Maranatha Media: German

Gott ist Liebe - Die stellvertretende Versöhnung - von G.E.Fifield

veröffentlicht Jun 06, 2018 von andere in Agape
Übersetzt von Susanne Kronke
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Dies ist das 14. Kapitel aus dem Buch: Gott ist Liebe von G.E.Fifield, einer unserer Adventpioniere. Hier ist das englische Original.

 

Gott ist Liebe – George Fifield

Kapitel 14. Die stellvertretende Versöhnung

Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. 5 Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden. Jesaja 53,4-5

Nach dem Lesen des letzten Kapitels fragt sich eine gewissenhafte aber ängstliche Seele jetzt vielleicht: „Leugnet das nicht die stellvertretende Versöhnung?“ Ich antworte: NEIN; tausendmal nein, es erhöht, erweitert und vergrößert unsere Auffassung von der stellvertretenden Versöhnung und bringt sie in Übereinstimmung mit dem, was wir über Gottes Charakter wissen, wie er sich in seinem Werk und seinem Wort offenbart. Jesus ist immer noch der einzige Erlöser der Welt. Sowohl im Leben als auch im Tod litt er stellvertretend und trug unser Leid und unsere Schmerzen. – „Denn auch Christus hat einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führte.“ (1.Petrus 3,18), das heißt, damit er eine Wiedergutmachung bewirken könnte.

Christi Tod war nicht das Resultat einer Ausgießung von Gottes Zorn; er war das Resultat des Verstoßes der Welt gegen Gottes Gesetz der Liebe. Sein Tod war einfach der Höhepunkt seines Lebens. Im Liebesdienst jedes Tages hat er sein Leben gegeben, sein Herz und seine Seele, um die Menschheit aufzurichten und zu erlösen; aber die Herzen der Menschen waren durch die Sünde so kalt und hart, dass sie es nicht bemerkten. Auf Golgatha vollendete er sein Geschenk, während die Welt am Fuße des Kreuzes spottete. Er lebte ein vollkommen selbstloses Leben in einer Welt der Sünde und Selbstsucht; und die Welt hasste ihn, weil sein Leben ihren Egoismus und ihre Heuchelei aufzeigte. Paulus sagte, wenn er Beschneidung predigen würde, könnte er der Verfolgung entgehen, weil dann das Ärgernis des Kreuzes aufhören würde. So war es auch bei Jesus; wenn er zur Rechten oder Linken von der geraden Linie der Wahrheit abgewichen wäre, hätte er der Kreuzigung entkommen können.

Der Teufel und die gottlosen Menschen hassten die Wahrheit, nicht den Irrtum; aber trotzdem kann nur die Wahrheit die Menschen retten. Jesus behielt das immer im Sinn und sagte stets: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ Er war der Wahrheit immer treu, und sein Leben führte zu seinem Tod; das Kreuz stand am Ende des Weges der Selbstaufopferung. In alledem trug er nur unser Leid und unsere Schmerzen. Sein Leben und Tod waren wie die der Propheten vor ihm und der Apostel nach ihm, nur dass in ihm das Ideal erreicht und verwirklicht wurde. Stephanus sagte zu den Juden: „Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr! Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, die vorher das Kommen des Gerechten ankündigten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid.“ (Apostelgeschichte 7,51) So wie Jesus in seinem Leben in allem seinen Brüdern gleichgemacht wurde, so wird er in seinem Tod den Treuen zugeordnet, die vor ihm waren oder nach ihm kommen würden.

In dem Gleichnis (Matthäus 21,33-41) sandte der Hausherr einen Diener nach dem anderen in seinen Weinberg; einen schlugen sie, einen anderen töteten sie und einen weiteren steinigten sie. Am Ende schickte er seinen eigenen Sohn und ihn behandelten sie genauso und erschlugen ihn. Als Jesus die Ungeheuerlichkeit ihrer vergangenen Schuld betrachtete und sah, was die Gemeinde in der Zukunft tun würde, rief er in Seelenqual aus: „Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel sammelt, aber ihr habt nicht gewollt!“ (Matthäus 23,37). So hat jedes Zeitalter seine Propheten und Apostel verfolgt und es den Nachkommen überlassen, ihnen Gräber zu errichten und sie zu ehren.

Alle Apostel außer einem erlitten den Märtyrertod, und die Überlieferung sagt von ihm, dass er auf wundersame Weise befreit wurde. Als Paulus die Verfolgung und Einkerkerung erlitt, die seiner Kreuzigung vorausgingen, schrieb er folgendermaßen über sich an die Geschwister in Kolossä: „Jetzt freue ich mich in meinen Leiden, die ich um euretwillen erleide, und ich erfülle meinerseits in meinem Fleisch, was noch an Bedrängnissen des Christus aussteht, um seines Leibes willen, welcher die Gemeinde ist.“ (Kolosser 1,24) Als er kurz vor der Kreuzigung stand, sagte er: „Ich bin nun bereit geopfert zu werden.“

Oh ja, wir machen einen großen Fehler, wenn wir Christi Leben und Tod voneinander trennen oder das Leben und den Tod eines Christen, als wenn sie zwei verschiedene Dinge wären. Dann verlieren wir den Trost der Tatsache, dass so wie er durch Leid vollkommen gemacht wurde, auch wir durch das gleiche Leid eins mit ihm werden. So wie er das Geheimnis Gottes war, Gott manifestiert im Fleisch, so sagt Paulus: „der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses...Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (vergleiche 1.Timotheus 3,16 mit Kolosser 1,27).

Jesus war unschuldig. Er litt nur für die Sünden anderer. All sein Kummer war das Tragen unseres Kummers und das Tragen unseres Schmerzes; und das tat er, um uns zu Gott zu bringen. Anders als Jesus haben wir alle gesündigt, und wir leiden für unsere eigenen Sünden und tragen unser eigenes Leid. Aber außerdem und darüber hinaus leiden wir, so wie er, für die Sünden anderer und tragen den Schmerz anderer. Wir haben nicht nur gesündigt, sondern gegen uns wurde auch gesündigt.

Oh müde, wartende, geplagte Seele, ist dein Leben im Keim erstickt und dein Herz verwüstet worden durch etwas, was nicht deine Schuld war? Sind die freudigen Hoffnungen einer beschwingten Jugend verblasst und wie Herbstblätter herabgefallen und haben in deinem sehnsüchtigen einsamen Herzen ein Grab gefunden; und alles nur, weil ein anderer falsch war, von dem du glaubtest, dass er wahrhaftig war? Haben Vermögen und Freunde dich verlassen wegen der Sünden eines anderen? Bist du verfolgt und verachtet, weil die Welt hasst, was Gott und du liebst? Warst du durch all das versucht, an der Gerechtigkeit und Liebe des göttlichen Einen zu zweifeln? Das ist nicht die Ungerechtigkeit Gottes. Das ist die Ungerechtigkeit der Sünde, das zwangsläufige, unvermeidbare Resultat der Sünde der Welt. Sogar Jesus, der eigene und eingeborene Sohn des Vaters, erlitt das alles, als er in der Welt war.

Zweifelst du deswegen an Gottes Liebe zu dir? Das ist nichts anderes als an Gottes Liebe zu seinem Sohn zu zweifeln. Erinnere dich lieber daran, dass du darin, wenn du ihm vertraust, eins mit ihm wirst, denn: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ (Römer 8,28) Er war „wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut“ (Jesaja 53,7). Denke daran, wenn du es geduldig und für Ihn erträgst, wird auch dein Leben mit dem seinen als lebendiges Opfer dargebracht, heilig und annehmbar, ein Teil des großen Opfers der Welt für die Sünde. Bedenke auch, dass hierbei dein Leben geduldiger Liebe ein anderes Leben erreichen und es ihm zur Erlösung zuwenden könnte, sodass auch du nach und nach in Seine Freude eingehen mögest. Wenn du dich daran erinnerst, lässt es dein Herz nicht höher schlagen mit Trost und neuer Hoffnung, und mit frischem Mut, um getrost weiterzugehen und sich dem Lebenskampf zu stellen?

Aber, sagt vielleicht jemand, wenn das die Art von Christi Opfer ist, ein lebendiges Opfer und auch ein sterbendes, warum ist dann immer Blut das Symbol für das Opfer? Und warum sagt man, dass es ohne Blutvergießen keine Sündenvergebung gibt?

Ah, hierin liegen tiefe Bedeutungen! Es ist, weil Jesus bis in den Tod treu war. Bei ihm gab es kein Zurückweichen, kein Ausweichen, obwohl er das Kreuz am Ende seiner Reise sah. Er sagte: „Vater, nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ Sein Tod hat nur dann Bedeutung, wenn man ihn als eins mit seinem Leben sieht, und sein Leben erstrahlt in einem neuen Glanz, wenn man es so betrachtet, dass es zu seinem Tod führt.

Er verlangt von uns, auch dieses Leben zu führen. Er sagt: „Wenn ihr Vater und Mutter oder Häuser und Land oder irgendeinen irdischen Schatz, sogar euer eigenes Leben, mehr liebt als mich, seid ihr meiner nicht wert.“ Wenn irgendetwas, selbst das Kreuz am Ende des Weges, auf dem wir wandeln, uns von dem Weg abbringen kann, gehören wir nicht ihm und es gibt keine Vergebung. Nichts anderes als das Blut könnte ein so vollkommenes Opfer symbolisieren.

Dann geschieht es nicht nur im Tod, dass das Lebensblut gegeben wird. Es war Paulus, der davon sprach: „Wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesus am Leib umher, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib offenbar wird.“ Es kann sich auf keine andere Weise manifestieren. Das Herz, das durch Leid erweitert und weich gemacht wird, bis es wie seines die Menschheit mit all ihren Bedürfnissen und all ihren Sehnsüchten aufnimmt und allen ungefragt Mitgefühl und Hilfsbereitschaft entgegenbringt, – dieses Herz weiß, was es bedeutet, täglich sein Lebensblut zu geben, täglich zu sterben, damit das Leben Christi sich in ihm manifestieren kann. Es gibt Zeiten, wo es mehr Mut und wahres Heldentum braucht, zu leben, und zwar recht zu leben, als zu sterben. Das Herz, nachdem der Sturm und der Kampf vorüber sind, schlägt zum Ende hin ruhig. Ja, Carlyle drückt es gut aus: „Mein Bruder, der tapfere Mann muss sein Leben dahingeben. Gib es, rate ich dir; du erwartest doch nicht, dein Leben auf angemessene Weise verkaufen zu können? Der 'Lohn' jedes noblen Werkes liegt schon im Himmel oder sonst nirgendwo.“ Es ist das tägliche Geben des Lebens, wie es nur das Vergießen des Lebensblutes symbolisieren kann. Das ist Christentum.

Und sind seine Erfahrungen nicht unsere? Betrachte ihn bei der Taufe am Jordan. Der Geist kommt wie eine Taube auf ihn herab und die Stimme ertönt: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Wir hätten bestimmt gesagt, mit so einem Beginn seiner Mission könnte nur ein Leben voller Triumph und Freude vor ihm liegen. Aber von hier wurde er vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Erinnern wir uns nicht an die Freude unserer Bekehrung, als wir uns ihm weihten und seine süße Vergebung in unsere Herzen kam? Stieg nicht der Geist herab und hörten wir nicht die Stimme des Vaters, vielleicht zum ersten Mal, der zu unseren glücklichen Seelen sagte: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“? Wie wir uns fast einbildeten, dass der Kampf vorüber und der Sieg errungen war! Ah! Aber haben wir nicht seitdem zu oft den Lebensweg als eine Wüste empfunden, trübselig und mit Dämonen bevölkert, in der wir hungrig und müde herumgewandert sind? War es nicht in dem Moment, als unsere Kraft uns fast verlassen hatte, dass der Teufel uns bei einer Verheißung des geschriebenen Wortes verließ und ein freundlicher Engel kam und uns diente?

Dann hatte das Leben auch seine normalen Tage des Dienens, wenn wir von morgens bis abends in seinem Weinstock gearbeitet haben. Da war die morgendliche Frische und die Mittagshitze und die abendliche Müdigkeit. Es gab Nächte, wo wir alleine auf einem mondhellen Berghang gewacht und gebetet haben. Es gab Arbeitstage, die keinen vorübergehenden Lohn zu bringen schienen; und wer von uns hat nicht geweint und sich gewundert, dass von den zehn, die durch unsere Liebe und Fürsorge geheilt wurden, neun nicht zurückkamen, um gebührenden Dank zu erweisen?

Vielleicht haben wir mitunter das Gefühl gehabt, dass auch wir keinen Platz hatten, wo wir unser Haupt hinlegen konnten; aber wer von uns hat nicht auch ein Heim in Bethanien, wo er für eine Weile ausruhen kann und liebevolle, dankbare Pflege erfährt, wo die Winde der Welt draußen noch so wehen mögen, uns aber drinnen nicht erreichen? Auch wir hatten Zeiten, als wir mit ihm auf der Bergspitze des Glaubens verklärt wurden. Für den Moment sahen wir uns nicht wie wir waren, sondern wie wir werden können. Die Welt mit ihrer Hektik, ihrem Getöse, ihren wahnsinnigen Ambitionen und unharmonischen Stimmen war weit unten. Vielleicht war ein Freund in der Nähe, der uns nicht oder nur ein wenig kannte, aber wir waren allein mit dem Herrn. Die Stimme des Vaters sprach wieder und anerkannte uns als Sein Eigentum, und klare Visionen von Begegnungen mit verherrlichten Körpern kamen, um von dem zukünftigen Königreich zu erzählen, wenn auch wir mit ihm regieren werden. Sind wir nicht vielleicht auch von diesem Berggipfel heruntergekommen, um unser Gethsemane und Golgatha vorzufinden; der Zweifel, der in Qualen ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – glücklich, als schließlich der unerschütterliche, triumphierende Glaube inmitten einer verdunkelten Sonne, wütenden Blitzen und berstenden Felsen ausrief: „Vater, in deine Hand befehle ich meinen Geist.“

Dürfen wir nicht von seinem Leben lernen, dass Gottes Liebe die eine gleichbleibende Größe ist, die durch all diese Ängste und Schwankungen hindurch immer gleich bleibt, von Ewigkeit zu Ewigkeit? Dürfen wir uns nicht freuen, dass wir durch diese Erlebnisse hier eins mit Jesus werden können und auch eins mit ihm in der Zukunft? All das sah Paulus, als er sagte: „Aber nicht nur das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, weil wir wissen, dass die Bedrängnis standhaftes Ausharren bewirkt, das standhafte Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen“ (Römer 5,3-4).