebensstil der Ägypter übernommen hatten. Viele hatten den Sabbat und andere Satzungen Gottes aufgegeben.
Durch das Aufgeben dieser Gebote setzten sie sich den Machenschaften Satans aus, der die Ängste der Ägypter schürte und sie in die Sklaverei zwang. Ihre schwierige Lage war auf ihr eigenes Handeln zurückzuführen. Doch menschlich, wie sie waren, übernahmen sie dafür nicht die Verantwortung, sondern schoben das Problem auf Gott.
Wenn Mose Schwierigkeiten hatte, Gott zu vertrauen, und die Israeliten sich weigerten, an die Verheißungen Gottes zu glauben, welche Auswirkungen könnte das auf die Ägypter haben? Wenn die Israeliten ihre Herzen gegen Gottes Angebot verhärteten, könnte das möglicherweise die Verhärtung des Herzens des Pharaos beeinflussen?
Denn Gott hat nur an den Menschen Gefallen, die Ihm fest vertrauen. Ohne Glauben ist das unmöglich. Wer nämlich zu Gott kommen will, muss darauf vertrauen, dass es Ihn gibt und dass Er alle belohnen wird, die Ihn suchen. (Hebräer 11,6 HFA)
Es gab fast niemanden in Israel, der wirklich glaubte, dass Gott sie befreien würde. Mose rang anfangs damit zu glauben, aber sein Glaube wurde mit der Zeit stärker, und so glaubte er im Grunde als einziger, dass Gott sie befreien würde. Mose scheint die Verbindung herzustellen zwischen dem mangelndem Glauben Israels und den potenziellen Zweifeln des Pharaos:
»Geh zum Pharao, dem König von Ägypten! Er soll die Israeliten aus dem Land ziehen lassen!« »Ach, HERR«, wandte Mose ein, »wenn mir schon die Israeliten nicht geglaubt haben, wie sollte dann der Pharao auf mich hören? Ich bin einfach ein zu schlechter Redner!« (2.Mose 6,11.12 HFA)
Israels völliger Unglaube und die Tatsache, dass sie Mose für ihre Schwierigkeiten verantwortlich machten, wirkten sich auf das Gesuch aus, das Mose dem Pharao vorlegte. Anstatt voller Zuversicht und Mut zu sein, hatte er bei seinem Aufruf mit Zweifeln und Enttäuschung zu kämpfen.
Gott sagte Mose von Anfang an (2. Mose 3,19), dass der Pharao nicht auf ihn hören würde, aber wie viel von Pharaos Widerstand hing mit Israels Widerstand zu glauben zusammen?
Da der Geist Christi sich allen Israeliten in Ägypten näherte, musste Er ihren Widerstand und Glaubensmangel erleben. Er war sehr traurig darüber, dass Ihm praktisch niemand glaubte. Das Opfer des Passahlamms wurde den Israeliten angeordnet. Es war ein passendes Symbol für das, was sie Ihm antaten.
Wie bei der Beschneidung verwandelte Gott das, was den Unglauben offenbarte, in ein Zeichen des Glaubens. In gleicher Weise wurde das Passahopfer, das den Unglauben der Israeliten symbolisierte, die Christus durchbohrten, zu einem Symbol des Schutzes und der Befreiung für sie. Wie geduldig, liebevoll und vergebend unser Vater im Himmel doch ist!
Der entscheidende Punkt ist, dass das Opfern des Lammes keine Verdienstleistung der Israeliten war, um sie zu retten, auch wenn sie das glaubten. Wenn das Opferlamm im Glauben dargebracht wurde, war es ein Mittel, um das Volk in den Gehorsam zu bringen, der es Gott ermöglichte, sie zu beschützen.
Das Volk erkannte nicht, dass das Schlachten des Lammes das symbolisierte, was ihr Unglaube Christus antat. Aber auch wenn sie es nicht verstanden, rettete Gott sie vor dem Verderber der Erstgeborenen. Auf den Verderber werden wir später noch eingehen. Hier geht es erst einmal darum, dass die Menschen sich in einem Kontext auf Gott zubewegen, in dem sie nicht verstehen, was eigentlich geschieht, aber Gott holt sie dort ab, wo sie sich befinden, um sie in eine tiefere Beziehung zu Ihm zu bringen.
Der mangelnde Glaube der Israeliten hatte zur Folge, dass alle, die 20 Jahre und älter waren, in der Wüste starben, außer Kaleb und Josua. Das ist die traurige Realität des Unglaubens. Kein Erwachsener, der Ägypten verließ, erreichte das verheißene Land, weil keiner von ihnen glaubte, außer Mose und Aaron sowie Kaleb und Josua.
Was, wenn die Israeliten Gott geglaubt hätten? Hätte das Auswirkungen auf den Pharao gehabt? Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ganz Israel im Glauben für den Pharao gebetet hätte? Hätten die Plagen vielleicht früher aufgehört? Wir können es nicht mit Sicherheit sagen. Auf jeden Fall war die Zerstörung Ägyptens nicht allein auf die Gottlosigkeit der Ägypter zurückzuführen, während die Israeliten unschuldig waren. Wie in der Geschichte von Lot und seiner Familie, die aus Sodom herausgeführt wurden, wurden die Israeliten nicht deshalb gerettet, weil sie gerecht waren - was den Punkt verdeutlicht, dass Gott die Israeliten nicht mehr liebte als die Ägypter. Aber wie Lot beschlossen die Israeliten schließlich, das zu tun, worum Mose sie bat, und Gott konnte damit arbeiten. Aber keiner von ihnen hat etwas getan, um diese Rettung zu verdienen.
Alle diese Ereignisse sind uns als Beispiel gegeben. Sie wurden niedergeschrieben, damit wir gewarnt sind; denn die letzte Zeit dieser Welt ist angebrochen. Deshalb seid vorsichtig! Gerade wer meint, er stehe besonders sicher, muss aufpassen, dass er nicht fällt. (1.Korinther 10,11.12 HFA)
Während wir uns den letzten Ereignissen der Weltgeschichte nähern, sind wir mit einer ähnlichen Situation konfrontiert. Die Könige der Erde wollen die Völker der Welt beherrschen und sie für ihre Ziele unterjochen. Damit der Herr Sein Volk retten kann, wird die Welt sieben letzte Plagen erleben, damit diese Befreiung stattfinden kann.
Wie sollen wir auf diese Ereignisse reagieren? Erkennen wir, wenn wir von ihrem Unglauben lesen, unser eigenes Potenzial, das Gleiche zu tun? Werden wir Gott um Hilfe bitten, unseren Glauben an Ihn zu bewahren, oder werden wir vergessen und genau wie Israel sein und ebenso zweifeln wie sie?
Unser Verhalten wird Auswirkungen auf die Führer dieser Welt und die Menschen um uns herum haben. Mögen wir glauben, dass unser Vater uns befreien wird. Möge ein besseres Verständnis davon, wie Gott in der Vergangenheit gewirkt hat, uns Weisheit geben für das, was noch kommen wird.
Wir werden Bedrängnissen und Schwierigkeiten begegnen, aber Er wird uns niemals verlassen, wenn wir unser Vertrauen auf Ihn setzen und in Seinen Geboten wandeln.
Wir werden die weiteren Kapitel dieses Buches nach und nach veröffentlichen, sobald sie fertig übersetzt sind.
Das englische Original: Mirror Principle
Anmerkung:
Der Autor Adrian Ebens hat in seinem neuen Buch „Das Spiegelprinzip“ (Mirror Principle) vorwiegend die englische Bibelübersetzung „New Literal Translation“ benutzt. Um dem in unserer deutschen Übersetzung zu entsprechen, haben wir vorwiegend aus den deutschen Bibelübersetzungen „Hoffnung für Alle“ und aus der „Gute Nachricht Bibel 2018“ zitiert, und auch einige andere Bibelübersetzungen benutzt. Die jeweils benutzte Version ist immer hinter der Bibelvers-Angabe angeführt.
Abkürzungen:
HFA – Hoffnung für Alle
GN – Gute Nachricht Bibel 2018
Schlachter – Schlachter 2000