Sagt die Bibel nicht immer wieder, ...

veröffentlicht Okt 27, 2025 von Kevin J. Mullins in Das ewige Evangelium

Sagt die Bibel nicht immer wieder, dass Gott direkt Krankheit, Zerstörung und Tod VERURSACHT?

(Original-Artikel in Englisch)

Wenn man beginnt, die Bibel zu lesen, insbesondere das Alte Testament, stößt man auf einige sehr seltsame Aussagen über den Charakter Gottes. Hier sind einige Beispiele:

Und der HERR sprach zu Mose: Wenn du wieder nach Ägypten kommst, so achte darauf, dass du vor dem Pharao all die Wunder tust, die ich in deine Hand gegeben habe. Ich aber will sein Herz verstocken, dass er das Volk nicht ziehen lassen wird. 2.Mose 4,21

Da sandte der HERR Seraph-Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, sodass viel Volk in Israel starb. 4.Mose 21,6

Und nun siehe, der HERR hat einen Lügengeist in den Mund aller dieser deiner Propheten gelegt; und der HERR hat Unheil über dich geredet! 1.Könige 22,23

Und Jahwe sandte eine Pest unter Israel; und es fielen von Israel siebzigtausend Mann. 1.Chronik 21,14 Elberfelder

Selbst das Neue Testament enthält solche Beschreibungen. Indem Paulus Jesaja 29,10 zitiert, schreibt er:

… wie geschrieben steht: »Gott hat ihnen einen Geist der Betäubung gegeben, Augen, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören, bis zum heutigen Tag«. Römer 11,8

An anderer Stelle schrieb er:

Darum wird ihnen Gott eine wirksame Kraft der Verführung senden, sodass sie der Lüge glauben, … 2.Thessalonicher 2,11

Wie sollen wir diese Aussagen verstehen? Es ist zu 100 % wahr, dass wir die Bibel so nehmen sollen, wie es geschrieben steht. Aber selbst wenn nicht inspirierte Übersetzer die Worte und Sätze korrekt übersetzen, so wie sie im inspirierten Hebräisch oder Griechisch stehen, verstehen wir nicht immer die ursprüngliche Absicht hinter diesen Worten und Sätzen, und gelangen so zu falschen Schlussfolgerungen über den Charakter Gottes.

Beispielsweise zitiert William Lowth in seinem 1714 veröffentlichten Werk „Commentary Upon the Prophet Isaiah“ („Kommentar zum Propheten Jesaja“) den folgenden Vers:

Warum, Jahwe, läßt Du uns von Deinen Wegen abirren, verhärtest unser Herz, daß wir Dich nicht fürchten? Kehre zurück um Deiner Knechte willen, der Stämme Deines Erbteils! Jesaja 63,17 Elberfelder

Warum sollte Gott jemals jemanden von seinen Wegen abirren lassen? Was fehlt uns in diesem hebräischen Satz, was im Englischen nicht zum Ausdruck kommt? William Lowth erklärt es folgendermaßen:

„Die Worte hätten besser wie folgt wiedergegeben werden können: Warum hast Du geduldet [erlaubt/zugelassen], dass wir von Deinen Wegen abgeirrt sind? Denn die im Hebräischen als Hiphil bezeichnete Form bezeichnet oft nur Zulassung oder Erlaubnis und wird an anderer Stelle von unseren Übersetzern in diesem Sinne wiedergegeben.“ (William Lowth, A Commentary Upon the Prophet Isaiah, S. 501, Wort in Klammern hinzugefügt)

Hier stellt uns William Lowth eine hebräische Grammatikform namens Hiphil vor. Das hebräische Wort, das mit „Warum lässt Du uns von Deinen Wegen abirren“ übersetzt wird, ist das Verb תָּעָה (ta`ah), das in der Hiphil-Form steht. Da es „oft nur Zulassung oder Erlaubnis bedeutet“, könnte man es so verstehen, dass Gott die Menschen nicht buchstäblich in die Irre führt. Vielmehr erlaubt Gott uns, indem Er den freien Willen des Menschen achtet, von Seinen Wegen abzuirren und die natürlichen Folgen solcher Entscheidungen zu ernten. In seiner Companion Bible übersetzt E. W. Bullinger dies wie folgt:

„Warum hast Du erduldet [zugelassen], dass wir von Deinen Wegen abgeirrt sind und unsere Herzen verhärtet haben …“ (Worte in Klammern hinzugefügt)

Dieser wichtige Grundsatz für die Auslegung der Heiligen Schrift hilft uns, jene Beispieltexte zu verstehen, die wir zu Beginn dieser Studie zitiert haben. Beachten wir, was Adam Clarke über 2.Mose 4,21 schreibt, wo Gott mit den Worten zitiert wird: „Ich aber will sein [des Pharaos] Herz verstocken“:

Alle, die die Heilige Schrift sorgfältig und aufmerksam gelesen haben, wissen sehr wohl, dass Gott darin häufig so dargestellt wird, als ob Er das tut, was Er doch nur erlaubt oder zulässt. Weil ein Mensch Seinen Geist betrübt hat und sich Seiner Gnade widersetzt, entzieht Er ihm diesen Geist und diese Gnade, und so wird dieser Mensch dreist und übermütig in seiner Sünde. Der Pharao verhärtete sein Herz gegen Gott (2.Mose 9,34), und Gott überließ ihn seiner richtenden Blindheit, sodass er eigensinnig seinem eigenen Untergang entgegenstrebte.“ (Adam Clarke, Commentary on the Whole Bible, 2.Mose 4,21)

Einen ähnlichen Vers finden wir in Exodus (2.Mose) 10,27: „Aber der HERR verstockte das Herz des Pharao, …“. In ihrer Übersetzung der alttestamentlichen Schriften aus dem hebräischen Original übersetzt Helen Spurrell Exodus 10,27 mit: „Aber JEHOVA erlaubte, dass das Herz des Pharaos verhärtet wurde“ (siehe auch Exodus 10,1). Und in der Emphasized Bible heißt es: „Und Jahwe ließ zu, dass das Herz des Pharaos kühn wurde.“

Unter Bezugnahme auf 1.Könige 22,23, wo wir gesehen haben, dass Gott einen Lügengeist in den Mund der Propheten legt, erklärt Adam Clarke:

Er hat zugelassen oder geduldet, dass ein Lügengeist die Propheten beeinflusst. Es ist notwendig, den Leser erneut daran zu erinnern, dass die Heilige Schrift Gott wiederholt als jemanden darstellt, der das tut, was Er im Rahmen Seiner Vorsehung nur zulässt oder duldet. Nichts kann im Himmel, auf Erden oder in der Hölle geschehen, außer durch Seine unmittelbare Kraft oder Seine Erlaubnis.“ (Adam Clarke, Commentary on the Whole Bible, 1.Könige 22,23)

In seinem Kommentar zu 2.Samuel 16,10.11, der zu suggerieren scheint, dass Gott Simei befahl, David zu verfluchen, erklärt Adam Clarke erneut:

„Niemand kann annehmen, dass Gott jemals einen Menschen aufgefordert hat, einen anderen zu verfluchen, geschweige denn, dass Er einen Schuft wie Simi beauftragt hat, einen Mann wie David zu verfluchen; aber dies ist eine Besonderheit der hebräischen Sprache, die nicht immer zwischen Erlaubnis und Gebot unterscheidet. Oft schreibt die Heilige Schrift Gott etwas zu, was Er nur zulässt oder was Er im Rahmen Seiner Vorsehung nicht verhindert. David betrachtet all dies jedoch als von Gott zugelassen, um ihn zu züchtigen und zu demütigen.“ (Adam Clarke, Commentary on the Whole Bible, 2.Samuel 16,10.11)

Was ist mit den Verben, die besagen, dass Gott „feurige Schlangen sandte“ (4.Mose 21,6) und „ihnen eine wirksame Kraft der Verführung sendet“ (2.Thessalonicher 2,11)? Im Jahr 1726 schrieb Edward Bird:

„Bedenkt und beachtet, dass von Gott in der Schrift gesagt wird, dass Er etwas sendet, wenn Er es verhindern könnte, aber nicht verhindert, dass etwas gesendet wird.“ (Fate and Destiny, Inconsistent with Christianity: or, The Horrid Decree of Absolute and Unconditional Election and Reprobation Fully Detected)

Auf Seite 401 seines Buches „The Providence of God Viewed In The Light Of Holy Scripture” („Die Vorsehung Gottes im Lichte der Heiligen Schrift“) zitiert Thomas Jackson Thomas Pierce, der die Dinge 1658 treffend zusammenfasste:

„Wenn von Gott gesagt wird, dass Er die Herzen der Menschen verstockt (2.Mose 7-8), dass Er sie schändlichen Leidenschaften ausliefert (Römer 1,26-29), ihnen kräftige Irrtümer sendet (2.Thessalonicher 2,11), so dass sie glauben, dass Gott ungerecht handelt - was bedeutet, dass Er gegen Seinen Charakter handelt, eine Lüge und dergleichen -, so ist das unendlich weit entfernt davon, einen wirkungsvollen Impuls in Gott dem Allmächtigen zu meinen. Dass alle diese Verben - verstocken, verblenden, ausliefern, Irrtümer senden, täuschen und dergleichen - durch einen gewöhnlichen Hebraismus nur eine PERMISSIVE bzw. ZULASSENDE Bedeutung haben, obwohl sie aktiv klingen, ist unbestritten.“

Hier sind einige alternative Übersetzungen von 2.Thessalonicher 2,11:

Ein weiterer ähnlicher Vers, der ebenfalls in der Hiphil-Verbform verwendet wird, findet sich im Buch Jeremia:

Da sprach ich: »Ach, Herr, HERR, Du hast wahrlich dieses Volk und Jerusalem sehr getäuscht, indem du sprachst: Ihr sollt Frieden haben!, aber nun ist [ihnen] das Schwert an die Kehle gesetzt!« Jeremia 4,10

Ist es wirklich so, dass Gott die Menschen täuscht? John Gill erklärt es so:

Was die falschen Propheten taten, wird Gott zugeschrieben, weil Er es duldete [zuließ], dass sie das Volk täuschten; siehe 1.Könige 22,20-22. Der Targum [aramäische Version] schreibt die Täuschung den falschen Propheten zu und nicht Gott: ‚Seht doch, die falschen Propheten täuschen dieses Volk und die Einwohner Jerusalems.‘“ (Worte in Klammern hinzugefügt)

Dieses Verständnis spiegelt sich auch in der New English Translation wider:

Als Antwort darauf sagte ich: ‚Ach, Herr, Gott, Du hast zugelassen, dass das Volk von Juda und Jerusalem sich von denen täuschen lässt, die sagen: „Ihr seid in Sicherheit!“ Aber in Wirklichkeit ist das Schwert schon an unserer Kehle.‘ Jeremia 4,10 NET

Darüber hinaus kommt John Goodge Foyster zu folgendem Schluss:

„In der Sprache der Heiligen Schrift werden natürliche Folgen manchmal so dargestellt, als seien sie vorbestimmt und unabänderliche Verordnungen. Was allein durch die Erlaubnis des Allmächtigen im Verlauf Seiner Voraussicht geschieht, wird so beschrieben, als sei es durch ein besonderes und unaufhaltsames Eingreifen Seiner Hand geschehen. Dies ist eine für die hebräische Sprache typische Ausdrucksweise, die sowohl im Neuen Testament als auch im Alten Testament allgegenwärtig ist. Wenn also die heiligen Schreiber Gott so darstellen, dass Er „die Augen der Menschen verblendet, damit sie nicht sehen, und ihre Herzen verhärtet, damit sie nicht verstehen“, meinen sie damit im Allgemeinen, dass Er nicht mit Macht eingreift, um das Böse zu verhindern, das die natürliche Folge unserer eigenen Torheit, Verdorbenheit und Unbußfertigkeit ist.“ (John Goodge Foyster, Sermons; S. 90, 1826)

Dieses wichtige Prinzip hat mein Verständnis der Heiligen Schrift grundlegend verändert. Es wirft ein helles Licht auf den wahren Charakter Gottes (1.Johannes 4,8), bringt ihn in Einklang mit dem, was Sein Sohn Jesus gelehrt und vorgelebt hat (Lukas 6,35; Johannes 14,9; 17,4), und hilft, viele Ereignisse in der Bibel zu verstehen. Betrachten wir den folgenden Vers:

 Da ging Lot hinaus und redete mit seinen Schwiegersöhnen, die seine Töchter nehmen sollten, und sprach: Macht euch auf, geht hinaus aus diesem Ort; denn der HERR wird diese Stadt verderben! Aber er war in den Augen seiner Schwiegersöhne wie einer, der scherzt. 1.Mose 19,14

Wie sollen wir das verstehen? Der Ausdruck „der Herr wird verderben“ steht in der Hiphil-Form und da er im Futur steht, könnte man ihn so verstehen: „Der Herr wird zulassen, dass diese Stadt verderbt (zerstört) wird.“ Eine detaillierte Studie über Gottes Rolle bei der Zerstörung von Sodom und Gomorra findest du in der Broschüre „Der Schrei von Sodom und Gomorra“[1].

Hier ist ein Beispiel aus einer anderen gut bekannten Begebenheit:

 Und es geschah um Mitternacht, da schlug der HERR alle Erstgeburt im Land Ägypten, von dem erstgeborenen Sohn des Pharao, der auf seinem Thron saß, bis zum erstgeborenen Sohn des Gefangenen, der im Gefängnis war, auch alle Erstgeburt des Viehs. 2.Mose 12,29

Das Wort „schlug“ steht ebenfalls in der Hiphil-Form – „Der Herr erlaubte, dass alle Erstgeborenen im Land Ägypten geschlagen wurden.“ Diese Übersetzung passt zum Erzählkontext, wenn wir Vers 23 betrachten:

Denn der HERR wird umhergehen und die Ägypter schlagen. Und wenn Er das Blut sehen wird an der Oberschwelle und an den beiden Türpfosten, so wird Er, der HERR, an der Tür verschonend vorübergehen und den Verderber nicht in eure Häuser kommen lassen, um zu schlagen. 2.Mose 12,23

Es ist klar, dass Gott nicht derjenige ist, der alle Erstgeborenen direkt geschlagen hat, was das Prinzip bestätigt, dass Gott oft als derjenige dargestellt wird, der das „tut“, was Er nur „zulässt“. Eine detaillierte Untersuchung der Rolle Gottes während der Plagen Ägyptens findest du in der Broschüre „Golgatha in Ägypten“[2].

Auch in diesem Vers sehen wir wieder die Hiphil-Form:

Der HERR wird dich vor deinen Feinden schlagen: … 5.Mose 28,25 Luther 1912

Die New English Translation übersetzt dies jedoch wie folgt:

Der Herr wird zulassen, dass ihr vor euren Feinden niedergeschlagen werdet …

Die deutsche Schlachter 2000 gibt es wie folgt wieder:

Der HERR wird dich vor deinen Feinden geschlagen dahingeben; …

Und die Hoffnung für Alle:

Der HERR wird euch euren Feinden ausliefern.

Das hier in Frage stehende hebräische Verb ist נָתַן (natan/nâthan), über das Thomas Coke schreibt: „Das ursprüngliche Wort natan wird häufig im permissiven/zulassenden Sinne verwendet.“ (A Commentary on the Whole Bible, S. 282). Und George Philips schreibt: „Das Verb [natan] bedeutet erlauben/zulassen.“ (The Psalms in Hebrew, S. 116)

Ein weiteres Beispiel für das hebräische Verb natan findet sich im Buch Hesekiel:

So habe auch Ich ihnen Gesetze gegeben, die nicht gut waren, und Rechtsbestimmungen, durch die sie nicht leben konnten. Hesekiel 20,25

Wie kann es sein, dass Gott Seinem Volk Dinge gibt, durch die es nicht leben kann? Er gibt ihnen die Dinge, die SIE wollen, die aber außerhalb von Gottes Design für das Leben liegen. Die New King James Version übersetzt es korrekt mit den Worten: „Darum habe Ich sie auch den Gesetzen überlassen, die nicht gut waren.“ Bullinger's Companion Bible erklärt, dass die Worte „Ich habe ihnen auch Gesetze gegeben“ eine hebräische Redewendung sind, die bedeutet:

„Ich habe geduldet [erlaubt], dass andere ihnen Gesetze gegeben haben …“ Aktive Verben wurden im Hebräischen verwendet, um nicht nur die Ausführung einer Sache auszudrücken, sondern auch die Erlaubnis für die Sache, von der gesagt wird, dass sie vom Handelnden ausgeführt wird. Das [hebräische] Verb nâthan, geben, wird daher in diesem Sinne mit dulden [erlauben] wiedergegeben.” (Worte in Klammern hinzugefügt)

In Anlehnung an das Konzept, dass Israels Feinde „erlaubt“ wird anzugreifen, warnte Gott Juda:

Und Ich werde an diesem Ort den Rat Judas und Jerusalems zunichtemachen und sie durch das Schwert fallen lassen vor dem Angesicht ihrer Feinde. Jeremia 19,7

Wie das Verb nâthan sollte auch diese Hiphil-Verbform hier im permissiven Sinne verstanden werden, wie es die Unlocked Dynamic Bible übersetzt:

Ich werde zulassen, dass eure Feinde, die euch töten wollen, viele von euch mit ihren Schwertern töten.

In der deutschen Übersetzung „Hoffnung für Alle“ wird es so übersetzt:

Ich lasse sie ihren Todfeinden in die Hände fallen, und die werden sie umbringen.

Die Hiphil-Form taucht auch in diesem Text wieder auf:

Als aber das Fleisch noch zwischen ihren Zähnen und noch nicht verzehrt war, da entbrannte der Zorn des HERRN über das Volk, und der HERR schlug sie mit einer sehr großen Plage. (4.Mose 11,33)

In unserem letzten Beispiel erscheint es erneut:

Da sprach Gott zu Noah: Das Ende allen Fleisches ist bei Mir beschlossen, denn die Erde ist voller Frevel von ihnen; und siehe, Ich will sie verderben mit der Erde. 1.Mose 6,13

Da die Aussagen „Der Herr schlug sie“ und „Ich will sie verderben“ in der Hiphil-Verbform stehen, können sie eher als permissiv/zulassend und nicht als kausativ/verursachend verstanden werden. Eine Bestätigung für das letztere Beispiel findet sich in Jesaja 54,9, wo die Sintflut in der The Living Bible in der permissiven Form dargestellt wird:

So wie Ich in den Tagen Noahs geschworen habe, dass Ich nie wieder ZULASSEN werde, dass die Wasser einer Flut die Erde bedecken und alles Leben vernichten, so schwöre Ich jetzt, dass Ich nie wieder Meinen Zorn über euch ausgießen werde. (Jesaja 54,9 The Living Bible)

Als Jesus über die Sintflut sprach, sagte Er nie, dass Sein Vater sie verursacht oder gesandt habe. Anstatt etwas zu sagen wie: „Mein Vater sandte eine Sintflut und vernichtete sie alle“, sagte Er einfach: „Die Sintflut kam und vernichtete sie alle“ (Lukas 17,27; siehe auch Matthäus 24,39).

Und bitte lasst euch nicht von Ausdrücken wie „da entbrannte der Zorn des Herrn“ oder „Ich werde nie wieder Meinen Zorn über euch ausgießen“ verwirren, denn Gottes Zorn (Grimm) bedeutet nicht, dass Er „zuschlägt“, um Schaden anzurichten, sondern dass Gott auf Bitten des hartnäckigen Sünders widerwillig Seine schützende Gegenwart zurückzieht und so zulässt, dass das Unglück über ihn kommt. Als Aaron und Mirjam gegen Mose sprachen, lesen wir:

Und der Zorn des HERRN entbrannte gegen sie, und Er wandte sich weg; auch wich die Wolke von der Stiftshütte. Und siehe, da war Mirjam aussätzig wie Schnee … 4.Mose 12,9.10 Luther 1912

Die Plage kam, nachdem Gott sich „weggewandt“ hatte, oder sich entfernte, wie es in anderen Übersetzungen heißt. Paulus erklärt Gottes Zorn damit, dass Er die hartnäckigen Sünder dahingibt oder ihren selbstzerstörerischen Leidenschaften überlässt (Römer 1,18.24.26.28). Eine ausführlichere Untersuchung darüber, wie Gott Seinen Zorn oder Seinen Grimm zum Ausdruck bringt, findest du in der Broschüre „Das Muster der Gerichte Gottes“[3].

In 2.Mose 15,26 zitieren die meisten Übersetzungen Gottes Worte: „… so will Ich keine der Krankheiten auf dich legen, die Ich auf Ägypten gelegt habe; …“ Auf den Seiten 5 und 6 seines Buches „The Key to Scriptural Healing“ schreibt Kenneth Hagin jedoch: „… im Hebräischen heißt es wörtlich: „Ich werde nicht zulassen, dass dir die Krankheiten auferlegt werden, die ich zugelassen habe, dass sie über die Ägypter gebracht wurden.“

Zur Zeit der Sintflut sprach Gott: „… Mein Geist soll nicht für immer mit dem Menschen rechten, …“ (1.Mose 6,3). Während Gott zu den Menschen flehte, berichtet uns das Buch Hiob von der Reaktion der Menschen:

Willst du den Weg der Vorzeit befolgen, den Pfad, auf dem die Frevler einhergingen, die vor ihrer Zeit weggerafft wurden, deren Fundament der Strom wegriss, die zu Gott sprachen: »Weiche von uns!«, und: »Was kann der Allmächtige einem schon tun?« Und Er hatte doch ihre Häuser mit Gütern gefüllt! — Hiob 22,15-18a

Wie im Fall von Mirjam, in Anerkennung ihrer freien Entscheidung, wandte sich Gott ab und Gottes Geist (Seine schützende Gegenwart) verließ die Menschen, und „die Sintflut kam und vernichtete sie alle“. Eine ausführliche Untersuchung über Gottes Rolle während der Sintflut findest du in der Broschüre „Gottes vorsintflutliches Kreuz“[4].

Jesus sagt zu jedem von uns: „Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du?“ (Lukas 10,26). Warum neigt der gefallene Mensch dazu, Gott als rachsüchtigen Diktator zu betrachten? Gott selbst erklärt: „… da meintest du, Ich sei gleich wie du …“ (Psalm 50,21). Wenn wir gefallene Menschen die Heilige Schrift lesen, projizieren wir oft unsere eigenen bösen Gedanken und Wünsche auf Gott. Tatsächlich ist dies Gottes Absicht. Gott spricht oft durch unsere vorgefassten Ideen und Meinungen und hält uns einen Spiegel vor, in dem wir uns selbst in unserer wahren Beziehung zu Ihm erkennen können. Er tut dies nicht, um uns zu verurteilen, sondern um unsere Sünde ans Licht zu bringen, damit wir sie bekennen und Seine Gnade empfangen können (Römer 5,20; Jakobus 1,23-25). Gott braucht Sein Wort nicht, um unsere Herzen zu lesen. Die Bibel ist so geschrieben, dass sie uns (richtig verstanden) hilft, unsere eigenen Herzen zu erkennen. Dies wird manchmal als das Spiegelprinzip bezeichnet.

So funktioniert der Spiegel. Jede Sicht auf Gott, die etwas anderes suggeriert als das, was Christus auf Erden offenbart hat, kann nur eine Reflexion unserer eigenen bösen Natur sein, die wir auf Ihn projizieren. Sie entspringt unserem sündigen Denken und unserer falschen Auslegung des Gesetzes und nicht dem Denken Christi und Seiner vollkommenen Erfüllung des Gesetzes. Wenn wir diesen Widerspruch erst einmal erkannt haben, werden wir aufgefordert, tiefer in die Heilige Schrift einzudringen, um die Teile zu finden, die es ermöglichen, alle Verse miteinander in Einklang zu bringen. (Das Spiegelprinzip S.127,128)[5]

Wenn wir das Spiegelprinzip in der Praxis erkennen, werden wir dazu gebracht, auf unsere Knie zu fallen und ein Bekenntnis abzulegen in der Realisation, dass alle Krankheit, Zerstörung und Tod das natürliche Resultat des Verlangens des Menschen ist, Christus erneut zu kreuzigen (Hebräer 6,6) und auf diese Weise die Verbindung zu der einzigen Quelle des Lebens zu durchtrennen.

Wir schließen diese Abhandlung mit einer Aussage von Greg Boyd:

Wann immer wir im Alten Testament Darstellungen Gottes finden, die hinter dem in Christus offenbarten Charakter Gottes zurückbleiben – alle Darstellungen, in denen Gott Gewalt befiehlt oder ausübt –, sollten wir darin eine Reflexion des Kreuzes sehen. Das heißt, wir sollten diese Darstellungen als ein Beispiel dafür betrachten, dass Gott sich demütig herabgelassen hat, um sich in die begrenzte und gefallene Weltanschauung der Autoren hineinzuversetzen … Da Jesus offenbart, wie Gott immer ist, sollten wir die Bibel mit dem Verständnis lesen, dass Gott scheinbar etwas tut, was Er in Wirklichkeit nur erlaubt bzw. zulässt.“ (Greg Boyd, Would God Kill a Baby To Teach Parents a Lesson? [2.Samuel 12,14-23], reknew.org)                                                   


[1] https://maranathamedia.de/book/view/der-schrei-von-sodom-und-gomorra

[2] https://maranathamedia.de/book/view/golgatha-in-agypten

[3] https://maranathamedia.de/book/view/das-muster-der-gerichte-gottes

[4] https://maranathamedia.de/book/view/christi-vorsintflutliches-kreuz

[5] https://maranathamedia.de/book/view/das-spiegelprinzip