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Das Spiegelprinzip - Kapitel 47 - Das Anschauen ohne Decke

veröffentlicht Feb 16, 2024 von Adrian Ebens in Der Charakter Gottes
Übersetzt von Franziska Bunkus, editiert von Jutta Deichsel
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Kapitel 47 - Das Anschauen ohne Decke

Wir alle sehen in Christus mit unverhülltem Gesicht die Herrlichkeit Gottes wie in einem Spiegel. Dabei werden wir selbst in das Spiegelbild verwandelt und bekommen mehr und mehr Anteil an der göttlichen Herrlichkeit. Das bewirkt der Herr durch Seinen Geist. (2.Korinther 3,18 GN)

Auf der Suche nach meinem Vater im Himmel bekenne ich, dass Er mich gefunden hat wie das verlorene Schaf. Der Vater, den ich durch die Heilige Schrift gefunden habe, ist von Anfang bis Ende Liebe. Die Heilige Schrift in Verbindung mit meinen persönlichen Erfahrungen mit meinen Eltern, meiner Frau und meinen Kindern bestätigen die Zärtlichkeit, die im Herzen unseres Schöpfers zu finden sein muss, denn aus mir selbst könnten solch liebevolle Herzenswünsche nicht hervorgehen, weil ich weiß, dass in meinem Herzen Finsternis wohnt.

Satan hat sein Möglichstes getan, um mich daran zu hindern, meinen Vater zu finden, indem er den Weg des Alten Testaments durch sein eigenes Spiegelkabinett gelenkt hat. Es ist nahezu unmöglich, das Wahre vom Falschen zu unterscheiden, denn wenn ich diese alttestamentlichen Schriften außerhalb von Christus lese, vermitteln sie mir nur einen Gott, der so ist wie ich. Mein Fleisch ist mit einer solchen Darstellung durchaus zufrieden, aber das treue Zeugnis Jesu bittet mich, weiter und tiefer zu suchen.

Ich habe mich bemüht, uns durch die Geschichten der ersten fünf Bücher der Bibel zu führen, um die Person Gottes in der Torah mit der Person Christi im Neuen Testament in Einklang zu bringen. Ich habe in diesen Geschichten aufzuzeigen versucht, was die Gedanken des Menschen und was die Gedanken Gottes sind. In diesem Buch habe ich dir zehn Werkzeuge vorgelegt, mit denen du die Verwirrung im Spiegelkabinett beseitigen kannst.

Jesus Christus ist die Offenbarung des Vaters. Er ist der einzige Schlüssel, um die Decke beim Lesen des Alten Testaments zu entfernen. Es ist verlockend zu glauben, wir könnten das Alte Testament direkt lesen und die darin enthaltenen Geschichten verstehen. Aber wenn die Bibel Recht hat und das menschliche Herz wirklich überaus trügerisch ist, dann tun wir gut daran, uns ihr demütig zu nähern, unsere Ansichten zu hinterfragen und danach zu trachten, die gesamte Bibel in Einklang zu bringen.

Ich bin so vielen Menschen begegnet, die sehr skeptisch waren, als sie hörten, dass das, was sie lesen, oft ein Spiegel ihres eigenen Denkens sei. Das fühlt sich zunächst auch sehr verunsichernd an, aber die Alternative wäre, unbeabsichtigt zu glauben, dass Jesus nicht die vollkommene Offenbarung Gottes ist und dass Gott nicht nach Seinen eigenen Zehn Geboten lebt.

Was mich am meisten erstaunt, ist, mit welcher Gelassenheit so viele Christen die Ausrottung ganzer Völker und das Abschlachten unschuldiger Kinder rechtfertigen. Solche Taten als von Gott gebilligt zu rechtfertigen bedeutet, das eigene Herz so sehr zu verhärten, dass unsere Menschlichkeit Gefahr läuft, in den Graben der Verdammung zu rutschen. Ein Mensch mit einer solchen Geisteshaltung wird dazu aufrufen, alle zu vernichten, die nicht seiner Meinung sind, und glauben, dass Gott dies auch noch gutheißt.

Die Anbetung eines Gottes der Gewalt, des Völkermords und des Verbrennens von Milliarden Menschen ist die Hauptursache für Gewalt und Zerstörung in dieser Welt, denn wir werden zu dem, woran wir glauben; wir sind Botschafter des Gottes, den wir verehren.

Viele Christen ignorieren die Fragen von nachdenklichen Atheisten und Agnostikern - das ist leicht (vor allem, wenn man an Vorherbestimmung glaubt), wenn man sie ohnehin als gottlos verurteilt und für die Hölle bestimmt betrachtet. Dem Christentum fehlt es an Tiefenwirkung in der Welt, weil es die Gewalt Gottes verteidigt. Die Empfindsamkeit von Männern und Frauen, die über die Gott zugeschriebenen Grausamkeiten entsetzt sind, veranlasst sie dazu, sich auf der Suche nach Antworten auf verwirrende Fragen in andere Richtungen zu wenden. Anstatt Mitgefühl zu zeigen und tiefer zu studieren, um bessere Antworten zu finden, verachten die Christen diese Menschen allzu oft als gottlos und unverständig.

Ich bete, dass das in diesem Buch enthaltene Material zum Nachdenken anregt und den Samen der Hoffnung in dem freudigen Gedanken aufkeimen lässt, dass der Schöpfer Aller nicht der Zerstörer Vieler ist. Wenn die Heilige Schrift recht hat und wir durch Anschauen verwandelt werden, sollten wir dann nicht auch ein Bild vollkommener Güte, Liebe, Barmherzigkeit und Gnade betrachten, ohne jegliche Androhung von Gewalt? Ausgehend von diesem Grundsatz wird jedes Bild, das Gewalt beinhaltet, dazu führen, dass Gewalt für immer in der menschlichen Erfahrung verankert sein wird. Wenn wir Gewalt aus uns selbst verbannen wollen, dann müssen wir sie auch aus dem Gott verbannen, den wir anbeten. Die Einfachheit dieses Arguments sollte jedem aufrichtigen Denker einleuchten.

Würden wir erwarten, dass eine junge Frau völlige Ruhe in den Armen eines Geliebten findet, der Tausende kleine Kinder und Millionen Männer und Frauen ermordet hat? Wie kann man an der Brust (im Schoß) eines solchen Zerstörers Frieden finden? Jesaja beschreibt, was es bedeutet, mit unverhülltem Angesicht in das Antlitz des wahren Gottes zu schauen:

Dann werden Wolf und Lamm friedlich beieinanderwohnen, der Leopard wird beim Ziegenböckchen liegen. Kälber, Rinder und junge Löwen weiden zusammen, ein kleiner Junge kann sie hüten. Kuh und Bärin teilen die gleiche Weide, und ihre Jungen liegen beieinander. Der Löwe frisst Heu wie ein Rind. Ein Säugling spielt beim Schlupfloch der Viper, ein Kind greift in die Höhle der Otter. Auf dem ganzen heiligen Berg wird niemand etwas Böses tun und Schaden anrichten. Alle Menschen kennen den HERRN, das Wissen um Ihn erfüllt das Land wie Wasser das Meer. (Jesaja 11,6-9 HFA)

Auf Gottes heiligem Berg wird niemand Böses tun oder Schaden anrichten, denn Seine Untertanen werden von einem Geist liebkost, der noch nie jemandem Böses getan oder Schaden angerichtet hat, niemals. Können wir nicht zuversichtlich behaupten, dass wir diese Wahrheit für jeden nach Freiheit strebenden Geist für selbstverständlich halten?

Im Laufe meines Lebens habe ich mich manchmal überwältigt gefühlt, wenn ich an die Kriege dachte, die unsere Welt kurz vor meiner Geburt verwüstet haben. Mein Vater hat den Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden erlebt und diese Erfahrung hat ihn für den Rest seines Lebens gezeichnet. Ich habe diese Zeit genauer studiert, um etwas von dem Horror zu begreifen, den mein Vater ertragen musste, wie zum Beispiel den Anblick von Leichen auf den Straßen, zerfetzt von ohrenbetäubenden Bomben, die von oben abgeworfen wurden.

Ich habe getrauert über die Jahrtausende währende Unmenschlichkeit, die Menschen gegen ihre eigene Rasse verüben. Warum ist die Menschheitsgeschichte so voll von Krieg und Blutvergießen? So oft haben die Menschen nach einem solchen Verbrechen gegen die Menschheit gesagt: „Nie wieder“, nur um es doch zu wiederholen. Es scheint ein Vermächtnis von Wut und Wahnsinn zu sein, von dem wir uns nicht befreien können.

Ich habe mich nach einem Lebensprinzip gesehnt, bei dem ich mir sicher sein konnte, einen Weg gefunden zu haben, der mich davor bewahrt, diese Gräueltaten nicht nur mit meinen Händen, sondern auch in meinem Herzen zu wiederholen. Oh, dass ich doch von einem jeglichen Verlangen nach Gewalt gegenüber einem Mann oder einer Frau völlig gereinigt wäre!

In Jesus Christus finde ich einen Menschen, der frei von diesem Bösen ist, das im Menschen existiert. Mein Dilemma war der Charakter des Vaters, der in einem so unüberwindbaren Gegensatz zu dem Seines Sohnes zu stehen schien. Doch in den letzten Jahren wurde ich freudig von der wachsenden Gewissheit ergriffen, dass mein Vater im Himmel kein Wesen von Zwang, Gewalt oder Tod ist. Diese einst flackernde Hoffnung hat sich nun in die süßeste Gewissheit verwandelt: Gott ist Liebe, nicht nur in Worten, sondern in jeder Tat Seines Daseins! Nicht nur im Buchstaben, sondern im Geist und in der Wahrheit!

Ich habe mit ganzem Herzen nach diesem Vater gesucht; ich habe mich dieser Suche verschrieben, manchmal zitternd, manchmal verwirrt, oft im Gebet, und viele Male unter Tränen, wenn die Lösung endlich kam, nachdem ich die Bibel stundenlang nach ihren Goldadern durchforscht hatte.

Wenn ich jetzt in das Angesicht Jesu schaue, der auf dieser Erde wandelte, habe ich die Gewissheit den Vater zu sehen. Gott ist wirklich in Christus und versöhnt mich mit sich selbst. Ich finde Seine Liebe unwiderstehlich, Seine Geduld unerschöpflich, Seine Barmherzigkeit unvergleichlich, und Seine Vergebung ist meine größte Freude.

Ich bete mit der innigsten Hoffnung, dass meine schwachen Bemühungen, vom Göttlichen zu sprechen, ein Fenster in deinem Denken geöffnet haben, um die Schönheit des unendlichen Gottes zu erfassen, Seine wahre Herrlichkeit als zärtlicher, liebevoller Vater zu spüren und zu wissen, dass Er alles in Seiner unermesslichen Macht Stehende getan hat, um unseren verblendeten, von Satans Lügen infizierten Verstand wieder mit sich zu versöhnen.

Schmecket und sehet, dass der Herr gut ist. Prüfe die von mir dargelegten Prinzipien für dich selbst und mögest du, lieber Leser, dabei dieselbe kostbare Freude finden, die ich im Schoß unseres liebenden Vaters durch Jesus Christus, unseren Herrn, gefunden habe.

Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat Aufschluss über Ihn gegeben. (Johannes 1,18 Schlachter)

 

 

 

Dieses ist das letzte Kapitel des Buches "Das Spiegelprinzip" . Alle Kapitel findest du hier.

Das englische Original: Mirror Principle

Anmerkung: 

Der Autor Adrian Ebens hat in seinem neuen Buch „Das Spiegelprinzip“ (Mirror Principle) vorwiegend die englische Bibelübersetzung „New Living Translation“ benutzt. Um dem in unserer deutschen Übersetzung zu entsprechen, haben wir vorwiegend aus den deutschen Bibelübersetzungen „Hoffnung für Alle“ und aus der „Gute Nachricht Bibel 2018“ zitiert, und auch einige andere Bibelübersetzungen benutzt. Die jeweils benutzte Version ist immer hinter der Bibelvers-Angabe angeführt.

Abkürzungen:

HFA – Hoffnung für Alle

GN – Gute Nachricht Bibel 2018

Schlachter – Schlachter 2000