Maranatha Media: German

Das Spiegelprinzip - Vorwort und Kapitel 1-3

veröffentlicht Okt 09, 2023 von Adrian Ebens in Der Charakter Gottes
Übersetzt von Franziska Bunkus, editiert von Jutta Deichsel
387 Treffer

Vorwort - Das Spiegelprinzip

Wenn sich einer also etwas auf sein Wissen einbildet, so weiß er gerade nicht, worauf es ankommt. (1 Korinther 8,2 HFA)

In diesem neuen Buch ist Pastor Adrian Ebens wieder einmal zu einem weiteren erstaunlichen Gipfel der Offenbarung von Gottes Charakter emporgestiegen. In wahrer Beröaner-Manier dringt Adrian tief in die Bibel ein und sucht nach Antworten auf die ernsten und aufrichtigen Fragen, die viele nicht einmal zu stellen wagen.

Es war eine Herausforderung, denn jede Offenbarung von Gottes Herrlichkeit wirft auch ein Licht auf uns zurück und zeigt uns noch deutlicher die Sündhaftigkeit der Menschen. Dieses neue Buch ist nicht anders. Es wird den Leser herausfordern, sich zu fragen, wer der Gott ist, den er liebt und dem er dient. Wie spricht Er zu uns persönlich? Woher wissen wir, dass es Gottes Stimme ist und nicht die eines anderen?

Im Laufe der Jahre gingen wir den Weg gemeinsam in Adrians Werk mit und nahmen an vielen Gruppengesprächen teil, in denen wir zu verstehen versuchten, wie Gott Seine Kinder führt und lehrt. Jede Entdeckung war ein Licht, das den Weg noch klarer erhellte und deutlich machte, in welche Richtung wir gehen sollen. Unterstützt durch die zahlreichen Veröffentlichungen erlebten wir ein erstaunliches Wachstum und Veränderungen in unserem Charakter.

Pastor Adrian ist die Hindernisse, die sich uns beim Erklimmen des Berges der Erlösung in den Weg stellen, sorgfältig angegangen und hat mit sicheren und erprobten Grundsätzen, die er im Laufe der Jahre erarbeitet hat, einen Bergsteigergriff nach dem anderen eingeschlagen. Nachdem er unsere Kletterroute festgelegt hat, gibt er uns allen die Gelegenheit, diese für uns selbst zu prüfen und zu untersuchen, ob diese erstaunlichen Offenbarungen tatsächlich wahr sein könnten - und in unserem Fall rufen wir von ganzem Herzen „Amen!“.

Jeder Seele, die nach Gottes Gerechtigkeit hungert und dürstet, die darum kämpft, den Sieg über jegliche belastende Sünde zu erringen, und die sich nach einer Erkenntnis sehnt, die den Charakter verändert, wird dieses Buch die Saiten des Herzens zum Klingen bringen.

Indem wir die Ereignisse der Tora durch das Leben und die Lehren Jesu auf Erden betrachten, durchbricht das befreiende Licht der Wahrheit die Dunkelheit, die unser Denken umhüllt und Gott von unseren Herzen ausschließt. Das ist nicht nur theoretisches Wissen, denn wenn du verstehen lernst, wie Gott in der Vergangenheit mit den Menschen kommuniziert hat, wirst du auch die praktische Anwendung davon erfahren, wie Gott heute versucht, zu dir persönlich zu sprechen.

Gottes Licht ist größer als die Finsternis, in der sich der Mensch befindet. Aber weil Gottes Wege höher sind als unsere Wege, verstehen wir nicht intuitiv, wie Sein Licht unsere Dunkelheit durchdringt. Wir müssen unter Gebet und aufrichtigem Nachdenken danach streben, zu verstehen und auch einmal außerhalb unserer Komfortzone zu studieren. Freiheit und Frieden sind der wahre Preis, ein Preis, von dem Jesus sich wünscht, dass wir ihn verstehen und uns für ihn entscheiden, bevor Er wiederkommt.

Sollten wir uns damit zufrieden geben, in der dunklen Nacht auf Gott zuzustolpern? Pastor Adrian hat die Griffe verankert, also lasst uns seinem Beispiel folgen und uns wie das Morgenrot erheben und sehen, dass die folgenden Seiten tatsächlich rein, wunderbar und wahr sind.

Tony and Anna Pace

Vancouver Island, Kanada.

 

Kapitel 1 - Auf der Suche nach dem Vater

Unsere Familie saß wie gebannt vor dem Fernseher und verfolgte die Handlung von The Sound of Music. Es war ein berühmter Film, der auf den wahren Begebenheiten der Familie von Trapp in Österreich basierte. Kapitän von Trapp hatte eine große Familie, aber seine Frau war verstorben, so dass er sich allein um sie kümmern musste. Er war nicht in der Lage gewesen, jemanden zu finden, der die aufmüpfigen, vaterhungrigen Kinder erziehen konnte. Als Maria als Erzieherin ins Haus kam, gewann sie die Herzen der Kinder, verwandelte das Heim und brachte süße Musik in ihr Leben.

Ich war zu der Zeit etwa 5 Jahre alt. Wir verfolgten, wie Maria den widerwilligen Kapitän ermutigte, für die Kinder zu singen, woraufhin er schließlich anfing, das Lied „Edelweiß“ zu singen.

Während dieses Liedes bemerkte ich etwas, das ich vorher noch nie gesehen hatte. Mein Vater sang die Melodie mit ... und dann hörte ich, wie seine Stimme versagte. Ich drehte mich um, schaute ihn an und sah Tränen in seinen Augen.

Das war mir ein Rätsel, und ich fragte mich, was der Grund dafür sein könnte. In tränenerstickten Sätzen erzählte uns mein geliebter Vater, dass der Mann, der die Rolle des Kapitäns spielte, ihn an seinen Vater und an seine Kindheit in den Niederlanden erinnerte.

Seine Tränen spülten über meine Seele und öffneten ein Fenster zu der Liebe, die ein Kind für seinen Vater empfindet. Durch die Tränen meines Vaters winkte mir mein himmlischer Vater und sprach zu mir über die zärtliche Liebe, die zwischen Vater und Sohn bestehen sollte. Mein himmlischer Vater offenbarte mir einen Einblick in Seine Zärtlichkeit, denn eine jede gute Gabe kommt vom Vater des Lichts.

Obwohl ich nicht verstand, was da vor sich ging, wurde durch den Geist Gottes ein Hunger in meiner Seele geweckt, der mich zu meinem himmlischen Vater zog. Durch die tiefsten und liebevollsten irdischen Beziehungen versucht unser Vater im Himmel, sich uns zu offenbaren.

Wie Kapitän von Trapp wirkte mein Vater nach außen hin auch manchmal streng, und ich fürchtete mich davor, ihn nicht zu achten. Gleichzeitig konnte er aber auch sanft, fürsorglich und oft humorvoll sein, besonders bei Festen.

Ich bin meinem Vater für diesen Ausdruck der Zuneigung seinem Vater gegenüber sehr dankbar. Dadurch wurde nicht nur ein Samen der Zuneigung zu meinem Vater in mein Herz gepflanzt, sondern auch die Sehnsucht nach meinem himmlischen Vater verstärkt.

Wie alle, die diesen Lebensweg beschreiten, bin auch ich mit Wut, Streit, Hass und Tod konfrontiert worden. Auch musste ich widerwillig anerkennen, dass es in meiner eigenen Natur dunkle, egoistische und zerstörerische Elemente gibt.

Gleichzeitig sind in dieses Lebensgewebe prachtvolle Sternenhimmel und wunderschöne Sonnenuntergänge eingewoben, deren Licht über glasklare Meere tanzt. Ich bin durch majestätische Wälder gewandert und habe mich an den freudigen Gesängen der Vögel in den Bäumen erfreut; ich war berührt von der zärtlichen Fürsorge der Tiermütter für ihre flauschigen, knuffigen Jungen; und während ich diese Schöpfung so betrachtete, sah ich in einem von Sünde verdunkelten Spiegel die ausgestreckte Hand meines sanften Vaters im Himmel und hörte Seine liebevolle Stimme, die mich rief, mich umwarb und mich in Seine väterliche Umarmung zog.

Meine Suche nach meinem Vater war verworren und rätselhaft, eine Mischung aus hervorbrechendem barmherzigen Licht, gepaart mit langen Nächten, in denen ich erkannte, dass meine früheren Überzeugungen falsch waren. Als ich in meinen späten Teenagerjahren mein Herz Jesus übergab, nahm ich eifrig die Heilige Schrift zur Hand und sah mich mit gewalttätigen Bildern aus dem Alten Testament konfrontiert, die eine unantastbare göttliche Souveränität vermittelten. Viele Jahre habe ich diese Bilder nicht in Frage gestellt. Ich akzeptierte einfach, dass böse Menschen sterben und vernichtet werden müssten. Schließlich ist Sünde etwas Schreckliches, und schreckliche Dinge sollten bestraft werden. Doch ich hatte ein unterschwelliges Unbehagen dabei, weiter zu forschen, da mich mein Verständnis von Gottes Gewalttätigkeit dazu tendieren ließ, alle Fragen, die ich vielleicht gehabt hätte, zu unterdrücken. Ich liebte meinen Vater und stellte die Geschichte von der Sintflut oder der Zerstörung von Sodom und Gomorra nicht in Frage. Solche Dinge in Frage zu stellen bedeutete zu zweifeln, und Zweifel an Gott konnte zu Glaubensabfall und Verderben führen; also war es besser, nicht zu zweifeln.

Das waren keine Selbstgespräche, sondern eher etwas, das sich in meinem Unterbewusstsein abspielte. Meine Vorstellung von Gerechtigkeit wurde durch meine Mentoren und Lehrer früherer Generationen gestärkt. Sie bestätigten mich in dem Gedanken, dass man, wenn man ein Universum regiert, manchmal harte Entscheidungen treffen muss, um das Böse zu vernichten und dadurch das Gute zu erhalten.

Da ich im Schatten zweier Weltkriege lebte, wuchs ich mit einer Schwarz-Weiß-Wahrnehmung von Gut und Böse auf. Hitler und Mussolini waren böse, während die Amerikaner, Briten und Australier gut waren. Hitler brachte unsagbar Böses über die Welt, insbesondere über Menschen, die er als minderwertig betrachtete. Er verdiente dafür den Tod. So wurde es mir beigebracht, und so machte es für mich auch absolut Sinn ... vor allem, weil Hitler die Heimat meines Vaters in den Niederlanden bombardierte und dadurch Zehntausende Menschen im Winter 1944 verhungern ließ.

Mit diesem Hintergrund verfestigte sich das Schwarz-Weiß-Denken noch in meinem jugendlichen Kopf, als ich die amerikanischen Hollywood-Filme über den Zweiten Weltkrieg anschaute. Die Botschaft war einfach: Die deutsche Armee war böse und die amerikanischen und alliierten Armeen waren Helden. Viele Geschichten aus dem Alten Testament schienen zu bestätigen, dass die Welt so ist. Die deutsche Armee versklavte das Volk meines Vaters, und die kanadische Armee kam und befreite das niederländische Volk von der Tyrannei. Mein Verstand wollte dies auf die Geschichte der Kinder Israel in Ägypten übertragen, auch wenn das nicht so ganz passte.

Auf einer anderen Ebene berichteten uns die Abendnachrichten schreckliche Geschichten von Räubern, die in die Häuser der Menschen einbrachen und bereit waren zu töten, um sich einen Schatz zu sichern, oder, unvorstellbar, eine arme Frau zu vergewaltigen, die in dieses Drama involviert war.

Diese Geschichten führten dazu, dass ich mit meinem Vater und meinen Freunden endlose Diskussionen darüber führte, was wir tun würden, wenn ein Einbrecher versuchen würde, in unser Haus einzudringen oder unseren Familien Schaden zuzufügen.

In meinem Kopf begann sich ein Dilemma zu entwickeln. Jesus liebte Seine Feinde und hielt die andere Wange hin, aber Josua, der Führer des alten Israel, beschützte und verteidigte das israelitische Volk mit dessen Familien und löschte alles aus, was eine Bedrohung für sie darstellte.

Ein paar meiner Freunde drängten darauf, dass wir Waffen im Haus haben sollten, zumindest Baseballschläger oder große Eisenstangen, um auf Diebe losgehen zu können. Andere meiner Freunde trainierten Kampfsport oder Boxen, um Bösewichte abzuwehren.

Doch die Geschichte von Jesus beschäftigte mich. Er ging ans Kreuz, ohne Rache an denen zu üben, die Ihn verletzt hatten. Er war ein Mann des Friedens und der Liebe. Wie ist es möglich, ein solches Leben zu führen in einer Welt, die so voll des Bösen ist?

Die Fernsehserie „Kung Fu“, die zwischen 1972 und 1975 produziert wurde, brachte meinem Gewissen Linderung. Caine, die Hauptfigur, präsentierte sich als friedlicher Mann, er war ruhig in seinen Umgangsformen und behandelte alle Menschen mit Respekt. Gleichzeitig besiegte er mit seinen Kung-Fu-Künsten Bösewichte und stellte den Frieden wieder her, indem er den Menschen sogar beibrachte, wie sie besser leben sollten. Jeder Körpertreffer von Caine gegen einen Bösewicht war Musik in meinen Ohren. Mein Gerechtigkeitssinn war geweckt, und wenn böse Menschen von einem sonst friedlichen Mann mit Gewalt unterworfen wurden, war ich versucht, Jesus mit Caine zu verwechseln.

Wie sollte ich den Unterschied erkennen? Würde Jesus nicht auf einem großen weißen Pferd vom Himmel herabkommen, um Rache an den Bösen zu nehmen und sie zu vernichten?

Dieses Prinzip wurde in der Star-Wars-Serie noch weiterentwickelt, in der die Jedi-Ritter eine strenge moralische Disziplin aufrechterhalten, während sie andere durch ihre Kampferfahrung vor der dunklen Seite der Macht beschützen.

Der Einfluss von Fernsehen und Filmen prägte die Art und Weise, wie ich die Bibel las. Die Bibel und die Filme der 1960er und 1970er Jahre schienen oft mit einer Stimme zu sprechen: ein starker Sinn für Moral, der Gerechtigkeit für Übeltäter forderte. Nicht, dass Fernsehen und Film allein dafür verantwortlich wären. Auch meine elementaren Geschichtskenntnisse untermauerten diese Umgangsweise mit dem Bösen.

Nach meiner Bekehrung zu Christus im Alter von 17 Jahren wuchs in mir still und leise der Konflikt zwischen dem friedlichen Jesus und einem Gott, der sich gewaltsam an den Übeltätern rächt ... doch es waren noch weitere Faktoren nötig, bevor dieser Konflikt offen zum Vorschein kam.

 

Kapitel 2 - Haben und behalten

Abgesehen von der Männlichkeit, ein Held durch kämpferische Fähigkeiten zu sein, war ein anderes Thema, das unter meinen Freunden und mir aufkam, die Freude und das berauschende Gefühl der romantischen Liebe. Da wir christlich und in eher konservativen Zeiten aufwuchsen, haben wir die Motivation für sexuelle Lust dabei oft nicht direkt angesprochen, aber sie war dennoch präsent. Die Brautwerbung mit Heiratsabsicht war damals der ehrenvolle Weg, sich in sexuelle Ausschweifungen und Vergnügen zu stürzen, auch wenn man es nicht zugab, denn das konnte als unreif und primitiv angesehen werden.

Aber in der heutigen Zeit geht der Trend dahin, auf diese Formalitäten zu verzichten und einfach zu „tun, was man will“, Hauptsache man hat Spaß daran. Stolz und unverblümt wird verkündet, dass Sex das Mittel zum Zweck sei, um in die Herrlichkeit einzugehen. Wie es in dem berühmten Bruno Mars-Song „Locked out of Heaven („Aus des Himmel ausgesperrt“) heißt:

Ich werde jedes Mal neu geboren, wenn du die Nacht mit mir verbringst, denn dein Sex bringt mich ins Paradies.

Doch mit dem zunehmenden Fokus auf das sexuelle Vergnügen anstatt auf die ehelichen Pflichten hat die Zahl der Scheidungen und zerrütteten Familien zugenommen. Die Ehe wird von vielen als altmodisch und nicht praktikabel betrachtet. Doch im Gegensatz zu dieser weltlichen Meinung lehrt das Christentum, dass die Ehe eine der erhabensten Institutionen ist, die Gott uns für unsere Zufriedenheit und Erfüllung gegeben hat.

Die Freude, die ich in der erlösenden Beziehung zu Jesus Christus gefunden hatte, brachte mich dazu, die Grundsätze einer gesegneten Ehe zu studieren. Ich wollte Intimität und Ehe so angehen, wie Jesus es für mich vorgesehen hatte. Einer der Grundsätze, der mir sehr klar wurde, war meine Pflicht, den Segen des Brautvaters zu erbitten, bevor ich in den Prozess einer Eheschließung eintrat.

Mit klopfendem Herzen ging ich zu Lorelles Vater und bat ihn um die Erlaubnis, seine Tochter zu heiraten. Das Gespräch fühlte sich anfangs unangenehm an, aber meine Liebe zu Lorelle, unterstützt von Gottes Geist, ermutigte mich zu meiner Bitte. Ich sagte Mr. Masters, dass mir seine Tochter am Herzen läge und dass ich für sie in der gleichen Weise sorgen würde wie er, wenn ich seine Erlaubnis hätte, um sie zu werben.

Nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich nun wieder einen erwachsenen Mann weinen und wieder einmal wurde meine Seele in diesem Moment umspült. Ich war Zeuge der Liebe eines Vaters zu seiner Tochter, und die Art und Weise meiner Bitte verband mein Herz mit dem seinen in einem Bündnis. Ich ging eine Beziehung mit Lorelle ein, indem ich einen Bund mit ihrem Vater schloss. Er vertraute mir seinen wertvollsten Schatz an und glaubte an meine Fähigkeit, mit Gottes Hilfe für sie zu sorgen. Sie gehörte nicht einfach mir, um sie zu haben und zu behalten, sondern um sie zu haben und zu behalten in dem Werte-Kontext der Liebe eines Vaters zu seinem Kind. Der Unterschied ist gewaltig.

Damals konnte ich die Bedeutung meines Bundes mit Lorelles Vater noch nicht begreifen. Von diesem Tag an war mein Verhalten ihr gegenüber immer mit meinem Versprechen gegenüber ihrem Vater verbunden. Dieser Bund war ein leuchtendes Licht, das uns leitete, unsere Beziehung auf dem Segen der Eltern zu gründen und das Band zwischen unseren beiden größeren Familien zu stärken.

Mit welchen Worten lässt sich das Vorrecht des Einsseins beschreiben, das zwischen einem Mann und seiner Frau bestehen sollte?

Drei Dinge sind mir rätselhaft, und auch das Vierte ist für mich unbegreiflich: der Flug des Adlers am Himmel, das Schleichen der Schlange über einen Felsen, die weglose Fahrt des Schiffes über das tiefe Meer und die Liebe zwischen Mann und Frau! (Sprüche 30,18.19 HFA)

In meinem Herzen ist Lorelle ein Geschenk meines himmlischen Vaters an mich. Er hat sie zu mir gebracht, damit wir gemeinsam durchs Leben gehen, Hand in Hand, uns voll Dankbarkeit umarmen und unsere Freuden, Prüfungen und Sorgen miteinander teilen können.

Am Anfang unserer Ehe kamen mir manchmal die Tränen, dass mein Vater im Himmel mir einen solchen Freund und Gefährten anvertraut hat. Die wachsende Zärtlichkeit zwischen uns sprach mit jedem Tag deutlicher von der Liebe, die zwischen Gott und Seinem Volk bestehen sollte.

»Dann aber will Ich selbst sie umwerben. Ich werde sie in die Wüste bringen und ihr zu Herzen reden. Dort wird sie Meine Liebe erwidern wie damals, als sie jung war, als sie aus Ägypten kam. Danach werde Ich sie zurückbringen und ihr die Weinberge wiedergeben, und das Achor-Tal, das ›Unglückstal‹, soll zu einem Tor der Hoffnung werden. Wenn das geschieht, wirst du Mich deinen Mann nennen – sagt der HERR zu Israel – und nicht mehr deinen Baal. (oder „deinen Meister“) (Hosea 2,16-18 GN)

Und wie sich die Gemeinde Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen in allem ihren Männern unterordnen. Ihr Männer, liebt eure Frauen so, wie Christus Seine Gemeinde liebt: Er hat Sein Leben für sie gegeben. (Epheser 5,24.25 HFA)

Die Vertrautheit, Zärtlichkeit, Rücksichtnahme, Freundlichkeit und Liebe, die in der ehelichen Beziehung unter der Führung des Geistes Gottes entstehen sollten, laden uns ein, das Angesicht Gottes zu betrachten und daran zu denken, wie Er uns liebt. Wir sollen erkennen, wie zärtlich, rücksichtsvoll und liebevoll Sein Charakter ist, dass Er diese Merkmale in menschliche Beziehungen übertragen kann. Gott erklärte am Anfang, dass Mann und Frau nach dem Bilde Gottes geschaffen sind. Die intime Vertrautheit, die sich in der ehelichen Beziehung offenbart, war dazu vorgesehen, ein Bild von der Liebe und dem Charakter Gottes zu vermitteln.

Die eheliche Beziehung steckt jedoch voller Risiken, denn wenn sie ohne wahre Liebe eingegangen wird, kann die Beziehung erkalten und sogar in den dunklen Abgrund des Missbrauchs, des Leidens und des Selbstschutzes abgleiten, so dass die Situation viel schlimmer wird, als wenn man alleinstehend geblieben wäre. Wer seine Frau hasst, hasst sich selbst, denn die Bibel sagt:

Darum sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Körper. Wer nun seine Frau liebt, der liebt sich selbst. Niemand hasst doch seinen eigenen Körper. Vielmehr ernährt und pflegt er ihn. So sorgt auch Christus für Seine Gemeinde, … (Epheser 5,28.29 HFA)

Ich bin unserem Vater, Seinem Sohn und Lorelle zutiefst dankbar dafür, dass sie mich gelehrt haben, wie schön es ist, für andere zu leben und so meine Sichtweise darüber erweitert haben, worin das Reich Gottes besteht.

Die Ehe wurde zum zweiten und schönsten Fenster in das Herz Gottes, nach dem ersten Fenster durch meinen Eltern. Dass Gott ein solches Beziehungssystem in Seinem göttlichen Originaldesign vorgesehen hat muss in uns doch einfach Lobpreis für unseren Vater Gott erwecken. Gesegnet seist Du, Vater, jetzt und in alle Ewigkeit, alle Engel sollen Dein Lob singen mit Posaunen und Harfen und mit allerlei Saitenspiel. Lasst die Stimmen der Engel mit der Stimme der Erlösten verschmelzen und den Namen des Herrn preisen!

 

Kapitel 3 - Die Frucht der Liebe

Allein göttliche Liebe konnte die Erschaffung eines Kindes aus der vertraulichen Einheit eines Mannes und seiner Frau ersinnen. Es ist unmöglich, das Gefühl zu beschreiben, voller Liebe in die Augen eines Kindes zu schauen, das nach deinem und deines Ehepartners Bild geschaffen wurde.

Als ich meinen erstgeborenen Sohn betrachtete und ihm in die Augen schaute war ich wie gebannt in einem ewigen Moment. Tiefe Gefühle der Dankbarkeit und Bewunderung für meine Frau verbanden sich mit der Freude, dass mein Sohn auf die Welt gekommen war. Durch das Gefühl der Verbundenheit, das in diesem Moment entstand, konnte mein himmlischer Vater tief in meine Seele sprechen und mir von Seinem Reich und Seinem Charakter erzählen. Eine weitere vom Himmel erdachte Beziehung entstand und mit ihr eine weitere potenzielle Ebene, den Vater zu verstehen.

Jetzt, da ich Vater war, konnte ich mich mehr mit unserem himmlischen Vater identifizieren und damit, was Vaterschaft bedeutet. Wir fühlen, was Gott fühlt, wenn wir ein sehnliches Verlangen nach unseren Kindern haben, nach ihrem Schutz, ihrer Entfaltung und ihrer Freude.

Wenn Ehe und Kinder so angenommen werden, wie der Himmel es vorgesehen hat, wird der im Himmel geborene Wunsch, dass Beziehungen niemals enden sollten, sein Ausrufezeichen erhalten.

Meinen Sohn in meinen Armen zu kuscheln und all die väterlichen Gefühle der Zuneigung und Freude zu spüren bedeutet, die Fenster des Himmels zu öffnen und die Vaterschaft Gottes zu berühren.

Rückblickend scheint es fast selbstverständlich, dass sich mein Herz bei der Geburt meiner beiden Söhne zu folgender Schriftstelle hingezogen fühlte:

Und eine Stimme aus dem Himmel sagte: »Dies ist Mein geliebter Sohn, über den Ich Mich von Herzen freue.« (Matthäus 3,17 HFA) (Englische NLT Übersetzung: „Dies ist Mein innig geliebter Sohn, der Mir große Freude bereitet.“) 

Die Geburt meiner Söhne hat meine Beziehung zu Gott vertieft. Die himmlische Freude, die der Vater über Seinen Sohn zum Ausdruck brachte, gab mir die Zuversicht, dass mein himmlischer Vater dasselbe für mich empfindet. Diese Gewissheit, „innig geliebt“ zu sein und Gott „große Freude“ zu bereiten, wuchs, als ich las:

… damit der Lobpreis Seiner Herrlichkeit erklingt: der Lobpreis der Gnade, die Er uns erwiesen hat durch Jesus Christus, Seinen geliebten Sohn. (Epheser 1,6 GN) (Englische NKJV: … zum Lob der Herrlichkeit Seiner Gnade, durch die Er uns angenommen hat in dem Geliebten.) 

Vier Jahre nach der Geburt meines ersten Sohnes kristallisierte sich in meinem Kopf ein Gedanke heraus, der meine gesamte Realität und Existenz verändern sollte. Die Liebe, die ich für meine Frau und meine Söhne empfand, machte sie für mich sehr wertvoll. Wenn ich sie als Ehemann und Vater so wertvoll erachte, sind sie dann nicht auch so wertvoll - egal ob sie es nun selbst fühlen oder nicht? Kann es sein, dass ich als Vater den Wert meiner Kinder bestimme, anstatt dass meine Kinder mir ihren Wert durch ihre Leistungen beweisen müssen?

Dies war die Geburtsstunde dessen, was ich später als „Identitätskrieg“ bezeichnete; ein Krieg zwischen meiner eigenen Definition von Wert durch Leistung und Erfolg im Gegensatz zu dem, dass ich meinem Vater im Himmel erlaube, meinen Wert durch die Liebe zu definieren, die Er zu mir hat. Das war ein so einfacher und doch tiefgreifender Gedanke. Damit öffnete sich mir die Heilige Schrift auf eine neue und lebendige Weise und lud mich ein, zu einem Verständnis vorzustoßen, bei dem Gottes väterliche Worte/Verheißungen an mich das Wichtige waren und nicht meine eigenen Worte/Verheißungen an einen Gott, der weit weg war.

Ich, der HERR, sage: Ein Weiser soll nicht stolz sein auf seine Weisheit, der Starke nicht auf seine Stärke und ein Reicher nicht auf seinen Reichtum. Nein, Grund zum Stolz hat nur, wer Mich erkennt und begreift, dass Ich der HERR bin. Ich bin barmherzig und sorge auf der Erde für Recht und Gerechtigkeit. Denn daran habe Ich Gefallen! … (Jeremia 9,22.23 HFA)

Die Ermahnung, nicht auf die eigene Weisheit, Macht oder Reichtum stolz zu sein, sondern auf die liebende Güte und die Erkenntnis unseres himmlischen Vaters, bestätigte diesen beziehungsorientierten Denkprozess vollständig. Damit Jesus Satan in der Wüste entgegentreten konnte, bestätigte der Vater einfach die Freude, die Er an Seinem Sohn hatte. Er rühmte nicht die Macht oder den Intellekt Seines Sohnes, sondern sagte Christus einfach, dass Er Ihn liebte.

Als Satan von Christus verlangte, Seine Sohnschaft durch Wunder zu beweisen, erinnerte Christus ihn daran, dass Er nichts weiter zu tun brauchte, als allein im Wort Gottes zu ruhen. Der Vater hatte dem Universum doch bereits die Sohnschaft Jesu verkündet. Christus ruhte in Seinem Vater, anstatt zu versuchen, sich selbst durch eine Demonstration Seiner Macht zu verteidigen.

An irgendeinem Punkt während dieses Prozesses sah ich mich mit der Realität der Liebe meines himmlischen Vaters zu mir konfrontiert. Meine Beziehung zu meinen Söhnen öffnete meinen Geist, um ein wenig von der Vaterschaft Gottes zu begreifen, und eines Tages schwang die Tür auf, als mein Vater mir meine Sohnschaft darbot, ohne Geld und umsonst - eine Sohnschaft, die rein aus dem Willen des Vaters geboren ist durch den Kanal meiner menschlichen Eltern. Zuerst zögerte ich bei dem Gedanken daran. Es war majestätisch, erhaben, und es fehlen mir die Worte, es zu beschreiben ... aber in der Liebe Christi trat ich in meine Gottessohnschaft ein, indem ich einfach glaubte, dass die Sohnschaft Christi der Eckstein meiner eigenen war und mir niemand mehr meinen Wert rauben konnte.

Es sollte mehrere Jahre dauern, bis dieser Same, der in meine Seele gepflanzt wurde, auch in anderen Bereichen meines Lebens durchbrach. Eines Tages im Jahr 2015 wurde mir plötzlich klar, dass, wenn ich meinem Vater so unendlich viel wert bin, es für Ihn doch unmöglich sein müsste, sich plötzlich gegen mich zu wenden und mich zu vernichten, weil meine Sündhaftigkeit eine gewisse Grenze erreicht hat. Allein der Gedanke, das dies möglich wäre, reicht aus, um all den Wert zu neutralisieren, der aus dem Glauben entsteht, dass ich ein Sohn Gottes bin, und Er meinen Wert festgelegt und dadurch auch vorherbestimmt hat.

Ich begann die Wahrheit des Verses zu erkennen, in dem es heißt:

Wirkliche Liebe ist frei von Angst. Ja, wenn Gottes vollkommene Liebe uns erfüllt, vertreibt sie sogar die Angst. Wer sich also fürchtet und vor Strafe zittert, bei dem ist Gottes Liebe noch nicht zum Ziel gekommen. (1.Johannes 4,18 HFA)

Es kann keine vollkommene Liebe geben, wenn noch Angst vor Strafe herrscht. Die Vorstellung, dass ein Sohn oder eine Tochter durch die Hand ihres Vaters, unseres Schöpfers, vernichtet werden könnte, erzeugt eine Spannung in der Beziehung, die sie instabil, unsicher und kalt macht. Unter einem Schwert zu leben verursacht Angst und verschließt uns die Möglichkeit, Seine vollkommene Liebe zu erfahren.

Wenn ein wohlmeinender Christ ruft: „Nimm Jesus an oder brenn‘ in der Hölle!“ präsentiert er nicht die vollkommene Liebe, weil sie mit der Angst vor Strafe verknüpft ist. Jeder Appell an einen Menschen, der eine Androhung von Tod beinhaltet, bestärkt lediglich die Vorstellung, dass Menschen für Gott keinen Wert haben, solange sie nicht genau das tun, was Er ihnen befiehlt. Eine derartige Vorstellung beraubt Gott der zärtlichen Eigenschaften eines Vaters und inthronisiert Ihn als unerbittlichen, verurteilenden Richter über diejenigen, die Ihm nicht mehr gefallen.

Die Vollkommenheit der liebevollen Güte und unendlichen Barmherzigkeit des Vaters wird in den Flammen der christlichen Hölle verzehrt. Nicht nur das Schicksal des Sünders wird in den lodernden Flammen ausgelöscht, sondern auch die liebevolle Vaterschaft Gottes.

Meine Verwirrung aus früheren Jahren kehrte zurück. Der Zwiespalt zwischen dem lieben Jesus, der die andere Wange hinhält, und dem Bedürfnis, meine Familie vor Bösewichten zu schützen, entwickelte sich in meinem Inneren zu einem Krieg zwischen einem zärtlichen Vater, der Seinen Kindern unendlichen Wert beimisst, und dem Bedürfnis nach Gerechtigkeit, um dem Bösen Einhalt zu gebieten.

Mehrere Bibelstellen sowie meine familiären Erfahrungen wiesen mich in die eine Richtung, während mehrere andere Bibelstellen und fast das gesamte Christentum in eine andere Richtung wiesen. Wie sollte dieser Konflikt gelöst werden? War mein Vater im Himmel an einem Tag wunderbar barmherzig und am nächsten Tag entsetzlich gewalttätig und schickte Milliarden Menschen auf die qualvollste Weise in den Tod?

Spielte das überhaupt eine Rolle? Warum nicht einfach alles als Geheimnis betrachten, das jenseits meines Verständnisses liegt? Immerhin ist Gott so unendlich und ich bin so klein und mein Gehirn eine kleine Erbse im Vergleich zu Seinem!

Wenn ich es wagen würde, meinen Vater danach zu fragen, würde Er es mir erklären? War ich wirklich nach Seinem Ebenbild geschaffen und stammen nicht all meine ehelichen und damit auch väterlichen Gefühle von Ihm? Versuchte ich, Gott nach meinem eigenen Bilde zu gestalten? Oder versuchte ich, die Bibel mit dem in Einklang zu bringen, was ich jetzt zu sehen begann? Verriet mir meine tiefe Vertrautheit mit meiner Frau und der sehnliche Wunsch nach dem Wohlergehen meiner Kinder etwas über meinen Schöpfer?

Eines war jedenfalls sicher, nämlich dass die Bibel die Antworten enthalten musste. Als Sohn des lebendigen Gottes vertraute ich darauf, dass, wenn es mir an Weisheit mangelt, ich zu Ihm kommen und Ihn im einfachen Glauben bitten konnte, mir diese Dinge zu erklären.

Bevor wir weiter über meine Suche nach meinem lieben himmlischen Vater sprechen, müssen wir einen Schritt zurückgehen und dieser Suche einen weiteren Kontext geben. Wenn Menschen die Bibel aufschlagen, dann tun sie das nicht unvoreingenommen. Die Bibel offenbart uns, dass das menschliche Herz Gott gegenüber geradezu feindselig ist und nicht das geringste Interesse an der Wahrheit über Ihn hat. Wenn wir diese Voreingenommenheit nicht entdecken, werden wir bei unserer Suche nach dem Vater scheitern.

Fortsetzung folgt ...

 

Das englische Original: Mirror Principle

Anmerkung: Der Autor Adrian Ebens hat in seinem neuen Buch „Das Spiegelprinzip“ (Mirror Principle) vorwiegend die englische Bibelübersetzung:  „New Living Translation (NLT)“  benutzt. Um dem in unserer deutschen Übersetzung zu entsprechen, haben wir vorwiegend aus den deutschen Bibelübersetzungen „Hoffnung für Alle“ und aus der „Gute Nachricht Bibel 2018“ zitiert, und auch einige andere Bibelübersetzungen benutzt. Die jeweils benutzte Version ist immer hinter der Bibelvers-Angabe angeführt.

Abkürzungen:

HFA – Hoffnung für Alle

GN – Gute Nachricht Bibel 2018)

Schlachter – Schlachter 2000