Die Tränen abwischen
veröffentlicht Mai 02, 2018 von Ruben Olschewsky in Der Charakter Gottes
Wie wird Gott mit der Trauer um die Verlorenen umgehen? Wie wird Er die gebrochenen Herzen derer heilen, die ohne ihre Lieben in die Ewigkeit eingehen werden? Das ist eine unvorstellbare Qual. Ich hatte bisher gedacht, dass Christus eine Art Formatierung unserer Erinnerung vornimmt, wenn Er jede Träne von unseren Angesichtern "abwischt", und im Wesentlichen jene schmerzlichen Erinnerungen löscht. Doch bestätigt die Bibel diese Ansicht? Lasst uns einige Schriftstellen betrachten, die von diesem Thema handeln:
Er wird den Tod auf ewig verschlingen. Und GOTT, der Herr, wird die Tränen abwischen von jedem Angesicht und die Schmach seines Volkes hinwegnehmen von der ganzen Erde. Ja, der HERR hat [es] gesprochen. Jesaja 25,8
Es ist also der Herr selbst, der die Tränen abwischen wird!
Und sie werden nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten; auch wird sie die Sonne nicht treffen noch irgendeine Hitze; denn das Lamm, das inmitten des Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu lebendigen Wasserquellen, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Offenbarung 7,16-17
Beachtet das Komma nach „Wasserquellen“ (im englischen wird an dieser Stelle sogar ein Doppelpunkt gesetzt). Das Abwischen der Tränen zeigt auf eine andere Art, dass Christus sie zum Lebensstrom bringen wird. Dieser Gedanke wird im folgenden Text erweitert und verdeutlicht:
bis ich in das Heiligtum Gottes ging, da verstand ich ihr Ende. Psalm 73,17 (nach der King James Bibel)
In diesem Psalm ringt David mit dem scheinbaren Mangel an Gerechtigkeit für die Bösen, und den Prüfungen der Gerechten. Jedoch versteht er das große Bild, wenn er das Heiligtum "anschaut". In der Vergangenheit las ich diesen Vers mit der Vorstellung von Donner und Blitzen: David schaute in das Heiligtum und ihm wurde offenbart, dass ein Tag der Vergeltung kommen würde, und sein Zorn würde befriedigt sein. Doch jetzt fange ich an zu verstehen, dass David die Schönheit, Barmherzigkeit, den Langmut, das Mitleid und die Liebe unseres Gottes erblickte und erkannte, dass die Gegenwart unseres Vaters, der den Heiligen ein heilender Trost ist, für die Ungerechten ein verzehrendes Feuer sein wird. Denken wir diesen Gedanken einmal weiter: Was ist das Heiligtum? Es ist der Ort, an dem Gott Seine Gegenwart offenbart und sich selbst bekannt macht. Du erinnerst dich, dass in 2. Mose 25,8 steht: "Sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne!". So ist das Heiligtum oder der Tempel das Mittel oder der Kanal, durch den Gott sich eine Wohnung unter Seinem Volk baut. Lass uns zurückkommen zu unserem Hauptthema, dem "Abwischen der Tränen" und bedenke, wo der Tempel im Himmel sein wird:
Und einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn der Herr, Gott der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm. Offenbarung 21,22
Es gibt im Himmel keinen Tempel in Form eines Gebäudes, sondern Christus selbst und der Vater sind der Tempel. Nun möchte ich den Psalmtext, den wir bereits angeschaut haben, noch einmal betrachten und dazu diese Wahrheit aus Offenbarung 21 einfügen:
So sann ich denn nach, um dies zu verstehen; aber es war zu schmerzhaft für mich; bis ich zu Christus und dem Herrn, Gott dem Allmächtigen, ging, da verstand ich ihr Ende. Psalm 73,16-17 (gemäß der King James Bibel)
Es wurde alles offenbar, indem er auf Christus und den Vater schaute. Lasst uns das noch ein wenig ausbreiten. In Offenbarung 7 (siehe oben) steht, dass Christus sie "zu lebendigen Wasserströmen führen wird" und Offenbarung 21,22 besagt, dass Christus und der Vater der Tempel im Himmel sein werden. Beachte nun Folgendes:
Und er zeigte mir einen reinen Strom vom Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der ausging vom Thron Gottes und des Lammes. Offenbarung 22,1
Christus wird "sie" zu lebendigen Wasserströmen führen, und es wird uns gesagt, dass der Strom des Lebens vom Thron Gottes UND des Lammes, das Christus ist, ausgehen wird. So wird Christus Menschen zu sich ziehen und ihnen mehr von sich selbst geben, mehr von Seiner persönlichen Gegenwart. Darüber hinaus fließt dieser Strom des Lebens mitten durch den Baum des Lebens, der sein Leben aus diesem Wasser bezieht, und es wird verstanden, dass Christus als der Baum des Lebens dargestellt wird.
Hier zeigte Christus den Jüngern und dem Volk Wahrheiten von höchster Wichtigkeit auf. Er war der Baum des Lebens für alle, die davon nehmen und essen würden. Seine Worte waren Wahrheit. Doch ihr ungläubiger und selbstsüchtiger Geist konnte Seine Bedeutung nicht erfassen. "Von dieser Zeit zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm." Ms95-1898.22
Christus bezeugt das folgende:
In der Mitte zwischen ihrer Straße und dem Strom, von dieser und von jener Seite aus, [war] der Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt; und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker. Offenbarung 22,2
Die Blätter dieses Baumes dienen zur Heilung der Völker. So ist es Christus, der sich selbst gibt, und dadurch die Völker heilt. Untersuche nun die unten aufgeführten Aussagen und schau, wie harmonisch der Geist der Weissagung diese Erkenntnisse bestätigt:
... das Paradies Gottes, das Heim der Gesegneten! Dort sollen alle Tränen von ihren Angesichtern abgewischt werden! Wenn Christus das zweite Mal kommt, um "bewundert zu werden in denen, die glauben" (2. Thessalonicher 1:10), wird der Tod vom Sieg verschlungen, und es wird keine Krankheit mehr geben, keine Trauer, keinen Tod! Eine köstliche Verheißung ist uns gegeben: "Glückselig sind, die seine Gebote tun, damit sie Anrecht haben an dem Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen können." (Offenbarung 22,14). Ist diese Verheißung nicht kostbar und tröstlich für die, die Gott lieben? {TMK 362.2}
Welcherlei Kreuz sie auch haben tragen müssen, welche Verluste sie auch erlitten und welche Verfolgung sie auch erduldet haben, selbst der Verlust des zeitlichen Lebens — alles wird den Kindern Gottes reichlich wiedererstattet werden. Sie „sehen sein Angesicht, und sein Name wird an ihren Stirnen sein“. Offenbarung 22,4. {CGl 177.3}
und Christus, der Erlöser, wird von allen, die Ihm gedient haben, bewundert werden. Während die Gottlosen von seiner Gegenwart fliehen, werden seine Nachfolger sich freuen. Der Patriarch Hiob, mit seinem Glaubensauge die Zeit der Wiederkunft Christi erblickend, sagte: „Denselben werde ich mir sehen, und meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder.“ Hiob 19,27. Seinen getreuen Nachfolgern ist Christus ein täglicher Begleiter und vertrauter Freund gewesen. Sie haben in innigster Verbindung, in ständiger Gemeinschaft mit Gott gelebt. Über ihnen ist die Herrlichkeit des Herrn aufgegangen. In ihnen hat sich das Licht der Erkenntnis, der Herrlichkeit Gottes im Angesichte Jesu Christi widergespiegelt. Jetzt erfreuen sie sich der ungetrübten Strahlen der Klarheit und der Herrlichkeit des Königs in Seiner Majestät. Sie sind vorbereitet für die Gemeinschaft des Himmels; denn sie haben den Himmel in ihren Herzen. {CGl 414.2}
Diese letzte Aussage macht nur dann wirklich Sinn, wenn wir einen Blick auf das gegenwärtige Kreuz werfen. Nur ein Heiliger, der bis zu einem gewissen Grad die Leiden seines Erlösers versteht, kann wahrhaft getröstet werden, wenn er Ihn von Angesicht zu Angesicht sieht und mit dem Vater versöhnt wird durch den wirklichen buchstäblichen Sohn
Sollten wir mit solcher Aussicht vor uns, solch herrlicher Hoffnung, solcher Erlösung, die Christus uns durch sein eigenes Blut erworben hat, schweigen? Sollten wir nicht auch Gott mit lauter Stimme preisen, wie die Jünger dies taten, als Jesus zu Jerusalem einzog? Ist unsere Aussicht nicht viel herrlicher, als die ihrige war? Wer sollte uns dann hindern, Gott mit lauter Stimme zu verherrlichen, wenn wir eine solche Hoffnung der Unsterblichkeit und Herrlichkeit haben? Wir haben die Kräfte der zukünftigen Welt geschmeckt und verlangen nach mehr. Mein ganzes Wesen sehnt sich nach dem lebendigen Gott, und ich will nicht zufrieden sein, bis ich mit Seiner ganzen Fülle erfüllt bin. {EG 103.1}
Er erfasste das Tor, schwang es in seinen glänzenden Angeln zurück und bat die Völker, die die Wahrheit gehalten hatten, einzutreten. Innerhalb der Stadt war alles, woran die Augen sich ergötzen konnten; reiche Herrlichkeit erblickten sie überall. Dann blickte Jesu auf seine erlösten Heiligen; ihre Angesichter strahlten, und indem er seine liebevollen Augen auf sie richtete, sagte er mit seiner schönen, melodischen Stimme: „Ich sehe die Arbeit meiner Seele und bin zufrieden. Diese reiche Herrlichkeit gehört euch für alle Ewigkeit. Eure Leiden haben ein Ende. Es wird kein Tod mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein.“ Ich sah die erlöste Schar sich beugen und ihre glänzenden Kronen zu den Füßen Jesu werfen, und als er sie liebevoll wieder aufrichtete, griffen sie in ihre goldenen Harfen und erfüllten den Himmel mit ihrer herrlichen Musik und ihren Lobgesängen für das Lamm. {EG 281.2}
Noch etwas anderes, was wir beachten wollen: Erlebten nicht die Jünger Trauer, Zweifel, Tränen und Leid, als sie Zeugen vom Tod Christi wurden? Wie wurde das ab- oder weggewischt? Löschte Gott ihre Erinnerungen? Nein! Vielmehr öffnete Er ihre Augen, als Er den Tröster sandte, welcher Christus ist. Und als ihre Augen aufgetan wurden und sie das größere Bild erkannten, wurden auch ihre Tränen abgewischt.
Ist unser Gott ein Gott, der dem Menschen von Anfang an Entscheidungsfreiheit gibt, nur um sie dann am Ende wegzunehmen? Die Vorstellung einer Gehirnwäsche ist eine Handlung des Selbstschutzes, ein Weg, um dieses Risiko niemals mehr zu haben. Der Grund, warum dies nie wieder passieren wird, ist, weil der Preis dafür Gottes Kindern und dem gesamten Universum IMMER vor Augen stehen wird, und zwar im Licht der vollen Erinnerung. Die Liebe Gottes überwältigt und besiegt den Verlust geliebter Menschen, doch wegen unserer Boshaftigkeit haben wir damit zu kämpfen, dies zu begreifen. Aber "nur durch LIEBE wird LIEBE erweckt", eine solche Liebe, die alle Angst und alles Leiden aus dem fleischlichen Tempel vertreibt.