Das Spiegelprinzip - Kapitel 32 - Nadab und Abihu
Übersetzt von Franziska Bunkus, editiert von Jutta Deichsel
Kapitel 32 - Nadab und Abihu
Bei unserer weiteren Reise durch die Geschichten des Alten Testaments werden die Werkzeuge, die wir uns inzwischen angeeignet haben, hoffentlich mit jeder neuen Geschichte immer einfacher anzuwenden sein. Anfangs merkte ich bei mir selbst, wie ich manchmal den Mut verlor, wenn ich ohne das Wissen und die Fähigkeit, die Prinzipien des Neuen Bundes anzuwenden, eine Geschichte las, die auf den ersten Blick so offensichtlich auf unseren geliebten Vater als den Zerstörer hindeutete.
Oft bin ich auf die Knie gefallen und habe unseren Vater gebeten, mir zu zeigen, wie eine bestimmte Geschichte zu verstehen ist. Wenn ich in das Angesicht Jesu schaue und sehe, wie Er denen vergab, die Ihn hassten, und denen Gutes tat, die Ihn töten wollten, dann kann ich voller Hoffnung glauben, dass Sein Vater genauso ist wie Er. Ich erinnere mich daran, dass unser Vater mir durch Seinen Sohn gesagt hat, wie unendlich wertvoll ich für Ihn bin, und wie Er mich über die zarteste und innigste Vertrautheit belehrt hat, die Er mittels der Familie geschaffen hat.
Dann denke ich daran, dass meine Natur böse ist, und ich bekenne, dass ich von Natur aus im Krieg mit meinem Vater stehe. Ich erkenne an, dass ich die Bibel natürlicherweise missinterpretiere und sie gegen meinen lieben Vater verwende, und das lässt mich erzittern.
In der Vergangenheit habe ich das Alte Testament instinktiv gelesen und bin davon ausgegangen, dass ich verstehe, was dort geschrieben steht, ohne zu merken, dass ich unwissentlich versuche, in die Gegenwart meines himmlischen Vaters zu gelangen, ohne den Charakter Jesu als Vermittler.
Ich werde daran erinnert, dass ich, wenn ich irgendwelche feindseligen Gefühle gegenüber anderen hege, unweigerlich das alttestamentliche Bild von Gott als strafend und gewalttätig interpretiere. Dann rufe ich mir die wahre Bedeutung von Gottes Zorn ins Gedächtnis: dass Er Sein Angesicht verbirgt und zulässt, dass der Mensch die Folgen seines entschlossenen Handelns tragen muss. Dazu gehört auch, dass Engel unter Tränen von ihrem Posten herabsteigen, wenn sie gezwungen werden, die Obhut über jemanden aufzugeben, den sie vielleicht jahrzehntelang beschützt haben. Und warum müssen sie ihr Werk des Beschützens niederlegen? Wegen der hartnäckigen Weigerung des Menschen, auf die Stimme des Vaters zu hören, die durch Sein Wort und durch Seinen Geist spricht. Voller Schmerz ist unser Vater gezwungen, Sein Angesicht in Seinen Händen zu vergraben und die Aufrührer der Gnade Satans und den Elementen der Erde zu überlassen, die sie durch ihren Einfluss verdorben haben.
Alles, was wir gelernt haben, müssen wir nun auf die nächste Geschichte von Nadab und Abihu anwenden.
Aber die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen jeder seine Räucherpfanne und taten Feuer hinein und legten Räucherwerk darauf und brachten fremdes Feuer dar vor den HERRN, das Er ihnen nicht geboten hatte. Da ging Feuer aus von dem HERRN und verzehrte sie, sodass sie starben vor dem HERRN. (3.Mose 10,1.2 Schlachter)
Kannst du erkennen, was in dieser Geschichte geschehen ist? Das direkte Lesen ohne Christus bestätigt unser natürliches Denken, dass die Übeltäter vernichtet werden müssen; die Sühnung kann nur durch den Tod bewirkt werden. Doch während wir in das Gesicht Jesu schauen, suchen wir im Gebet nach weiteren Hinweisen.
Und sie traten herzu und trugen sie in ihren Leibröcken vor das Lager hinaus, wie es Mose befohlen hatte. (3.Mose 10,5 Schlachter)
Beim ersten Lesen könnte man meinen, dass Nadab und Abihu verbrannt wurden. Das würde bedeuten, dass ihre Körper ein verkohltes, entstelltes Häufchen wären. Aber die Bibel sagt uns, dass sie in ihren Kleidern hinausgetragen wurden. Das beweist, dass kein buchstäbliches Feuer sie vernichtet hat. John Wesley liefert diesen aufschlussreichen Kommentar zu diesem Abschnitt.
„Von dem HERRN“: vom Himmel, oder vielmehr vom Heiligtum. „Verzehrte sie“: vernichtete ihr Leben; denn ihre Leiber und Kleider wurden nicht verzehrt. So heißt es, dass das Schwert verzehrt (frisst), 2.Samuel 2,26. So töten Blitze oft Menschen, ohne ihre Kleider zu beschädigen. Wesley Kommentar zu 3.Mose 10,2
Das Unterscheidungsvermögen von Nadab und Abihu war offensichtlich durch ihren Alkoholkonsum beeinträchtigt.
Der HERR aber redete mit Aaron und sprach: Du und deine Söhne mit dir sollen weder Wein noch berauschendes Getränk trinken, wenn ihr in die Stiftshütte geht, damit ihr nicht sterbt. Das sei eine ewige Ordnung für eure künftigen Geschlechter, … (3.Mose 10,8.9 Schlachter)
Nadab und Abihu waren betrunken, bevor sie die Stiftshütte betraten. Diese Männer waren keine Neulinge. Sie gehörten zu den Siebzig, die Gott auf dem Berg Sinai sahen.
Da stiegen Mose und Aaron, Nadab und Abihu und 70 von den Ältesten Israels hinauf; und sie sahen den Gott Israels; und unter Seinen Füßen war es wie ein Gebilde von Saphirplatten und so klar wie der Himmel selbst. (2.Mose 24,9.10 Schlachter)
Der wankelmütige Charakter ihres Vaters Aaron, wie er sich beim Vorfall mit dem goldenen Kalb offenbarte, deutet darauf hin, dass er es versäumte, seinen Söhnen die Treue gegenüber Gottes Anweisungen gewissenhaft zu vermitteln. Als Aaron die Anbetung Jehovas mit der Anbetung heidnischer Religionen vermischte, lehrte er seine Söhne das Prinzip, verschiedene Geister miteinander zu vermischen. Dieses Rezept mündete in ein Desaster.
Wenn wir das Werkzeug des Charakters im Evangelium anwenden, finden wir keinen Hinweis darauf, dass Jesus Menschen mit Blitzen tötet. Wir wissen, dass die Israeliten einen Kriegsgott verehrten, ähnlich wie Zeus, der offensichtlich seine Freude daran hatte, Blitze auf Menschen zu schleudern.
Wenn wir uns an die Geschichte von Elia zurückerinnern, entstand Wind, Erdbeben und Feuer, als Gott sich ihm näherte. Als Nadab und Abihu sich der Gegenwart Gottes im Heiligtum näherten, wurde der Geist in ihnen noch intensiviert. Gott konnte sie nicht beschützen, weil sie Seine Gebote nicht achteten. Ihre Verehrung eines Kriegsgottes wie Zeus könnte sich darin manifestiert haben, dass aus dem Allerheiligsten des Heiligtums Blitze hervorschossen, und zwar genau in der Weise, wie sie Gott wahrnahmen.
Was ich faszinierend finde, ist das Wort, das das Feuer am Anfang dieser Geschichte beschreibt.
Aber die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen jeder seine Räucherpfanne und taten Feuer hinein und legten Räucherwerk darauf und brachten fremdes [H2114] Feuer dar vor den HERRN, das Er ihnen nicht geboten hatte. (3.Mose 10,1 Schlachter)
Das Wort fremd bedeutet Folgendes:
Zûr [H2114] sich abwenden/wegdrehen (besonders in Bezug auf Unterkunft, Wohnung); daher ein Fremder sein, fremd, entweiht; speziell (aktives Partizip) Ehebruch begehen: - (von) einem anderen (Mann, Ort) kommen, abwandern, weggehen, (ent-) fremd (-er, Sache, Frau).
Genau dasselbe Wort verwendet Gott, wenn Er Sein fremdartiges Werk beschreibt.
Denn der HERR wird aufstehen wie auf dem Berg Perazim und wird beben vor Zorn wie im Tal von Gibeon, um Sein Werk, ja, Sein fremdartiges [H2114] Werk auszuführen, und Seine Arbeit, ja, Seine unerhörte Arbeit zu vollbringen. (Jesaja 28,21 Schlachter)
Das Feuer, das Nadab und Abihu opferten, war ein Feuer, das abwendete. Inwiefern war dieses Feuer entweiht? Es war nicht das Feuer, das Gott am Anfang entzündet hatte. Es war ein gewöhnliches Feuer. Aber was machte es anders? Ganz einfach: Es war Feuer, das außerhalb der Gebote Gottes dargebracht wurde. Deshalb musste Gott sich abwenden und Sein Angesicht wegdrehen. Oder wir könnten es so lesen, dass Nadab und Abihu sich vom Weg des Lebens abwandten und Gottes Schutz verloren.
Wie wichtig ist es für uns, das Vermittlungswerk Christi zu verstehen! Begreifen wir die Tatsache, dass das Nahen zu Gott mit einer falschen Vorstellung von Ihm sich auf uns zurückspiegeln muss, es sei denn, Christus tritt für uns ein, um unsere unwissende Torheit zu bedecken?
Ich lege dir dringend ans Herz, die Tragweite des Spiegels zu bedenken. Sich Gott außerhalb des Charakters Christi zu nähern, wird dazu führen, dass sich jegliche falsche, unsichere Vorstellung von Gott manifestiert. Wir sind fest mit der Natur verdrahtet, sie reagiert auf alles, was wir denken, tun und fühlen. Gott sagte zu Kain, dass der Fluch „von der Erde“ kommen würde, wenn wir Gottes Gebote übertreten.
Allen, die Rachegedanken gegenüber anderen hegen oder einen Geist der Unversöhnlichkeit pflegen, der andere bestrafen will, werden sich diese Dinge auch in der natürlichen Welt manifestieren, wenn sie sich Gott nähern. Lasst uns deshalb zum Vater nahen ohne irgendwelche Götzen in unserer Vorstellung. Denn wenn wir das tun, werden wir durch unser eigenes Gericht über die Gottheit umkommen.
Ich spüre ein tiefes Gefühl der Dringlichkeit in dieser Thematik, und ich bete, dass der Vater dir die Ernsthaftigkeit aufzeigt, wie wichtig es ist zu wissen, wer der Vater ist. Bei diesem Thema gibt es keine Abkürzungen. Wenn du auch nur einen Funken Götzendienst in deinem Denken hast, wird dich das vernichten. Der eingeborene Sohn Gottes ist die vollkommene Offenbarung des Vaters. Nur diejenigen, die an Seinen Namen, d. h. an Seinen Charakter, glauben, können gerettet werden.
Denke an die Männer von Beth-Schemesch zur Zeit des Hohenpriesters Eli. Die Bundeslade war von den Philistern gestohlen worden. Der Besitz der Bundeslade plagte sie so sehr, dass sie sie nur noch loswerden wollten. Die Unwissenheit der Philister schwächte die unmittelbare Wirkung der Lade, die ein Symbol der Gegenwart Gottes war, auf das Volk ab. Aber irgendwann konnten sie nicht mehr mit ihr umgehen.
Auf dem Weg zurück nach Israel kam sie nach Beth-Schemesch. Das Volk war überglücklich. Aber Israel wusste, dass die Lade Gottes heilige Gegenwart darstellte. Doch wie Nadab und Abihu näherten sich einige Männer der Lade, ohne an ihre Heiligkeit zu denken.
Der HERR aber bestrafte die Leute von Bet-Schemesch, weil sie die Bundeslade nicht mit der gebührenden Ehrfurcht angeschaut hatten; siebzig Männer starben. Das ganze Volk trauerte, weil der HERR sie so hart bestraft hatte, und die Leute von Bet-Schemesch sagten: »Wer kann es in der Nähe dieses heiligen Gottes aushalten? Seine Lade muss hier weg, aber wohin?« (1.Samuel 6,19.20 GN)
Als die Männer in die Lade schauten, blickten sie direkt auf das Gesetz Gottes, das für alle, die es betrachten, ein Spiegel ist. Ohne die Vermittlung eines Fürsprechers manifestierte sich der kriegerische Gott, den die Israeliten verehrten, in der Schöpfung und sie wurden niedergeschlagen. Siebzig wurden dabei getötet.
Die übrigen Leute stellten eine entscheidende Frage, die auch die Bösen stellen werden, wenn der Gott des Himmels sich am Ende der Zeit der Erde nähert:
Und sie sprachen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn der große Tag Seines Zorns ist gekommen, und wer kann bestehen? (Offenbarung 6,16.17 Schlachter)
Wenn wir heute in das Antlitz Jesu schauen, können wir erkennen, dass es keine Verurteilung für uns gibt, weil wir sehen, dass Jesus niemanden verurteilt.
Ihr urteilt und verurteilt nach menschlichen Maßstäben; Ich verurteile niemand. (Johannes 8,15 GN)
Wenn wir diesen Geist Christi annehmen, werden wir aufhören zu verurteilen; und wenn wir aufhören zu verurteilen, können wir ohne Angst vor dem Tod in die Gegenwart des Vaters eintreten, weil der Spiegel in unserer Seele dem Angesicht Christi gleichen wird. Zeus, der Gott von Blitz und Donner, wird für uns tot sein und wir für ihn. Wir werden in der Gegenwart Gottes leben ohne einen Fürsprecher, der unseren Geist der Verurteilung zudeckt, denn es wird keinen geben.
Wenn du die wahre Bedeutung dieser Tatsachen erkannt hast, dann bist du berufen, zu den 144.000 zu gehören, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht. Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist sagt.
Wir werden die weiteren Kapitel dieses Buches nach und nach veröffentlichen, sobald sie fertig übersetzt sind. Alle Kapitel findest du hier.
Das englische Original: Mirror Principle
Anmerkung:
Der Autor Adrian Ebens hat in seinem neuen Buch „Das Spiegelprinzip“ (Mirror Principle) vorwiegend die englische Bibelübersetzung „New Living Translation“ benutzt. Um dem in unserer deutschen Übersetzung zu entsprechen, haben wir vorwiegend aus den deutschen Bibelübersetzungen „Hoffnung für Alle“ und aus der „Gute Nachricht Bibel 2018“ zitiert, und auch einige andere Bibelübersetzungen benutzt. Die jeweils benutzte Version ist immer hinter der Bibelvers-Angabe angeführt.
Abkürzungen:
HFA – Hoffnung für Alle
GN – Gute Nachricht Bibel 2018
Schlachter – Schlachter 2000