Maranatha Media: German

Agape 9 - Das Gesetz als Spiegel

veröffentlicht Sep 28, 2017 von Adrian Ebens in Agape
Übersetzt von Franziska Bunkus, Jutta Deichsel
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Wenn wir die Berichte über Jesus in den Evangelien betrachten, schauen wir den Vater. Jesus sagte zu Philippus: „Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen!“ (Johannes 14,9). Da gibt es eine wichtige Geschichte in den Evangelien, die einen Aspekt des Charakters unseres Vaters hervorhebt, der oft völlig missverstanden wird. Jesus verbrachte fast Seinen gesamten Dienst in den Gebieten, die zur jüdischen Nation gehörten. Aber bei diesem seltenen Anlass entschied sich der Erlöser, in die heidnische Region Phönizien zu reisen.

Der tiefsitzende Stolz und die Vorurteile der Juden hatten die Herzen der Jünger fest im Griff und verblendeten ihre Augen vor ihrer Beteiligung an der nationalen Sünde des Rassismus und der religiösen Intoleranz. Israel war dazu berufen, ein Licht für die Heiden zu sein, doch durch ihre Verachtung gegenüber ihren benachteiligten Nachbarn verwandelten sie dieses Privileg in eine Finsternis.

Eine Frau, die in dieser Region lebte, hatte wie viele andere von diesem jüdischen Lehrer gehört, der Menschen heilen konnte. Ihre Tochter war "schlimm besessen" und sie hatte vergeblich bei ihren Göttern um Hilfe für ihre Tochter gesucht. Sie fragte sich, ob nicht dieser jüdische Lehrer ihr helfen könnte. Sie beschloss, Jesus ihren Fall vorzulegen, während sie doch Zweifel hegte, ob dieser Jude etwas für sie tun konnte.

Der innige Schrei dieser armen Mutter erreichte das Ohr des Erlösers.

Erbarme dich über mich, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen! Matthäus 15,22

Als der selbstaufopfernde Sohn Gottes war Sein Herz voller Mitgefühl für sie. Er war extra in diese Region gekommen, um ihr zu helfen, jedoch offenbart das, was Jesus als nächstes tat, etwas sehr Wichtiges über den Charakter Gottes.

Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Matthäus 15,23

Warum Er dies tat, kann man direkt im nächsten Satz erkennen:

Da traten seine Jünger herzu, baten ihn und sprachen: Fertige sie ab, denn sie schreit uns nach! Matthäus 15,23

Hätte Jesus sofort auf ihre Bitte reagiert, wäre die Härte der Jünger nicht offenbar geworden. Darum schwieg der Erlöser, um zu sehen, wie sie reagieren würden. Sie interpretierten Sein Schweigen als eine Bestätigung für ihre eigenen rassistischen Vorurteile. Zur gleichen Zeit prüfte Sein Schweigen die Zweifel dieser ausländischen Frau bezüglich dem jüdischen Lehrer. Wir sehen hier, dass die Handlungen Jesu wie ein Spiegel wirken, um zu offenbaren, was in den Herzen derer ist, die um ihn herum sind.

Wir erkennen dieses Vorgehen auch bei anderen Gelegenheiten, zum Beispiel als Jesus „den Anschein machte, als wollte er weitergehen“ (Lukas 24,28), während Er mit den zwei Emmausjüngern wanderte. Oder als Jesus „zu ihnen kam, auf dem See gehend; und er bei ihnen vorübergehen wollte“ (Markus 6,48).

Wie wir ja bereits gelernt haben, widerstanden die Jünger dem Ruf, ihr persönliches Kreuz zu tragen im Angesicht dessen, dass die Welt den Sohn Gottes ablehnte. Das verblendete ihre Augen für Vieles, was Jesus sie lehren wollte. Da sie in dieser Hinsicht Hörer des Gesetzes waren, nahmen sie Jesus folgendermaßen wahr:

Seid aber Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, die sich selbst betrügen. Denn wer [nur] Hörer des Wortes ist und nicht Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Angesicht im Spiegel anschaut; er betrachtet sich und läuft davon und hat bald vergessen, wie er gestaltet war. Jakobus 1,22-24

Die Jünger hatten auf den Ruf Christi zu dem neuen Königreich reagiert, aber ihre Herzen hatten sich weder den Prinzipien der Selbstverleugnung noch der Ablehnung ihres geliebten Meisters durch ihre Nation unterworfen. Dies machte sie zu Hörern des Gesetzes, das aus dem Mund Jesu kam. Als Jesus dieser ausländischen Frau gegenüber schwieg, sahen sie ihr eigenes natürliches Angesicht in Ihm und interpretierten Seine Handlung als rassistische Intoleranz. Sie projizierten ihre eigenen Eigenschaften und Wünsche auf Ihn, was dazu führte, dass sie Jesus vor den Ohren dieser armen Frau baten, sie wegzuschicken. Wie niederschmetternd musste es für die Frau gewesen sein, sie so sprechen zu hören. Die Angst um ihre Tochter muss in ihr übermächtig geworden sein, als sie sich zu Jesus wandte, um zu hören, was Er sagen würde.

Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Matthäus 15,24

Diese Antwort prüfte alle, ob sie wirklich zuhörten. Der Erlöser war von Johannes dem Täufer mit diesen Worten vorgestellt worden:

Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! Johannes 1,29

Jesus war der Erlöser der ganzen Welt, nicht nur der physischen Juden. Die samaritische Frau am Brunnen hatte diese Wahrheit erkannt und genauso diejenigen, die dann aus der Stadt zu Jesus gekommen waren.

Und zu der Frau sprachen sie: Nun glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen; wir haben selbst gehört und erkannt, dass dieser wahrhaftig der Retter der Welt, der Christus ist! Johannes 4,42

Jesus war zwar der Retter der Welt, doch Sein Königreich war sicher nicht von dieser Welt:

Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde; nun aber ist mein Reich nicht von hier. Matthäus 18,36

Der Begriff „Israel“ bezieht sich auf alle, die das Geschenk der Erlösung annehmen. Wie es der Apostel Paulus später beschrieb:

Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist; auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht; sondern der ist ein Jude, der es innerlich ist, und [seine] Beschneidung [geschieht] am Herzen, im Geist, nicht dem Buchstaben nach. Seine Anerkennung kommt nicht von Menschen, sondern von Gott. Römer 2,28-29

Der Erlöser sprach zu ihnen von Seinem geistigen Königreich des Herzens. Diese Frau war zu Jesus gekommen, weil sie auf das Wirken des Geistes reagiert hatte. Sie offenbarte, dass sie wahrlich zu Israel gehörte. Nicht zu dem Israel des Fleisches, sondern des Geistes. Der Name Israel wurde Jakob gegeben wegen seines überwindenden Glauben, den er in seinem verzweifelten Ringen mit dem Engel offenbart hatte. Und jetzt bewies diese Frau, dass sie tatsächlich eine israelitische Überwinderin war:

Da kam sie, fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! Matthäus 15,25

Der Glaube dieser Frau gibt nicht auf. Sie hält im Glauben fest. Der Heiland sehnt sich danach, ihr zu helfen, doch die Prüfung ist noch nicht ganz vorüber.

Er aber antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man das Brot der Kinder nimmt und es den Hunden vorwirft. Matthäus 15,26

Das Wort "aber" bedeutet hier nicht unbedingt, dass Er ihr kontert. Das griechische Wort "de" kann ebenfalls und bedeuten, als eine Form der Fortsetzung eines Gedankens. Jesus forderte sie jetzt auf zu entscheiden, ob sie eine wahre Israelitin war Seine Aussage ist so formuliert, dass sie sowohl das rassistische Vorurteil der Jünger prüft als auch ihre eigenen Zweifel über diesen jüdischen Lehrer. Die Frau hätte sagen können: „Herr, ich glaube, dass ich eines deiner Kinder bin und ich glaube, dass du mir helfen wirst.“ Das wäre die beste Antwort, die sie hätte geben können. Doch in jedem Fall ist ihre Erwiderung erstaunlich, denn obwohl sie sich selbst als Hund bezeichnet, hält sie doch im Glauben fest.

Sie aber sprach: Ja, Herr; und doch essen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen! Matthäus 15,27

Obwohl sie dachte, dass Jesus sie als Hund bezeichnete, hielt sie an ihrem Glauben fest, dass Jesus ihr helfen würde, was sie zu einer wahren israelitischen Überwinderin machte. Die Liebe dieser Frau für ihre Tochter, und dass sie dem Wirken des Geistes nachgab, verlieh ihr den Sieg des Glaubens.

Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Frau, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an. Matthäus 15,28

Diese Antwort war eine Rüge für die Jünger. Sie hatten die Worte Jesu mit ihrem natürlichen Herzen gehört und ihre rassistischen Vorurteile auf Ihn projiziert. Als Jesus die Bitte der Frau erfüllte waren sie schockiert und ihre Sichtweise von Jesus war erschüttert. An diesem Punkt mussten sie nun entweder Jesu Handlung als ein Geheimnis ansehen, oder aber ihren Rassenhass in Frage stellen.

In der Bibel trägt Jesus den Titel „die Weisheit Gottes“ (1.Korinther 1,24). Diese Weisheit, die von Seinem Vater kommt, ermöglicht es Ihm, sich mit der Menschheit zu verständigen und zu offenbaren, was in ihren Herzen ist, ohne sie direkt zu konfrontieren, denn das würde nur Ablehnung hervorrufen. Warum sagte Jesus ihnen nicht einfach: „Ihr habt ein Problem mit eurem Rassenhass und müsst das überwinden.“? Damit wäre nichts erreicht. Stattdessen redet Jesus in einer Weise, die Seinen Worten erlaubt, wie ein Spiegel zu wirken und zu offenbaren, was in ihren Herzen ist.

Sobald du dieses Prinzip verstanden hast, kannst du die Bibel lesen als ein Täter des Gesetzes, und nicht nur als ein Hörer, der sein natürliches Angesicht anschaut. Dieser Test, mit dem Jesus die Jünger prüfte, begegnet jedem Leser der Bibel. In der Schrift werden Dinge in einer Art und Weise ausgedrückt, die offenbaren, was im Herz des Lesers ist. Wie die Jünger ihren eigenen Rassenhass in die Handlungen Jesu hineinlasen, lesen viele Menschen Bibeltexte, die Gott beschreiben, gemäß ihrem natürlichen menschlichen Verständnis anstatt gemäß Gottes wahrem Charakter. Der folgende Text klingt, als würde Gott Sein Volk vergessen und ihnen den Rücken zukehren.

Wie durch den Ostwind will ich sie vor dem Feind zerstreuen; den Rücken und nicht das Angesicht will ich ihnen zeigen am Tag ihres Unheils! Jeremia 18,17

Wir benutzen den Begriff "anderen den Rücken zuzukehren", um unsere Ablehnung ihnen gegenüber auszudrücken. Doch beachte den Zusammenhang, wie Gott Seinen Rücken in diesem Text zukehrt:

Wenn ich dann in meiner Herrlichkeit vorüberziehe, will ich dich in die Höhlung des Felsens stellen und meine Hand schirmend über dich halten, bis ich vorübergezogen bin. Habe ich dann meine Hand zurückgezogen, so wirst du meine Rückseite schauen; mein Angesicht aber kann nicht geschaut werden. 2.Mose 22,22-23 (Menge)

In diesem Zusammenhang zeigt Gott Seinen Rücken, um Mose vor der unverhüllten Herrlichkeit Seines Charakters zu schützen. Gottes Liebe für Seine Kinder ist so groß, so selbstlos und fürsorglich, dass es dem Sünder, wenn er diese Liebe vollkommen sehen würde, sofort ein zermalmendes Gefühl der Selbstverurteilung und Schuld bringen würde.

Aber mein Volk hat mich vergessen! Sie haben den nichtigen Götzen geräuchert, und diese haben sie straucheln lassen auf ihren Wegen, auf den ewigen Pfaden, sodass sie nun auf [anderen] Pfaden gehen, auf einem ungebahnten Weg. Jeremia 18,15

Israel hatte den Herrn vergessen und ging auf anderen Wegen. Der Herr verbarg Seine Herrlichkeit und wandte ihnen den Rücken zu, damit sie nicht völlig vernichtet wurden. Er wandte ihnen auch den Rücken zu, damit sie Sein Leiden und Seinen Kummer nicht mit ansehen mussten, wenn Er sieht, wie Seine Kinder ernten, was sie gesät haben.

Meinen Rücken bot ich denen dar, die mich schlugen. Jesaja 50,6

Die Taten Israels verletzten unseren Erlöser. Ihr Götzendienst bereitete Ihm großen Kummer. „Bei all ihrer Bedrängnis war er auch bedrängt, und … er nahm sie auf und trug sie alle Tage der Vorzeit“ (Jesaja 63,9). So hielt Er den Rücken hin und ließ sich von ihnen schlagen. Dieser Ausdruck kann so verstanden werden, dass der Herr für die Übertretungen Seines Volkes verwundet wurde in ihrer Ablehnung gegen Ihn, und dabei auch Sein Volk beschützt hat vor der unverhüllten Herrlichkeit Seines Charakters, damit sie nicht völlig von ihrer Schuld zermalmt würden. Das natürliche Herz liest diesen Text so, als ob Gott sich einfach von Seinem Volk abwendet, denn das ist genau so, wie ein menschliches Wesen natürlicherweise reagieren würde. Und wenn wir die Bibel natürlich lesen, verstehen wir es so. Aber zum Glück sind Gottes Gedanken nicht unsere Gedanken (Jesaja 55,8-9).

Lasst uns noch ein weiteres Beispiel betrachten, wie Gottes Wort als Spiegel für die Seele wirkt. In 4. Mose 13 lesen wir Folgendes:

Und der HERR redete zu Mose und sprach: Sende Männer aus, dass sie das Land Kanaan auskundschaften, das ich den Kindern Israels geben will. Von jedem Stamm ihrer Väter sollt ihr einen Mann schicken, lauter Fürsten aus ihrer Mitte! 4.Mose 13,1-2

Doch in 5. Mose 1,22 lesen wir:

Siehe, der HERR, dein Gott, hat dir das Land gegeben, das vor dir liegt; zieh hinauf, nimm es in Besitz, so wie es der HERR, der Gott deiner Väter, dir verheißen hat. Fürchte dich nicht und sei nicht verzagt! Da kamt ihr alle her zu mir und spracht: Lasst uns Männer vor uns hersenden, die für uns das Land erkunden und uns Bericht bringen über den Weg, den wir ziehen, und die Städte, in die wir kommen sollen! Und die Sache war gut in meinen Augen, und ich nahm von euch zwölf Männer, aus jedem Stamm einen Mann. 5.Mose 1,21-23

Der Text in 4.Mose 13 bietet nicht den vollen Zusammenhang dessen, was geschah. Es stellt einfach Gottes Gebot dar, das Land auszukundschaften. Diese zwei Schriftstellen bieten einen kleinen Test für den Leser. Wenn der Leser in seinem Herzen den Wunsch hegt, die Bibel zu widerlegen, können diese beiden Bibelstellen nebeneinander so dargestellt werden, als würde die Schrift sich selbst widersprechen. Die Widersprüche, die im Leser existieren, werden auf die Bibel projiziert. Der Täter des Wortes wird schnell erkennen, dass das Gebot hinaufzuziehen und das Land einzunehmen bedeutete, dass keine Notwendigkeit mehr bestand, es noch auszukundschaften. Dies offenbarte lediglich einen Mangel an Glauben. Gott beantwortete ihr Anliegen durch ein Gebot nach ihren Wünschen. Der ängstliche Bericht der Mehrheit der Kundschafter offenbarte den Unglauben in ihren Herzen, der sie zu der Bitte veranlasst hatte, das Land auszukundschaften. So ist die Bibel auf eine Weise geschrieben, dass es der Person, die in einem Widerspruch lebt, ermöglicht, die Bibel zu lesen und den Widerspruch zu finden, nach dem sie sucht, um ihre Auffassung zu unterstützen. Der Täter des Gesetzes hält im Glauben fest und versucht den scheinbaren Widerspruch aufzulösen und die Schrift in Einklang zu bringen.

Lasst uns die Geschichte von Davids Zählung von Israel betrachten:

Und der Zorn des HERRN entbrannte wieder gegen Israel, und er reizte David gegen sie, indem er sprach: Geh hin, zähle Israel und Juda! 2.Samuel 24,1

Vergleiche das nun mit 1.Chronik 21,1:

Und Satan stand auf gegen Israel und reizte David, Israel zählen zu lassen. 1.Chronik 21,1

Wieder scheint es hier für den oberflächlichen Leser einen Widerspruch zu geben. Das ist so ähnlich, wie als Jesus als der Erlöser der Welt vorgestellt wurde und dann zu der Frau sagte „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel“. Wir werden geprüft, wenn wir diese Passagen lesen. In einem der nächsten Kapitel werden wir noch detaillierter auf das Thema des Zornes Gottes eingehen. Jetzt möchten wir uns erst einmal nur darauf konzentrieren, die hebräischen Worte im Licht des Lebens von Jesus Christus zu lesen. Diese Zählung von Israel endete mit dem Tod von 70.000 Männern.

Da ließ der HERR die Pest in Israel ausbrechen vom Morgen an bis zur bestimmten Zeit, und von dem Volk, von Dan bis Beerscheba, starben 70 000 Mann. 2.Samuel 24,15

Manche Übersetzungen deuten an, dass Gott so zornig auf Israel war, dass Er einen Vorwand erschuf, um Tausende von Menschen auszulöschen:

Und der Zorn des HERRN entbrannte wieder gegen Israel, und er reizte David gegen sie, indem er sprach: Geh hin, zähle Israel und Juda! 2.Samuel 24,1

Wenn wir lesen, dass Gottes Zorn gegen Israel entbrannte, welches Bild entsteht dann in deinen Gedanken? Stellen wir uns jemanden mit einem roten Gesicht vor, der auf und ab marschiert und bereit ist, jederzeit vor Wut zu explodieren? Ist es möglich, dass die Übersetzer die hebräischen Worte nach ihrem natürlichen Verständnis gelesen und übersetzt haben? Was erstaunlich bei den mannigfaltigen Bedeutungen der hebräischen Wörter ist, dass der Leser oder Übersetzer die Lesart bestimmt. Bei einigen Worten verändern die verschiedenen Bedeutungen entscheidend den Sinn des Gelesenen. Wenn du das Wort „Zorn“ in 2.Samuel 24,1 betrachtest, kann es auch als "Leid" oder "Trauer" übersetzt werden. Das Wort „reizen/reizte“ hat auch die Bedeutung "zu verführen", so könnten wir den Text wie folgt lesen:

Und die Leiden des Herrn bekümmerten Ihn wieder gegen Israel, und David wurde verführt, indem er sprach: Geh hin, zähle Israel und Juda! 2.Samuel 24,1

Dies ist dann im Einklang mit 1. Chronik 21,1, wo es heißt, dass Satan aufstand gegen Israel und David reizte. Warum wurde David verführt? Weil Israel den Geist Gottes so betrübt hatte, dass Er sich zurückzog. Gottes Zorn wird in der Bibel so beschrieben, dass Er den bösen Engeln erlaubt, mehr Kontrolle auszuüben.

Als er gegen sie die Glut seines Zornes entsandte, Wut und Grimm und Drangsal, eine ausgesandte Schar Verderben bringender Engel. Psalm 78,49

Auch hier wieder, das Wort „senden“ kann auch als „loslassen“ übersetzt werden. Gottes Zorn wird so definiert, dass Er schlussendlich Seinem Volk nachgibt, dass Ihn ablehnt und von sich wegschiebt, was dann Satan die Möglichkeit gibt, einzutreten und die Kontrolle zu übernehmen. Unser kostbarer Vater liebt Seine Kinder und unser Heiland ist unser Hirte, der sich unermüdlich um Seine Schafe sorgt. Wenn Sein Volk Seine Aufrufe weiterhin ignoriert und zurückweist, muss Er sie schließlich ihrem Wunsch überlassen. Israel begehrte nationale Größe unter David. Der Geist des Herrn flehte sie an, nicht nach diesen Dingen zu trachten, aber derselbe Geist, der einen König haben wollte, trachtete jetzt danach, das Königreich zu vergrößern. So gestattete der Herr dem Satan, David zu verführen und das Volk zählen zu lassen.

Die meisten Bibelübersetzer entschieden sich dafür, das hebräische Wort "af" als "Zorn" oder "Grimm" zu übersetzen. Aber in 2. Mose 34,6 wird dasselbe Wort dem Wort für "lang" angehängt und wie folgt übersetzt:

Da zog der HERR vor seinen Augen vorüber und rief aus: Der HERR, der HERR ist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig [H639 af]* und reich an Gnade und Treue! 2.Mose 34,6 (Menge)

*engl.: suffering = Leid; long-suffering = langmütig (lang-leidend)

Der Herr erlaubte diesem hebräischen Wort „af“, als Spiegel für unsere Seele zu wirken. Wir können es als „Zorn“ oder „Leiden“ lesen. Das kommt daher, weil das hebräische Wort „Nasenöffnung“ bedeutet oder „Schnelles Atmen durch die Nase“. Schnelles Atmen kann geschehen, wenn man zornig ist oder wenn man extrem leidet. Als Jesus den Jüngern sagte, dass Er viele Dinge von den Händen der jüdischen Führer erleiden müsse, wollten sie das nicht hören. So sehen wir an vielen Stellen, dass die Menschen Gott lieber ansehen als zornig auf diejenigen, die gegen Ihn sündigen, als in Ihm einen an Leid zerbrochenen Vater zu sehen. Würden sie sich erlauben, Gott so wahrzunehmen, würde es in ihnen eine tiefe Überzeugung bewirken und sie würden aufhören wollen, unseren Vater zu verletzen. Indem sie Ihn als zornigen Gott betrachten, rechtfertigen viele Menschen ihre Sünden. So wie die Jünger Jesu Schweigen als rassistische Intoleranz interpretierten, lesen viele Übersetzer und dadurch auch viele Leser ihre eigenen Gefühle über Ungerechtigkeit in Gottes Charakter hinein.

Hier gibt es eine wichtige Lehre für den Bibelleser. Wenn du dir sicher bist, dass es Jesu Mission auf dieser Erde war, den Vater zu offenbaren, und du die Leiden Christi begreifst, die Er durch die tägliche Zurückweisung erfährt, dann wirst du wie die syrophönizische Frau im Glauben daran festhalten, dass Er wirklich barmherzig ist, auch wenn es nicht so scheint. So wirkt das Gesetz wie ein Spiegel für unsere Seelen und bringt hervor, was in unseren Herzen ist, damit wir bereuen können, dass wir unsere eigenen Wünsche und Neigungen auf Christus und Seinen Vater projiziert haben.

dir geschehe, wie du willst! Matthäus 15,28