Was wird das Ende der Gottlosen sein?
Übersetzt von Susanna Kronke
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„Vor ein paar Wochen veröffentlichte die Zeitschrift „The Christian“ eine Kritik an Herrn R. J. Campbell wegen seiner unbiblischen Lehre, dass alle Menschen letztendlich gerettet werden. Der Verfasser der Kritik räumt jedoch ein, dass die Lehre, die er selbst vertritt, nämlich die ewige Qual, eine „schreckliche Lehre“ ist, wenn es kein Entrinnen aus dem Universalismus auf der einen oder der ewigen Qual auf der anderen Seite gibt. Muss eine dieser Lehren notwendigerweise die Wahrheit sein? Oder haben wir irgendeine biblische Grundlage für den Glauben an die Vernichtung derer, die nicht durch das Werk der Versöhnung gerettet werden?“
Die beste Antwort, die man auf diese Frage geben kann, ist eine einfache, geradlinige, wenn auch notwendigerweise kurze Darstellung der biblischen Lehre über die Versöhnung. Sie ist keineswegs so kompliziert, wie sie von Theologen dargestellt wird, sondern so einfach, dass ein Kind sie verstehen kann; und wenn wir sie einmal verstanden haben, werden alle Schwierigkeiten in Bezug auf Universalismus und ewige Qualen verschwinden.
„Die Erlösung, die in Christus Jesus ist,“ ist umfassend genug, um das ganze Menschengeschlecht einzuschließen, wie wir gleich sehen werden; aber Gott, der das Ende von Anfang an sieht, hat uns die traurige Tatsache bekannt gemacht, dass viele Seelen ins Verderben gehen werden, weil sie den Weg des Lebens nicht gehen wollen. Christus sagt: „Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden“ (Mt 7,13.14). Diese Worte kommen in der Bergpredigt Christi vor, die selbst Ungläubige oft als vollkommenen Maßstab anerkennen; sie benötigen keine Erklärung, denn niemand kann ihre Bedeutung missverstehen; sie sind nur zu glauben oder zu leugnen; wer sie aber glaubt, kann nicht an die universelle Erlösung glauben; und andererseits, wer an den Universalismus glaubt, zeigt damit, dass er die Lehre Christi nicht annimmt.
Betrachten wir noch ein paar Texte, bevor wir uns mit den Grundsätzen der Versöhnung befassen. Im vierundzwanzigsten und fünfundzwanzigsten Kapitel von Matthäus haben wir eines der letzten Gespräche, die Christus mit Seinen Jüngern vor Seiner Kreuzigung führte. Es war nur eine Woche, bevor Er verraten wurde. Es geht ausschließlich um Sein zweites Kommen, und am Ende beschreibt Er die zwei Klassen, die auf der Erde sein werden, wenn Er kommen wird: die, die Ihm gedient haben, und die, die es nicht getan haben. „Und diese“, sagt Er, indem Er von denen spricht, die Ihm nicht gefolgt sind, „werden in die ewige Strafe hingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben“ (Mt 25,46).
Nun wollen wir wissen, was diese ewige Strafe sein wird, und wir lesen die Worte des Apostels Paulus in Bezug auf die Wiederkunft Christi. Er sagt: „... euch aber, die ihr bedrängt werdet, mit Ruhe gemeinsam mit uns, bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln Seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn Er Vergeltung üben wird an denen, die Gott nicht anerkennen, und an denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorsam sind. Diese werden Strafe erleiden, ewiges Verderben, vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit Seiner Kraft,“ (2.Thess 1,7-9). Die Strafe wird zwar ewig sein, aber es wird Verderben sein; und das wird in Römer 6,23 betont, wo wir lesen: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“ „Die Seele, die sündigt, soll sterben!“ (Hes 18,4). Wir sehen also, dass die Strafe der Tod ist; und da die Strafe ewig sein soll, wird es ein ewiger Tod sein - ein Tod, von dem es keine Auferstehung geben wird.
Bedenkt, dass dieser Tod, der der Lohn der Sünde ist, das direkte Gegenteil von Leben ist. Es ist nicht das ewige Leben in Qualen, denn das Leben, egal unter welchen Bedingungen, ist nicht der Tod in irgendeinem Sinne. Die Gerechten, die die Gabe des Lebens haben, erleiden oft schweres Leid; aber sie sind lebendig und nicht tot. Der Tod bedeutet das Ende der Existenz, so wie Gott es durch Seinen Propheten gesagt hat: „Alle Heiden ... werden sein, als ob sie nicht gewesen wären“ (Obd 1,16).
So lesen wir wieder: „Aber die Gottlosen werden umkommen, und die Feinde des HERRN sind wie die Pracht der Auen; sie vergehen, im Rauch vergehen sie.“ „Denn die Übeltäter werden ausgerottet; die aber auf den Herrn harren, werden das Land erben. Nur noch eine kurze Zeit, so wird der Gottlose nicht mehr sein, und wenn du dich nach seiner Wohnung erkundigst, ist er nicht mehr da. Aber die Sanftmütigen werden das Land erben und sich großen Friedens erfreuen.“ „Achte auf den Unschuldigen und sieh auf den Aufrichtigen; denn für den Mann des Friedens gibt es eine Zukunft! Die Übertreter jedoch werden allesamt vertilgt, und die Zukunft der Gottlosen wird abgeschnitten“ (Ps 37,20.9.10.11.37.38).
Wir können nicht voraussetzen, dass Männer, die als Prediger auftreten, diese und viele andere Aussagen der Schrift nicht kennen; deshalb müssen wir annehmen, dass sie sie ignorieren. Aber wenn man seiner eigenen Meinung folgt, ohne Rücksicht darauf, was die Bibel sagt, sollte man diese Tatsache verkünden und seine Predigten nicht mit Texten aus der Heiligen Schrift einleiten. Die Texte, die wir zitiert haben, machen sehr deutlich, dass es einen Mittelweg zwischen Universalismus einerseits und ewiger Qual andererseits gibt. Wir wollen uns nun den Grundprinzipien zuwenden, die all diese Aussagen verständlich machen.
Es sollte nicht übersehen werden, dass die Wurzel all dieser Schwierigkeiten in der unbiblischen Vorstellung liegt, dass der Mensch von Natur aus unsterblich ist - dass Gott, nachdem Er ihm einmal das Leben gegeben hat, es nicht mehr zurücknehmen kann. Viele aufrichtige Christen halten an dieser Vorstellung fest, scheinbar in völliger Unkenntnis der Tatsache, dass es die Schlange war, die zu Eva sagte: „Keineswegs werdet ihr sterben!“, im direkten Widerspruch zu Gottes Erklärung, dass sie gewiss sterben würden, wenn sie Sein Gebot nicht befolgten. Zu sagen, dass der Mensch nicht sterben kann, bedeutet, dass Gott die Unwahrheit gesagt hat und der Teufel die Wahrheit. Es ist dieser schwere Irrtum, der zu allen anderen geführt hat. Wenn man ihn glaubt, ist man gezwungen, entweder den Universalismus oder die ewige Qual zu akzeptieren. Glaubt man dem Wort Gottes, so gibt es keinerlei Schwierigkeiten.
Ein Ausdruck, der im siebenunddreißigsten Psalm mehrmals vorkommt, wird uns einen Anhaltspunkt geben. „Denn die Übeltäter werden ausgerottet“; „die von Ihm Verfluchten sollen ausgerottet werden“; „die Zukunft der Gottlosen wird abgeschnitten“. Die Frage ist: Wovon sollen sie abgeschnitten werden? Es ist offensichtlich, dass sie von dem abgeschnitten werden, womit sie verbunden sind; und man braucht nur die Fähigkeiten zu gebrauchen, die Gott uns gegeben hat, um zu wissen, dass alle Menschen, ob gut oder böse, nur aufgrund ihrer Verbindung mit dem Leben Gottes existieren, das ihnen in Christus gegeben wurde. „Denn in Ihm leben und weben wir und sind wir“; „Denn auch wir sind von Seinem Geschlecht“ (Apg 17,28). Niemand kann sich selbst auch nur eine Minute lang am Leben erhalten. Wenn Gott nur an sich selbst dächte, „und Seinen Geist und Odem wieder zurücknähme, so würde alles Fleisch miteinander vergehen und der Mensch zum Staub zurückkehren“ (Hiob 34,14.15).
Am Anfang „bildete Gott der Herr den Menschen, Staub von der Erde, und blies den Odem des Lebens in seine Nase, und so wurde der Mensch eine lebendige Seele“ (1.Mo 2,7). „Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen erhält mich am Leben“ (Hiob 33,4). Der Geist Gottes in unserer Nase (Hiob 27,3) ist das Einzige, was uns davor bewahrt, in den Zustand der Nichtexistenz zurückzukehren, d.h. in den Zustand, der war, als wir nicht waren. Erinnern wir uns an die Aussage in Obadja, dass diejenigen, die Gott nicht kennen, „so sein werden, als ob sie nicht gewesen wären“.
Jesus Christus ist das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, um der Welt das Leben zu geben (Joh 6,51). Er ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Es gibt kein Leben im Universum außer dem Leben Gottes in Christus. „Herr, Du bist unsere Zuflucht von Geschlecht zu Geschlecht!“ (Ps 90,1). „In Seiner Hand ist die Seele eines jeden Lebewesens und der Atem aller Menschen“ (Hiob 12,10). Gott ist; das ist Sein Name, Sein Unterscheidungsmerkmal; Er ist der Einzige, von dem man absolut sagen kann, dass Er ist; alle anderen haben nur Existenz, indem sie in Ihm sind. Obwohl Gott dem Menschen die Herrschaft über die Erde gab, hatte er diese Herrschaft nur, weil er seine absolute Abhängigkeit von Gott anerkannte. In der Annahme, er könne allein leben und herrschen, fiel er und verlor die Herrschaft. Gott ist „über allen und durch alle und in euch allen“ (Eph 4,6); aber im Sündenfall warf der Mensch seine Zugehörigkeit zu Gott ab und beanspruchte sein Recht und seine Macht, unabhängig zu leben. Das ist es, was den Sündenfall ausmacht.
Hätte Gott den Menschen sofort beim Wort genommen und ihn von Beginn der Rebellion auf der Erde seinen eigenen Weg gehen lassen, hätte der Mensch augenblicklich aufgehört zu existieren. Aber Gott „ist langmütig gegen uns, weil Er nicht will, daß jemand verlorengehe, sondern daß jedermann Raum zur Buße habe“ (2.Petr 3,9). Er ist überaus langmütig: Er ist Liebe, und Liebe leidet lange und ist gütig. Gott trägt die Erde und alle ihre Bewohner mit all ihren Sünden und Krankheiten und deshalb leidet Er tatsächlich in den Sünden und Leiden der Menschen (Jes. 43,24; 53,4.5). Das Kreuz auf Golgatha ist eine Demonstration davon; es zeigt, was Gott gelitten hat, seitdem die Sünde in die Welt gekommen ist.
Wenn auch die Menschen nicht glauben, so bleibt Gott doch treu; Er kann sich selbst nicht verleugnen (2.Tim 2,13). Obwohl also die Menschen sich von Ihm abgewandt haben und leugnen, dass sie von Ihm leben oder Ihm etwas schulden; einige leugnen sogar, dass es einen Gott gibt, wartet Er geduldig und versorgt sie mit Seinem eigenen Leben, damit sie ihre Rebellion bereuen und zu ihrer Treue zu Ihm zurückkehren können. Er zwingt niemanden, sich Ihm zu unterwerfen, sondern zieht alle sanft und leise durch die Kraft Seiner Liebe zu sich.
Aber schließlich wird einmal die Zeit kommen, in der es sinnlos ist, länger zu warten. Christus kommt zum zweiten Mal auf die Erde, nicht wie zuvor in Erniedrigung, sondern in Macht und großer Herrlichkeit. „Jedes Auge wird Ihn sehen“, und niemand wird einen Beweis dafür brauchen, dass Er der Herr von allem ist. Jedes Knie wird sich vor Ihm beugen, und jede Zunge wird bekennen, dass Gott existiert und dass Jesus Christus der Herr ist (Röm 14,11; Phil 2,10.11). Aber selbst dann werden die Gottlosen weiter Unrecht tun. Sie werden immer noch sagen: „Wir wollen nicht, dass dieser Mann über uns herrsche.“ Sie erkennen an, dass Gott gerecht ist; aber sie hassen die Gerechtigkeit. Sie wollen immer noch nichts mit Ihm zu tun haben und bestehen darauf, dass sie ihre eigenen Angelegenheiten selbst regeln können. Sie sind so anmaßend, so verblendet durch den Betrüger, dass sie sogar versuchen werden, Gott von Seinem Thron zu stürzen und Seinen Platz einzunehmen (Ps 2,1-6; Offb 20,7-9). Dann wird Gott sie endlich beim Wort nehmen und ihnen gestatten, ihre Vorstellung von einer völlig von Ihm getrennten Existenz zu erproben. Es kann nur ein Ergebnis geben, nämlich die Auslöschung; denn erstens ist es für ein jegliches Geschöpf unmöglich, auch nur einen Augenblick ohne Gottes erhaltende Kraft zu leben, und zweitens gibt es keinen Ort, wo der Mensch sich von Gott fernhalten kann. Gott füllt den gesamten Raum aus, so dass die Gottlosen ins Nichts gehen müssten, wo es keinen Platz gibt, um ihr unabhängiges Reich zu errichten. Wörtlich: „… es wurde für sie kein Platz mehr gefunden".
Nun muss allen klar sein, dass darin keine Ungerechtigkeit liegt und dass es auch mit der ewigen Liebe vollkommen übereinstimmt; denn es wird den Menschen nur das gegeben, wofür sie sich eingesetzt haben und worauf sie beharrt haben. Es wäre gewiss keine Freundlichkeit gegenüber rebellischen Gotteshassern, sie zu zwingen, mit Ihm zu leben. Wenn es einen Ort im Universum gäbe, an dem Gott nicht existierte, könnten die Gottlosen, die Seine Gegenwart hassen, dorthin geschickt werden, um dort zu leben, wenn sie könnten; aber es gibt keinen solchen Ort, und sie können das Verlangen ihres Herzens nur dadurch haben, dass sie aus der Existenz gehen. Gottes Barmherzigkeit währt ewig, selbst bei der vollständigen Vernichtung der Bösen.
Es zeigt sich also, dass die Auslöschung der unverbesserlichen Bösen ein notwendiger Teil der Versöhnung ist. Denn das Versöhnungswerk sieht die Ausrottung, die Auslöschung der Sünde vor; und wenn die Sünde vollständig aus dem Universum Gottes ausgelöscht ist, müssen diejenigen, die sich so sehr mit der Sünde identifiziert haben, dass sie nichts als Sünde sind, mit ihr ausgelöscht werden.
Auch die Tatsache, dass es am Ende unverbesserliche böse Menschen geben wird, deutet keineswegs auf einen Fehler im Versöhnungswerk hin; sie zeigt keine Schwäche Gottes. Im Gegenteil, sie zeigt, wie fest Gott an Seinem ursprünglichen Plan festgehalten hat, eine Erde zu haben, die von Gerechtigkeit erfüllt ist und von absolut freien Menschen regiert wird. Der Mensch hat die Wahl, entweder mit Gott im Leben zu regieren oder sich im Tod mit Satan zu verbünden; und im Gericht wird jeder verlorene Sünder anerkennen, dass Gott von seiner Blutschuld frei ist, da Er für die Erlösung aller reichlich vorgesorgt hat. Die Gottlosen werden durch ihren eigenen Ratschluss fallen; sie werden sich selbst verdammen und selbst vernichten. „Und der Starke wird zum Werg und sein Tun zum Funken, und beide werden miteinander brennen, so daß niemand löschen kann.“ Jes 1,31; „Denn die Abtrünnigkeit der Unverständigen bringt sie um, und die Sorglosigkeit der Toren stürzt sie ins Verderben.“ Spr 1,32. Und dann, wenn Sünde und Sünder aus Gottes Schöpfung getilgt sind, wird aus allen Teilen nur noch ein einziges Lied zu hören sein: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebührt das Lob und die Ehre und der Ruhm und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
(6. August 1903 EJW, PTUK 499.1-18) https://cdn.centrowhite.org.br/home/uploads/2022/12/The-Present-Truth-Vol.-19-1903.pdf