Maranatha Media: German

Das neue Gebot

veröffentlicht Jan 31, 2025 von Ellen White in Die Gebote Gottes
Übersetzt von Jutta Deichsel
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Christus blickte Seine Jünger mit göttlicher Liebe und zärtlichster Anteilnahme an und sagte: „Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in Ihm verherrlicht. Wenn Gott in Ihm verherrlicht ist, wird Gott Ihn auch in sich selbst verherrlichen und Ihn sogleich verherrlichen.“ Christus rang darum, die Zuversicht Seiner Jünger zu erwecken, denn Er hatte ihnen wichtige Dinge mitzuteilen. Er sprach sie mit dem liebevollen Begriff ‚Kindlein‘ an und sagte: „Noch eine kleine Weile bin Ich bei euch. Ihr werdet Mich suchen, und wie Ich zu den Juden gesagt habe: Wohin Ich gehe, dorthin könnt ihr nicht kommen, so sage Ich jetzt zu euch. Ein neues Gebot gebe Ich euch, dass ihr einander liebt, wie Ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr Meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“


In gewisser Hinsicht ist dieses Gebot nicht neu, in anderer Hinsicht aber schon. Das gleiche Prinzip findet sich in den ersten vier und in den letzten sechs Geboten. Aber für die Jünger war es neu, denn sie hatten sich untereinander nicht so geliebt, wie Jesus sie geliebt hatte. Christus erkannte, dass sie von neuen Gedanken und von neuen Impulsen beherrscht werden mussten, damit diese neuen Prinzipien von ihnen ausgelebt werden konnten.


Welch eine Liebe, die an gefallene Menschen appelliert! „Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben.“ Gott zeigte Seine Liebe zu uns, indem Er in der Person Seines Sohnes unsere Natur annahm. Gott selbst nahm menschliche Gestalt an und machte uns zu Teilhabern der göttlichen Natur, damit durch die Menschwerdung und den Tod Seines eingeborenen Sohnes unsere Adoption als Erben Gottes und Miterben Christi vollständig verwirklicht werden konnte. Der Ursprung dieser wunderbaren Vollendung war Seine eigene spontane und aufrichtige Liebe.


Jesus war jetzt kurz davor, die Natur, die Er auf sich genommen hatte, emporzutragen, sogar bis zum Thron Gottes. Indem Er das tat, erwies Er der Menschheit eine Ehre, die wir nur unzureichend zu schätzen wissen. Selbst die himmlischen Engel werden nicht in dieser Weise geehrt. 


Die Liebe Gottes war das Thema, über das Jesus sprach, wenn Er über Seine Mission und Sein Werk sprach. „Darum liebt Mich der Vater“, sagt Er, „weil Ich Mein Leben hingebe, damit Ich es wieder nehme.“ Mein Vater liebt euch mit einer so grenzenlosen Liebe, dass Er Mich umso mehr liebt, weil Ich Mein Leben gebe, um euch zu erlösen. Er liebt euch, und Er liebt Mich nur noch mehr, weil Ich euch liebe und Mein Leben für euch hingebe. „Ein neues Gebot gebe Ich euch, dass ihr einander liebt, wie Ich euch geliebt habe.“ Die Jünger verstanden diese Liebe gut, als sie sahen, wie ihr Erlöser Schande, Verachtung, Zweifel und Verrat ertrug, und als sie Seinen Leidensweg im Garten und Seinen Tod am Kreuz auf Golgatha sahen. Das ist eine Liebe, deren Tiefe nie ganz ergründet werden kann. Als die Jünger dies begriffen, als ihre Wahrnehmung Gottes göttliches Mitgefühl erfasste, erkannten sie, dass die Leiden des Sohnes in einer bestimmten Weise die Leiden des Vaters waren. Von Ewigkeit her bestand eine vollständige Einheit zwischen dem Vater und dem Sohn. Sie waren zwei, aber fast identisch; zwei in ihrer Individualität, aber eins in Geist, Herz und Charakter.


Als unser Erlöser zustimmte, den Kelch des Leidens zu nehmen, um Sünder zu retten, war Seine Kapazität zu leiden die einzige Limitierung Seines Leidens. Aber Seine Erniedrigung als Mensch schmälerte Seine erhabene Identität mit dem Vater nicht im Geringsten. Während Er in der Gestalt eines Dieners auf der Erde wandelte, konnte Er immer noch behaupten: „Ich und Mein Vater sind eins.“ 


Die Menschlichkeit des Erlösers erhebt die gesamte Menschheit in der moralischen Werteskala vor Gott. Sie bringt Gott und den Menschen einander sehr nahe. „Allen aber, die Ihn aufnahmen, denen gab Er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ Indem Christus Sein Leben gibt, um gefallene Menschen zu retten, gibt Er allen, die an Ihn glauben, den gesamten Himmel. Als Er für uns starb, gab Er einen Gegenwert für unsere Schuld. So befreite Er Gott von jeglicher Anklage, die Schuld der Sünde zu verringern. Aufgrund Meines Einsseins mit dem Vater, sagt Er, befähigen Mich Mein Leiden und Mein Tod, die Strafe für die Sünde zu bezahlen. Durch Meinen Tod wird Seiner Liebe keine Grenze mehr gesetzt. Seine Gnade kann mit grenzenloser Wirksamkeit walten. 

[Kommentar zu diesem Absatz: „Satan klagte Gott an, die Schuld der Sünde zu verringern, indem Er sie nicht bestraft. Die Engel wurden von dieser Vorstellung beeinflusst und die Menschheit nahm sie vollständig an. Christus musste sterben, um die Heiligkeit des Gesetzes in den Gedanken der Menschen aufrechtzuerhalten. Der Tod Christi nahm den Menschen die Zurückhaltung der Liebe seines Vaters.“ Adrian Ebens]


Für alle, die Christus als ihren persönlichen Erlöser annehmen, wird ein breiter Kanal geöffnet, in dem menschliche und göttliche Werkzeuge zusammenarbeiten können, um der Welt die Flut der Liebe Gottes mitzuteilen. Alle Herrlichkeit ist von Gott und gehört Gott. Doch auch in Christus ist alle Macht. In Ihm ist göttliche Macht mit Menschlichkeit vereinigt. Der Glaube an Christus erfasst die Zügel der ewigen Verpflichtung. Er legt sich mit einer Liebe in die Seele, die die Entfaltung göttlicher Barmherzigkeit ist, und gewinnt uns zurück zu Gott. „Aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, und das nicht aus euch: es ist das Geschenk Gottes.“ Die Erlösung durch Christus ist eine unendliche Gabe. Es gibt keine Möglichkeit, diese Gabe durch irgendeinen eigenen Verdienst zu erlangen. 


Christus hat einen hohen Maßstab gesetzt, den Menschen erreichen können, wenn sie überwinden, wie Er überwunden hat. Er möchte, dass wir Teilhaber Seiner göttlichen Natur sind, damit Er dem Vater diejenigen, die Er Ihm gegeben hat, präsentieren kann als mehr als Überwinder durch den, der sie geliebt hat. Diese Sicht der Dinge verpflichtet uns, unseren Mitmenschen zu dienen, so wie Christus dient. Er beweist Seine Liebe durch Seinen Dienst. Das Wort Gottes ist von einer Atmosphäre inspirierter Liebe umgeben. Aber dieses Wort wird nur schwach verstanden und kaum gewürdigt. Während jeder einzelnen Stunde, die der Erlöser auf dieser Erde war, floss die Liebe Gottes von Ihm aus und wiederholte ihre Gaben in unaufhaltsamen Strömen. Jedes Hemmnis, das Er bei Seinem Werk, Gottes Liebe zu offenbaren, erlebte; jedes Hindernis, das Ihm in den Weg gelegt wurde, jedes Talent, das nicht genutzt wurde, um das Werk Gottes voranzubringen, fügte Christus eine Wunde zu und stärkte das Reich Satans. So können auch wir, wenn wir Bosheit und Hass in unseren Herzen hegen gegenüber denen, die mit einem unendlichen Preis erkauft wurden, den Sohn Gottes aufs Neue kreuzigen und Ihn zum Gespött machen. 


Als Seine Jünger sagt Christus zu uns: „Ein neues Gebot gebe Ich euch, dass ihr einander lieben sollt, damit, wie Ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr Meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Dies sind die Erkennungszeichen, die die Nachfolger Christi tragen und die der Welt zeigen, dass sie wahre Jünger sind. Durch ihre Einheit und Liebe zueinander offenbaren sie der Welt die Liebe, mit der Christus sie geliebt hat. Gott möchte, dass wir die Liebe zueinander pflegen, damit Er in uns verherrlicht wird. Eine Liebe wie die von Christus wird dem Druck widriger Umstände standhalten. Sie wird niemals nachlassen oder sich ändern. Wie Er uns geliebt hat, so sollen auch wir einander lieben. 


Religion gründet sich auf der Liebe zu Gott, die uns dazu bewegt, auch einander zu lieben. Sie ist voller Dankbarkeit, Demut und Langmut. Sie ist selbstlos, ertragend, barmherzig und vergebend. Sie heiligt das ganze Leben und überträgt ihren Einfluss auf andere. Wer Gott liebt, kann weder Hass noch Neid hegen. Wenn das himmlische Prinzip der ewigen Liebe das Herz erfüllt, wird es auf andere überfließen, nicht nur, weil man von ihnen Gefälligkeiten erhält, sondern weil Liebe das Prinzip des Handelns ist und den Charakter verändert, die Impulse beherrscht, die Leidenschaften kontrolliert, Feindseligkeiten unterdrückt und die Zuneigung erhebt. Diese Liebe ist nicht auf sich selbst beschränkt, so dass sie nur „mich und die Meinen“ einschließt, sondern sie ist so weit wie die Welt und so hoch wie der Himmel. Sie steht im Einklang mit der Liebe der Engel. Diese Liebe, die in der Seele gepflegt wird, versüßt das ganze Leben und übt einen veredelnden Einfluss auf alle um uns herum aus. Wenn wir sie besitzen, können wir nicht anders, als glücklich zu sein, ob das Glück uns zulächelt oder nicht. Und wenn wir Gott von ganzem Herzen lieben, müssen wir auch Seine Kinder lieben. Diese Liebe ist der Geist Gottes. Sie ist der himmlische Schmuck, der der Seele wahren Adel und Würde verleiht und unser Leben dem des Meisters angleicht.


Der Wert des Kreuzes von Golgatha kann nur von Männern und Frauen gesehen und geschätzt werden, die Gott über alles lieben und ihren Nächsten wie sich selbst. In dem Maße, wie wir in den Geist des Wirkens Christi eintreten, werden wir in der Lage sein, die Tiefen Seiner Liebe zu ergründen. Wenn wir von Seinem Geist durchdrungen sind, werden wir immer größere Anreize finden, so zu lieben, wie Er geliebt hat. Wir werden nicht länger für egoistische Zwecke leben. Die Worte des Paulus werden in uns wahr sein. „Ich lebe“, schreibt er, „doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt noch im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat.“ Das gesamte Wirken der Gnade ist ein fortwährender Dienst der Liebe, der selbstlosen, aufopfernden Hingabe. „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und Sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ Und wenn Christus in uns lebt, werden wir anderen um Seinetwillen dienen.

 

(Mrs. E. G. White, YI Youth Instructor 16. Dezember 1897, Abs. 1-8; 23. Dezember 1897, Abs. 1-4)