Gott ist Liebe - Die Versöhnung - von G.E.Fifield

veröffentlicht Mai 04, 2018 von andere in Agape

Dies ist das 13. Kapitel aus dem Buch: Gott ist Liebe von G.E.Fifield, einer unserer Adventpioniere. Hier ist das englische Original.

 

Gott ist Liebe – George E. Fifield

Kapitel 13.  Die Versöhnung

 

Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden den Namen erhält. Epheser 3,14-15

Das englische Wort für Versöhnung („atonement“), bedeutet „at-one-ment“ - Wieder-eins-Machung. Die Sünde hat Leid gebracht und das Leid hat ein Missverständnis von Gottes Charakter bewirkt. So kamen die Menschen dazu, Gott zu hassen, statt ihn zu lieben; und indem sie ihn, den einen Vater, hassten, hassten die Menschen auch ihre Mitmenschen, ihre Brüder. Statt der einen Familie mit dem einem Vater, waren die Menschen nun von Gott und voneinander getrennt und wurden durch Hass und Selbstsucht voneinander ferngehalten. Es musste eine Versöhnung stattfinden.

Eine Versöhnung kann nur dadurch erreicht werden, dass Gott seine Liebe so offenbart, trotz Sünde und Kummer, dass die Herzen der Menschen berührt werden und sie wieder zarte Gefühle für ihn empfinden können. Frei von Satans Täuschungen erkennen sie dann, wie sie den göttlichen Einen vollkommen und furchtbar missverstanden haben, trotz des Geistes seiner Gnade. So können sie dann als heimkehrende Brüder wieder in seliger Eintracht zum Haus des Vaters zurückgeführt werden.

Die Versöhnung dient nicht dazu, Gottes Zorn zu beschwichtigen, damit die Menschen es wagen können, zu ihm zu kommen, sondern sie soll seine Liebe offenbaren, damit sie zu ihm kommen wollen. Es war nicht Christus, der Gott mit der Welt versöhnte, sondern Gott in Christus versöhnte die Welt mit sich selbst. Nirgends steht, dass Gott mit uns versöhnt werden musste; er sagt: „Ich habe euch nicht verlassen, aber ihr habt mich verlassen.“ Und Paulus sagt: „So bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!“

Es war diese Frage, die beantwortet werden musste: Wie kann es sein, dass Gott unser Vater ist und dass er Liebe ist, wenn wir so sehr und oft zu Unrecht leiden, und doch keine Stimme das Schweigen bricht, keine väterliche Berührung unseren Kummer lindert? Die Frage musste von Gott beantwortet werden, durch Christus, indem er das Schweigen brach und durch ihn die Kranken geheilt und die Toten auferweckt wurden, prophetisch für die Zeit, wenn Satans Macht gebrochen sein wird und alle Tränen abgewischt werden.

So wurde offenbar, dass Leid nicht der Wille Gottes war, oder die Folge seines Zorns, sondern dass es der Wille des Teufels war und die Folge der Sünde. Das ganze Leben Christi, von der Krippe in Bethlehem bis zum Kreuz von Golgatha, war ein Leben makelloser, unverfälschter Liebe. Aber wer war Christus? Das Wort bedeutet „Gesalbter“. Er war der Gesalbte Gottes, gesalbt mit Gottes Geist, um Gottes Leben auf Erden zu leben. Der Engel sagte: „Und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: GOTT MIT UNS.“

Oh ja! Es gab genug Götter, bevor Jesus kam, um der verlorenen Welt das Wissen über den Vater zu offenbaren. In Ägypten sagte man einst, dass es leichter sei, einen Gott als einen Menschen zu finden; so zahlreich waren sie. Das Problem war nur, dass keiner von ihnen „unser Vater“ war. Keiner von ihnen war „mit uns“. Sie waren alle weit entfernte Götter im Dunkeln. Keiner von ihnen liebte die menschliche Seele. Es gab Götter des Krieges, Götter des Sturms, Götter der Lust, des Diebstahls und der betrunkenen Ausgelassenheit, bis jede niedere und böse Leidenschaft der verlorenen Seele vergöttert und angebetet wurde, um die Seele noch tiefer in die Sünde und das daraus resultierende Elend zu ziehen. Es gab einen Gott der Wolken, der Pfeile wütender Blitze abschoss, einen Gott im Ozean, der hohe Wellen auftürmte und menschenbeladene Schiffe zerschmetterte; einen Gott der Erde, der sie vor Schreck erbeben ließ und Lava von den Berggipfeln herab goss, wodurch die Städte am Fuß des Berges verwüstet wurden; überall einen Gott für Zorn und Zerstörung; überall einen Gott, dessen Zorn durch irgendein blutiges Opfer besänftigt werden musste; überall einen Gott, aber immer zu weit entfernt, als dass er von den Gebeten erreicht werden könnte, die in bangendem Glauben von den leidenden Seelen aufstiegen.

Aber als Jesus kam, war er Gott mit uns – mit uns im Leid, denn er war ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut; mit uns in Freude, denn er freute sich auch auf dem Hochzeitsfest; mit uns in der Kindheit, denn er war auch ein Kind, und sogar das zaghafte Gebet eines Kindes kann sein Herz erreichen; mit uns in der Jugend, denn er kennt all ihre gefährlichen Wege, all ihre quälenden Ängste, die so stillschweigend den Platz der flüchtigen Hirngespinste ihrer hohen Ideale einnehmen, und all ihre großen unerfüllten Hoffnungen; mit uns in Armut, denn er hatte keinen Platz, wo er sein Haupt hinlegen konnte; mit uns bei der Arbeit und in Müdigkeit, denn er war ein Zimmermann und der Sohn eines Zimmermanns; mit uns in Verfolgung, denn er wurde als Lamm zur Schlachtbank geführt; mit uns in der traurigen Stunde des letzten Abschieds von geliebten Menschen, denn sagte er nicht am Kreuz zu Johannes: „Siehe, deine Mutter!“? Mit uns, wenn unser Glaube fast versagt, denn sagte nicht auch er in seiner Seelenqual: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Mit uns im finsteren Tal des Todes, denn auch er „ist gleichermaßen dessen teilhaftig geworden, damit er durch den Tod den außer Wirksamkeit setzte, der die Macht des Todes hat, nämlich den Teufel.“ Oh ja! Er war „Immanuel, was übersetzt heißt, Gott mit uns.“

Wie die Lügen des Teufels fliehen, wenn wir Gott offenbart in Jesus Christus betrachten! Wie die entfremdete Seele wieder in ihre Heimat zurückkommt und eins wird mit Gott! „Hat doch der Sperling ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für sich, wo sie ihre Jungen hinlegen kann: deine Altäre, o HERR der Heerscharen, mein König und mein Gott!“ Welch ein Wunder, dass der neu geschaffene Paulus zu den Götzendienern in Athen die Wahrheit predigte, dass Gott nicht fern von einem jeden von uns ist! Er fand das auf seiner Reise nach Damaskus heraus, als das Licht um ihn her schien und eine Stimme sagte: „Saul, Saul! Warum verfolgst du mich?“

Schimmer dieser herrlichen Wahrheit wurden den Treuen schon immer gegeben. So war Henoch mit Gott gewandelt. Das war es auch, was Jakob in der Nacht in Bethel lernte. Gab es je eine Zeit, als Gott weiter von der menschlichen Seele entfernt schien als von Jakob in jener Nacht? Aus seiner Heimat vertrieben wegen seiner eigenen Sünde und der seiner Mutter, ein müder Wanderer in der Wüste, kein Haus in Sicht, die dichter werdende Nacht um ihn herum und nur ein Stein als Kopfkissen, die feuchte Erde unter ihm, und scheinbar nur die Sterne als Wächter über ihm – ah! Wenn es je eine Zeit gab, wo Gott weit entfernt schien, das Herz einsam und wüst war und die Zukunft ganz und gar ungewiss, dann war es diese. Aber Gott offenbarte sogar diesem sündigen Jakob die Wahrheit, dass von jeder Menschenseele eine Leiter in den Himmel reicht, auf der die Engel Gottes auf- und absteigen, und dass unser Vater von oben liebevoll auf sein Kind herabschaut mit Verheißung und Segen. Auch wir können aus der Stunde der tiefsten Dunkelheit aufwachen und wissen: „Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und dies ist die Pforte des Himmels!“

Das war es auch, was Hiob mitten in seiner Bedrängnis sah. Sein Besitz verloren, die Gesundheit weg, von Freunden verlassen, sogar seine Frau drängte ihn, Gott zu fluchen und zu sterben, aber mit großartigem Glauben, der bewies, wie nah Gott seiner Seele war trotz all dieser Schicksalsschläge in seinem Leben, sagte er: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Nachdem meine Haut noch so zerschlagen ist, werde ich doch ohne mein Fleisch (engl. in meinem Fleisch) Gott sehen.“

Diese Menschen, wie Abraham, sahen den Tag Christi im Voraus, und ihn zu sehen machte sie froh. In Christus war somit Gottes Liebe offenbart trotz des Leides, das die Sünde gebracht hat – eine Liebe, die sich bereitwillig niederbeugte, um unsere Sünden zu tragen und unser Leid mit uns zu teilen, damit er uns zu Gott bringen könne; eine Liebe, die sogar jetzt auf die dunkelsten Gewitterwolken einen Regenbogen der Verheißung malt, und doch noch das Krumme gerade machen wird und das Hügelige eben, sodass alles Fleisch seine Herrlichkeit sehen wird.

Wahrlich, „er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat“, damit wir „nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“ sind. Er hat die Wiedergutmachung (Wieder-eins-Machung) bewirkt, indem er uns mit Gott versöhnt hat, sodass durch ihn Mensch mit Mensch und Mensch mit Gott in selige Eintracht gebracht wird. Und nicht nur Mensch mit Mensch und Mensch mit Gott, sondern in der Liebe Gottes, offenbart in Jesus Christus, sollen alle intelligenten und moralisch entscheidungsfähigen Geschöpfe ihren Ankerpunkt finden, ihre Ruhe und die allumfassende Gemeinschaft des Seins, „zur Ausführung in der Fülle der Zeiten: alles unter einem Haupt zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist – in ihm, in welchem wir auch ein Erbteil erlangt haben.“

Es ist die Güte Gottes, die uns voll Reue zum Vaterhaus zurückführt. Diese Güte ist durch Christus offenbart worden: denn „diesen hat Gott zum Fürsten und Retter zu seiner Rechten erhöht, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu gewähren.“

Die theologische Welt ist in zwei große Schulen aufgeteilt. Die erste der beiden wird von der sogenannten Orthodoxie repräsentiert, die letztere vom Unitarismus. Die erste spricht immer über Christi Tod, die zweite über sein Leben.

Nun ist es ja unmöglich, sich zu viel mit dem Tod Christi zu befassen; und es ist genauso unmöglich, zu liebevoll bei der Erinnerung an sein Leben zu verweilen, aber die beiden sollten gedanklich nicht getrennt werden. Nichts Irdisches kann die Seele mehr inspirieren und zu edlen Zielen emporheben als der aufopfernde, heldenhafte Tod eines rein menschlichen Helden; aber dieser Tod wird nur inspirierend und tatsächlich heldenhaft, wenn man ihn im Zusammenhang mit dem Leben sieht. Genauso ist es auch mit dem Tod des göttlichen Sohnes Gottes; es geht nicht nur um seinen Tod, sondern auch um sein Leben, denn Paulus sagt: „Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, wie viel mehr werden wir als Versöhnte gerettet werden durch sein Leben!“

Der Tod Christi wird nur dann bedeutungsvoll, wenn man ihn im Zusammenhang mit seinem Leben der Selbstaufopferung sieht, das zu seinem Tod führte und schließlich die Ursache dafür war. Nur so hat der Tod die Kraft, Gottes Liebe auf eine solche Weise zu offenbaren, dass wir mit ihm versöhnt werden. Es war während seines Lebens, dass Gott in ihm das vollkommene, makellose Gewand der Gerechtigkeit webte, welches uns im Glauben zuerst zugerechnet, und dann in uns gefertigt wird und dadurch all unsere Sünden bedeckt und überwindet. Lasst uns dann immer das Leben und den Tod des Sohnes Gottes als die Hoffnung der Welt auf Erlösung preisen. Diese vollbrachten die Versöhnung, die Wieder-eins-Machung; „denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen!“

Die erste dieser theologischen Schulen vernachlässigt und missversteht fast völlig die Menschlichkeit Christi und ruft ständig aus: „Ecce Deus!“ (Sieh den Gott), wohingegen die letztere die Göttlichkeit Christi leugnet und den Ruf erhebt: „Ecce homo!“ (Sieh den Menschen). Wie es dem Autor erscheint, machen beide einen schweren, wenn nicht fatalen Fehler.

In Bezug auf die erste würde ich sagen: Gott ist Liebe. Liebe, und daher Gott, offenbart sich am meisten in Jesus Christus, wenn wir uns daran erinnern, dass in ihm, zu unserem Wohl, die Göttlichkeit tatsächlich selbst Menschlichkeit annahm, mit all ihrer Schwäche und Mattigkeit, mit all ihren Leidenschaften, Vorlieben und Sehnsüchten, mit all ihren Versuchungen. In der Tat ist es nur auf diese Weise, dass Christus Gott offenbart, und selbst göttlich ist, denn Gott ist Liebe.

Andererseits, wenn Jesus nur Mensch wäre und nicht der göttliche Sohn, wie kam es dann dazu, dass sein Leben alle anderen Leben, die je auf der Welt gelebt wurden, so übertrifft; dass es alle Menschen in allen Zeitaltern überragt, sodass es alleinsteht als der eine Mittelpunkt von Vorbild und Gedenken, Prophetie und Geschichte, Hoffnung und Glauben, Vergangenheit und Zukunft? Wäre es nur menschlich, wie würde es etwas anderes als das Menschliche offenbaren? Wie kann es so Gott offenbaren, dass es die Welt zu ihm zurückbringt? Wäre es nur menschlich, was würde es der menschlichen Rasse bringen, außer vielleicht den Pegel ihrer Bestrebungen und Hoffnungen etwas anzuheben, ohne die Kraft für eine mögliche Umsetzung zu verleihen? Das würde ihr Elend nur verstärken, indem es sie mit Unmöglichkeiten schmäht. Es würde ihnen gewissermaßen den Apfel des Lebens hinhalten, nur um ihn dann immer so weit wegzuziehen, dass sie ihn nicht ergreifen können. Oh nein! So ist Gott nicht. Jedes dieser Extreme ist tödlich.

Wir müssen einfach dem biblischen Bericht der Menschwerdung glauben. Wir können es nicht verstehen. Was haben wir schon von dem Geheimnis pflanzlichen oder tierischen Lebens verstanden? Hier scheitert unser Verstand und die offenkundigste Wissenschaft steht dumm da, und doch glauben wir hier und wissen. Warum sollten wir uns darüber wundern, dass das göttliche Leben in Christus, und durch ihn in uns, ein Geheimnis ist; und warum weigern wir uns, daran zu glauben, nur weil es ein Geheimnis ist? Was bedeutet die Menschwerdung? – Einfach, dass Gott in Christus die Welt mit sich versöhnte; dass Jesus göttlich war und doch menschlich, vollkommen Gott und vollkommen Mensch, Sohn Gottes und Menschensohn; dass er mit seinem göttlichen Arm den Thron des Unendlichen ergreift, während er mit seinem menschlichen Arm die Menschheit mit all ihrem Leid und ihren Nöten umfasst, mit all ihren Sehnsüchten und ihren Seelenqualen umarmt er sie, um sie emporzuheben, mit Gott zu vereinigen und so die Versöhnung bewirkt.

Ich wiederhole, dass dies, genauso wie das Geheimnis des niedrigeren Lebens, jenseits unseres Verstandes ist, aber es ist nicht unvernünftig, weil es wie Gott ist, denn es ist Liebe und "Gott ist Liebe".