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Das Spiegelprinzip - Kapitel 40 - Das Lied Moses und des Lammes

veröffentlicht Jan 26, 2024 von Adrian Ebens in Der Charakter Gottes
Übersetzt von Franziska Bunkus, editiert von Jutta Deichsel
142 Treffer

Kapitel 40 - Das Lied Moses und des Lammes

Wir lesen nichts darüber, dass die Israeliten in den folgenden 38 Jahren in der Wüste zur Besinnung kamen und erkannten, wie böse sie sich gegenüber Gott und Seinen auserwählten Führern verhalten hatten. Wie schön wäre es zu lesen, dass Israel eine Erweckung erfahren hätte. Leider geschah das nie. Sie sagten nie, dass es ihnen leid tat, und deshalb gaben sie auch nie die Vorstellung von Gott als einem zerstörerischen Kriegerkönig auf. Wie anders wären die Dinge verlaufen, wenn Israel das getan hätte, was die heidnischen Niniviten taten.

Da glaubten die Einwohner von Ninive an Gott. Sie beschlossen zu fasten, und alle, von den einflussreichsten bis zu den einfachen Leuten, zogen als Zeichen ihrer Reue Kleider aus grobem Stoff an. Auch dem König von Ninive war Jonas Botschaft ausgerichtet worden. Er stieg von seinem Thron und legte sein Herrschergewand ab. Stattdessen zog er ein Bußgewand an und setzte sich in die Asche.

In der ganzen Stadt ließ er ausrufen: »Hört, was der König und die führenden Männer anordnen: Niemand darf etwas essen oder trinken, weder die Menschen noch die Rinder, Schafe und Ziegen. Menschen und Tiere sollen Tücher aus grobem Stoff tragen und mit aller Macht zu Gott schreien. Jeder muss von seinen falschen Wegen umkehren! Keiner darf dem anderen mehr Unrecht tun! Vielleicht lässt sich Gott ja noch umstimmen und hat Erbarmen mit uns; vielleicht wendet Er Seinen glühenden Zorn von uns ab, und wir kommen mit dem Leben davon.« (Jona 3,5-9 HFA)

Vierzig Jahre lang wurde Israel in der Wüste mit Manna versorgt. Die Wolken- und Feuersäule hatte ihnen Schatten gespendet und sie gewärmt. Doch trotz all dieser Wohltaten hat Israel nie Buße getan.

So verstockt eure Herzen nicht, wie in der Auflehnung, am Tag der Versuchung in der Wüste, wo Mich eure Väter versuchten; sie prüften Mich und sahen Meine Werke 40 Jahre lang. Darum wurde Ich zornig (engl. KJV: „betrübt“) über jenes Geschlecht und sprach: Immer gehen sie in ihrem Herzen in die Irre, und sie haben Meine Wege nicht erkannt. (Hebräer 3,8-10 Schlachter)

Sie erkannten Gottes Wege nicht. Deshalb konnten sie ihren Kindern die Wege Gottes auch nicht lehren.

Seit unserem Aufbruch von Kadesch-Barnea waren achtunddreißig Jahre vergangen. Inzwischen lebte keiner mehr von der Generation, die damals im wehrfähigen Alter gewesen war. Sie waren alle gestorben, wie der HERR es geschworen hatte. Der HERR hatte sich gegen sie gewandt und sie vernichtet, bis keiner von ihnen mehr übrig blieb. (5.Mose 2,14.15 HFA)

Alle, die beim Auszug aus Ägypten das Schwert nahmen, kamen in der Wüste um und bestätigten damit das Prinzip, von dem Jesus sprach: Alle, die das Schwert nehmen, werden mit dem Schwert umkommen.

Das einzige Erbe, das die Generation der Männer von zwanzig Jahren und darüber an ihre Kinder weitergab, war das Murren und Klagen. Es gab kein Vorbild für Reue, Eingeständnis und Erneuerung. Als Israel also wieder an der Grenze zu Kanaan stand, wiederholten die Kinder die Sünden ihrer Väter.

Und die Gemeinde hatte kein Wasser; darum versammelten sie sich gegen Mose und gegen Aaron. Und das Volk haderte mit Mose und sprach: Ach, wenn wir doch auch umgekommen wären, als unsere Brüder vor dem HERRN umkamen! Und warum habt ihr die Gemeinde des HERRN in diese Wüste gebracht, damit wir hier sterben, wir und unser Vieh? Warum habt ihr uns doch aus Ägypten heraufgeführt, um uns an diesen bösen Ort zu bringen, wo man nicht säen kann, wo weder Feigenbäume noch Weinstöcke noch Granatäpfel zu finden sind, ja, nicht einmal Trinkwasser? (4.Mose 20,2-5 Schlachter)

Die Kinder wiederholten die Sünden ihrer Väter. Sie glaubten, Gott wolle sie in der Wüste töten. In diesem Geisteszustand wäre es für Israel unmöglich, Kanaan zu reinigen, so wie Jesus den Tempel gereinigt hat. Sie hatten nicht Gottes Geist in sich, der ihre Feinde mit dem Hornissenstich (oder der Panik) der Überführung in die Flucht schlagen würde (2.Mose 23,28).

Nach all dem, was der Herr für Israel getan hatte, wurde Mose verzweifelt. Alle Unterweisungen, Gebete und Hilfestellungen, die Mose ihnen vom Herrn gegeben hatte, waren vergessen. Dasselbe erlebte Jesus in der Nacht vor Seinem Tod.

Doch siehe, die Hand dessen, der Mich verrät, ist mit Mir auf dem Tisch. Und der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie es bestimmt ist; aber wehe dem Menschen, durch den Er verraten wird!

Und sie fingen an, sich untereinander zu befragen, welcher von ihnen es wohl wäre, der dies tun würde. Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen als der Größte zu gelten habe. (Lukas 22,21-24 Schlachter)

Gerade als Jesus Seiner größten Prüfung entgegenging, stritten sich die Jünger darüber, wer von ihnen der Größte sei. Ist es da ein Wunder, dass Christus eine solche Bürde auf sich fühlte, als Er in den Garten Gethsemane ging? All Seine Gebete, Seine Unterweisungen und Seine Liebe schienen in einem Augenblick zu entschwinden. Wie leicht wäre es für Christus gewesen, es Mose gleichzutun und den Felsen zweimal zu schlagen. Doch wer von uns könnte eine solche Prüfung ertragen? Moses gesamtes Lebenswerk schien sinnlos. Bestimmt würden sie alle umkommen und kein Erbe erlangen. Das Volk blökte nur die ganze Zeit wie dumme Schafe: „Gott wird uns in der Wüste töten“, während es Brot vom Himmel aß und Wasser trank, das in der Wüste hervorsprudelte!

Mose verließ das Lager und ging in das Heiligtum, um den Herrn im Gebet zu suchen. Er rang mit seinem tiefen Kummer um die Kinder Israel und ihres Versagens, den Arm des Herrn zu ergreifen und Ihm zu vertrauen.

Der Herr unterrichtete Mose geduldig, wie er vorgehen sollte, um ihnen Wasser zum Trinken zu geben. Er sollte einfach zu dem Felsen sprechen, einem Symbol für Christus (1.Korinther 10,4). Zu Beginn ihrer Reise wurde Mose beauftragt, den Felsen zu schlagen als Symbol für Christus, der die Strafe auf sich nimmt, bevor Gott Israel Gnade erweist. Doch nun, an der Grenze zu Kanaan, sollte ein neues Symbol zum Einsatz kommen: Einfach zum Felsen zu sprechen. „Opfer und Gaben hast Du nicht gewollt …“[1]

Der Kummer in Mose verwandelte sich in menschlichen Zorn. Das Verlangen nach Bestrafung sendet einen Impuls aus Moses Geist, der sich in einem zweifachen Schlag gegen den Felsen manifestiert. Die geduldige Sanftmut von Mose reichte weiter als die jedes anderen Menschen, der je gelebt hatte, doch dieses Ereignis brachte den letzten Rest seines Ichs an die Oberfläche. Die mächtigen Arme Jesu können uns durch all diese Prüfungen tragen, wenn wir unsere völlige, hilflose Abhängigkeit spüren, aber wie leicht fällt es uns, unseren Zorn zum Ausdruck zu bringen, wenn Menschen etwas Falsches tun. Unser Gefühl der Verurteilung und des Richtens erhebt sich augenblicklich und äußert sich in gewaltsamer Weise.

In der heutigen Zeit, in der die Menschheit scheinbar nicht einmal mehr definieren kann, was einen Mann oder eine Frau ausmacht, und in der wir auf einen völligen Zusammenbruch der sozialen Strukturen, wie sie die Bibel definiert, zusteuern, verspüren viele den Impuls, sich zu erheben und loszuschlagen als Vergeltung für diese Rebellion gegen Gott, der uns als Mann und Frau geschaffen hat (1.Mose 1,27).

Ungeachtet der Tatsache, dass das Volk Mose und Aaron bis zu diesem Punkt getrieben hatte, war es offensichtlich, dass sie nicht das getan hatten, was der Herr ihnen geboten hatte. Aber unser Vater ist doch immer barmherzig und gnädig - warum konnte Er ihren Fehler nicht einfach vergeben? Warum mussten auch sie in der Wüste sterben?

Aaron soll zu seinem Volk versammelt werden; denn er soll nicht in das Land kommen, das Ich den Kindern Israels gegeben habe, weil ihr Meinem Befehl ungehorsam gewesen seid beim Haderwasser. (4.Mose 20,24 Schlachter)

Und der HERR sprach zu Mose: Steige auf dieses Bergland Abarim und sieh dir das Land an, das Ich den Kindern Israels gegeben habe! Und wenn du es gesehen hast, sollst du auch zu deinem Volk versammelt werden, wie dein Bruder Aaron versammelt worden ist, weil ihr in der Wüste Zin beim Hadern der Gemeinde Meinem Befehl widerspenstig gewesen seid, Mich vor ihnen durch das Wasser zu heiligen. (Das ist das Haderwasser in Kadesch in der Wüste Zin.)

Und Mose redete mit dem HERRN und sprach: Der HERR, der Gott, der allem Fleisch den Lebensodem gibt, wolle einen Mann über die Gemeinde einsetzen, … (4.Mose 27,12-16 Schlachter)

Mose widersetzt sich dem Befehl Gottes nicht. Er bittet den Herrn einfach, einen neuen Führer zu ernennen. Aber warum verlangte Gott das? Wir schauen auf Jesus, um dieses Geheimnis zu verstehen.

Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit demselben Maß, mit dem ihr anderen zumesst, wird auch euch zugemessen werden. (Matthäus 7,2 Schlachter)

Denn der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat Er dem Sohn übergeben, … (Johannes 5,22 Schlachter)

Ihr richtet nach dem Fleisch; Ich richte niemanden. (Johannes 8,15 Schlachter)

Es war nicht der Herr, der bestimmte, dass Mose und Aaron sterben sollten, sondern es war das Gerechtigkeitssystem von Mose und Aaron, das dies bestimmte. Wir erinnern uns daran, was Mose zum Herrn sagte, als Israel eine große Sünde begangen hatte.

Und nun vergib ihnen doch ihre Sünde; wenn aber nicht, so tilge mich aus Deinem Buch, das Du geschrieben hast! (2.Mose 32,32 Schlachter)

Bei der Begebenheit mit dem goldenen Kalb hatte Mose geurteilt, dass das Volk des Todes würdig sei. Liebevoll hatte er den Herrn gebeten, ob er ihren Platz einnehmen könne. Als er zweimal gegen den Felsen schlug, fühlte er sich schrecklich deswegen. Er verurteilte (richtete) sich selbst. Gott konnte ihn nur so richten, wie er sich selbst gerichtet hatte, denn wie Jesus uns erklärt, richtet der Vater niemanden.

Zweitens: Es war dem Volk bewusst, dass Mose nicht genau nach Gottes Anweisungen gehandelt hatte. Sie glaubten nicht an einen Gott, der einfach vergibt. Sie glaubten, dass Sünde bestraft werden muss. Wenn Gott Mose einfach vergeben würde, würde das Volk denken, dass es keine Rolle spielt, ob man dem Herrn gehorcht oder nicht. Gott musste die Heiligkeit des Gesetzes in den Augen des Volkes aufrechterhalten.

Drittens: Als das Volk sah, wie Mose und Aaron bestraft wurden, stieg ihre eigene Schuld in ihnen auf. Sie wussten, dass sie größtenteils für das verantwortlich waren, was geschehen war. Der Tod von Mose und Aaron diente als Teil der Versöhnung für ihre Sünden. Durch die Bestrafung von Mose und Aaron konnten sich die Israeliten allmählich frei fühlen, da sie wussten, dass das Problem beseitigt und Gott durch deren Tod besänftigt worden war. Doch es waren weitere Opfer notwendig. Wie wir am Kreuz Christi sehen, ist nicht nur der Tod des Unschuldigen notwendig, sondern auch der Tod der Schuldigen. Unmittelbar nach Aarons Tod legte Israel das Gelübde ab, einen Stamm der Kanaaniter zu vernichten. Dadurch würde die Versöhnung für ihr Empfinden vollkommen sein.

Aber wie auch Christus kurz nach Seinem Tod auferweckt wurde, hatte unser Vater im Himmel weitaus größere Pläne mit Mose. Kurz nach seinem Tod rief Gott ihn aus dem Grab heraus und nahm ihn zu sich in den Himmel.

Der Erzengel Michael dagegen, als Er mit dem Teufel Streit hatte und über den Leib Moses verhandelte, wagte kein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr strafe dich! (Judas 1,9 Schlachter)

Der Herr konnte sehen, dass die Last des Volkes Mose zermürbte. Indem Er zuließ, dass er starb, konnte Er seinen lieben Freund zu sich in den Himmel nehmen, um für immer mit Ihm zu leben. Gott hätte zu Mose sagen können: „Ich vergebe dir“, doch Er hatte einen viel besseren und barmherzigeren Plan. Er brachte ihn nicht in das irdische, sondern in das himmlische Kanaan, die wahre Erfüllung der Verheißung an Abraham.

Für Mose schien kurz vor seinem Tod alles gescheitert zu sein. Aber er hielt fest im Glauben und vertraute dem Herrn bedingungslos. Das ist ein Lied, das sowohl Mose als auch das Lamm singen (Offenbarung 15,3): ein Lied des vollkommenen Vertrauens. Als alle Jünger Jesus verließen und flohen, schien alles verloren. Aber Jesus übergab sich in Gottes Hände und vertraute Seinem Vater vollkommen. Diese Geschichte ist wichtig für uns, die wir in der Endzeit leben, denn die 144.000 werden die gleiche Prüfung durchmachen. Alles wird verloren scheinen, sie werden sich als völlige Versager fühlen, doch sie werden Gottes Verheißungen vertrauen und das Tier und sein Bild überwinden.

Was für ein kostbarer Gedanke: Gott hat Mose nicht verurteilt für sein Handeln an der Grenze zum verheißenen Land; Mose verurteilte sich selbst und ist deshalb einen leidvollen Weg in den Tod gegangen. Aber Gott verwandelte den Fluch in einen Segen und nahm ihn zu sich in den Himmel. Wie wunderbar ist es, diese Ereignisse durch das Leben Jesu zu betrachten, ohne die Decke vor den Augen.

 

 

Wir werden die weiteren Kapitel dieses Buches nach und nach veröffentlichen, sobald sie fertig übersetzt sind. Alle Kapitel findest du hier.

Das englische Original: Mirror Principle

Anmerkung: 

Der Autor Adrian Ebens hat in seinem neuen Buch „Das Spiegelprinzip“ (Mirror Principle) vorwiegend die englische Bibelübersetzung „New Living Translation“ benutzt. Um dem in unserer deutschen Übersetzung zu entsprechen, haben wir vorwiegend aus den deutschen Bibelübersetzungen „Hoffnung für Alle“ und aus der „Gute Nachricht Bibel 2018“ zitiert, und auch einige andere Bibelübersetzungen benutzt. Die jeweils benutzte Version ist immer hinter der Bibelvers-Angabe angeführt.

Abkürzungen:

HFA – Hoffnung für Alle

GN – Gute Nachricht Bibel 2018

Schlachter – Schlachter 2000


[1] Eine ausführliche Betrachtung dieses Themas findest du im Buch Versöhnung, Kapitel 8. Zum Download verfügbar unter vaterderliebe.de