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Das Spiegelprinzip - Kapitel 41 - Ein Gelübde, um zu zerstören

veröffentlicht Jan 31, 2024 von Adrian Ebens in Der Charakter Gottes
Übersetzt von Franziska Bunkus, editiert von Jutta Deichsel
130 Treffer

Kapitel 41 - Ein Gelübde, um zu zerstören

In Ägypten hatte Gott den Israeliten versprochen, ihnen das Land Kanaan zu geben - so wie Er Abraham einen Sohn versprochen hatte.

Darum sage den Kindern Israels: Ich bin der HERR, und Ich will euch aus den Lasten Ägyptens herausführen und will euch aus ihrer Knechtschaft erretten und will euch erlösen durch einen ausgestreckten Arm und durch große Gerichte. Und Ich will euch als Mein Volk annehmen und will euer Gott sein; und ihr sollt erkennen, dass Ich, der HERR, euer Gott bin, der euch aus den Lasten Ägyptens herausführt. Und Ich will euch in das Land bringen, um dessentwillen Ich Meine Hand zum Schwur erhoben habe, dass Ich es Abraham, Isaak und Jakob gebe. Das will Ich euch zum Besitz geben, Ich, der HERR. (2.Mose 6,6-8 Schlachter)

Nirgendwo steht, dass Gott sagt: „Ich will euch helfen, alle Kanaaniter zu töten“, sondern einfach nur, dass Er ihnen das Land geben würde. Am Berg Sinai bat Gott Israel, auf Ihn zu hören und darauf zu vertrauen, dass Er sie liebte und für sie sorgen würde. Sie antworteten: „Alles, was Du gesagt hast, werden wir tun“. Nachdem sie die Amalekiter mit dem Schwert besiegt hatten, waren die Israeliten überzeugt, dass Gott wollte, dass sie alle Kanaaniter töteten, um das Land zu erobern. Sie priesen den Gott des Krieges und hielten an ihrer Vorstellung von ihrem Gott als einem Zerstörer fest.

Um in das Land Kanaan zu gelangen, musste Israel durch Edom und Moab ziehen. Gott gebot ihnen, keinen Krieg mit diesen Stämmen anzufangen.

Und Er gab mir für euch die Anweisung: »Wenn ihr jetzt durch Edom, das Gebiet eurer Stammesverwandten, der Nachkommen Esaus, zieht, dann beginnt auf keinen Fall einen Krieg mit ihnen! Sie werden zwar vor euch Angst haben; aber Ich werde euch von ihrem Land nicht einen Fußbreit geben. Das Bergland Seïr habe Ich den Nachkommen Esaus als bleibenden Besitz zugesprochen.« (5.Mose 2,4-5 GN)

Die Edomiter wollten sie nicht durch ihr Land ziehen lassen. Gott hielt Israel davon ab, die Edomiter zu töten. Der Kelch ihrer Ungerechtigkeit war noch nicht voll. Israel war gezwungen, umzukehren und einen anderen Weg zu nehmen.

»Erlaubt uns, dass wir durch euer Land ziehen! Wir werden stets auf der großen Straße bleiben, die dem König gehört, und nicht einen Schritt von ihr abweichen. Wir ziehen nicht durch eure Äcker und Weinberge und trinken keinen Tropfen aus euren Brunnen.«

Aber die Edomiter antworteten: »Wir erlauben nicht, dass ihr durch unser Land zieht! Wenn ihr es versucht, werden wir gegen euch kämpfen.«

Die Israeliten versicherten noch einmal: »Wir werden auf der festen Straße bleiben. Wenn wir oder unser Vieh Wasser brauchen, werden wir es euch bezahlen. Wir kommen zu Fuß und führen nichts gegen euch im Schilde.«

Aber die Edomiter wiederholten: »Ihr dürft nicht durchziehen!« Sie rückten mit einer starken Heeresmacht gegen die Israeliten aus. Weil die Edomiter ihnen den Durchzug verweigerten, wählten die Israeliten einen anderen Weg. (4.Mose 20,17-21 GN)

Das Gleiche geschah mit den Moabitern. Gott befahl Israel, keinen Krieg mit Moab zu führen (5. Mose 2,9). Die Israeliten gehorchten Gottes Befehl, was ungewöhnlich für sie ist. Dann erklärt der Herr, wie Israel Kanaan erobern wird. Er kann ihnen nicht so helfen, wie Er es ursprünglich wollte, weil sie immer wieder gegen Ihn rebellierten. Die einzige Möglichkeit, wie Gott Israel jetzt helfen konnte, bestand darin zuzulassen, dass die kriegerischen Stämme, die die früheren Bewohner Kanaans besiegt hatten, die gleiche Strafe empfingen.

Das zeigt uns, dass Gott zulassen wird, dass die Sünden der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied heimgesucht werden. Die Völker, die Kanaan bewohnten, kamen dorthin, indem sie andere Stämme durch Kriege vertrieben. Gott lässt sich nicht spotten; was diese Völker gesät hatten, das würden sie ernten. Gott bestrafte die Sünde der Kanaaniter mit der Sünde der Israeliten. Israel wurde Gottes Werkzeug der Strafe für Kanaan.

Der Herr hatte eigentlich gewollt, dass Israel Sein Werkzeug des Segens wird, um die Kanaaniter für die Wahrheit zu gewinnen und zur Buße zu führen. Doch Israel war es nicht möglich, dieses Ziel zu erreichen. Sie hatten sich entschlossen, die Dinge auf ihre Weise zu regeln, und so füllten die Männer Israels ihre Gemüter mit Bildern von abgeschlachteten Kanaanitern - Männern, Frauen und Babys, die alle dem Schwert zum Opfer fielen.

Gott erklärt diesen Vorgang ganz deutlich wie folgt:

Dort sprach der HERR zu mir: »Lasst auch die Moabiter in Frieden! Sie sind die Nachkommen von Lot. Fangt keinen Krieg mit ihnen an! Ich werde euch nichts von ihrem Gebiet geben, denn ich habe ihnen das Land Ar geschenkt.«

(Früher hatten dort die Emiter gelebt, ein mächtiges und großes Volk von hochgewachsenen Menschen. Man hielt sie für Riesen – wie die Anakiter. Den Namen Emiter (»die Schrecklichen«) gaben ihnen die Moabiter. Auch im Gebirge Seïr hatte früher ein anderes Volk gelebt, die Horiter. Doch die Edomiter vertrieben und vernichteten die Horiter und ließen sich an ihrer Stelle dort nieder, (genau) so wie die Israeliten die Gebiete in Besitz nahmen, die der HERR ihnen gegeben hatte.) (5.Mose 2,9-12 HFA)

Der zweite Abschnitt in Klammern wurde hinzugefügt, nachdem Israel in Kanaan eingezogen war. Er erzählt davon, wie die Nachkommen Esaus die Horiter, die zuvor dort gelebt hatten, ausgerottet haben. Dann heißt es, dass Israel die Bewohner Kanaans genauso vertrieb, wie die Edomiter die Horiter. Das bedeutet, dass Israel mit der Ausrottung der Kanaaniter dieselbe Sünde beging, wie die Edomiter mit der Ausrottung der Horiter.

Der Herr ließ es zu, dass die Israeliten dies taten, weil der Kelch der Ungerechtigkeit der Kanaaniter voll war und, wie Kaleb zu Israel sagte, „ihr Schutz von ihnen gewichen war“. Die Schutzmauer, die diese Völker umgab, war völlig weggebrochen, weil sie die Gebote und Satzungen Gottes missachteten.

Nach dem Vorfall, als Mose an der Grenze zu Kanaan den Felsen schlug, griff ein kanaanitischer König aus der Gegend von Arad Israel an.

Der König von Arad im Süden Kanaans hörte, dass die Israeliten auf dem Weg nach Atarim herankamen. Er griff sie mit seinem Heer an und nahm etliche von ihnen gefangen. (4.Mose 21,1 HFA)

Was hatte Israel in vierzig Jahren gelernt? Haben sie geprüft, warum es einen Riss im Lager gab? Haben sie ihr Murren bereut und ihren Irrtum zugegeben? Nein, die Kinder wiederholten genau dasselbe Programm wie ihre Eltern, mit demselben Ergebnis.

Darum stritt das Volk mit Mose, und sie sprachen: Gebt uns Wasser, dass wir trinken! Mose sprach zu ihnen: Was streitet ihr mit mir? Warum versucht ihr den HERRN? Als nun das Volk dort nach Wasser dürstete, da murrten sie gegen Mose und sprachen: Warum hast du uns aus Ägypten heraufgeführt, um uns und unsere Kinder und unser Vieh vor Durst sterben zu lassen? (2.Mose 17,2.3 Schlachter)

Und die Gemeinde hatte kein Wasser; darum versammelten sie sich gegen Mose und gegen Aaron. Und das Volk haderte mit Mose und sprach: Ach, wenn wir doch auch umgekommen wären, als unsere Brüder vor dem HERRN umkamen! Und warum habt ihr die Gemeinde des HERRN in diese Wüste gebracht, damit wir hier sterben, wir und unser Vieh? (4.Mose 20,2-4 Schlachter)

Als die Eltern sich beschwerten, verursachten sie einen Riss, der es den Amalekitern ermöglichte, sie anzugreifen. Als die Kinder sich über dasselbe beschwerten, ermöglichte dies den Kanaanitern, sie anzugreifen. Wieder einmal ersetzten die Israeliten die Buße gegen die Rache an ihren Angreifern; sie töteten die Kanaaniter, um ihre Sünden zu sühnen und das Problem zu lösen.

Da legten die Israeliten ein Gelübde ab und versprachen dem HERRN: »Wenn du dieses Volk in unsere Hand gibst, werden wir alle ihre Städte bis auf den Grund zerstören.« Der HERR erhörte sie und schenkte ihnen den Sieg über die Kanaaniter. Die Israeliten töteten die Kanaaniter und zerstörten ihre Städte. Den Ort des Kampfes nennt man seither Horma. (4.Mose 21,2.3 Neues Leben)

Der Name Horma bedeutet der Zerstörung geweiht oder verwüstet. Das Volk Israel war es, das diese Bitte an Gott richtete. Das Gelübde, das sie ablegten, war ein Zeichen der Hingabe an ihren Gott. Wenn Gott tatsächlich ein zerstörerischer Gott war, was könnte ein besseres Zeichen der Hingabe sein, als diejenigen zu töten, die sich dem Gott des Himmels widersetzen? Der Ort wurde erst als Horma bekannt, nachdem Israel ihn ausgelöscht hatte.

Möglicherweise gibt es einen tiefer liegenden Grund, warum Israel die Nation, die einige von ihnen als Kriegsgefangene mitgenommen hatte, abschlachten wollte.

»Dort drüben erwarten euch die Amalekiter und Kanaaniter, und sie werden euch umbringen. Der HERR wird euch nicht beistehen, denn ihr habt euch von ihm abgewandt!« Doch die Israeliten hörten in ihrem Stolz nicht zu, sondern zogen ins Bergland hinauf. Mose ging nicht mit, und auch die Bundeslade des HERRN blieb unten im Lager. Da kamen ihnen die Amalekiter und Kanaaniter aus dem Bergland entgegen, besiegten die Israeliten und jagten sie bis nach Horma. (4.Mose 14,43-45 HFA)

Achtunddreißig Jahre zuvor hatte Israel eine schreckliche Niederlage gegen die Amalekiter und die Kanaaniter erlitten, als sie törichterweise versuchten, das Land Kanaan einzunehmen, nachdem Gott ihnen wegen ihrer Rebellion verboten hatte hinaufzuziehen. Das Massaker endete in Horma. Ist es möglich, dass Israel teilweise versuchte, das Massaker an ihren Vätern zu rächen?

Wie auch immer, Israel war durch den Tod von Mirjam, Aaron und der Ankündigung, dass auch Mose sterben würde, niedergeschlagen. Auch von Edom wurden sie gedemütigt, als man ihnen die Durchreise zum verheißenen Land verweigerte. Wir erinnern uns daran, wie die vorherige Generation ihre Identität und ihren Lebenssinn dadurch formte, dass sie die Amalekiter abschlachteten:

So schätzten sich die Hebräer nun selbst wegen ihres Mutes und beanspruchten großes Verdienst für ihre Tapferkeit; und sie gewöhnten sich ständig daran, sich anzustrengen, wodurch sie glaubten, dass jede Schwierigkeit überwunden werden könnte. Solche waren die Konsequenzen dieses Kampfes. Flavius Josephus' Jüdische Altertümer, Buch 3, Kapitel 16,4

Dies spielte auch in Israels Gelübde hinein, das Volk von Arad zu zerstören. Es würde ihnen helfen, ihr Tapferkeitsgefühl wiederzuerlangen und vor allem die Notwendigkeit verhindern, ihre Sünden bereuen zu müssen, die den Tod von Aaron und Mose verursacht hatten.

Wenn wir den sanftmütigen und demütigen Jesus, der Kinder in die Arme nimmt und sie segnet, mit dem israelitischen Soldaten vergleichen, der kleine Kinder mit dem Schwert tötet, drängt sich uns dann nicht die Frage auf: Wie kann dieser Gegensatz mit dem Charakter Gottes in Einklang gebracht werden? Es erinnert mich an den deutschen KZ-Leiter, der täglich den Tod Tausender Gefangener überwachte und dann in Tränen ausbrach, als er eines Tages nach Hause kam und feststellte, dass sein treuer Hund gestorben war. Wie können solche Widersprüche in den Herzen der Menschen existieren?

Zu glauben, dass der Gott des Himmels Seinem eigenen Volk befohlen hat, Hunderttausende von Menschen abzuschlachten, offenbart einen tiefen Mangel an Verständnis für die menschliche Psychologie. Frag irgendeinen Soldaten, der aus einem harten Krieg zurückgekehrt ist. Selten, wenn überhaupt, wollen sie über die Einzelheiten der Schlacht sprechen. Nacht für Nacht werden sie im Traum von den Schreien der Sterbenden heimgesucht, die sie getötet oder sterben sehen haben. Die Nacht wird oft zu einer unliebsamen Belastung, in der der Horror der Vergangenheit wieder und wieder durchlebt wird.

Ist das das Land, das Gott Seinem Volk verheißen hat? Ein Land, in dem PTBS[1]-geschädigte israelitische Männer nicht in der Lage sind, ihren Familien Liebe zu zeigen? Sein Herz zu verhärten, um einen anderen Menschen zu töten, ist die eine Sache, aber sich so zu verhärten, dass man Frauen und kleine, wehrlose Kinder tötet, bedarf einer solchen Verhärtung, dass die Ruhe in den Seelen der Männer dauerhaft gestört bleibt.

Die Geschichten des Alten Testaments wurden von den Menschen über die Jahrhunderte hinweg benutzt, um ihre eigenen Kriege gegen andere Nationen zu rechtfertigen. Israels Kriegsgott wurde von anderen Nationen eifrig angenommen, um ihre eigenen mörderischen Pläne zu rechtfertigen.

Als Donald Trump für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten kandidierte, wurde er gefragt, welches sein Lieblingsbibeltext sei.

„Na ja, ich denke, viele. Ich meine, wenn wir in die Bibel gehen, denke ich viele. So viele“, antwortete er. „Und einige Leute - schau, Auge um Auge, du könntest das fast sagen. Das ist keine besonders schöne Sache. Aber weißt du, wenn du dir ansiehst, was mit unserem Land passiert, meine ich, wenn du siehst, was in unserem Land passiert, wie die Leute uns ausnutzen und wie sie uns verspotten und über uns lachen.“

https://www.politico.com/blogs/2016-gop-primary-live-updates-and-results/2016/04/trump-favorite-bible-verse-221954 

Welch ein Gegensatz zur Person Jesu, der erklärte:

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge und Zahn um Zahn!« Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar; … (Matthäus 5,38.39 Schlachter)

Wie wir in Kapitel 29 herausgefunden haben, gab Gott den Israeliten gewalttätige und rachsüchtige Gesetze wie „Auge um Auge“, weil dies ihr eigenes Denken widerspiegelte. Er konnte ihnen nur das geben, was sie wollten, in der Hoffnung, sie würden die Torheit solcher Dinge erkennen und sich dem zuwenden, was Er wollte. Jesus offenbart den wahren Willen Gottes, wenn Er sagt, dass wir einer bösen Person nicht widerstehen sollen.

Das Zeugnis Jesu für die Welt ist durch die Art und Weise, wie Christen das Alte Testament auslegen, fast vollständig verschlungen worden. Anstatt die andere Wange hinzuhalten, können wir einfach das Alte Testament benutzen, um Aggression, Mord und Vergeltung zu rechtfertigen.

Doch trotz dieser Tragödie haben selbst einige der abgebrühtesten Männer erkannt, dass das Reich Christi keine Gewaltanwendung beinhaltet. Am bemerkenswertesten ist das Zeugnis eines der berühmtesten Kriegsmänner, den die Welt je gesehen hat.

„Alexander, Cäsar, Karl der Große und ich gründeten Weltreiche. Aber worauf errichteten wir die Schöpfungen unseres Genies? Auf reine Gewalt. Jesus Christus allein gründete Sein Reich auf Liebe; und zu dieser Stunde würden Millionen Menschen für Ihn sterben. In jeder anderen Existenz außer der von Christus, wie viele Unvollkommenheiten!“ – Napoleon

Es muss so gewesen sein, dass Napoleon ein Christentum kennenlernte, in dem Christen bereit waren, ihr Leben für das Evangelium hinzugeben, nicht kämpferisch, sondern indem sie sich weigerten, dem Bösen mit Gewalt zu widerstehen.

Jesus hat die Frage nach der Verwendung des Schwertes ein für allemal geklärt, als Er sagte:

Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre Mein Reich von dieser Welt, so hätten Meine Diener gekämpft, damit Ich den Juden nicht ausgeliefert würde; nun aber ist Mein Reich nicht von hier. (Johannes 18,36 Schlachter)

Der Herr Jesus bekräftigte diesen Punkt gegenüber Petrus, als Er das Ohr heilte, das Petrus bei seinem Versuch, Jesus zu verteidigen, abgeschlagen hatte. Jesus vertraute auf die Fürsorge Seines Vaters und nicht auf das Schwert.

Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Platz! Denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen! Oder meinst du, Ich könnte nicht jetzt Meinen Vater bitten, und Er würde Mir mehr als zwölf Legionen Engel schicken? (Matthäus 26,52.53 Schlachter)

Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit (Hebräer 13,8). Es entspricht nicht Seinem Charakter, die von Ihm selbst geschaffene feine Maschinerie des Körpers mit geschärftem Stahl zu zerhacken. Jeder Akt der Zerstörung entehrt den, der das Zerstörte geschaffen hat.

Kein Christ kann sich auf die Geschichten des Alten Testaments berufen, um einen Krieg zu rechtfertigen. Gott ertrug die Israeliten in Seinem Bemühen, sie zum wahren Verständnis Seines Charakters zu führen. Wie Gott Jesaja offenbarte:

Und Er wird Recht sprechen zwischen den Heiden und viele Völker zurechtweisen, sodass sie ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden werden und ihre Speere zu Rebmessern; kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr erlernen. (Jesaja 2,4 Schlachter)

Die einzige Möglichkeit, dass Völker die Lust am Krieg verlieren, besteht darin, dass sie erkennen, dass der Gott der Bibel keine Gewalt anwendet, um Sein Reich aufzurichten. Solange wir die Vorstellung hegen, dass Gott Gewalt anwendet, um Sein Reich zu errichten, kann der Krieg weder aufhören, noch von der Erde verschwinden.

Wenn wir die Eroberung Kanaans durch das Leben Jesu lesen, sehen wir die Barmherzigkeit und Langmut Gottes, der sich weigerte, Sein Volk im Stich zu lassen, das sich dem Krieg verschrieben und geschworen hat, Völker zu ermorden, um den Gott, den sie sich wünschten, zu ehren und anzubeten.

Die Kanaaniter wurden vernichtet, weil sie vernichtet hatten. Wie sie gerichtet hatten, so wurden sie gerichtet. Israel war ein Werkzeug der Bestrafung für die Kanaaniter, genauso wie die Kanaaniter als Werkzeuge der Bestrafung für die Völker vor ihnen gehandelt hatten.

Diese Lektion ist wichtig für uns, denn so wie die westlichen Nationen die Welt durch Kriege beherrscht haben, so muss es dazu kommen, dass die gegenwärtige Weltordnung auf die gleiche Weise umgestürzt wird. Jetzt gibt es Krieg in der Ukraine und Gerüchte über einen Krieg zwischen den USA und China. All das sind die Früchte des Glaubens an einen Gott des Krieges.

Aber in diesem gegenwärtigen Kriegsschauplatz wird schließlich eine Bewegung aufkommen, die auf den Prinzipien aufbaut, die Gandhi - ein Hindu, kein Christ - begriffen hat. Obwohl er das Leben Jesu in den Rahmen des Widerstands einordnete, konnte er dennoch das zentrale Thema der Liebe in Seinem Leben erkennen.

„Was bedeutet Jesus für mich? Für mich war Er einer der größten Lehrer, den die Menschheit je hatte.“ „Jesus lebte und starb umsonst, wenn Er uns nicht lehrte, das ganze Leben durch das ewige Gesetz der Liebe zu bestimmen.“

„Jesus war der aktivste Widerstandskämpfer, den die Geschichte womöglich kennt. Er war die Gewaltlosigkeit par excellence.“ „Jesus drückte wie kein anderer den Geist und den Willen Gottes aus. In diesem Sinne sehe ich Ihn und erkenne Ihn als den Sohn Gottes. Und weil das Leben Jesu die Bedeutung und die Transzendenz hat, auf die ich angespielt habe, glaube ich, dass Er nicht nur dem Christentum gehört, sondern der ganzen Welt, allen Rassen und Völkern. Es spielt keine Rolle, unter welcher Flagge, welchem Namen oder welcher Lehrmeinung sie arbeiten, sich zu einem Glauben bekennen oder einen von ihren Vorfahren ererbten Gott verehren mögen.“[2]

Sollen wir die Geschichten des Alten Testaments weiterhin als Rechtfertigung für einen gewalttätigen, völkermordenden Gott lesen? Oder erlauben wir Jesus endlich, unsere Schwerter zu Pflugscharen zu machen?

 

 

Wir werden die weiteren Kapitel dieses Buches nach und nach veröffentlichen, sobald sie fertig übersetzt sind. Alle Kapitel findest du hier.

Das englische Original: Mirror Principle

Anmerkung: 

Der Autor Adrian Ebens hat in seinem neuen Buch „Das Spiegelprinzip“ (Mirror Principle) vorwiegend die englische Bibelübersetzung „New Living Translation“ benutzt. Um dem in unserer deutschen Übersetzung zu entsprechen, haben wir vorwiegend aus den deutschen Bibelübersetzungen „Hoffnung für Alle“ und aus der „Gute Nachricht Bibel 2018“ zitiert, und auch einige andere Bibelübersetzungen benutzt. Die jeweils benutzte Version ist immer hinter der Bibelvers-Angabe angeführt.

Abkürzungen:

HFA – Hoffnung für Alle

GN – Gute Nachricht Bibel 2018

Schlachter – Schlachter 2000

 


[1] PTBS = Posttraumatische Belastungsstörung

[2] https://www.mkgandhi.org/articles/gandhi_christ.html