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Der Mondsabbat - neues Licht?

veröffentlicht Okt 24, 2021 von Torsten Maekler in Der Sabbat
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Hier und dort taucht im Internet jemand auf der darauf hinweist, dass wir als Adventisten zwar den Sabbat halten, aber nicht am richtigen Tag. Nach seiner Theorie liegt der biblische Sabbat nicht am Ende einer immer wiederkehrenden Abfolge von sieben aufeinanderfolgenden Tagen, die auf die Schöpfungswoche zurückgehen, sondern die Sieben-Tage-Zählung beginnt in jedem neuen Monat von vorne, ausgehend vom Neumondtag, welcher der erste Tag des Monats ist.

Dies klingt für unser Ohr und unsere Gewohnheit zunächst ungewöhnlich und wirft Fragen auf. Was geschieht am Monatsende mit den überzähligen Tagen? Hat man dort statt sechs aufeinanderfolgenden Werktagen nur einen oder gar keinen Tag zwischen dem letzten Sabbat und dem neuen Monatsanfang?

Ein solcher Kalender würde wie folgt aussehen:

usw.

Der Beginn des Monats bestimmt sich zudem nach der traditionell-jüdischen Methode; der Monatsanfang wird durch die Sichtung der Neumondsichel bestimmt. Daraus leitet sich auch der Name „Mondsabbat“ ab.

Das Ergebnis dieser Methode ist, dass der Sabbat in jedem neuen Monat auf einen anderen Wochentag fällt, da der Mond im Schnitt 29,5 Tage für eine Erdumrundung benötigt und somit die Mondmonate zwischen 30 und 29 Tagen alterieren [wechseln] und dadurch den Sabbat im Vergleich zu den 28 Tagen einer durchgehenden Sieben-Tage-Woche um ein oder zwei Tage verschieben.

Emotionales Argument

Man mag sich zunächst fragen, was Gott dazu veranlasst haben könnte, es so zu regeln, oder wieso Menschen auf eine solche Idee ansprechen (denn ein in jedem Monat auf einem anderen Werktag liegender Ruhetag bedeutet z.B. diverse Schwierigkeiten einer geregelten Arbeit nachzugehen). Der grundlegende Wunsch dabei ist, Gottes Gebote so genau zu befolgen, wie es nur möglich ist. Zusätzlich warnt uns Gott in Daniel 7,25, dass das „kleine Horn“ (das Papsttum) „Zeiten und Gesetz“ ändern wird. Und da das Papsttum auch Einfluss auf den heute üblichen Jahreskalender genommen hat (1582 z.B. bestimmte Papst Gregor XIII. den nach ihm benannten gregorianischen Kalender als für die Christenheit gültigen Kalender), bietet der Mondsabbatkalender einen emotionalen Fluchtweg, das Leben vom Papsttum so wenig beeinflusst zu gestalten wie es nur geht. Wobei ihn dies allein natürlich nicht automatisch zum richtigen Kalender macht. Die einzigen weltlich-historischen Aufzeichnungen einer Veränderung der Sieben-Tage-Reihenfolge kommt aus der frühisraelitischen Geschichtsschreibung nach der Landnahme (siehe dazu nächster Punkt „Historisches Argument“). Dies liegt jedoch weit vor dem Beginn des Wirkens des „Kleinen Horns“, so dass die dem Papsttum unterstellte Sabbatberechnungsveränderung der Warnung aus Daniel 7,25 nicht zugerechnet werden kann.

Gott bestimmte während des vierten Schöpfungstages die Gestirne dazu, Zeiten und Feste berechnen zu können. Paart man dies mit der angeblich unsicheren historischen Aufzeichnung darüber, ob der siebte Tag heute immer noch am gleichen Tag gehalten wird, wie ihn Gott seinerzeit in der Schöpfungswoche festgelegt hat, dann hat man eine solide emotionale Grundlage für den Mondsabbatkalender. Das Vertrauen in den Mond, zu bestimmen, wann der Sabbat ist, ist emotional viel größer als das Vertrauen auf die wenigen historisch-weltlichen Aufzeichnungen, dass es niemals eine Verschiebung des biblischen Ruhetags gegeben hat.

„Überaus trügerisch ist das Herz“,

sagt uns jedoch bereits Jeremia (17,9). An dieser Stelle müssen wir also aufpassen, dass unsere Emotionen uns nicht auf eine Reise mitnehmen, die Gott so nicht gewollt hat. Emotionen sollen nie die Grundlage dafür sein, eine Lehre anzunehmen. Erst dann, wenn die Logik – und dazu natürlich die biblische Herleitung – passt, dürfen und sollen wir uns über neues Licht freuen. Die Frage ist also: Passt die biblische Herleitung des Mondsabbats?

Historisches Argument

Bevor wir auf die weltlich-historischen Argumente eingehen, wollen wir eine andere Frage stellen: Wie wichtig ist Gott sein Sabbat? Die Bibel zeigt deutlich, dass es Gott mit dem Sabbat sehr ernst nimmt und auch sehr genau. Man sollte also annehmen, dass er die Einhaltung und Bestimmungsmethode seines Sabbattages, so wie er ihn festgelegt hat, eindeutig aufgezeichnet hat – und dass er darüber wacht, dass neue Generationen auch die Möglichkeit haben, den korrekten Sabbattag herauszufinden.

Der neue Monat wurde vor dem heute im Judentum üblichen fixen Kalender durch die Sichtung der Mondsichel bestimmt. Wurde sie gesichtet, wurde der darauffolgende Tag als Neumondtag proklamiert und begann den neuen Monat. Aber wo können wir in der Bibel darüber lesen, dass Gott die Bestimmungsmethode so festgelegt hat?

Eine Regelung, wann ein Neumondtag ist, gibt es in der Bibel nicht. Als Tag wird er von Gott häufig erwähnt – jedoch sagt er nie, wie er zu bestimmen ist. Schaut man sich die unterschiedlichen und teils sehr detaillierten Varianten der Bestimmungsmethoden an, die es dazu gibt, und bedenkt dabei, wie wichtig Gott sein Sabbat ist, ergibt sich daraus die Frage, wieso Gott keine eindeutige Methode hat aufzeichnen lassen. Speziell, wenn davon die Bestimmung seines korrekten Sabbattages abhängig ist.

Wir werden uns später noch genauer anschauen, wo Gott in der Weltgeschichte eingegriffen hat, damit sein Volk auch den wahren Sabbattag erkennen und halten konnte. Zunächst jedoch das Thema der weltlich-historischen Argumente.

Zum Erstaunen vieler gibt es historische Aufzeichnungen aus der jüdischen Enzyklopädie, die aussagen, dass das jüdische Volk den Sabbat einst nach dem Mond berechnete – genauso wie Mondsabbathalter dies heute tun. In der Universalen Jüdischen Enzyklopädie lesen wir auf Seite 410:

„Sabbat und Neumond tauchen beide periodisch im Verlauf des Jahres auf. Der Sabbat war ursprünglich vom Mondzyklus abhängig, der Neumond ist es heute noch.“

Bei der Suche im Internet nach Bestätigung dieser Quelle findet man weitere Informationen in der Jüdischen Enzyklopädie. Sie wirft mehr Licht auf diese Aussage zum Mondsabbat. Wir lesen dort unter dem Thema „Der Sabbat“:

„Möglicherweise lunaren Ursprungs – Kritische Sichtweise: Der Ursprung des Sabbats, genauso wie die wahre Bedeutung des Namens, ist unklar… . Er war möglicherweise ursprünglich irgendwie mit dem Mondkultus verbunden, wie sich durch das häufige Erwähnen vom Sabbat und Neumondfesten im gleichen Satz erahnen lässt. Die alten Semiten beteten den Mond und die Sterne an. (…) Der Sabbat war in Israels nomadischer Phase abhängig von der Beobachtung der Mondphasen und kann nach dieser Sichtweise kein fixer Tag gewesen sein. Als die Israeliten im Land siedelten und Bauern wurden, machte ihr neuer Lebensstil es wünschenswert, dass der Sabbat in gleichmäßigen Abständen stattfand, und dieser ersehnte Wandel wurde dadurch vereinfacht, dass sie ihre alte Mondreligion aufgegeben hatten. [1]“

Schauen wir uns aufmerksam einige Passagen dieses Textes an. Beginnen wir mit „Möglicherweise“: Hier wird dem Leser eine Sichtweise dargestellt, wie wir sie in weltlichen Dokumenten häufig finden: markiert durch das Schlüsselwort „Möglicherweise“ wird statt einer belegbaren Information eine Spekulation angeboten. Aus der Tatsache, dass das jüdische Volk ursprünglich aus einer Region kam wo es Mondkulte gab, müssen sie ebenfalls Mondanbeter gewesen sein. Hier wird aus dem historisch-geografischen Ursprung des Volkes eine Vermutung geäußert, die aber nicht historisch zu belegen ist. Gleiches gilt für die Vermutung, dass es nach der Landnahme wünschenswert war, den alten Mondzyklus aufzugeben – etwas, das für eine von Gott verordnete Anweisung zum Sabbat und der Ernsthaftigkeit, mit der das jüdische Volk in allen Zeiten seinen gottgegebenen Traditionen Bewahrung gegeben hat, kaum vorstellbar ist. Schaut man sich z. B. die Zeitdauer an, welche das jüdische Volk benötigte um von einem variablen Monatskalender zum heute üblichen 19-Jahre-Zyklus-Kalender zu wechseln (ca. 4. bis 12. Jahrhundert), wird deutlich, wie wenig flexibel dieses Volk ist, wenn es um seine Traditionen geht. Nicht umsonst hatte Gott sich genau dieses Volk erwählt um seine Worte in höchster Präzision für die Nachwelt zu erhalten.

Was hat die Überschrift „Kritische Sichtweise“ zu sagen? Die Antwort hierzu finden wir in der Einleitung der Enzyklopädie. Dort steht unter „Literatur – Bibel“:

„Die Kritische Sichtweise gibt die Meinung der sogenannten ‚Höheren Bibelkritik’ über die Quellen und Richtigkeit biblischer Aussagen wieder. [2]“

Dieses Eingeständnis sagt einiges aus. Die Mondsabbattheorie basiert auf der Höheren Bibelkritik und nicht auf historischen Fakten aus der jüdischen Geschichtsschreibung. D. h., das Ziel, die emotionale Unsicherheit darüber, wann wirklich Gottes Sabbat ist, von weltlich-historischen Aufzeichnungen zu lösen, tauscht man beim Mondsabbat letztlich nur gegen die unsicheren Vermutungen der Höheren Bibelkritik ein – zumindest, was die weltlichen Quellen angeht.

Es dürfte grundsätzlich klar sein, dass wir als Christen uns niemals in unseren Glaubensüberzeugungen auf weltlichen Ansichten, egal aus welcher Quelle sie kommen, stützen dürfen. Nein, um wirklich herauszufinden, ob der Sabbat tatsächlich an den Monatsanfang gebunden gewesen ist, müssen wir in die Bibel schauen – allein in die Bibel. Dies wollen wir nun tun.

Biblisches Argument

Da in der Bibel keine klare Anweisung Gottes zu finden ist, den Sabbattag nach dem Mondzyklus festzulegen, kann eine Begründung dafür nur indirekt abgeleitet werden. Mondsabbathalter tun dies in drei Schritten:

  1. Eine Verbindung vom Siebten-Tags-Sabbat zu den hebräischen Festen wird hergestellt.
  2. Es wird gezeigt, dass Sonne und Mond von Gott bestimmt worden sind, die Feste zu berechnen – und damit nach a) auch den Sabbat.
  3. Ein biblisches Beispiel wird angeführt, wo das jüdische Volk den Sabbat an einem der möglichen Mondsabbattage (8., 15., 22., 29. des Monats) gehalten hat

a. Der Sabbat – ein Fest des Herrn?

In 3. Mose Kapitel 23 werden alle Feste und Festzeiten aufgezählt, die zwischen Gott und dem Volk bestehen. In Vers 3 lesen wir vom Siebten-Tags-Sabbat:

„Sechs Tage lang soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist ein Sabbat der Ruhe, eine heilige Versammlung; da sollt ihr kein Werk tun; denn es ist der Sabbat des Herrn, in allen euren Wohnorten.“

Da zuvor in den Versen 1 und 2 von Festzeiten gesprochen wird, zählt der Sabbat also zu den Festzeiten. Man beachte aber folgendes: in Vers 4 gibt es eine Wiederholung der Aussage, was die Feste des Herrn sind. Daraufhin folgt die sehr ausführliche Aufzählung aller uns bekannten jüdischen Festzeiten (Verse 5 bis 44). Der Sabbat wird also gesondert aufgeführt und mit Betonung an den Anfang gesetzt. Im Vergleich zwischen der Einleitung für den Sabbat und der Einleitung für die weiteren Feste wird der Unterschied in der Handhabung beider deutlich:

V2 (Sabbat):

"Dies sind die Feste [moed] des Herrn, zu denen ihr heilige Festversammlungen einberufen sollt. Sechs Tage lang soll man arbeiten, aber am siebten Tag ist ein Sabbat der Ruhe, eine heilige Versammlung; da sollt ihr kein Werk tun; denn es ist der Sabbat des Herrn, in allen euren Wohnorten."

V4 (Weitere Feste):

"Dies sind aber die Feste [moed] des Herrn, die heiligen Versammlungen, die ihr zu festgesetzten Zeiten [moed] einberufen sollt:"

[moed], hebräisch: Fest, Festzeit, fixer Termin

Gott legt in diesem Text nicht nur eine einzige Art von Festzeit fest, sondern zwei voneinander getrennte: Die Sabbatfestzeit und die Jahreszyklusfestzeit. Und interessanterweise keine Monatszyklusfestzeit. Wenn der Siebten-Tags-Sabbat also durch den Monatszyklus festzulegen ist, wieso wird dieser hier nicht erwähnt?

Aus dem Text kann man ersehen, dass Gott zwei voneinander getrennte moed, also Zyklen festlegt:

  1. die Sieben-Tage-Reihenfolge von sechs Arbeits- und einem Sabbattag
  2. den Jahreszyklus mit seinen Jahresfesten

Ja, der Sabbat ist nach diesem Text wirklich ein Fest des Herrn. Allerdings zeigt der Kontext, dass der Siebten-Tags-Sabbat vom Jahreszyklus getrennt zu betrachten ist – und einen Hinweis darauf, dass der Sabbatzyklus an den Monatszyklus gekoppelt ist, fehlt völlig.

b. Berechnungsgrundlage für die Feste

Gott erschuf das Universum und alles wurde von ihm mit einem Sinn und Zweck geschaffen. So lesen wir in 1. Mose 1,14:

„Und Gott sprach: Es sollen Lichter an der Himmelsausdehnung sein, zur Unterscheidung von Tag und Nacht, die sollen als Zeichen dienen und zur Bestimmung der Zeiten und der Tage und Jahre“

Dieser Punkt ist eindeutig. Eine der Funktion der Gestirne ist es, mit ihnen den Kalender zu berechnen. Gott selbst benutzt sie auf diese Weise. Da jedoch wie unter Punkt a) gezeigt wurde, dass zwischen Sabbatwochenzyklus und Monats- und Jahreszyklus keine Verbindung besteht, fehlt auch die Verbindung zwischen Gestirnen und dem Siebten-Tags-Sabbat. Wie leicht wäre es für Gott hier gewesen, zu sagen, dass seine Sabbate immer am 8., 15., usw. in Abhängigkeit des Neumondtages zu halten sind?

c. Wann wurde der Sabbat gehalten?

Die Besonderheit des Mondsabbats ist, dass Sabbate nur am 8., 15., 22. und 29. des Monats auftauchen können. Dies kann bei einem kontinuierlichen Wochenzyklus natürlich ‚zufällig’ auch geschehen, aber niemals in mehr als zwei aufeinander folgenden Monaten (Februar-März in Nicht-Schaltjahren) – in einem Mondsabbatkalender ist es aber kontinuierlich jeden Monat so. Um die Theorie also bestätigen zu können, benötigt man eine Aufzeichnung von mindestens drei aufeinanderfolgenden Monaten, in denen der Sabbat an einem dieser vier Tage liegt. Es gibt in der gesamten Bibel interessanterweise nun nur eine derartige Aufzeichnung einer Phase von drei aufeinanderfolgenden Monaten: die Monate des Auszugs aus Ägypten bis zur Ankunft am Berg Sinai.

c.1. Erster Monat – Der Auszug aus Ägypten

In 2. Mose 12, 1-11 lesen wir über den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Gott sprach mit Mose und teilte ihm mit, dass dieser Monat für das Volk der erste Monat des Jahres sein, und dass sie am 10. des Monats ein Lamm nehmen und für den 14. vorbereiten sollten. Am 14. sollte es dann geschächtet, am Feuer gebraten und am Abend verzehrt werden (mit dem Blut wurden die Türpfosten bestrichen). Blieb etwas übrig, dann musste es am kommenden Morgen verbrannt werden. In den Versen 14 bis 20 gibt Gott weitere Details über die nachfolgenden sieben Tage, die Zeit der ungesäuerten Brote.

Liest man diese Verse im Zusammenhang, fragt man sich, wo hier etwas darüber gesagt wird, wann und wo die Sabbate des Herrn stattgefunden haben, da der Sabbat im Text direkt gar nicht erwähnt wird. Um nun etwas über die Sabbate zu erfahren werden in der Argumentation die Zeitebene des Auszug aus Ägypten mit der Zeitebene der Kreuzigung Jesu im Neuen Testament miteinander verbunden. Aus den im NT angegebenen Zahlen und Daten werden Rückschlüsse auf die entsprechenden Tage im Auszugsmonat abgeleitet.

Johannes 19,14 und 31 besagen, dass der Tag der Kreuzigung Jesu der Rüsttag (=Freitag) vor dem Passafest und des Sabbats war, also der sechste Wochentag. Deshalb, so die Schlussfolgerung, muss das Schlachten und Verzehren des Passalammes am 14. Tag des Auszugsmonat ebenfalls am sechsten Wochentag gewesen sein, denn das Passafest sollte Jesu Opfer am Kreuz vorschatten.

Dieses Argument hält aus zwei Gesichtspunkten nicht stand. Erstens: wenn man aus den drei Monaten des Auszugs heraus beweisen will, dass der Sabbat an bestimmten Tagen gewesen ist, kann man dies nicht aus einem anderen Monat in die drei Monate hinein lesen. Anders gesagt, es wird vorausgesetzt, dass die Mondsabbattheorie richtig ist, und weil dieser Kalender bei Jesu Kreuzigung Anwendung fand, muss es im Auszugsmonat auch so gewesen sein. Dies ist ein klassischer Zirkelschluss und damit kein Beweis.

Zweitens: wir lesen in Lukas 22,7-18 über den Abend vor Jesu Kreuzigung (also den fünften Wochentag). Hier feiert Jesus das Passafest zusammen mit seinen Jüngern. Wenn das Passafest genau an dem Tag zu feiern ist, wo es Jesu Kreuzigung vorschatten sollte, dann hätte das Passamahl zur gleichen Zeit stattfinden müssen, wie die Kreuzigung selbst. Jesus feierte es jedoch am Abend zuvor. Demnach kann man aus den Tagen um Jesu Kreuzigung keine Rückschlüsse auf den Auszugsmonat ziehen.

Nun wirft die Theorie, dass der 15. Tag ein Sabbattag ist ein weiteres Problem auf. Um zu belegen, dass der 15. Tag ein Sabbattag war, wird die Behauptung aufgestellt, dass Gott sein Volk nicht an einem Ruhetag ausziehen lassen würde. Dies ist eine durchaus nachvollziehbare Aussage, allerdings wird sie so von Gott nie gemacht. Um Jericho musste das Volk z. B. auch sieben Tage in Folge ziehen; was bedeutet, dass mindestens einer der Tage ein Sabbat gewesen sein muss. Oder Jesus, der uns im NT ermahnt, darum zu beten, dass unsere Flucht nicht an einem Sabbat geschehen soll. Dies zeigt zwar, dass es ihm wichtig ist und er wohl alles tun würde, dass wir nicht an einem Sabbat fliehen müssen; jedoch schließt er es nicht kategorisch aus, dass es doch geschehen kann.

Nun lesen wir aber folgendes in 4. Mose 33,3:

„Sie brachen auf von Ramses im ersten Monat, am fünfzehnten Tag des ersten Monats; am Tag nach dem Passah zogen die Kinder Israels aus durch höhere Hand, vor den Augen aller Ägypter,“ und dann in 5. Mose 16,1: „Halte den Monat Abib, und feiere dem Herrn, deinem Gott, das Passah; denn im Monat Abib hat dich der Herr, dein Gott, bei Nacht aus Ägypten herausgeführt.“

Im gewohnt-biblischen Verständnis, dass ein Tag aus den zwei Phasen Nacht und Tag besteht, also von Abend zu Abend verläuft, sind diese zwei Aussagen der eindeutige Beleg, dass der Auszug innerhalb der 24 Stunden nach dem Passafest geschehen ist und nicht erst eine weitere Nacht später. Wir finden dies bei Ellen White bestätigt:

„Um Mitternacht ‚ward ein großes Geschrei in Ägypten; denn es war kein Haus, in dem nicht ein Toter war’. (2. Mose 12,30). (…) Er [Pharao] ließ Mose und Aaron noch in der Nacht rufen und sprach: „Macht euch auf und ziehet weg aus meinem Volk, ihr und die Kinder Israel. Geht hin und dienet dem Herrn, wie ihr gesagt habt. (…).“ Auch die Ratgeber des Königs und die Ägypter drängten das Volk und trieben es eilends aus dem Lande; denn sie sprachen: Wir sind alle des Todes’. (2. Mose 12,31-33). {PP 255.3}.

Aufbruchsbereit, mit Sandalen an den Füßen und dem Stab in der Hand, hatte das Volk Israel schweigend und ehrfürchtig, aber voller Hoffnung auf den Befehl des Königs gewartet, der sie ausziehen hieß. Ehe noch der Morgen graute, waren sie auf dem Wege. (…) {PP 256.1}.“

Diese Aussagen passen nicht in das Konzept des Mondsabbats, denn in diesem Modell muss das Volk den Sabbat tagsüber gewartet haben und erst ab Abend nach dem Sabbat losgezogen sein. Bibel und Geist der Weissagung zeigen jedoch, dass es keine derartige Wartephase gegeben hat. Unter der Annahme, dass Gott den Auszug als Werktagsarbeit ansieht, dürfte klar sein, dass der 15. Tag des Auszugsmonat kein Sabbattag des Herrn gewesen sein kann. Sollte es doch ein Sabbat gewesen sein, dann lässt sich das aus den Texten nicht ableiten, denn dann hätte die Wartephase explizit erwähnt werden müssen.

c.2. Zweiter Monat – Das Manna

In 2. Mose Kapitel 16, 1-2 lesen wir über die Ankunft des Volkes Israel in der Wüste Sin:

„Und sie brachen auf von Elim, und die ganze Gemeinde der Kinder Israels kam in die Wüste Sin, die zwischen Elim und Sinai liegt, am fünfzehnten Tag des zweiten Monats, nachdem sie aus dem Land Ägypten gezogen waren. Und die ganze Gemeinde der Kinder Israels murrte gegen Mose und gegen Aaron in der Wüste.“

Es gibt eine zweite Lesart, wo die Ankunft nicht auf dem 15. Tag des Monats liegt. In der Septuaginta steht:

„Und sie brachen auf von Elim, und die ganze Gemeinde der Kinder Israels kam in die Wüste Sin, welche zwischen Elim und Sinai liegt; am fünfzehnten Tag des zweiten Monats, nachdem sie aus dem Land Ägypten gezogen waren, murrte die ganze Gemeinde Israels gegen Mose und Aaron in der Wüste.

Hier findet nicht die Ankunft am 15. Tag statt, sondern das Murren. Wichtig für die Mondsabbattheorie, denn nach ihr darf der 15. Tag kein Reisetag sein. Doch noch wichtiger ist: In den weiteren Versen kündigt Gott das Manna an – und, so wird nun behauptet, soll das Manna nicht nur dazu dienen, sie zu nähren, sondern auch zeigen, wann der Sabbat des Herrn ist. Ist dies eine korrekte Vermutung? Der Text sagt nicht, dass das Manna dazu dienen soll.

Wann der richtige Sabbat ist, soll nach der Mondsabbattheorie durch die Gestirne bestimmt werden. Bedenken wir, dass wir uns bereits im zweiten Monat des Auszugs befinden, d.h. das Volk hatte bereits die Möglichkeit, durch einen Neumond zu bestimmen, wann der korrekte Sabbattag ist. Wieso sollte Gott mit der Anzeige seines richtigen Sabbattages also warten und ihn durch das Manna ankündigen, wenn seine Hauptmethode der Bestimmung der Mond ist?

Der einzige Grund, das Manna dafür zu benutzen, ist die Vermutung, uns heute im Rückblick auf seinen Mondkalender hinzuweisen. Das wäre jedoch viel einfacher gegangen, wenn er dazu seine Hauptmethode und keine Manna-Hilfsmethode verwendet hätte. Denn das Manna als Bestimmungskennzeichen setzt einige Vermutungen voraus, damit sie anwendbar ist.

Wenn das Volk also am 15. Tag murrte und das Manna daraufhin am 16. Tag zum ersten mal fiel, dann muss man davon ausgehen, dass Gott es auch wie angekündigt für sechs weitere Tage hatte fallen lassen. Hätte er das nicht, würde der 22. Tag des Monats kein Sabbattag sein.

Man muss also voraussetzen, dass der 16. Tag der erste Mannafalltag war; man muss davon ausgehen, dass das Manna sechs Tage in Folge gefallen ist; man muss voraussetzen, dass das Murren am 15. Tag geschehen ist (hätte das Volk damit nicht sogar noch den Sabbattag entheiligt?), usw. Also wie beim ersten Monat einen Zirkelschluss ziehen.

Ob nun die Septuaginta oder der masoretische Text die korrekte Lesart beinhaltet, können wir durch die inspirierte Schrift erkunden. Ellen White schrieb:

„Am 15. Tag des zweiten Monats nach dem Verlassen Ägyptens kamen die Kinder Israels in der Wüste Sin an“ (Review & Herald, 30. August 1898, Abs. 3)

Ellen White ist also mit dem masoretischen Text im Einklang. Damit lässt sich der Tag des Murrens definitiv nicht auf den 15. Tag festlegen, wodurch der erste Tag des Mannafalls ebenso nicht auf den 16. Tag festgelegt werden kann. Insofern gibt es auch im zweiten Monat keine eindeutigen Beweise, dass die Sabbate Mondsabbattage waren.

c.3. Dritter Monat – Sinai

In 2. Mose 19,1 lesen wir:

„Im dritten Monat nach dem Auszug der Kinder Israels aus dem Land Ägypten kamen sie an eben diesem Tag in die Wüste Sinai.“

Eine genauere Untersuchung der Worte „an eben diesem Tag“ zeigt, dass damit der gleiche Tag im Monat gemeint ist, welcher bereits in den zwei Vormonaten herausgestochen ist: dies ist der 15. Tag des Monats. Doch das gesamte Kapitel sagt wiederum nichts darüber, was für ein Tag das gewesen sein könnte. Schauen wir zurück zum ersten Monat, dann erinnern wir uns, dass es ein ganz normaler (Ab-)Reisetag für das Volk gewesen ist. Dies muss er deshalb auch hier gewesen sein. Woher kann man nun ableiten, dass der 15. Tag ein Sabbat gewesen ist?

Eine mögliche Antwort wird aus 3. Mose 23,15-22 hergeleitet: Dem Wochenfest. Der 16. Tag des ersten Monats ist der Tag der Darbringung der Erstlingsgarbe. Ab diesem werden sieben volle Wochen gezählt und ein Tag hinzu addiert (7×7 Tage + 1 Tag = 50). Damit kommt man allerdings selbst nach den Tagen im Mondsabbatkalender nur auf den 6. Tag des dritten Monats und nicht auf den 9. Tag. Dies ist aber um den Mondsabbatkalender zu beweisen notwendig.

Mondsabbat - Pfingstzählung

Nicht nur dies, die Richtigkeit des Mondsabbatkalenders wird vorausgesetzt, damit das Wochenfest genutzt werden kann, um den Mondsabbatkalender zu beweisen. Der 16. Tag muss dementsprechend ein erster Wochentag sein, sonst würde die Berechnung auf den 9. Tag des dritten Monats erst gar nicht funktionieren. Wiederum liegt hier ein Zirkelschluss vor, da wir bereits im ersten Monat gesehen haben, dass sich der Sabbattag nicht auf einen der Mondsabbattage festlegen lässt.

Der Bibeltext erwähnt in Vers 16 zudem, dass genau 50 Tage zwischen dem Tag der Erstlingsgarbe und der Feier des Wochenfestes sind. Die genaue Lesart des Bibeltextes sagt, dass man sieben Wochen zählen soll und einen Tag hinzuaddieren. Hieraus leitet man ab, dass die Neumond- und Brückentage in den 50 Tagen nicht mitgezählt werden sollen. Zählt man auf diese Weise, kommt man auf „nur“ 50 Tage:

Mondsabbat - Pfingstzählung2

Also auch hier wird wiederum die Richtigkeit des Mondsabbatkalenders vorausgesetzt, um sich selbst zu beweisen und auf dem 9. Tag des dritten Monats zu kommen. D. h. auch der dritte Monat liefert somit letztlich keinen Beweis für einen der Mondsabbattage.

Gott wacht über seinen Sabbat

Es ist richtig, dass wir uns nicht auf weltliche Quellen verlassen sollen, wenn sie schreiben, dass die Sieben-Tage-Reihenfolge nie unterbrochen worden ist. Was wir machen können ist, auf Gottes Wirken zu schauen, ob und wie er seinen Sabbattag bewahrt hat. Er tat dies tatsächlich beim alten Volk Israel während des Auszugs aus Ägypten – durch den Mannafall – und nicht durch Beachtung der Mondphasen. Wenn der richtige Sabbattag tatsächlich irgendwann davor verloren gegangen ist, dann hat Gott ihn spätestens hier höchstpersönlich wieder dadurch etabliert, dass am Sabbat kein Manna fiel. Dieser Wochenrythmus begleitete sie auf den nächsten 40 Jahren ihrer Reise – sie sollten die Sieben-Tage-Abfolge bis dahin gelernt haben.

Doch der Stab ging vom Volk Israel weiter an die Christenheit. Als Jesus hier auf Erden war, unternahm er keine Anstalten, den Tag des Sabbats zu verschieben, sondern hielt im Gegenteil selber den Sabbat der Juden. Die Bibel zeichnete nur auf, dass sich Jesus gegen das stellte, was sein Volk am Sabbat tat oder verboten hatte – niemals gegen die Zeit des Sabbats selbst. So bekam die Christenheit den richtigen Sabbat mit auf den Weg. Doch die Gemeinde wurde durch die Zeit der römischen Kirche arg gebeutelt. Wer kann schon sagen, dass wir heute, 2.000 Jahre später, immer noch den gleichen Ruhetag halten, wie damals zu Jesu Zeiten? Hier kommt tatsächlich Gottes Endzeitvolk ins Spiel. Gott erschuf sich ein neues Volk, das seine Botschaft in der letzten Zeit verkündigen sollte. Und er gab ihnen die Erkenntnis, dass ihm sein Sabbattag wichtig ist. Doch es gab unterschiedliche Ansichten, wann der Sabbattag anfängt: bei Sonnenaufgang, bei Sonnenuntergang, oder fix um 18 Uhr abends. Durch Bibelstudium gelangte Gottes Volk zu der Erkenntnis, dass der Sabbat von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang zu halten ist. Dies wurde Ellen White in zwei Visionen bestätigt. Sie schrieb:

„Ich sah, dass es so war, ‚Von Abend zu Abend sollt ihr eure Sabbate feiern.’ Sprach der Engel, ‚Nimm das Wort Gottes wie es geschrieben steht, verstehe und du kannst nicht irren. Lies sorgfältig, und du wirst darin finden, was Abend ist, und wann es ist.’ Ich fragte den Engel, ob die Missbilligung Gottes auf seinem Volk gelegen hat für die Art, wie sie seinen Sabbat begangen haben. Ich wurde zurückgeführt auf das erste Auferstehen des Sabbats. Ich folgte dem Volk Gottes bis zu dieser Zeit, und sah nichts, das Gott missfallen oder missbilligt hätte. Ich erkundigte mich, warum es so ist, dass wir zu dieser späten Stunde einen Wechsel in der Zeit den Sabbat zu begehen durchführen müssen. Spricht der Engel, ‚Ihr werdet verstehen, aber nicht jetzt, nicht jetzt.’ Der Engel sagte dann, ‚Wenn Licht kommt und dieses Licht beiseite getan oder abgelehnt wird, dann kommt Verdammung und das Missfallen Gottes; aber bevor das Licht kommt, gibt es keine Sünde, denn es gibt kein Licht, das sie zurückweisen können.’ Ich sah, dass es im Geiste einiger war, dass der Herr ihnen gezeigt hätte, dass der Sabbat um 18 Uhr beginnt, wobei ich nur gesehen hatte, dass er am ‚Abend’ begangen werden sollte, und dass es geschlussfolgert wurde, dass Abend 18 Uhr heißt. Ich sah, dass sich die Diener Gottes zusammenstellen und zusammenrücken müssen.“ {4bSG 3.3} – 20. Nov. 1855

Ellen White bezog sich auf eine Vision aus 1848, wo ihr gezeigt wurde, dass der Sabbat nicht am Morgen, sondern am Abend beginnt (1 BIO 323.3 aus RH 30. Aug 1864)

Dass der Sabbat nach dem Mondkalender zu berechnen ist, ist eine Erscheinung der Neuzeit. Genauer gesagt: eine Erscheinung der 1990er Jahre. Diese Bewegung begann nicht innerhalb der Adventgemeinde, sondern im protestantisch-christlichen Bereich – einem Bereich, der seit der Verkündigung der Dreifachen Engelsbotschaft von Gott als Babylon angesehen wird. Erst später griff die Idee auf die Adventgemeinde über.

Eine detaillierte Beschreibung dessen, wie Gott in seinem Volk bezüglich des Sabbats wirkte, könnt ihr in den Links nachlesen. James White führt alle hierzu relevanten Punkte klar und deutlich auf.

Fazit

Wie eindeutig zu erkennen ist, können weder die drei Monate des Auszugs die Mondsabbattheorie biblisch bestätigen, noch lässt es sich historisch oder emotional beweisen, dass Gott es jemals vorgehabt hat, seinen Sabbat abhängig vom Mond stattfinden zu lassen. Dennoch ist jeder, den dieses Thema bewegt, von Gott aufgerufen, es für sich selbst zu studieren und nicht blind dieser oder irgendeiner anderen Ausarbeitung zu folgen. Jeder muss sich für das, was er glaubt, individuell rechtfertigen können. „Prüft alles, das Gute behaltet.“ (1. Thessalonicher 5,21). In diesem Sinne wünschen wir euch Gottes Segen beim Studium.

Als weiterführende Lektüre empfehlen wir die folgenden (englischen) Artikel, welche in der Gründungszeit unserer Gemeinde geschrieben wurden und alle relevanten Aspekte des Sabbats abdecken.

 

J.N. Andrews: „Time for Commencing the Sabbath“, in deutsch: "Die Zeit für den Sabbatanfang"

http://ellenwhite.org/content/file/time-commencing-sabbath-df-163-d#document

 

J.N. Andrews: „History of the Sabbath“:

https://archive.org/details/historyofsabba00andr

 

James White über die Sabbatvisionen seiner Frau:

http://docs.adventistarchives.org/docs/RH/RH18680225-V31-11__B.pdf

 

Ellen Whites Aussagen über die Höhere Bibelkritik und den Sabbat können hier nachgelesen werden:

 

Höhere Bibelkritik:

Education, S. 227; Ministry of Healing, S. 142; Bible Echo, June 1, 1893, Abs. 13; Bible Echo, February 1, 1897, Abs. 9; Acts of the Apostles, S. 474

 

Der Sabbat:

Testimonies Vol.1, 300.1 – Dies wurde 1862 geschrieben, zu einer Zeit als die gesamte Gemeinde den wahren Sabbat des 4. Gebotes erkannt hatte. Diese Wahrheit ist ein Anker für uns in dieser Zeit.; Counsels on Health 491.2; Review & Herald, May 11, 1876, Abs. 19; Signs of the Times, March 20, 1879, Abs. 1; Signs of the Times, March 31, 1898; Ms 34, 1897, Seiten 9-10 bzw. Manuscript Releases Vol. 5, Seite 80, Abs. 1; Spiritual Gifts Volume 3, Seite 53, Abs. 1; The Spirit of Prophecy, Vol 4, 339.1