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Das Spiegelprinzip - Kapitel 43 - Völkermord an den Amoritern

veröffentlicht Feb 08, 2024 von Adrian Ebens in Der Charakter Gottes
Übersetzt von Franziska Bunkus, editiert von Jutta Deichsel
140 Treffer

Kapitel 43 - Völkermord an den Amoritern

Vergeblich suchen wir nach einem Bericht von Mose, dass die Kinder Israel Buße taten, ihre Sünden bekannten und zu einer tieferen Wertschätzung des Charakters Gottes gelangten, wie Jesus ihn uns offenbart. Wie Pharao schrien sie erst auf, wenn sie die Folgen ihres eigenen Fehlverhaltens zu spüren bekamen. Ihr Versäumnis, Buße zu tun, hielt den Riss offen und verursachte weitere Schwierigkeiten. Es scheint leider so, dass das Volk Gottes diese dunkle Geschichte durchlaufen musste, um aufzuwachen und den Wert einer besseren Lebensweise zu erkennen.

Seitdem sie vierzig Jahre zuvor die Amalekiter geschlagen hatten, verzeichnete Israel bis zu ihrem Sieg über die Kanaaniter in Arad keinen größeren Sieg. Als sie sich den Amoritern näherten, hielten sie sich an das Protokoll, andere Völker um Erlaubnis zum Durchzug zu bitten.

Sihon, der König der Amoriter, lehnte ihre Bitte ab und stellte eine Armee auf, um Israel anzugreifen. Wie der Angriff der Amalekiter vierzig Jahre zuvor, der aus Israels Murren gegen Gott resultierte, so wurden auch die Amoriter von Satan angestachelt, Israel aus demselben Grund anzugreifen.

Die Reaktion der Amoriter auf Israels höfliche Bitte besiegelte ihr Schicksal. Gott konnte sie nicht mehr vor den Folgen ihrer skrupellosen Entscheidung zum Angriff beschützen. Israel hatte Gott geschworen, die Kanaaniter in Arad zu vernichten, und ermutigt durch diesen Sieg setzten sie ihren Weg des Tötens fort. König Sihon erntete die natürlichen Folgen seines Mordes an den Moabitern.

Heschbon war die Stadt des amoritischen Königs Sihon gewesen. Er hatte einst den moabitischen König, dem das Land vorher gehörte, angegriffen und das ganze Gebiet bis hinunter zum Arnon besetzt. (4.Mose 21,26 HFA)

Der Herr hätte die Amoriter verschont, wenn sie Israel erlaubt hätten, unbehelligt durch ihr Land zu ziehen. Gott hatte die Amoriter bereits 400 Jahre lang verschont und vor den vollen Konsequenzen ihrer Bosheit bewahrt. Der Herr sprach zu Abraham von den Amoritern und davon, dass ihr Gewissen noch nicht ganz abgestumpft war.

Sie aber sollen in der vierten Generation wieder hierherkommen; denn das Maß der Sünden der Amoriter ist noch nicht voll. (1.Mose 15,16 Schlachter)

Aber als Sihon Israel grundlos angriff, obwohl es offensichtlich war, dass Israel durch Gott geführt wurde, war das Maß ihrer Ungerechtigkeit voll. Der Herr konnte sie nicht länger vor den natürlichen Folgen ihrer Bosheit bewahren.

Wie Sihon säte, so würde er nun ernten. Gott bestrafte die Sünde der Amoriter mit der Sünde der Israeliten. Wir wiederholen den Punkt, dass Israels Weigerung, in den ewigen Bund einzutreten, indem sie versprachen, selbst alles zu tun, was Gott verheißen hatte, Israel in eine Lage brachte, in der sie selbst gegen die Kanaaniter kämpfen mussten, um das verheißene Land durch ihre eigenen Werke zu erobern. Der Herr war darauf beschränkt, Glauben in den Herzen von Männern des Krieges zu entwickeln, aber ach, wie gerne hätte Er sie die Wege des Friedens gelehrt - aber sie haben nicht gewollt.

Als Männer wie Josua und Kaleb im Glauben vorangingen und ihr Leben in Gottes Hände legten, entwickelte sich ihr Glaube. Gott konnte Seine Engel senden, um Israel in ihren Gefechten zu beschützen, wenn sie Glauben an Ihn zeigten. Sie brauchten Hilfe, denn nach 40 Jahren hatte Israel alle seine Kriegsmänner verloren. Nur der Schutz Gottes konnte Israel davor bewahren, von den erfahrenen amoritischen Kriegern abgeschlachtet zu werden.

Die Tatsache, dass Gott Israel beschützte, könnte leicht so verstanden werden, als wäre es Sein Wille, dass diese heidnischen Völker vernichtet wurden. Aber wir wissen, dass unser Vater nicht will, dass jemand verlorengehe, sondern dass jedermann Raum zur Buße habe (2.Petrus 3,9). Die Aussagen Christi im Neuen Testament über den Gebrauch des Schwertes sind der einzig richtige Weg, diese Geschichten über das Töten im Alten Testament zu lesen.

Wenn Israel doch nur willens gewesen wäre, aufmerksamer auf das zu hören, was Gott ihnen sagen wollte. Wenn sie doch nur geglaubt hätten, was Gott Mose 40 Jahre zuvor über Seinen Charakter gezeigt hatte.

Da kam der HERR hernieder in einer Wolke und trat daselbst zu ihm und rief aus des HERRN Namen. Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: HERR, HERR, GOTT, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue! der da bewahrt Gnade in tausend Glieder und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, und vor welchem niemand unschuldig ist; der die Missetat der Väter heimsucht auf Kinder und Kindeskinder bis ins dritte und vierte Glied. (2.Mose 34,5-7 Luther)

Liebe, Barmherzigkeit, Mitgefühl und Vergebung sind die Eigenschaften, die offenbart wurden, ebenso wie die Tatsache, dass die Menschen die Früchte ihrer Werke ernten würden, seien sie gut oder schlecht. Von Töten, Abschlachten oder Zerstören ist in dieser Beschreibung nichts zu lesen. Aber der Herr lässt sich herab, mit Israel zu arbeiten, trotz ihrer vorgefassten Meinungen und ihrer Vorliebe für Krieg und Tod. Wie unglaublich barmherzig ist unser Vater, dass Er mit Menschen wandelt, die Seinem Charakter so ignorant gegenüberstehen, und immer bis zum Letzten versucht, sie durch ihre verfinsterte Wahrnehmung ins Licht zu ziehen.

Wie wir in Kapitel 12 erörtert haben, ist die Erfahrung des Alten Bundes ein Dienst des Todes. (2.Korinther 3,7). Wenn der Mensch sich weigert, die Wahrheit anzuerkennen, benutzt Gott den Alten Bund als Spiegel. Er tut dies, indem Er zulässt, dass die falschen Vorstellungen des Menschen wachsen und überfließen, so dass der Mensch die Möglichkeit hat, seine Irrtümer deutlicher zu erkennen. Israel hätte im Licht der Erfahrung des Neuen Bundes wandeln können, aber nun ist dies der Weg, den das Volk gehen muss, um im Spiegel die wahre Verderbtheit ihrer Natur in ihrem Verlangen nach Krieg und Mord zu erkennen.

In den folgenden Jahrhunderten wurde Israel in viele Kriege verwickelt. Aber wie sie mit dem Schwert töteten, so wurden sie auch mit dem Schwert getötet - vor allem in ihrer Vernichtung durch Assyrien, Babylon und Rom. Ein Todesmarsch von über 1400 Jahren bis zur Zeit Christi, als endlich offenbar wurde, dass wir unsere Feinde lieben und nicht hassen und töten sollen.

Gott hat Seinen Charakter nicht verändert. Er war nicht im Alten Testament ein gewalttätiger Zerstörer und im Neuen Testament ein sanftes Lamm. Er ist immer derselbe geblieben, aber wir waren geblendet durch die Decke, die wir gemacht und übernommen haben und mit der wir die wahre Herrlichkeit Gottes verbergen wollten.

Nachdem Israel die Amoriter im Süden besiegt hatte, spähte es das nördliche Gebiet der Amoriter aus, das vom König Og regiert wurde. Der Herr spricht zu Israel in der Art und Weise, wie sie es verstehen, und sagt zu Mose:

Der HERR aber sprach zu Mose: Fürchte dich nicht vor ihm, denn Ich habe ihn mit Land und Leuten in deine Hand gegeben! Und du sollst mit ihm verfahren, wie du mit Sihon, dem König der Amoriter, verfahren bist, der in Hesbon wohnte! Und sie schlugen ihn und seine Söhne und sein ganzes Volk so, dass man ihm niemand übrig ließ, der entkommen wäre; und sie nahmen sein Land in Besitz. (4.Mose 21,34.35 Schlachter)

Wenn man die obige Übersetzung liest, hat man den Eindruck, dass Gott Israel befiehlt, diese Menschen abzuschlachten, einschließlich aller Frauen, Kinder und Babys. Entspricht das wirklich dem Charakter Gottes? Wenn wir das wörtliche Hebräisch lesen, entsteht ein anderes Bild.

Und Jehova sprach zu Mose: Fürchte dich nicht vor ihm, denn Ich habe ihn und sein ganzes Volk und sein Land in deine Hand gegeben, und du hast mit ihm getan, was du mit Sihon, dem König der Amoriter, getan hast, der in Hesbon wohnt. (4.Mose 21,34.35 engl.YLT)

Der Herr wusste, was Israel bereits in seinem Herzen gegen die Amoriter beschlossen hatte. Er kannte ihre Vorstellungen von einem Gott des Todes. Weil das Maß der Ungerechtigkeit bei den Amoritern voll war, beschützte Gott sie nicht mehr, aber Er bewahrte die Israeliten, weil ihre Ungerechtigkeit nicht voll war. Aber bedenken wir, dass auch Israels Maß irgendwann voll sein würde, wenn sie keine Buße tun. Als der Herr Mose sagte, er solle sich nicht fürchten, wollte Er Israels Glauben trotz ihrer falschen Vorstellungen von Seinem Charakter stärken, in der Hoffnung, dass sie bereit sein würden, Ihn zu einem späteren Zeitpunkt vollständiger anzunehmen - vor allem in der Person des Messias.

Ihr Sieg über die Amoriter hätte erneut Dankbarkeit und Vertrauen in den Schutz des Herrn hervorrufen sollen. Aber ihr Vertrauen in Kriege führte dazu, dass sie von Bileam auf Geheiß von Balak, dem König von Moab und Midian, verführt wurden. Wenn Gott Israel vor den Amoritern beschützen konnte, warum warnte Er sie dann nicht auch vor Balaks Plan, sie zu vernichten? Warum durchschauten Mose und die Israeliten Bileams Absichten nicht?

Eine mögliche Antwort auf diese Frage könnte in der Geschichte enthalten sein, in der Samuel den Amalekiterkönig Agag tötete. Nachdem Samuel dies getan hat, fürchtet er, dass Saul ihn töten würde, als Gott ihn beauftragte, David zum König zu salben (1.Samuel 16,1.2). Warum sollte Samuel Angst haben, es sei denn, dass sein Handeln einen Riss verursacht hatte, weil er gegen das sechste Gebot verstoßen hatte.

Als Samuel zum Haus Isais ging, um den Auserwählten des Herrn zu salben, wusste er nicht, welcher der Söhne Isais gesalbt werden sollte.

Als Isai und seine Söhne eintrafen, fiel Samuels Blick sofort auf Eliab, und er dachte: »Das ist bestimmt der, den der HERR als König auserwählt hat.« Doch der HERR sagte zu ihm: »Lass dich von seinem Aussehen und von seiner Größe nicht beeindrucken. Er ist es nicht. Denn Ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; Ich dagegen schaue jedem Menschen ins Herz.« (1.Samuel 16,6.7 HFA)

Konnte der Herr ihm nicht vorhersagen, wer der Auserwählte war, wie Er es auch bei Sauls Salbung getan und ihm genaue Anweisungen gegeben hatte?

Morgen um diese Zeit will Ich einen Mann aus dem Land Benjamin zu dir senden, den sollst du zum Fürsten über Mein Volk Israel salben, damit er Mein Volk aus der Hand der Philister errette; denn Ich habe Mein Volk angesehen, weil sein Rufen vor Mich gekommen ist! Sobald nun Samuel den Saul sah, ließ ihn der HERR wissen: Siehe, das ist der Mann, von dem Ich dir gesagt habe, dass er über Mein Volk herrschen soll! (1.Samuel 9,16.17 Schlachter)

Warum urteilte Samuel nach Äußerlichkeiten? Der Herr sprach immer noch zu Samuel, aber Er sagte ihm, dass keiner der älteren Söhne gesalbt werden sollte. Als David schließlich kam, sagte der Herr ihm, dass dieser der Richtige sei. Aber warum war diese Situation so anders als die Salbung Sauls, bei der es überhaupt keine Missverständnisse gab? Dämpfte sein Mord an Agag die Eindrücke, die Gottes Geist ihm geben wollte? Könnte das eine Erklärung dafür sein, warum die Israeliten Bileams Absichten nicht durchschauten – aufgrund all ihres Tötens?

 

 

Wir werden die weiteren Kapitel dieses Buches nach und nach veröffentlichen, sobald sie fertig übersetzt sind. Alle Kapitel findest du hier.

Das englische Original: Mirror Principle

Anmerkung: 

Der Autor Adrian Ebens hat in seinem neuen Buch „Das Spiegelprinzip“ (Mirror Principle) vorwiegend die englische Bibelübersetzung „New Living Translation“ benutzt. Um dem in unserer deutschen Übersetzung zu entsprechen, haben wir vorwiegend aus den deutschen Bibelübersetzungen „Hoffnung für Alle“ und aus der „Gute Nachricht Bibel 2018“ zitiert, und auch einige andere Bibelübersetzungen benutzt. Die jeweils benutzte Version ist immer hinter der Bibelvers-Angabe angeführt.

Abkürzungen:

HFA – Hoffnung für Alle

GN – Gute Nachricht Bibel 2018

Schlachter – Schlachter 2000