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Jemand muss bezahlen?

veröffentlicht Dez 07, 2022 von Jutta Deichsel in Das ewige Evangelium
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Ich bin sicher, dass ihr alle schon einmal die Erfahrung gemacht habt, dass ein Bibelvers, den ihr schon seit Jahren kennt, plötzlich in einem ganz neuen Licht erscheint.

So erging es mir heute Morgen mit diesem Vers:

Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Übeltäter seine Gedanken; und er kehre um zu dem Herrn, so wird Er sich über ihn erbarmen, und zu unserem Gott, denn bei Ihm ist viel Vergebung. (Jesaja 55,7)

„Denn bei Ihm ist viel Vergebung …“ Ich habe in letzter Zeit viel über das Prinzip der stellvertretenden Bestrafung nachgedacht, durch all die Studien, die wir mit Bruder Adrian hatten.

Je mehr ich über dieses Prinzip nachdenke, desto mehr erscheint es mir völlig unvernünftig und unlogisch.

Mehr noch, es ist nicht nur unvernünftig und unlogisch, sondern auch kalt, unpersönlich und unbarmherzig.

Wenn Gott für die Sünde, die jemand begangen hat, zum Beispiel einen Mord, den der Täter aufrichtig bereut, einen Stellvertreter braucht, der die auferlegte „Strafe“ für diesen Mord auf sich nimmt, damit Er dem reuigen Täter vergeben kann, dann ist das - zumindest in meiner Wahrnehmung - ein ungerechtes oder unfaires Prinzip. Wenn ein unschuldiges Wesen, sei es ein Mensch oder ein Tier, für den Schuldigen leiden muss, sein Blut vergießen muss, dann kann ich das nicht als gerecht und fair empfinden. Und die Frage ist: Verlangt die Bibel das eigentlich? Jemand muss leiden, muss sterben für etwas, an dem er keinen Anteil hat, keine Schuld trägt. Er muss für den Schuldigen leiden, er muss für den Schuldigen sterben, damit die Sünde „bezahlt“ werden kann. Eine Art Handelsgeschäft. Das bedeutet, dass Leiden und Tod zugefügt werden müssen, damit der sogenannten Gerechtigkeit Genüge getan wird.

Wird eine solche Handlung das Leiden, den Kummer und den Schaden, die durch die ursprüngliche Übertretung, also in unserem Beispiel den Mord, verursacht wurden, wiedergutmachen oder beseitigen? Oder wird eine solche Tat nur noch mehr Schmerz und Leid verursachen, nur um dem unbeugsamen Prinzip der „Gerechtigkeit“ Genüge zu tun?

Jeder Tod ist mit Leiden verbunden. Nicht nur für denjenigen, der stirbt, sondern auch für die Angehörigen und Beteiligten und für denjenigen, der die Todesstrafe vollstreckt.

Wenn Gott den Tod als Strafe für eine Übertretung fordert, verlangt Er eigentlich eine Bezahlung durch Leid.

Wenn wir verstehen, dass die Zehn Gebote in einem Beziehungs-Königreich gegeben wurden, um Beziehungen auf die bestmöglichste Weise zu beschützen, Leiden zu vermeiden und Glück und Zufriedenheit für Gottes Kinder sicherzustellen, welchen Sinn macht es dann, noch mehr Leiden und Schmerz zu verursachen und eine unschuldige Person als Ausgleich oder Bezahlung für Übertretung dieser Gebote zu bestrafen?

Am Kreuz sehen wir, dass durch den Opfertod Jesu nicht nur unsägliches Leid entstanden ist, sondern auch eine Menge neuer Schuld. Alle, die aktiv an der Kreuzigung beteiligt waren, haben Schuld auf ihre Seele geladen, die nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Angehörigen und sogar ihre Nachkommen betreffen würde. Wenn Gott die Kreuzigung gewollt und sogar initiiert hat, um der göttlichen Gerechtigkeit Genüge zu tun, hat Er in dieser Handlung sehr viel neues Leid und neue Schuld und weitere Sünde verursacht.

Das alles macht einfach keinen Sinn, außer dass einem kalten, unpersönlichen und unbarmherzigen Prinzip einer vermeintlichen Gerechtigkeit gedient wird, ganz egal was das für die Beteiligten bedeutet.

Wenn Gott uns nicht anders hätte vergeben können, obwohl Er es so sehr wollte, dann ist Er selbst diesem kalten, unpersönlichen, unbarmherzigen Prinzip unterworfen und muss ihm gehorsam sein, um uns vergeben zu können. Aber auf jeden Fall muss es von Ihm kommen, denn Er ist der Gesetzgeber und der Ursprung aller Gesetze und aller Schöpfung. Wenn Er also mit diesem kalten, unpersönlichen und unbarmherzigen Prinzip der stellvertretenden Bestrafung verbunden ist, dann ist das ein Teil Seines Charakters. Dies ist sicherlich der Grund, warum viele Menschen Gott als kalt und unpersönlich ansehen und nichts mit Ihm zu tun haben wollen.

Ein anderer Gedanke ist der, ob dann Vergebung wirklich ein Erlassen der Schuld ist oder nur eine Verschiebung der Strafe?

Im Gleichnis der zwei Schuldner, von denen einer 500 Denare und der Andere 50 Denare schuldete (Luk 7,41.42), werden die Schulden einfach erlassen. Keiner anderer bezahlt sie, sie werden einfach erlassen.

Der Vers, den ich oben erwähnt habe, hat mir heute das große liebende Herz Gottes und Seinen Wunsch, uns volle Vergebung und Freiheit zu schenken, so tief offenbart:

Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Übeltäter seine Gedanken; und er kehre um zu dem Herrn, so wird Er sich über ihn erbarmen, und zu unserem Gott, denn bei Ihm ist viel Vergebung. (Jesaja 55,7)

Dieser Vers sagt mir, dass Gott voller Barmherzigkeit ist und dass es bei Ihm „viel“ oder, wie es im Englischen heißt, „reichlich“ Vergebung gibt. Wenn das Wort „viel“ oder „reichlich“ in Bezug auf den Vater verwendet wird, muss es wirklich viel sein, reichlich und überfließend im höchsten Sinne!

Unser Vater muss keinem anderen Leid und Tod zufügen, um uns vergeben zu können. Er ist aus Seinem innersten Herzen heraus voller Barmherzigkeit, Vergebung und selbstaufopfernder Liebe. Er ist kein „Händler“, dem wir erst etwas bringen müssen, um Vergebung von Ihm zu erlangen. Er ist ja der große Geber, und das Einzige, was Er von uns wünscht, sind unsere Herzen und unser gläubiges Vertrauen, damit Er uns all das geben kann, von dem es Ihm verlangt, uns damit zu segnen und glücklich zu machen, nicht nur jetzt, sondern in alle Ewigkeit. Sein Name sei gelobt!

Ich bin so froh, dass dieses hässliche Prinzip der stellvertretenden Bestrafung endlich als das entlarvt wird, was es wirklich ist: Eine gefälschte Gerechtigkeit, die Gottes wahres, liebevolles und immer barmherziges Gesicht vor uns verbergen soll.

Dank und Lob sei dem Vater und dem Sohn, dass sie uns so viel Licht geschenkt haben, damit wir von all den babylonischen Lügen über Gott und Seinen Sohn befreit werden und in die herrliche Freiheit der Kinder Gottes eingehen können!