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Die Rückkehr des Elia - Kapitel 26 - Auf der soliden Plattform wachsen

veröffentlicht Mrz 16, 2019 von Adrian Ebens in Die Rückkehr des Elia
Übersetzt von F. Bunkus, S. Kronke, J. Deichsel
1,068 Treffer

Das deutsche Übersetzerteam ist dabei, das Buch "The Return of Elijah" - Die Rückkehr des Elia von Bruder Adrian Ebens zu übersetzen. Dies wird ein längerer Prozess sein, deshalb werden wir die einzelnen Kapitel als Artikel veröffentlichen, bis das ganze Buch fertig ist. Seid gesegnet beim Lesen!

Der Hauptteil dieses Buches wurde von Bruder Adrian Ebens in nur zwei Wochen im Juli 2007 geschrieben. Wir veröffentlichen hier die revidierte Version von 2019.

 

 

Kapitel 26. Auf der soliden Plattform wachsen

A. Den Pionieren wurde großes Licht über die Person Christi gegeben

Ellen White beschreibt die adventistische Erfahrung als eine, die Schritt für Schritt auf eine solide, unbewegliche Plattform geführt wurde.

Ich wurde dann wieder durch diese Botschaften zurückgeführt und sah, wie teuer das Volk Gottes seine Erfahrungen erworben hatte. Es hat sie durch viele Leiden und schweren Kampf erlangt. Gott hat seine Kinder Schritt für Schritt hindurch geleitet, bis er sie auf eine sichere, unbewegliche Plattform gestellt hat. {EG 250.3}

An anderer Stelle erinnert sich Ellen White an das intensive Studium und die Gebete, um zum rechten Verständnis der Wahrheit zu gelangen.

Nach der Zeit von 1844 suchten wir nach der Wahrheit wie nach einem Schatz. Ich war mit den Brüdern zusammen und wir studierten und beteten ernstlich. Oft blieben wir bis spät in der Nacht zusammen und manchmal auch die ganze Nacht. Wir beteten um Licht und studierten das Wort Gottes. Immer wieder kamen diese Brüder zusammen, um die Bibel zu studieren, damit sie das rechte Verständnis fänden und das Wort mit Kraft verkündigen konnten. Wenn sie bei ihrem Studium zu dem Punkt kamen, wo sie sagten: ‚Wir können jetzt nichts mehr tun‘, dann gab mir der Herr ein Gesicht, und mir wurde eine deutliche Erklärung der Schriftabschnitte gegeben, mit denen wir uns befaßt hatten. Mir wurde auch gezeigt, wie wir erfolgreich arbeiten und lehren sollten. Auf diese Weise wurde uns Licht gegeben, das uns half, die Heilige Schrift in bezug auf Christus, seine Mission und seinen Priesterdienst zu verstehen. Eine Reihe von Wahrheiten wurden mir verständlich gemacht, die von der damaligen Zeit bis hin zu dem Augenblick reichten, wo wir die Stadt Gottes betreten werden. Diese Unterweisungen, die mir der Herr gegeben hatte, gab ich an andere weiter. {FS XXIII.2}

Wenn wir aufmerksam lesen, stellen wir fest, dass Ellen White sich genau daran erinnert, dass ihnen Licht gegeben wurde in Bezug auf Christus, Seine Mission und Seinen Priesterdienst. Die Reihe von Wahrheiten, die sie in Bezug auf Christus empfingen, würde von der damaligen Zeit bis zum Eintritt in die Stadt Gottes reichen. Da waren mehrere Lehren1, die studiert und zu einem ineinandergreifenden System wurden. Ein Teil dieses ineinandergreifenden Systems war die Wahrheit über die Person von Christus, und diese Wahrheit war fest mit dem Verständnis des Erlösungsplans verbunden.

 

B. Wenn die Sicht der Pioniere auf Christus im Grunde fehlerhaft war, war das ganze System fehlerhaft

Die Bibel sagt eindeutig, dass niemand einen anderen Grund legen kann außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus (1.Korinther 3,11). Hätte der Adventismus ein ineinandergreifendes Glaubenssystem auf einer Vorstellung von Christus aufgebaut, die im Wesentlichen falsch war, dann ist schon die Grundlage falsch und somit auch das ganze System. Dieser Punkt kann nicht beiseitegeschoben oder übersehen werden.

Wenn die Grundlage in Bezug auf Christus falsch war, dann war und ist das ganze System falsch.

Christus ist der Mittelpunkt und der Umfang aller Wahrheit2. Wenn diese durch unsere Pioniere erarbeitete Sichtweise uns ein Bild von Christus gab, das nicht Seinem wirklichen Wesen entsprach, ist das ganze System von einem falschen Bezugsrahmen infiziert. Das gesamte System muss dann neu angelegt, aufgearbeitet und verändert werden. Eine neue Buchreihe müsste geschrieben und ein neues Bildungssystem etabliert werden, um einen solch tragischen Fehler auszubügeln.

C. Ein tatsächliches Heiligtum bevollmächtigt einen tatsächlichen Sohn Gottes

Eines der Kernelemente in der adventistischen Heiligtumsbotschaft war die Verbindung zwischen der Tatsächlichkeit der Persönlichkeiten von Vater und Sohn und der Tatsächlichkeit des Heiligtums. James White drückte es so aus:

Das Allerheiligste, in dem sich die Bundeslade mit den zehn Geboten befand, wurde dann für unseren großen Hohepriester geöffnet, damit Er eintreten und Versöhnung für die Reinigung des Heiligtums erwirken konnte. Wenn wir uns die Freiheit herausnehmen und behaupten, dass die Bundeslade nicht buchstäblich ist, die die zehn Gebote im Himmel beinhaltet, sind wir nur einen Schritt davon entfernt, um die Buchstäblichkeit der Stadt zu verleugnen und den buchstäblichen Sohn Gottes. Gewiss sollten Adventisten nicht die vergeistigte Sichtweise wählen, sonderen vielmehr die, die wir vorgestellt haben. Wir können hier keinen Mittelweg sehen.3
Hier ist ein Zeugnis, das dafür spricht, dass es ein Heiligtum gibt, das der Herr errichtet hat und nicht die Menschen, und dass dieses Heiligtum in den Himmeln ist (nicht der Himmel selbst), und dass Christus der Diener in diesem Heiligtum ist. Das Wort Gottes bezeugt an vielen Stellen, dass es buchstäbliche Dinge im Himmel gibt. So wie das große Opfer von Golgatha buchstäblich und tatsächlich war, und wie Jesus unser tatsächlicher großer Hohepriester ist, so ist auch der Sohn Gottes eine reale und tatsächliche Persönlichkeit; also muss Er auch ein buchstäbliches Heiligtum im Himmel haben, in dem Er Seinen Priesterdienst vollziehen kann.4
Der Prophet Daniel sagt: „Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und ein Hochbetagter sich setzte. Sein Gewand war schneeweiß, und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle; sein Thron waren Feuerflammen und dessen Räder ein brennendes Feuer.” (Daniel 7,9). „Ich sah in den Nachtgesichten, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels, gleich einem Sohn des Menschen; und er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn gebracht. Und ihm wurde Herrschaft, Ehre und Königtum verliehen.” (Verse 13-14)
Hier finden wir eine vortreffliche Beschreibung der Handlung zweier Persönlichkeiten, nämlich von Gott, dem Vater, und Seinem Sohn Jesus Christus. Verleugne ihre Persönlichkeit und es gibt keine klare Bedeutung mehr in diesen Versen von Daniel. In Zusammenhang mit diesen Versen lies die Verkündigung des Apostels, dass der Sohn der Ausdruck des Wesens des Vaters ist: „Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat er eingesetzt zum Erben von allem, durch ihn hat er auch die Welten geschaffen; dieser ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort seiner Kraft; er hat sich, nachdem er die Reinigung von unseren Sünden durch sich selbst vollbracht hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt.” Hebräer 1,1-3 (Die Persönlichkeit Gottes Seite 3 und 4)5

James White betont ausdrücklich, dass es in dieser Frage keinen Mittelweg gibt. Das adventistische System mit dem Heiligtum und dem priesterlichen Dienst hängt an einem wörtlichen Verständnis und nicht an einer vergeistigten Sichtweise. Ellen White drückt es so aus:

Jene, die die alten Grenzsteine [der Wahrheit] entfernen wollen, halten nicht [an der Wahrheit] fest. Sie erinnern sich nicht mehr daran, wie sie „die Botschaft anfangs gehört und aufgenommen“ haben. V. 3 (GNB). Diejenigen, die Theorien einführen möchten, die die Säulen unseres Glaubens im Hinblick auf den Heiligtumsdienst [Jesu im Himmel] oder die Persönlichkeit Gottes oder Christi entfernen würden, arbeiten wie blinde Männer. Sie versuchen, Unsicherheit zu verursachen und das Volk Gottes haltlos ohne Anker treiben zu lassen. {WHG 355.4}

Wenn wir es so nehmen, wie es in unseren Bibeln geschrieben steht, offenbart die Heiligtumslehre zwei tatsächliche Personen, die im Heiligtum tätig sind: den Vater und den Sohn. Das ist in Daniel 7 eindeutig offenbart.

Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und ein Hochbetagter sich setzte. Sein Gewand war schneeweiß, und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle; sein Thron waren Feuerflammen und dessen Räder ein brennendes Feuer. Daniel 7,9
Ich sah in den Nachtgesichten, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels, gleich einem Sohn des Menschen; und er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn gebracht. Daniel 7,13

Der Vers 9 beschreibt den Vater auf dem Thron. In Vers 13 wird der Sohn vor den Vater in das Allerheiligste gebracht. Beachte die Reihenfolge, die Ellen White über die Ereignisse in Daniel 7 beschreibt:

Ich sah einen Thron, auf dem der Vater und der Sohn saßen. Ich betrachtete die Erscheinung Jesu und bewunderte seine holde Gestalt. Des Vaters Gestalt konnte ich nicht sehen, denn eine Wolke strahlenden Lichtes bedeckte sie. Ich fragte Jesum, ob sein Vater eine Gestalt habe wie er selbst. Er sagte, daß es so sei, aber daß ich ihn nicht sehen könne, denn wenn ich die Herrlichkeit seiner Person sehen würde, würde ich sterben. {EG 45.1}

Unter dem Titel „Das Ende der 2300 Tage” beschreibt Ellen White den Vater und den Sohn auf einem Thron sitzend und stellt dann eine Frage bezüglich der Person des Vaters. Jesus erklärt Ellen White, dass der Vater dieselbe Gestalt hat wie Er. Die Realität der wirklichen Personen von Vater und Sohn wird im weiterführenden Text noch bestärkt. Weiter unten lesen wir:

Ich sah den Vater sich von dem Thron erheben und in einem Feuerwagen in das Allerheiligste hinter den Vorhang gehen und sich niedersetzen. {EG 45.2}

Und drittens lesen wir:

Dann erhob sich Jesus von dem Thron, und die meisten, die vor demselben gebeugt waren, erhoben sich mit ihm. Ich sah keinen Lichtstrahl, der sich von Jesu über die sorglose Zahl ergoß, als er sich erhob; sie befanden sich in völliger Finsternis. Diejenigen, die sich mit Jesus erhoben hatten, hielten ihre Augen auf ihn gerichtet, als er den Thron verließ und eine kleine Strecke wegging. Dann erhob er seinen rechten Arm, und wir hörten ihn mit lieblicher Stimme sagen: „Wartet hier, ich will zu meinem Vater gehen, um das Reich zu empfangen: haltet eure Kleider rein, und bald will ich wiederkommen von der Hochzeit und euch zu mir nehmen.“ Dann kam ein Wolkenwagen, mit Rädern gleich Feuer, von Engeln umgeben, dahin, wo Jesus war. Er stieg in den Wagen und wurde zu dem Allerheiligsten getragen, wo der Vater saß. Dann sah ich Jesum, den großen Hohenpriester vor dem Vater stehen. {EG 45.2}

Die Ereignisse am Ende der 2300 Jahre werden wie folgt beschrieben:

  1. Vater und Sohn sitzen zusammen auf einem Thron im Heiligen.

  2. Der Vater fährt in einem Feuerwagen in das Allerheiligste und setzt sich nieder.

  3. Der Sohn wird in einem Wagen in die Gegenwart des Vaters im Allerheiligsten gebracht.

Das alles sind wirkliche und buchstäbliche Ereignisse. Wir stellen in diesem Vorgang auch das Zusammenwirken zweier persönlicher Wesen fest. Das Heiligtum präsentiert zwei persönliche Wesen, die im Erlösungsplan zusammenwirken. Es ist sicher, dass der Heilige Geist überall im Heiligtum offenbart wird (im Feuer, im Wasser, im Öl usw.), er wird jedoch nicht als ein einzelnes, getrenntes Wesen dargestellt. Die Frage ist: Wo sehen wir im Heiligtum eine Drei-Personen- (gleichrangige, gleich-ewige)-Trinität? Du wirst sie nirgends finden.

Wäre das der Fall, würde eine Verschiebung von einem wirklichen Vater und Sohn zu einer metaphorischen Darstellung von „Vater“ und „Sohn“ eine Tür öffnen, um die Buchstäblichkeit der Ereignisse aus Daniel 7 und dem Gericht zu leugnen. Diese Tür wurde von adventistischen Theologen geöffnet. Einige Male in meiner theologischen Ausbildung wurde ich instruiert, dass die Ereignisse des Untersuchungsgerichts symbolisch seien. Mir wurde zu verstehen gegeben, dass man Gott nicht 150 Jahre lang in einer „Kiste” einsperren kann, weil Gott das ganze Universum bewohnt. Es wurde behauptet, dass das Heiligtum kein buchstäbliches Gebäude sei, sondern vielmehr ein Symbol der zwei Phasen des Dienstes von Christus. Mir wurde gesagt, dass Gott keine tatsächlichen Bücher untersuchen muss, weil Gott alles wisse und bereits darüber im Bilde sei, wer zu Ihm gehört und wer nicht. Im Kern bedeutet das, dass das Ende der 2300 Jahre eine Bühnenshow für das Universum ist - es ist nicht real.

 

D. In unserem Verständnis der Gottheit wachsen

Vielerorts wurde behauptet, dass die Siebenten-Tags-Adventisten in ihrem Verständnis der Gottheit wuchsen und dass wir in einem Verfeinerungsprozess zu dem Verständnis einer gleichrangigen und gleich-ewigen Dreieinigkeit geführt wurden. Beispiele wie die Entwicklung der Zeit des Sabbatanfanges, der Gesundheitsbotschaft und des Zehntensystems wurden zur Begründung angeführt. All dies sind in der Tat Beispiele für die Verfeinerung eines Prinzips, doch es kann niemals gesagt werden, dass eine Veränderung in der Sicht, dass Christus tatsächlich der buchstäbliche Sohn Gottes ist, zu einer Sicht verfeinert werden kann, dass Christus nicht der Sohn Gottes in Seiner Identität ist, sondern nur in Seiner Funktion. Das ist eine völlige Verschiebung, die nicht als bloßer Verfeinerungsprozess eingestuft werden kann.

In dem Buch „The Trinity” (Die Dreieinigkeit) von Whidden, Moon und Reeve wird auf Seite 181 behauptet, dass der Adventismus einen Prozess des Antitrinitarismus durchlief, um die griechisch-philosophischen Grundlagen der Dreieinigkeit zu verwerfen, an die andere Kirchengemeinschaften glaubten. Diese Ansicht übersieht jedoch die Tatsache, dass die gesamte Bewegung in diesem Prozess auf eine falsche Plattform gestellt worden wäre; ein Prozess, der jede andere Lehre infizieren würde. Hätte der Herr die griechisch-philosophische Plattform entfernen und die Dreieinigkeit auf rein „biblischem Grund” beibehalten wollen, hätte das sicherlich geschehen können, ohne dass der Name Christi durch eine, wie es jetzt genannt wird, komplett falsche Sichtweise gezogen worden wäre und ohne eine völlig falsche Grundlage zu legen.

 

E. Die Ansicht der Pioniere bedurfte Verfeinerungen, wie es die 1888-Botschaft beweist

Es ist offensichtlich, dass die Stellung der Pioniere zur Gottheit definitiv der Verfeinerung bedurfte. Wäre das nicht der Fall gewesen, wäre die Botschaft von 1888 nicht nötig gewesen. Nicht-Trinitarier begehen einen Fehler, wenn sie meinen, wir müssten genauso glauben wie es die Pioniere taten. Eine solche Aussage könnte auf eine Verneinung der Notwendigkeit der Botschaft von 1888 hindeuten und der Notwendigkeit einer umfassenderen Sicht auf die Rolle und Gottheit Christi und einer korrekten Sicht auf das Evangelium durch das richtige Verständnis der beiden Bündnisse.

Meines Erachtens vertraten die Pioniere sehr wohl den richtigen Standpunkt, dass Christus der buchstäbliche Sohn Gottes war, doch ihr Verständnis davon, wie zentral und weitreichend Christus für jede Lehre der Bibel ist, brauchte noch Zeit, um zu wachsen und richtig realisiert zu werden. Die Botschaft von 1888 erhob Christus in eine viel stärkere zentrale Position, von der alle anderen Wahrheiten ausstrahlten. Sie verdeutlichte auch den Prozess des Haltens der Gebote durch die Gnade Christi. Dieser Mangel an verfeinertem Verständnis hat die Rolle Christi manchmal subtil und unbeabsichtigt herabgestuft. Die Verlagerung in der 1888-Botschaft war, dass Christus in all der Fülle der Gottheit noch deutlicher und verfeinerter dargestellt wurde. Es war altes Licht, das in den korrekten Zusammenhang der Zwei Bündnisse gebracht wurde.6 Um diese unbeabsichtigte Herabstufung darzustellen ist es vielleicht am einfachsten, diesen Unterschied durch zwei verschiedene Bilder hervorzuheben, die von James und Ellen White befürwortet wurden. Beachte besonders das Bild „Der Weg des Lebens”, das von James White empfohlen wurde.

 

 

In diesem Bild sehen wir alle Schlüsselelemente des Erlösungsplanes: den Sündenfall und den Fluch, das Opfer und das Priestertum, das Gesetz und die Menschwerdung, das Opfer Christi und die Gründung der christlichen Gemeinde, die in der himmlischen Stadt ihren Höhepunkt findet. Dieses Bild enthält gewiss alle wesentlichen Elemente, aber die Betonung unterscheidet sich doch wesentlich von dem Bild, welches Ellen White befürwortete. Die Art und Weise, wie das Gesetz präsentiert und hervorgehoben wird, spiegelt die Sichtweise einiger Pioniere wider über unsere Anstrengungen, das Gesetz Gottes zu halten. Siehe zum Beispiel hier:

In den früheren Jahren dieser Botschaft hatten die Arbeiter ein bestimmtes Ziel: der Welt die großartige Tatsache bekannt zu machen, dass die letzte Verkündigung der Wiederkunft von Christus , die gegeben werden soll vor seiner Erscheinung in den Wolken des Himmels, jetzt an die Welt geht, und so Seelen zu Christus zu führen durch Gehorsam gegenüber dieser endgültigen, prüfenden Wahrheit. Das war das alleinige Ziel all ihrer Bemühungen, und dennoch wurde das Ende nicht als gewonnen betrachten, wenn nicht noch Seelen zu Gott bekehrt und dahin geführt würden, sich durch einen erleuchteten Gehorsam gegen alle Seine Gebote auf das Erscheinen des Herrn vom Himmel vorzubereiten.7

Dieser Aussage von Uriah Smith fehlt es an Verfeinerung des Ausdrucks darüber, wie Gehorsam geschieht. Die Betonung liegt schwer auf dem Gehorsam und nur bedingt auf der Gnade. Allein der Ausdruck „zu Christus zu führen durch Gehorsam“ scheint die zentrale Bedeutung des Evangeliums vollkommen zu verneinen. Betrachten wir noch ein weiteres Beispiel aus dem Review and Herald, seltsamerweise mit dem Titel „Gerechtfertigt durch Werke”.

Wir haben gesehen, dass Buße bedeutet, ...so viel Traurigkeit über die Sünde zu empfinden, dass man sich von ihr abwendet und um Vergebung bittet. Also wenn dann Jesus und die Apostel den Menschen gesagt haben, dass sie Buße tun müssten, bevor sie glauben oder sich bekehren können, müssten sie eine solche Trauer der Sünde wegen verspüren, dass sie sich davon abwenden und nach Vergebung suchen, oder mit anderen Worten: Sie müssten aufhören zu sündigen, bevor sie Vergebung erlangen oder gerechtfertigt sein könnten…
Lass es mich, lieber Leser, noch einmal sagen: Denke jetzt nicht, dass ich deine Verpflichtung, an Christus zu glauben, verringern will. Lass mich meinen Standpunkt noch einmal definieren. Für die Begleichung vergangener Sünden ist der Glaube das Ein und Alles. Wahrlich kostbar ist das Blut, das alle unsere Sünden austiglt und die Aufzeichnung der Vergangenheit rein wäscht. Allein der Glaube kann sich die Verheißungen Gottes zu eigen machen. Aber es ist unser Teil, die Pflichten der Gegenwart zu erfüllen. Wenn Gott sagt: „Heute, da ihr meine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht”, hängt alles davon ab, wie wir hören. Es liegt an uns, ob wir Rechtfertigung oder Verdammung wählen. Gehorche der Stimme Gottes und lebe, oder sei ungehorsam und sterbe. Die Wahl liegt bei uns. Es liegt in unserer eigenen Macht, ob wir leben oder sterben.8

Diese Aussage in ihrem strengen Ton des Gehorsams ist schockierend. Sie enthält wenig von der rettenden Macht Christi, die uns befähigt zu gehorchen, und wenig von einem völligen Vertrauen auf Christus für die Gnade, um zu überwinden. Solche Aussagen offenbaren deutlich ein mangelndes Verständnis über das Werk Christi im Erlösungsplan. Ich behaupte, dass, obwohl die Persönlichkeit von Vater und Sohn im Wesentlichen verstanden wurde, die wahre Bedeutung des Werkes Christi in der Lehre der Adventisten jedoch immer noch durch die Lüge der Schlange im Unklaren gehalten wurde. Die Betonung auf Werke und Gehorsam offenbart einen verwirrten Glauben, dass der Mensch in irgendeiner Weise persönliche Kraft hätte, Gottes Gebote zu halten, unterstützt durch das Werk Christi. Diese Ansicht musste verändert werden, oder der Adventismus wäre in seinem Fortschritt ernsthaft behindert worden. Deshalb schrieb Ellen White:

In seiner großen Gnade hat der Herr eine sehr wertvolle Botschaft an die Gläubigen durch die Brüder [E.J.] Waggoner und [A.T.] Jones gesandt. Diese Botschaft sollte den Menschen den erhabenen Retter und das Opfer für die Schuld der ganzen Welt noch klarer vor Augen führen. Sie zeigte die Rechtfertigung durch den Glauben an unseren Fürsprecher; sie lud die Menschen dazu ein, die Gerechtigkeit Christi zu erhalten, die sich auch im Beachten aller Gebote Gottes äußert. Viele hatten Jesus aus den Augen verloren. Es war notwendig, daß ihr Blick wieder auf seine göttliche Person, sein Wesen und seine unveränderliche Liebe für die menschliche Familie gerichtet wurde. Alle Macht ist in seine Händen gegeben, so daß er die Menschen reich beschenken und den Hilflosen die unschätzbare Gabe seiner eigenen Gerechtigkeit verleihen kann.
Dies ist die Botschaft, die auf Gottes Befehl der Welt gegeben werden soll. Es ist die dreifache Engelsbotschaft, die mit lauter Stimme verkündet und von der umfassenden Ausgießung des Heiligen Geistes begleitet werden soll. (Testimonies to Ministers and Gospel Workers 91.92, 1895) {CKB 143.2}

In dem Bild, das Ellen White 1883 empfahl, sehen wir schon im Titel eine tiefere Anerkennung der zentralen Rolle, die Christus auf dem Weg der Erlösung spielt. Das Kreuz Christi überragt alle anderen Szenen. Das Gesetz wird durch den Berg Sinai mit den zuckenden Blitzen symbolisiert, anstatt durch am Baum hängende Tafeln. Eine solche Verschiebung betont die lebendige Wirklichkeit von Christus in dir, die Hoffnung der Herrlichkeit, als Manifestation des geschriebenen Gesetzbuches. Das Gesetz ist die Wurzel und das Evangelium ist die Frucht.9 Die Verlagerung des Schwerpunktes in diesem Bild zeigt ein wachsendes und verfeinertes Bewusstsein der zentralen Rolle der Person Christi als der Weg, die Wahrheit und das Leben. All diese Prinzipien explodierten im adventistischen Bewusstsein in der Botschaft von 1888. Diese Botschaft veränderte unsere Sicht sowohl auf Christus als auch auf uns selbst. Alle Kraft zum Gehorsam kommt von Christus, und ohne sie sind wir vollkommen hilflos.

 

 

F. Dreieinigkeit – eine völlige Umkehr statt einer Verfeinerung der Plattform der Pioniere

Für jene, die die Gleichheit Christi als innewohnend statt als ererbt ansehen, würde es ganz natürlich erscheinen, eine Verschiebung in der Betonung der Rolle von Christus in einer erweiterten Gottheit anzusehen als den Beginn eines Überganges zum Trinitarismus. Doch müsste eine solche Ansicht die Plattform ignorieren, auf der der Adventismus aufgebaut wurde, und sie müsste als eine völlige Umkehrung der Person Christi bezeichnet werden und nicht nur als eine Verfeinerung10. Solche Sprünge in der Logik sind leicht zu verstehen angesichts der Dringlichkeit, mit der der Adventismus sich wehrte, die beziehungsbasierte Sicht der zentralen Bedeutung Christi anzunehmen, aber auch der wachsende Wunsch11, die Bezeichnung als Sekte vor den anderen Protestanten loszuwerden.

Ellen White erklärte deutlich, dass Jones und Waggoner Christus in der ganzen Fülle der Gottheit darstellten.

Botschaften mit göttlicher Legitimation sind dem Volk Gottes gesendet worden. Die Herrlichkeit, die Majestät, die Gerechtigkeit Christi, voller Gnade und Wahrheit, wurden präsentiert; die Fülle der Gottheit in Jesus Christus wurde unter uns mit Schönheit und Lieblichkeit offenbart, um alle zu bezaubern, deren Herzen nicht von Vorurteilen verschlossen waren. Wir wissen, dass Gott unter uns gewirkt hat. {EGW 1888 materials page 673}

Wenn Ellen White sagte, dass Jones und Waggoner die Fülle (engl. auch „Vollständigkeit”) der Gottheit in Christus darstellten, dann können wir annehmen, dass es die Fülle war und nicht nur ein Schritt in Richtung einer mutmaßlichen Fülle im trinitarischen Sinne. Jedem aufrichtig Studierenden dürfte es jedoch eindeutig klar sein, dass Jones und Waggoner Christus nicht als einen gleichrangigen und gleich-ewigen Gott darstellten, sondern als den Sohn Gottes.

„Und er ist umso viel erhabener geworden als die Engel, als der Name, den er geerbt hat, ihn auszeichnet vor ihnen.“ Heb.1,4. Der Sohn muss den Namen, die Titel und den Nachlass des Vaters erben. Welche Titel auch immer Gott, dem Vater, gehören, gehören gleichermaßen zu Christus. Sie gehören Ihm zu Recht. Von Geburt an ist er „Erbe" von allen Dingen. Der Apostel Paulus schreibt über das herrliche Erscheinen „von unserem großen Gott und Retter Jesus Christus." Titus 2,13. Der Vater selbst spricht den Sohn als Gott an. „Dein Thron, o Gott, währt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das Zepter deines Reiches ist ein Zepter des Rechts.“ Heb. 1 8. {E.J Waggoner, Present Truth UK, October 24, 1895}
Deshalb steht über ihn geschrieben, daß er um „soviel höher geworden als die Engel, soviel erhabener der Name ist, den er vor ihnen ererbt hat". Der erhabenere Name ist der Name „Gott", den der Vater, wie aus Vers 8 ersichtlich, dem Sohne gibt: „aber von dem Sohn (sagt der Vater): 'Gott, dein Thron währt von Ewigkeit zu Ewigkeit'. A.T. Jones, Der bereitete Weg S. 17-18, 1905

Diese Tatsachen stehen uns vor Augen, wenn wir uns gestatten, sie zu sehen. Mit dem Wissen, dass diese Botschafter eine solche Sicht der Gottheit verkündigten, müssen wir das folgende Zitat sorgfältig prüfen.

Die Prüfungszeit steht direkt vor uns, denn der laute Ruf des dritten Engels hat bereits begonnen in der Offenbarung der Gerechtigkeit Christi, dem sündenvergebenden Erlöser. Dies ist der Anfang des Lichtes des Engels, dessen Herrlichkeit die ganze Erde erfüllen wird. Denn es ist das Werk eines jeden, der diese Warnungsbotschaft hört, Jesus zu erhöhen und ihn der Welt als den offenbarten Typus zu verkündigen, der in den Symbolen vorgeschattet war, wie es in den Offenbarungen der Propheten manifestiert, in den Lehren an die Jünger enthüllt und durch die großartigen Wunder des Menschensohnes verkündigt wurde. Erforsche die Schrift, denn sie zeugt von Ihm. {RH, November 22, 1892 par. 7}

Diejenigen, die den Gedanken ablehnen, dass Jesus vom Vater geboren und von Ihm Sein Erbe empfangen hat, müssen erklären, wie eine solch falsche Ansicht mit dem lauten Ruf aus Offenbarung 18 in Verbindung stehen kann. Wenn Jesus die Wahrheit ist (Johannes 14,6) und Offenbarung 18 eine machtvolle Offenbarung der Wahrheit, wie kann eine machtvolle Offenbarung der Wahrheit stattfinden, wenn die wichtigsten Botschafter dieser Wahrheit eine falsche Vorstellung davon haben, wer Jesus ist?

Leider führte die Ansicht, dass Christus vom Vater hervorging, viele Adventisten dazu, solche, die daran glauben, als katholisch zu bezichtigen, da die katholische Lehre der Dreieinigkeit den Standpunkt vertritt, dass Christus sowohl gleich-ewig als auch geboren ist, was völlig unbiblisch ist. Der Punkt, den ich hier machen möchte, ist: Zu sagen, dass jemand eine katholische Ansicht vertritt, weil er glaubt, dass Christus aus dem Vater hervorgegangen ist, bedeutet zu behaupten, dass unsere Pioniere die adventistische Plattform direkt auf katholischem Grund gebaut hätten. Die Absurdität dessen muss, denke ich, an dieser Stelle nicht weiter beleuchtet oder ausgeführt werden.

Ich habe bereits erwähnt, dass, wenn die Position, die unsere Pioniere erarbeitet haben, eine Sicht auf Christus gab, die gar nicht wirklich zeigte, wer Christus tatsächlich ist, das gesamte System von diesem fehlerhaften Gerüst infiziert wäre. Das ganze System müsste neu angelegt und verändert werden. Eine neue Ordnung von Büchern müsste geschrieben und ein neues Bildungssystem müsste eingesetzt werden, um sich von einem solch tragischen Fehler zu erholen.

Die Frage ist: Was hat im Adventismus stattgefunden? Genau das oben Genannte! Eine neue Ordnung von Büchern wurde herausgegeben, die das buchstäbliche Heiligtum herunterspielen, mit Veränderungen bei der Rechtfertigung und Heiligung, Veränderungen bei der Natur Christi, Veränderungen beim Untersuchungsgericht, Veränderungen in der Frage der Charaktervollkommenheit, Veränderungen in der Rolle des Geistes der Weissagung, Veränderungen in den Rollen von Mann und Frau. Dieser Vormarsch an Veränderungen und Verschiebungen in einem solchen Ausmaß zeigt deutlich, dass entweder die Pioniere die Grundlagen falsch gelegt haben, oder aber dass die gegenwärtige Gemeinde die ursprüngliche Plattform verlassen hat. Wie James White es ausdrückte: „Es gibt keinen Mittelweg.”

Ellen White spricht genau über dieses Thema, wenn sie schreibt:

Die Geschichte wiederholt sich. Viele maßgebende religiöse Männer unserer Zeit, die die geöffnete Bibel vor sich haben und angeblich ihre Lehren verehren, zerstören den Glauben an die Heilige Schrift als das Wort Gottes. Sie sind damit beschäftigt, das Wort zu zergliedern, und setzen ihre eigenen Ansichten über dessen klarste Aussagen. In ihrer Hand verliert Gottes Wort seine erneuernde Kraft. Darum wuchert der Unglaube und nimmt die Ungerechtigkeit überhand.
Wenn Satan den Glauben an die Heilige Schrift untergraben hat, leitet er die Menschen zu anderen Licht- und Kraftquellen. Dadurch dringt er selbst bei vielen unbemerkt ein. Wer sich von der klaren Lehre der Heiligen Schrift und der überzeugenden Macht von Gottes Heiligem Geist abwendet, öffnet dämonischen Einflüssen die Tür. Kritik und Spekulation an der Schrift haben dem Spiritismus und der Theosophie — diesen modernen Formen des alten Heidentums — den Weg bereitet, selbst in den erklärten Kirchen unsers Herrn Jesus Christus Boden zu gewinnen.
Neben der Evangeliumsverkündigung sind Kräfte am Wirken, die Werkzeuge der lügenhaften Geister sind. Manch einer läßt sich nur aus Neugierde mit ihnen ein; doch nimmt er dann das Wirken übernatürlicher Kräfte wahr, so läßt er sich mehr und mehr verlocken, bis er von einem Willen beherrscht wird, der stärker ist als sein eigener. Er kann sich der geheimnisvollen Macht nicht mehr entziehen. {LJ 242-243}

 

 

Fußnoten:

1Siehe CW30 für eine Beschreibung der alten Marksteine und Säulenlehren.

2RH, 15.8.1893

3J. S. White, The Parable, p. 16

4RH, 18.8.1863

5Die gesamte Abhandlung von James White findest du im Anhang H

6Siehe die Broschüre „Augustins Brille der Bündnisse ablegen, um den Spätregen zu empfangen” auf maranathamedia.de. Siehe auch „Calvary at Sinai” von Paul Penno auf maranathamedia.com

7Uriah Smith, Review and Herald Jan 3, 1888 Page 8

8J. F Ballenger, Review and Herald, Oct 20, 1891 Page 642

9Christi Gleichnisse S.126.2

10Ein eindeutiger Beweis dafür, dass die Dreieinigkeit keine Verfeinerung der Pionierlehren sein kann, ist das aufschlussreiche Artikel von George Knight, der im Oktober 1993 im "Ministry Magazine" erschienen ist. Er schreibt, dass aufgrund der gegenwärtigen Ansicht über die Gottheit nur sehr wenige Pioniere der heutigen Gemeinde beitreten könnten. Das ist ein klarer Beweis dafür, dass dies keine Verfeinerung, sondern eine völlige Veränderung ist. Eine Verfeinerung würde es unseren Pionieren immer noch erlauben, sich der Gemeinde anzuschließen.

11Dieser wachsende Wunsch nach Einheit mit anderen Protestanten wurde durch die bedrohliche Zunahme der "höheren Kritik" (bezieht sich auf die sogenannte historisch-kritische Methode der Bibelauslegung) in protestantischen Kreisen und die daraus folgende fundamentalistische Reaktion auf die zwanziger Jahre verstärkt. Der Adventismus war in gewisser Weise gezwungen, die Seiten zu wählen. Wie George W. Bush es ausdrückte: "Entweder gehören Sie zu uns oder Sie gehören zu den Terroristen" (Höhere Kritiker).