Das Spiegelprinzip - Kapitel 23 - Passah - Verderber oder Beschützer?
veröffentlicht Dez 01, 2023 von Adrian Ebens in Der Charakter Gottes
Kapitel 23 - Passah – Verderber oder Beschützer?
Die Tötung der Erstgeborenen in Ägypten ist ein ähnlicher Gipfel wie der Berg Morija, auf den Abraham hinaufstieg, um seinen Sohn zu opfern. Das Grauen der vorangegangenen Naturkatastrophen in Ägypten verblasst im Schatten dieses Ereignisses.
Wenn ich im 2. Buch Mose von der Absicht des Vaters lese, den erstgeborenen Sohn des Pharaos zusammen mit allen Erstgeborenen Ägyptens zu töten, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Ich schaue nachts in die leuchtende Galaxie der Milchstraße und frage mich: „Würdest Du das wirklich tun, mein geliebter Vater? Würdest Du jedes erstgeborene Kind in Ägypten töten, das nicht unter dem Blut des Lammes war, um den Pharao zu zwingen, die Israeliten frei zu lassen?“
Und du sollst zum Pharao sagen: So spricht der HERR: »Israel ist Mein erstgeborener Sohn; darum sage Ich dir: Lass Meinen Sohn ziehen, damit er Mir dient; wenn du dich aber weigern wirst, ihn ziehen zu lassen, siehe, so werde Ich deinen eigenen erstgeborenen Sohn umbringen!« (2.Mose 4,22.23 Schlachter)
„Ich suche ernsthaft danach, Dich, meinen himmlischen Vater, zu kennen. Bist Du wirklich so? Die Innigkeit, die Du in mein Herz gelegt hast, um Dich zu lieben, der wunderschöne Ausdruck der Liebe, den Du in Deinem Sohn gegeben hast, die Liebe, die ich mit meiner Frau und meinen Kindern erlebe, all das fleht mich an, von ganzem Herzen nach der Wahrheit zu suchen.“
„Unter schwierigen Umständen müssen eben manchmal harte Entscheidungen getroffen werden“, höre ich einige sagen. „Wir müssen die Bibel beim Wort nehmen, Adrian“, sagt ein anderer. „Maßt du dir etwa an, Gottes Gerechtigkeit bei der Befreiung Seines auserwählten Volkes in Frage zu stellen?“
Aber sind die Ägypter nicht auch Kinder Gottes? Liebt Gott sie nicht auch? Es ist der Pharao, der sich weigert, auf Gott zu hören, nicht sein Sohn. Sein Sohn ist relativ unschuldig ... warum also den Sohn töten?
„Würdest du das tun, Vater? Würdest Du das wirklich tun? Wenn ja, fühlt es sich so an, als würdest Du den Pharao zwingen, sich zu beugen, indem Du versuchst, denjenigen zu töten, der ihm am wertvollsten ist ... Das klingt eher nach etwas, das Satan tun würde, und nicht nach dem, wie Du handeln würdest.“
Wenn wir bis zum Gipfel dieser Geschichte aufsteigen wollen, wo die Luft so dünn ist, dass einem schwindelig wird, dann müssen wir diszipliniert sein und die Werkzeuge benutzen, die wir bisher empfangen haben.
Wir sollten uns daran erinnern, dass Gottes Wege nicht unsere Wege sind. Er denkt nicht wie wir. Wir neigen stark dazu zu denken, dass Er so ist wie wir und projizieren die negativen Aspekte unseres Wesens auf Ihn.
Wenn Gott zu Mose sagt, dass Er den Sohn des Pharaos töten wird, wenn der Pharao Seinen Sohn nicht ziehen lässt, steht das im unmittelbaren Widerspruch zu dem Leben, das Christus auf Erden führte. Er hat nie den Sohn von jemandem getötet. Die Römer bedrängten Sein Volk. Warum ist Jesus nicht nach Rom gegangen und hat gedroht, den Sohn Cäsars zu töten, wenn er nicht aufhört, das auserwählte Volk zu unterdrücken? Das wäre doch eine einheitliche und konsistente Vorgehensweise, wenn es auch das ist, was Gott in Ägypten tat!
Diese Androhung steht außerdem im Widerspruch zum sechsten Gebot: „Du sollst nicht töten“. Die unmittelbare Antwort, die darauf gegeben wird, ist, dass Gott jeden Übeltäter verurteilen kann. Aber denke daran, dass Gott nicht drohte, den Pharao zu töten, sondern seinen Sohn, von dem keinerlei Verbrechen bekannt sind. Abgesehen davon veranschaulichte Jesus Christus die Zehn Gebote in lebendiger Form. Er hat uns gezeigt, wie wir das sechste Gebot ausleben können. Sein Leben ist das größte Licht, das auf die Auslegung des sechsten Gebots scheint, und wir sollten immer auf Ihn schauen, um dessen Bedeutung zu definieren.
Wir sagen es noch einmal: Wenn eine Geschichte, die sich auf Gottes Charakter im Alten Testament bezieht, dem Leben Jesu auf Erden widerspricht, dann wissen wir sofort, dass das, was Gott sagt, in Wirklichkeit ein Spiegel dessen ist, was seine Zuhörer denken.
Es ist wichtig, beides miteinander zu vergleichen, denn jede Offenbarung Gottes, die nicht mit dem Leben Christi auf Erden übereinstimmt, würde Christus sofort als falschen Messias entlarven, denn Er behauptete Philippus gegenüber, dass, wer Ihn auf Erden gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Warum erkennen Christen diesen grundlegenden Punkt nicht? Die gesamte Integrität Christi ist an die Befähigung gebunden, Gott im Alten Testament als genau so darzustellen wie Christus im Neuen Testament, denn Jesus ist das genaue Ebenbild des Vaters (Hebräer 1,3). Wenn es nicht gelingt, die beiden Charaktere in Einklang zu bringen, zerstört das die Bibel vollständig.
Hinzu kommt, dass der Hauptgrund, warum diese Welt auf eine Zerstörung von nie gekanntem Ausmaß zusteuert, darin liegt, dass sie im Christentum noch nie eine Harmonisierung zwischen dem Gott des Alten Testaments und Jesus im Neuen Testament gesehen hat.
Das Spiegelprinzip gibt uns den Schlüssel zur Heilung dieser schrecklichen Tragödie. Es ist mein aufrichtiger Wunsch, dass du als Leser sowohl das Gewicht als auch die Ernsthaftigkeit dieses Prinzips begreifst, wenn du die Bibel liest.
Wir erinnern uns an die Geschichte, als Gott sprach und Adam zuhörte.
Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner, indem er erkennt, was Gut und Böse ist; nun aber — dass er nur nicht seine Hand ausstrecke und auch vom Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe! So schickte ihn Gott der HERR aus dem Garten Eden, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genommen war. (1.Mose 3,22.23 Schlachter)
Gott spricht aus, was in Adams Gedanken ist, nicht in Seinen eigenen. Das muss Er so machen, weil die Sünde dazu führt, dass die Menschen mit einer Art von Demenz handeln. Hast du jemals versucht, eine demente Person von etwas zu überzeugen? Die Sünde bewirkt, dass Menschen Dinge vergessen; sie lässt sie in einer anderen Realität leben. Professionelle Berater sagen, dass wir, wenn wir mit einem Demenzkranken kommunizieren, in seiner Welt leben und nach seinem Denkmuster handeln müssen. Ihn von etwas überzeugen zu wollen, was er nicht sieht oder woran er sich nicht erinnern kann, führt nur zu Streit und macht ihn wütend. Darum spricht Gott zu Adam in dessen eigener Realität.
Gott tut das auch nach dem Grundsatz, die Sünde überfließen zu lassen. Wegen der menschlichen Neigung, die eigenen negativen Eigenschaften auf andere zu projizieren, bleibt Gott auch nichts anderes übrig. Gott geht den Weg in unserer dementen Realität an unserer Seite, um uns dabei zu helfen, unser Problem zu verstärken, in der Hoffnung, dass wir es schließlich erkennen können.
Das menschliche Herz will diese einfache Wahrheit nicht akzeptieren. Sie erscheint uns kompliziert; unser Hirn setzt einfach aus; unser Intellekt rebelliert, weil ihre Auswirkungen zu entsetzlich sind, um sie zu akzeptieren. Deshalb ist der Weg zum ewigen Leben so schmal.
Mit der Botschaft, die Gott dem Pharao durch Mose übermittelte, sprach Er zu der verdorbenen Weisheit der Menschen. Der Pharao steht außerhalb des Neuen Bundes. Sein Verstand versteht nur die Sprache des Todes. Er versteht die Prinzipien des Himmels nicht, und darum ist das, was Gott zum Pharao sagt, eigentlich eine Offenbarung des Geistes, der ihn beherrscht: Satan (Hesekiel 29,3).
In 2.Mose 4,22 gibt es nichts, was dem Charakter Christi widerspricht. Wenn Gott sagt, dass Israel Sein erstgeborener oder wichtigster Sohn ist, spricht Er Realität. Aber 2.Mose 4,23 enthält eine Formulierung, die dem Charakter Christi widerspricht, und deshalb erkennen wir hier den Charakter des Pharaos und Satans, der ihn beherrscht, und in ihnen erkennen wir die wahre Verderbtheit jedes natürlichen Menschen. Der Mensch ist von Natur aus Gott feindlich gesinnt (Römer 8,7), aber seine geistliche Demenz lässt ihn das bequemerweise vergessen.
Die Realität des Neuen Bundes in dieser Geschichte ist, dass Satan zu Gott sagt: „Israel ist mein erster Sohn, den ich versklaven will (weil er aufgrund seines Wissens eine Gefahr für mich darstellt), denn er lebt in meinem Land Ägypten. Wenn du ihn mir nicht ungehindert dienen lässt, dann werde ich Deinen Sohn töten. Immer wieder versuchst Du, Israel durch Deinen Geist von mir wegzulocken, das muss aufhören! Sonst ...“
Im Alten Bund hört es sich an, als würde Gott sagen, dass Er der Mörder und Zerstörer ist, aber im Neuen Bund ist diese Aussage ein Spiegel aus dem Herzen des Drachens und seinem Wunsch, den Sohn Gottes zu töten.
Oh, lieber Leser, verschließe dein Herz nicht vor dieser Möglichkeit. Uns mag schwindelig werden, wenn wir darüber nachdenken. Wir befinden uns jetzt mitten in den Wolken des geistlichen Himalayas, wo es sehr schwer ist, normal zu atmen. Einige von uns möchten sich hier einfach hinlegen und schlafen, weil wir von dem Aufstieg erschöpft sind, aber lasst uns Jesus bitten, dass Er uns Seinen Geist einhaucht, damit wir noch ein wenig weitergehen können. Der gesegnete Gipfel ist so nah und das Bild ist so unfassbar herrlich!
Jesus sagte uns, dass Satan von Anfang an ein Mörder war (Johannes 8,44). Er stellte sich ein Universum ohne den Sohn Gottes vor. Er wollte Ihn von Anfang an tot sehen. Der Geist dieses gefallenen Engels kommt in das Herz eines jeden natürlichen Menschen. Der Tod aller Erstgeborenen in Ägypten spiegelt die tiefsitzende Realität wider, dass die gesamte Menschheit in ihrem fleischlichen Zustand den Sohn Gottes hasst. Die Juden und Römer haben uns gezeigt, was wir alle mit Jesus tun würden, wenn uns nicht die göttliche Gnade beistehen würde. In jedem von uns ist der Tod des Erstgeborenen hineingeschrieben - der Wunsch, dass Jesus tot ist.
Versuche, die Tragweite zu begreifen. Wir befinden uns jetzt wirklich in großer Höhe. Wir erinnern uns an Folgendes:
… der großen Stadt, die im geistlichen Sinn Sodom und Ägypten heißt, wo auch unser Herr gekreuzigt worden ist. (Offenbarung 11,8 Schlachter)
Er kam in Sein Eigentum, und die Seinen nahmen Ihn nicht auf. (Johannes 1,11 Schlachter)
Die Israeliten brauchten einen Stellvertreter, um das in ihnen wohnende Verlangen nach dem Tod des erstgeborenen Sohnes Gottes zu stillen. Das Vergießen des Blutes des Lammes sollte im Neuen Bund ihr Eingeständnis einer solchen Tat und die empfangene Vergebung darstellen. Im Alten Bund ist das Vergießen des Blutes des Lammes lediglich die Besänftigung einer zornigen Gottheit, die auf das Schlachten aus ist.
Wenn Gott einfach nur die Kinder Israels aus der Tyrannei Ägyptens befreien wollte, warum droht Er dann scheinbar damit, die Erstgeborenen der Israeliten ebenso zu töten wie die der Ägypter? Irgendwann muss ein Licht in die Seele kommen, um zu erkennen, dass es in dieser Exodus-Geschichte um etwas viel Tieferes geht, als die meisten Christen bisher geglaubt haben.
Tiefer noch ist der menschliche Glaube, dass Gott das Sündenproblem nur durch den Tod Seines Sohnes lösen kann. Wir glauben, dass Gottes Gerechtigkeit das so verlangt. Das spiegelt sich in diesen Gedanken wider:
Kann ich Ihn damit erfreuen, dass ich Ihm Tausende von Schafböcken und Ströme von Olivenöl bringe? Soll ich meinen erstgeborenen Sohn opfern, damit Er mir meine Schuld vergibt? (Micha 6,7 GN)
Abraham offenbarte uns dieses tiefsitzende Prinzip, das ihn dazu veranlasste, Gottes Worte so zu verstehen, dass er seinen Sohn opfern musste, um sein Sündenproblem zu lösen. Aber das sind nicht Gottes Gedanken, denn Opfer und Gaben hat Er nie für die Sünde gewollt (Psalm 40,7). Das richtige Verständnis der Geschichte von Abraham und Isaak offenbart uns die menschliche Eigenart, den Erstgeborenen - das, was ihm am wertvollsten war - zu opfern, um für die Sünde zu bezahlen.
Warum ist das Opfern des Erstgeborenen ein so tief verwurzeltes Prinzip im menschlichen Herzen? Weil Adam bereit war, seine Frau Eva, die Erstgeborene seines eigenen Leibes, zu opfern, um der Strafe zu entgehen, die Gott ihm seiner Meinung nach antun wollte.
Wenn wir dieses Prinzip auf den Krieg im Himmel übertragen (Offenbarung 12,7), sehen wir, wie Satan Gott die Schuld dafür gibt, dass Er Seinen Sohn mit sich selbst gleichgestellt hat, aber nicht dasselbe für Satan getan hat. Satan war der Meinung, Gott müsse nun seinen (Satans) Zorn besänftigen, indem Er ihm anbieten müsse, Seinen Sohn zu töten als Sühne für das vermeintliche Unrecht, das Satan angetan wurde.
Jesus sagt, dass Satan von Anfang an ein Mörder war. Er war derjenige, der Christus tot sehen wollte. In dem Geschrei der Führer Israels, Jesus zu kreuzigen, sehen wir die Verschlagenheit, die Pläne und den Wunsch Satans, Jesus zu töten. Sobald das Ziel erreicht war, projizierte Satan die Notwendigkeit von Christi Tod auf Gott und machte Ihn dafür verantwortlich. Satan „schuf Unheil durch das Gesetz” (Psalm 94,20), um seine eigenen Pläne zu verdecken - hinter einer gefälschten Gerechtigkeit, die der Welt vernünftig erschien.
Kommen wir nun zu jener schrecklichen Nacht, in der alle Erstgeborenen in Ägypten starben.
In dieser Nacht werde Ich durch Ägypten gehen und alle Erstgeborenen töten, bei Mensch und Vieh. An allen Göttern Ägyptens werde Ich Mein Gericht vollstrecken, Ich, der HERR. (2.Mose 12,12 GN)
Wir erinnern uns an Abrahams Worte, als er sich für Sodom einsetzte.
Das sei ferne von Dir, dass Du eine solche Sache tust und den Gerechten tötest mit dem Gottlosen, dass der Gerechte sei wie der Gottlose. Das sei ferne von Dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht gerecht richten? (1.Mose 18,25 Schlachter)
Was ist mit all den erstgeborenen Kindern der Ägypter, die noch Säuglinge waren? Was ist mit den Zweijährigen? Was ist mit den Fünfjährigen? Welches Unrecht haben sie getan, dass Gott sie auslöschen musste? Wir können nicht sagen, dass diese Kinder gerecht waren, aber können wir sagen, dass sie Verbrechen begangen haben, die des Todes würdig sind? Spielen diese Fragen eine Rolle?
Was ist mit all den Menschen, die bei Pharaos unnachgiebigem Trotz nicht mitreden durften? Was ist mit den ganzen Tieren? Welches Verbrechen haben sie begangen, um getötet zu werden? Was ist mit den Menschen, die vielleicht vergessen haben, Blut an die Türpfosten zu schmieren, oder nichts davon gehört haben? Reicht das schon, um zu sterben? Spielt das eine Rolle?
Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht das Wort Passah. Es wird im Allgemeinen so verstanden, dass Gott bei Seinem Tötungswerk an den Erstgeborenen vorübergeht (pass over) und diese nicht tötet, wenn das Blut eines Lammes an die Tür gestrichen wurde.
Interessanterweise lesen wir weiter unten im Kapitel 12:
Denn der HERR wird umhergehen und die Ägypter schlagen. Und wenn Er das Blut sehen wird an der Oberschwelle und an den beiden Türpfosten, so wird Er, der HERR, an der Tür verschonend vorübergehen und den Verderber nicht in eure Häuser kommen lassen, um zu schlagen. (2.Mose 12,23 Schlachter)
Wer ist der Verderber in diesem Vers? Ist es ein heiliger Engel, der vernichtet, oder ein böser Engel? Wir müssen zu Psalm 78 zurückkehren, um diese Frage zu beantworten.
… da Er böse Engel unter sie sandte in Seinem grimmigen Zorn und ließ sie toben und wüten und Leid tun; da Er Seinen Zorn ließ fortgehen und ihre Seele vor dem Tode nicht verschonte und übergab ihr Leben der Pestilenz; da Er alle Erstgeburt in Ägypten schlug, die Erstlinge ihrer Kraft in den Hütten Hams, … (Psalm 78,49-51 Luther 1912)
Die Werkzeuge des Engelschutzes und Gottes Zorn werden in diesen Versen aktiviert. Gottes Zorn besteht darin, dass Er Sein Angesicht verbirgt und die bösen Engel ihr Zerstörungswerk tun lässt. In diesen Versen bringen diese bösen Engel Pest und Tod über die Erstgeborenen Ägyptens. Das beweist, dass Gott, wenn Er sagt, Er werde den Verderber nicht in die Häuser kommen lassen, damit meint, dass Er Satan und seinen Engeln nicht erlauben wird, ihr Zerstörungswerk zu tun.
Aber wie erklärt das das Wort Passah? Wenn Satan das Verderben anrichtet, wie kann dann gesagt werden, dass Gott an ihnen vorbeigeht (pass over)? Beachte, wie die Septuaginta diese Textstelle übersetzt:
Und das Blut soll euch ein Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid, und Ich werde das Blut sehen und euch beschützen, und die Plage des Verderbens wird nicht über euch kommen, wenn Ich das Land Ägypten schlage. (2.Mose 12,13 Brenton's English Translation of the Septuaginta)
Hier steht das Wort „beschützen“ und nicht „vorübergehen“. Warum wählten die Übersetzer des Griechischen das Wort beschützen anstelle von vorübergehen? Das hebräische Wort ist Pasach. Wenn wir dieses Wort im Alten Testament suchen, finden wir etwas Interessantes. Es wird nicht nur dreimal in 2.Mose 12 verwendet, sondern noch vier weitere Male im Alten Testament („pasach“ H6452 ist die Verbform des Substantives „pesach“ H6453).
Jonathan aber, der Sohn Sauls, hatte einen Sohn, der an beiden Füßen gelähmt war. Als er fünf Jahre alt war, kam die Nachricht von Saul und Jonathan aus Jesreel. Da nahm ihn seine Amme auf und floh. Und es geschah, als sie in Eile floh, da fiel er hin und wurde lahm (pasach); und sein Name war Mephiboseth. (2.Samuel 4,4 Schlachter)
Hier sehen wir, dass pasach „lahm“ heißt, was bedeutet, dass man an einem Ort bleibt und sich nicht groß bewegt.
Da trat Elia vor das ganze Volk und sprach: Wie lange wollt ihr auf beiden Seiten hinken (pasach)? Ist der HERR Gott, so folgt Ihm nach, ist es aber Baal, so folgt ihm! Und das Volk erwiderte ihm kein Wort. (1.Könige 18,21 Schlachter)
Hier kommt das Volk nicht voran, es steht wie angewurzelt zwischen zwei Meinungen: Gott folgen oder Baal folgen.
Und sie nahmen den Jungstier, den man ihnen gab, und bereiteten ihn zu; und sie riefen den Namen Baals an vom Morgen bis zum Mittag und sprachen: Baal, erhöre uns! Aber da war keine Stimme noch Antwort. Und sie hüpften (pasach) um den Altar, den man gemacht hatte. (1.Könige 18,26 Schlachter)
Hier hüpften die Baalspriester ununterbrochen an einem Ort, dem Altar des Baal, und riefen Baal an, auf ihr Opfer zu reagieren. Das scheint ein wenig anders zu sein, aber es ist ähnlich in dem Sinne, dass es an einem Ort geschieht. Sie entfernten sich nicht vom Altar und gingen woanders hin; sie bewegten sich aufgewühlt (lahm?) an diesem einen Ort.
Es gibt noch einen weiteren Vers, in dem das Wort pasach verwendet wird, und das ist - neben 2.Mose 12 - der interessanteste:
Wie Vögel, die flattern, so wird der Herr der Heerscharen Jerusalem verteidigen; Er wird es verteidigen und Er wird es retten und verschonen, indem Er vorübergeht (pasach). (Jesaja 31,5 übersetzt gemäß der englischen New Living Translation)
Er (Gott) wird es „verschonen, indem Er vorübergeht“? Diese Übersetzung macht keinen Sinn. In der Septuaginta-Übersetzung von Brenton heißt es so:
Wie Vögel flattern, so wird der Herr der Heerscharen verteidigen; Er wird Jerusalem verteidigen und retten, Er wird beschützen und erlösen. (Jesaja 31,5 Brenton's Septuaginta)
Hier sehen wir, dass eine Übersetzung mit „beschützen“, „beschirmen“, „behüten“ oder „bewachen“ viel besser wäre als „vorübergehen“. Gott geht nicht vorüber, um Israel nicht zu vernichten; Er verspricht, Israel zu beschützen, wie ein Vogel seine Küken beschützt.
Wenn wir an flatternde Vögel denken, die ihre Jungen beschützen, kommen uns die furchtbar traurigen Worte Jesu in den Sinn, der Israel retten und beschützen wollte, doch sie ließen Ihn nicht.
Jerusalem! O Jerusalem! Du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die Gott zu dir schickt. Wie oft schon wollte Ich deine Bewohner um Mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt! Aber ihr habt es nicht gewollt. (Matthäus 23,37 HFA)
Sie wollten sich nicht mit Seinem Charakter bedecken, um sich vor dem Verderber zu schützen, und wählten stattdessen Cäsar anstelle von Jesus (so wie die Ägypter einst dem Pharao anstelle von Gott folgten), und kamen unweigerlich um. Voll Kummer ließ Gott sie ernten, was sie gesät hatten, und so wurden sie von den Römern vernichtet.
Genau diese Lektion wollte Gott der Menschheit mit dem Passah vermitteln. Und wie viel kraftvoller wäre es gewesen, wenn das Wort nur ein wenig anders übersetzt worden wäre! Stellen wir uns einige dieser Verse in 2.Mose 12 neu vor:
So sollt ihr es aber essen: eure Lenden umgürtet, eure Schuhe an euren Füßen und eure Stäbe in euren Händen, und in Eile sollt ihr es essen; es ist die Schutzmaßnahme des HERRN. (2.Mose 12,11)
Und das Blut soll euch zum Zeichen dienen an euren Häusern, in denen ihr seid. Und wenn Ich das Blut sehe, dann will Ich über euch wachen; und es wird euch keine Plage zu eurem Verderben treffen, wenn Ich das Land Ägypten schlagen werde. (2.Mose 12,13)
Denn der HERR wird umhergehen und die Ägypter schlagen. Und wenn Er das Blut sehen wird an der Oberschwelle und an den beiden Türpfosten, so wird Er, der HERR, die Tür bewachen und den Verderber nicht in eure Häuser kommen lassen, um zu schlagen. (2.Mose 12,23)
Und wenn dann eure Kinder zu euch sagen: Was habt ihr da für einen Dienst?, so sollt ihr sagen: Es ist das Opfer der Schutzmaßnahme des HERRN, der die Häuser der Kinder Israel in Ägypten beschützt hat, als Er die Ägypter schlug und unsere Häuser errettete! — Da neigte sich das Volk und betete an. (2.Mose 12,26-27)
Wie viel schöner ist der Gedanke, dass Gott über Seine Kinder wacht, um sie vor Satan, dem Verderber, zu beschützen. Diejenigen, die nicht auf die Stimme Moses, Gottes Stellvertreter, hörten, waren der Gnade Satans ausgeliefert.
Satan wusste, dass man Gott als den Verderber betrachten würde, wenn ihm erlaubt würde, dieses Werk zu tun. Satan verbarg seine Taten im Charakter Gottes.
Unser lieber Vater im Himmel ist kein wahlloser Kinderschlächter. Er ist ein Beschützer derer, die auf Seine Stimme hören und tun, worum Er sie bittet. Diejenigen, die nicht auf Ihn hören und gegen Ihn rebellieren, kann Er nicht beschützen.
Das Töten der Erstgeborenen in Ägypten ist kein Spiegel von Gottes Charakter, sondern ein Spiegel von Satans Charakter, der dem menschlichen Herzen aufgeprägt ist. Der Schlüssel zur Erschließung dieser Wahrheit ist das Spiegelprinzip, das Gott nicht als anders agierend als Jesus darstellt, sondern das uns beauftragt, dort nach Antworten zu suchen, wo ein scheinbarer Widerspruch auftaucht.
Wir haben deutlich aufgezeigt, dass Gott kein Verderber, sondern ein Beschützer ist, indem wir zum einen eine alternative Lesart des Wortes Passah gefunden haben, und zum anderen, dass Gott den Verderber nicht in die Häuser der Gehorsamen hineinließ. Gottes Äußerung, dass Er vermeintlich beabsichtigte, alle Erstgeborenen in Ägypten zu töten, spiegelt nur den versteckten Verrat der Menschheit an Gott und Seinem Sohn wider. Jede menschliche Seele ist, wissentlich oder unwissentlich, von dieser Veranlagung geprägt:
Warum toben die Heiden und ersinnen die Völker Nichtiges? Die Könige der Erde lehnen sich auf, und die Fürsten verabreden sich gegen den HERRN und gegen Seinen Gesalbten: »Lasst uns Ihre Bande zerreißen und Ihre Fesseln von uns werfen!« (Psalm 2,1-3 Schlachter)
Satan und der natürliche Mensch sehen Gott als einen Sklavenhalter. Indem sie dieses Bild betrachten, werden sie in dasselbe verwandelt und formen sich zu einer Gemeinschaft von Meister und Sklaven. Satan ist der eigentliche Sklavenhalter, und sein Geist beherrschte den Pharao, so dass dieser das Volk versklavte. Es war leicht, die Israeliten zu versklaven, weil sie Gott bereits als Sklavenhalter sahen und somit schon darauf konditioniert waren, wie Sklaven zu denken.
In ihrem natürlichen Herzen vertrauen Gottes Nachfolger Ihm nicht, was durch ihre Unwilligkeit bewiesen wird, auf Gottes Angebot zu hören, sie durch Mose zu befreien (2.Mose 6). Sie weigerten sich zu hören oder demütig zu gehorchen. Das ist an sich schon Rebellion und Hass gegen Gott. Das zeigte sich in ihren Nachfahren, die Christus umbrachten, als Er kam.
Die Unterscheidung in den Plagen zwischen Ägyptern und Israeliten spricht von dem Unterschied zwischen den Menschen der Welt und denen, die behaupten, dem Schöpfergott des Universums zu dienen. Beide Gruppen tragen den Samen in sich, Gottes Sohn umbringen zu wollen, und ihr unverwirklichter Hass projiziert ihr eigenes Verlangen auf Gott, als wäre Er derjenige, der ihre Erstgeborenen töten will, dabei wollen in Wirklichkeit alle Menschen den Erstgeborenen Gottes töten.
Die Israeliten fanden Versöhnung in einem Stellvertreter (Lamm), während die Ägypter so gerichtet wurden, wie sie selbst gerichtet hatten. Die Versöhnung, die den Israeliten gegeben wurde, hatte jedoch nur eine vorübergehende Wirkung, denn fast alle starben in der Wüste, bevor sie das verheißene Land erreichten; sie konnten wegen ihres Unglaubens nicht hineingehen. Nur eine sehr kleine Gruppe Menschen gelangte zu einer tieferen Erfahrung der Versöhnung des Neuen Bundes.
All diese Details sind ein wichtiger Rahmen für das Kreuz und unsere menschliche Reaktion darauf.
Darüber hätten wir euch noch sehr viel mehr zu sagen. Aber weil ihr so wenig hinhört (träge seid zu hören), ist es schwer, euch etwas zu erklären. Eigentlich müsstet ihr es in eurem Glauben schon zum Meister gebracht haben und andere unterweisen. Tatsächlich aber seid ihr erst wie Lehrlinge, denen man die allerersten Grundlagen von Gottes Botschaft beibringen muss. Wie Säuglingen kann man euch nur Milch geben, weil ihr feste Nahrung noch nicht vertragt. (Hebräer 5,11.12 HFA)
Ich spüre einen Stich bei diesen Worten. Für einen Mann, der seit über 35 Jahren an das Evangelium glaubt und es predigt, sind diese Dinge, von denen ich hier schreibe, sehr neu. Ich hätte sie schon vor Jahren lernen sollen, aber zu meiner Schande war ich zu träge, um zu hören.
Aber jetzt bricht ein wunderbares Licht in meiner Seele hervor. Ich versuche es Dir, lieber Leser, zu vermitteln, und ich bete, dass dieses Licht auch in Deine Seele scheint. Die Plagen in Ägypten sind eine Offenbarung der Kreuzigung von Jesus Christus. Sie schildern uns viele Details, die uns helfen, das Ausmaß der menschlichen Verderbtheit und die erhabene Barmherzigkeit, Gnade und das Mitgefühl unseres geliebten Vaters zu begreifen.
Pharaos Bereitwilligkeit, Israel ziehen zu lassen, sobald der Erstgeborene tot war, verdeutlicht uns die Realität, dass Satan sich vor dem Kreuz verneigt und es als Lösegeld für seine Gefangenen der menschlichen Rasse akzeptiert. Dass er seine Beute jedoch keineswegs widerstandslos aufgibt, zeigt sich daran, dass der Pharao scheinbar aus seiner Trance erwacht und die entlaufenen Sklaven verfolgt, um sie zurück in ihr Gefängnis zu bringen. Das Kreuz Christi hat den Abstieg der Menschheit ins Verderben vorübergehend aufgehalten, aber die Könige der Erde werden schließlich erwachen, um der gesamten Menschheit das Malzeichen des Tieres aufzuzwingen, bevor die plötzliche Vernichtung und das Ende der Welt kommt.
Vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet ergreift das Kreuz Christi auf geheimnisvolle Weise das menschliche Herz, wenn es aufrichtig betrachtet wird. Es hat die Macht, die Herzen der Menschen aus ihrem Gefängnis der Finsternis, der Schuld und der Sünde zu befreien. Aber bei all dem dürfen wir nie vergessen, dass Gott niemals ein Opfer für die Sünde wollte. Es ist Sein Charakter, voll Selbstaufopferung alles zu tun, was nötig ist, doch die menschliche Natur brauchte Leiden und Sühne. Der Tod Christi bietet dem Menschen in seinem gefallenen, dementen Zustand Erlösung an; Er stimmt ihm einfach zu und gibt ihm das Heilmittel, das der Mensch für notwendig hält. Ein solches Heilmittel kann das Herz jedoch nur bedingt mit Gott versöhnen. Es ist zwar der entscheidende Anfang des Weges, aber ein Blutopfer kann ihn nicht vollenden. Erst wenn wir die Wahrheit über Gottes Charakter erkennen, werden Schlacht- und Speisopfer aufhören (Daniel 9,27).
Die Frage ist, warum wir in so viele Schichten eindringen müssen, um das Thema des Kreuzes anzusprechen? Weil wir so voller Schichten der Selbsttäuschung sind. Jeder Mensch, der ein paar Jahrzehnte gelebt hat, hat angefangen, die Schichten der Spitzfindigkeit, der Gerissenheit und der Hinterlistigkeit des menschlichen Herzens zu verstehen. Dieses Thema ist wegen der wahnsinnigen Demenz der Menschheit so komplex. Wegen unserer verfinsterten Sicht der Realität kann unser Vater nicht vernünftig mit uns reden. Wie konnte Abraham auf die Idee kommen, dass sein geliebter Vater von ihm verlangen würde, seinen Sohn als Dienst für Gott zu töten? Woher kommt dieser Irrsinn? Er kommt aus menschlichen Herzen, die vom Fürsten der Finsternis beherrscht werden.
Betrachte die Plagen Ägyptens und sieh den gekreuzigten Christus. Ich gebe zu, es ist ein schmaler Weg, aber jeder andere Weg zu diesem Thema führt dazu, dass man einen willkürlichen Gott anbetet, der unschuldige Kinder abschlachtet. Wenn ich in das Angesicht Jesu Christi schaue, finde ich nichts dergleichen, und deshalb ist mein Gewissen nicht verpflichtet, sich einer derart gestörten Vorstellung von göttlicher Souveränität zu unterwerfen.
Wenn ich diese Geschichte lese, bin ich eingeladen, mich selbst als Pharao zu erkennen, der sich mit Satan gegen den Erstgeborenen des Himmels verbündet hat, während ich meine Verderbtheit auf den Schöpfer des Universums projiziere und Ihn dafür verantwortlich mache. Wenn ich mich entscheide, wie der Pharao in dieser Verblendung zu verharren, dann bleibt unserem Vater keine andere Wahl, als zu erlauben, dass ich nach meinem eigenen Gericht gerichtet werde: Gottes Zorn verbirgt Sein Angesicht, die Schutzmauer der Engel wird geöffnet und ich empfange die Konsequenzen meines Handelns von dem Verderber selbst.
Gott sei Dank richte ich meinen Vater nicht auf diese Weise. Ich richte meinen Vater nach dem Menschen Jesus Christus und so wird Er auch mich richten.
… an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesus Christus richten wird nach meinem Evangelium. (Römer 2,16 Schlachter)
Was siehst du in Jesus Christus? Siehst du ein Wesen, das jeden liebt, treu die Wahrheit sagt und niemals diejenigen verurteilt oder tötet, die sich ihm widersetzen? Oder siehst du ein Wesen, das das Böse eine Zeit lang toleriert ... und dann alles auslöscht, was sich Ihm in den Weg stellt?
So wie du richtest, wirst du gerichtet werden. Ich flehe dich an, wäge sorgfältig ab!
Wir werden die weiteren Kapitel dieses Buches nach und nach veröffentlichen, sobald sie fertig übersetzt sind.
Das englische Original: Mirror Principle
Anmerkung:
Der Autor Adrian Ebens hat in seinem neuen Buch „Das Spiegelprinzip“ (Mirror Principle) vorwiegend die englische Bibelübersetzung „New Living Translation“ benutzt. Um dem in unserer deutschen Übersetzung zu entsprechen, haben wir vorwiegend aus den deutschen Bibelübersetzungen „Hoffnung für Alle“ und aus der „Gute Nachricht Bibel 2018“ zitiert, und auch einige andere Bibelübersetzungen benutzt. Die jeweils benutzte Version ist immer hinter der Bibelvers-Angabe angeführt.
Abkürzungen:
HFA – Hoffnung für Alle
GN – Gute Nachricht Bibel 2018
Schlachter – Schlachter 2000